Dornröschen/Den Lidstrich ...

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Anonymus
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Beitragvon Anonymus » 17.08.2012, 21:40

Den Lidstrich exakt gemalt
legt sie sich rosa aufs Laken
liest noch einmal die Zeichen
in ihrer Haut
und nimmt den Metallgeschmack
dieser Tage mit in den Schlaf
Zuletzt geändert von Anonymus am 18.08.2012, 20:10, insgesamt 1-mal geändert.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 18.08.2012, 00:38

Diese Zeilen hätten von mir sein können, sind sie aber nicht. ,-)

Es ist das Morbide, das hier voll meinen Nerv trifft.
Nach meiner Lesart hat sich eine Frau hier zum Sterben hingelegt (Suizid).
Vorher schminkt sie sich akkurat die Augen. Sie will eine schöne Leiche sein.

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 18.08.2012, 09:30

:)
Diese Zeilen hätten nicht von mir sein können...

;)

Ich habe gemischte Gefühle beim Lesen dieser Zeilen. Für mich funktionieren solche Texte nicht, weil sie auf dem begangenen Weg steckenbleiben.

Wenn ich dem Text nachspüre (und dazu lädt er durchaus ein, was wiederum für seine Qualität spricht) dann stört mich anfangs kaum, dann immer mehr, das "rosa" - es soll das Lebendige, das Kreatürliche der Haut ausdrücken, die dann doch von einem Metall_Liebhaber ent-rost - wird.

Der Metallgeschmack bleibt enigmatisch. Vielleicht kenne ich mich mit den einschlägigen Suizid-maßnahmen nicht gut genug aus ... ja, Gabriella, alles in allem doch ein schöner Text.

lG
Renée

Mucki
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Beitragvon Mucki » 18.08.2012, 12:58

Das "rosa" lese ich auch als die nackte, das Kreatürliche der Haut, Renée.
Den "Metallgeschmack" kann man sehr unterschiedlich interpretieren, finde ich. Man muss es ja zusammen lesen: "Metallgeschmack dieser Tage". Das kann viel sein: ich assoziiere damit z.B. Krankenhausaufenthalte, Untersuchungen mit metallischen Geräten, vllt. musste sie ein Kontrastmittel schlucken, etc. etc.
Auch das "liest noch einmal die Zeichen in ihrer Haut" weist m.E. daraufhin, dass die Frau krank ist. Vllt. Krebs? Jedenfalls zeigt es sich bereits in ihrer Haut.
Und, sind alles Assoziationen meinerseits, sie weiß, dass sie totkrank ist, will aber nicht dahinsiechen und auch nicht ihren Körper dahinsiechen sehen. Deshalb geht sie freiwillig aus dem Leben. Wie steht da nicht. Und auch nicht, ob sie dies tut.

Für mich ein anregender Text, weil er vieles offen lässt und viele Assoziationen zulässt.

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birke
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Beitragvon birke » 18.08.2012, 13:38

Also, ich assoziiere mit dem "Metallgeschmack" Blut ...
das "rosa" kann ich nicht einordnen ...
"die Zeichen in ihrer Haut" ... könnten Selbstverletzungen sein.

Letztendlich lässt dieser Text für mich (zu) vieles offen ...

lg, diana
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

Mucki
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Beitragvon Mucki » 18.08.2012, 13:47

Stimmt, Diana. Blut hat einen ekligen metallischen Geschmack. *würg*
Vllt. hat sie Blut gehustet? Bei den "Zeichen in ihrer Haut" war mein erster Gedanke tatsächlich auch: Schnittwunden, die sich selbst zugefügt hat. Und die könnten sich an einer ganz bestimmten ("klassischen") Stelle befinden.

Rosebud

Beitragvon Rosebud » 18.08.2012, 14:39

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Zuletzt geändert von Rosebud am 26.06.2015, 17:13, insgesamt 1-mal geändert.

Anonymus
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Beitragvon Anonymus » 18.08.2012, 15:07

Der Anonymus liest gespannt mit.

Er hat versucht, die morbide Atmosphäre (in Teilen) der Gegenwart/ gegenwärtigen Gesellschaft in ein kurzes Stimmungsbild zu 'packen'. Ob Suizid oder nicht, war ihm primär gar nicht wichtig. Er wollte vor allem zu Papier bringen, was er assoziiert, wenn er täglich zwanzig tätowierte Totenköpfe auf Oberarmen, Schultern und Beinmuskeln sieht (aber irgendwie auch hübsch-plüschig kombiniert usw.). Er spürt Morbidität, und zwar ohne jeden Humor, gepaart mit Selbstliebe und Selbsthass; spürt, wie auch immer, eine Tragik in der Luft liegen, so dass ein suizidales Ende Einzelner nur logisch wäre.

Rosebud

Beitragvon Rosebud » 18.08.2012, 15:39

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Zuletzt geändert von Rosebud am 26.06.2015, 17:13, insgesamt 1-mal geändert.

Anonymus
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Beitragvon Anonymus » 18.08.2012, 19:10

Dornröschen, ja! Das gefällt mir - sagt der Anonymus.

Das wäre auch noch einmal ein Hinweis auf die vielen Stacheldraht-Tattoos.

Wohlgemerkt: Es geht in diesem Textlein nicht allein um Tattoos. Sie 'sprechen' nur mit, denn sie sind ohne Zweifel eine Botschaft, die sich einreiht in eine (wie ich finde) bemerkenswerte Atmosphäre.

Rosebud

Beitragvon Rosebud » 18.08.2012, 20:12

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