Die Wahrheit

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Anonymus
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Beitragvon Anonymus » 04.11.2010, 11:30

Die Wahrheit ist, dass mir nicht zu helfen ist.
Das weiß ich. Doch ich habe es noch nicht verinnerlicht.

Erst muss ich mein Studium schmeißen:
Ich habe ja doch keine Chance!

Erst muss ich zur Schule gehen,
die Jahrgangsstufen rückwärts durchlaufend,
mir dabei mehr Mühe geben als vorher:
Nur so lernt man die Lektion!

Erst muss ich bei meiner Mutter sein,
so lange vor Hunger schreiend,
bis sie nicht mehr antwortet.
Erst dann ist die Lektion gelernt!

Erst dann habe ich es verinnerlicht.
Erst dann werde ich den Mut haben,
wieder ich selbst zu sein.

keinsilbig

Beitragvon keinsilbig » 04.11.2010, 13:06

ein text, der mich mit einem nicht-fisch-nicht-fleisch-gefühl zurücklässt.
der inhalt an sich ist klar. die botschaft auch.

spätestens nach zeile 2 vielleicht auch zu deutlich:
Die Wahrheit ist, dass mir nicht zu helfen ist.
Das weiß ich. Doch ich habe es noch nicht verinnerlicht.


der nachfolgende "rest" wird dadurch nur noch ein um-sich-selbst-kreisen, wie es - aufgrund der indirekten zeichnung des charakters von LyrIch anzunehmen - schon die ganze zeit geschah im LyrIch. ohne perspektive auf tatsächliche veränderung.
somit ist der text eine selbst-mitleidig-erstarrte momentaufnahme mit unendlichkeitscharakter. keine erkenntnis ist hier geschehen und auch nicht zu erwarten. lediglich eine ahnung und ein oberflächliches "wahrnehmen" ist, was das LyrIch hier mitteilt. resignation (vielleicht auch ausdruck des eigenen leidens daran), ohne aber das dilemma, das andeuten würde, es bestünde durch einen leidensdruck auch aussicht auf ein anstreben eines auswegs daraus.

die idee des "erst muss ich ...noch", wäre an sich gut. auch als idee der rückführung an die "wurzel" des "übels".
doch jemand, der nicht "verinnerlicht" hat, klänge anders. würde nicht solche aussagen treffen.
und jemand, der endlich verinnerlichen können wollte, auch.

die leidensdruck ausübende zwickmühle zwischen "ich muss erst noch" (also das, was von außen als handlungsmuster anerzogen wurde) und "ich will...sein" (also das spüren der eigenen persönlichkeit und deren individueller bedürfnisse) fehlt hier im text. wäre aber aus meiner sicht erst "sinngebend" für den text, um seine aussage stimmig zu machen.

und sollte das thema das "um-sich-kreisen-ohne-willen-zur-weiterbewegung" sein, so ist es ebenfalls nicht deutlich genug als solches lesbar.

nicht fisch - nicht fleisch eben für mich.

insofern überzeugt mich der text nicht. idee und ansatz: gut. ausführung: noch vor der ersten bewegung versandet.
schade. ich lese hier eine verschenkte option.


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