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Anonymus
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Beitragvon Anonymus » 28.10.2012, 21:16

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 28.10.2012, 21:56

Mir gefällt das sehr.

Nur grammatikalisch würde ich in Strophe 2 noch feilen.

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Hetti
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Beitragvon Hetti » 04.11.2012, 12:31

Dieser Text hat mich sehr angesprochen. Ich stelle mir einen Großstadtmenschen vor, assoziiere irrsinniger, aber bestimmt beabsichtigter Weise „Zivilisation“. Eine Person, mit vielen Kompetenzen und hohen Ansprüchen ausgestattet, sehe ich vor mir. Sie stößt an ihre Grenzen. Möglicherweise nur vorübergehend, aber hier ist sie völlig abgekämpft und alles leid.

Der Tag war schlimm. Der Mensch hat die Kontrolle über Berufs-, Familien-, oder sonstige Prozesse verloren. Pflichten und Anforderungen kann er nicht mit den eigenen Ansprüchen, nicht mit gutem Gewissen, erfüllen. Zeitgenossen und Institutionen, vielleicht hilflos oder inkompetent, intrigant oder gleichgültig, profilierungssüchtig oder erschöpft, verhindern die Entwicklung seiner ambitionierten, oder auch nur ganz gewöhnlichen Ideen und Vorhaben.

Nicht selbstgesteuert hat er festen Boden gefunden, sondern wie zufällig überlebt. Einfach nur deswegen, weil Abend ist. Vorübergehend wird er nicht gebraucht. Achtlos und nicht wertgeschätzt ausgespukt. Was für ein trauriges Bild.

„Brackiger Atem“. Diese Formulierung stößt mich ab. Erschreckt mich. Aber sie ist treffend. Das feinere „Schaler Geschmack im Mund“ beschreibt nicht das Gefühl von innerer Fäule und Verwesung des eigenen Lebens, weil nichts sich erfüllt. Armer Mensch.

Schon bis zu dieser Stelle ist der Text meines Erachtens vollständig. Aber er geht weiter:

Das Sein ist unerträglich, der Mensch könnte loslassen (hier im Text die Planke) und untergehen. Sich aufgeben. Aber er wird aufgehalten. Da ist noch etwas. Diese Hand. Deine Hand. Scheinbar hält sie ihn nicht fest, er greift auch nicht danach. Sie scheint weiter fort zu sein, wie ein Segel im Wind.

Gerade dieser Vergleich von Hand und Segel im Wind stimmt mich froh. Einmal ist es tröstlich von der Option zu lesen, dass Menschen/Institutionen/Ideen auftauchen, an denen man sich festhalten kann und die auch beherzt zupacken.

Aber die Hand, als ein Segel im Wind, bringt neben Frische, Bewegung und Veränderung auch ein Steuerungsinstrument mit. Wenn der Mensch durchhält und Kraft und Gesundheit zurückgewonnen hat, kann er wieder eigenständig steuernd seinen Einfluss auf Gesellschaft und Umwelt geltend machen.

Ich finde es ist ein sehr runder Text, mit dem ich gern auseinander gesetzt habe.

Viele Grüße
Dede


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