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handlungsanweisung

Verfasst: 21.10.2013, 15:11
von Anonymus
das, was da ist
ist immer genau das
was wir ausdrücken können

das heißt:
der stift ist
verlängerung des armes
der arm ist
verlängerter gedanke
der gedanke ist
verlängerter impuls
der impuls ist ein blick
der blick ist ein bild
das bild ist weltteil

die welt, die da ist
ist genau das
was wir ausdrücken können

Verfasst: 21.10.2013, 18:54
von Mucki
Der Titel ist hier Programm. "handlungsanweisung". Und genauso ist es geschrieben und kommt so bei mir an. Das gefällt mir nicht. Da gehe ich sogleich in eine Art Abwehrhaltung, die es mir schwermacht, mich auf den Inhalt einzulassen. Ich hätte hier einen anderen, neutralen Titel gewählt. "das heißt" würde ich streichen, kommt zu "lehrerhaft" rüber und ist m.E. auch obsolet.

Verfasst: 21.10.2013, 19:08
von pjesma
es geht mir wie gabi hier. ich stolpere auch noch bei "das bild ist weltteil"...da würde sich vortrefflich streiten lassen über objektivem und subjektivem...;-)...(alte frage wie orange ist dein orange und wie rotgelblich meins)...im grunde steckt auch diese frage dahinter, in dem gedicht...aber führung zu dem gedanken empfinde ich als etwas hinkend
lg, pjesma

Verfasst: 21.10.2013, 19:19
von Amanita
Hallo Anonyme/r!

Abgesehen davon, dass mir dein Gedicht zu eintönig ist - was natürlich zur "Handlungsanweisung" passt -, kann ich die Stelle

das, was da ist
ist immer genau das
was wir ausdrücken können



nicht teilen. Da fehlt nur noch ein Gleichheitszeichen... für mich eine sehr seltsame Sicht des Wahrnehmens/ der Wirklichkeit.

Verfasst: 22.10.2013, 08:49
von Klimperer
Hm...

Ich wäre vorsichtiger mit der Kritik ... Vielleicht steckt dahinter der Gedanke eines bekannten Philosophen.

Ich bin leider nur halbwegs intelligent, alles bleibt bei mir auf halber Strecke, intuitiv aber erahne ich eine Wahrheit bei dieser Aussage: "Das, was da ist, ist immer genau das, was wir ausdrücken können".

Habermas?

Verfasst: 22.10.2013, 09:08
von Amanita
... dann kann man so eine Aussage m. E. aber nicht dermaßen verkürzen.

Verfasst: 22.10.2013, 11:32
von Mucki
Klar stecken da Wahrheiten in den Zeilen. Da gibt es einige Stellen, an denen ich durchaus nicke, mir sage: ja, so ist es.
Aber mir kommt es hier nicht auf das "was", sondern auf das "wie" an. "Wie" die Botschaft hier vermittelt wird. Und dieser Weg ist für mich persönlich nicht stimmig.
Und Carlos: auch wenn da Gedanken eines bekannten Philosophen dahinter stecken mögen, wäre es mir einerlei. Sie müssen ja zu mir sprechen, Kontakt mit mir aufnehmen. Gerade bei solchen "Botschaften" ist der Zugang das Fundament.

Verfasst: 22.10.2013, 13:46
von Dohle
das erscheinen mir sehr weise gedanken - und so auf den punkt, dafür braucht man ein sehr scharfes auge

Verfasst: 22.10.2013, 13:50
von Klara
das, was da ist
ist immer genau das
was wir ausdrücken können

bzw.
die welt, die da ist
ist genau das
was wir ausdrücken können


Das sehe ich anders.
Die Welt ist nicht ausdrückbar - sie ist.
Das Schreiben greift nach der Welt - und verfehlt, notwendigerweise.
Schreiben heißt Scheitern.
Lesenswert zu u.A. diesem Thema: Kurt Drawert: Schreiben. Vom Leben der Texte. (2012)

Was ist denn da?
Der Stift ist jedenfalls m.E. nicht Verlängerung des Armes.
Der Arm kein materialisierter GEdanke.
Der Gedanke kein auf biochemische Vorgänge zu reduzierendes whatever
und
soweiter.
Wenn alles eins ist, ist alles nichts.
Wenn alle Begriffe auf einen hinauslaufen, zerfließen sie in Unbegreifliches, Ungreifliches.
Die im Text behauptete Weltsicht und Verkürzung von Kreativität, von Ausdruck auf Zeigen bzw. Ausführen kann ich nicht teilen.

Mag sein, dass ich das Gedicht nicht verstehe. (Ich verstehe ja nicht mal, warum es als Gedicht eingestellt wurde - wo wäre die Lyrik in dem pseudophilosophischen Werklein)? Mag sein, dass ich schlechte Laune habe. Und natürlich mag es auch sein, dass ich mich irre. Das würde mich allerdings in diesem Fall nicht erfreuen und bedürfte massenhafter Beweise ;9
Die Sprache jedenfalls, da oben, der beschworene Ausdruck: mau. So mau kann doch aber sogar diese Welt nicht sein!
;)

Herzlich
klara
ps ich erlaube mir, der obigen "handlungsanweisung" (meine Güte...) nicht zu folgen

Verfasst: 22.10.2013, 16:03
von Anonymus
Hallo an Alle,

Vielleicht kommt der Text ja weniger belehrend-didaktisch daher, wenn ich aus dem wir ein ich machen würde. Das ist zu überlegen. Ansonsten strebt der Text gar nicht an philosophisch zu sein. Es soll bloß der, wie ich finde, interessante Gedanke dargelegt werden, dass wenn ich etwas in Text oder Bild ausdrücken will, ich immer auf etwas zurückgreife was schon da und in der Welt ist.
Also ich kann nichts darstellen oder beschreiben was nicht in irgendeiner Form schon da ist. Oder doch? Der Körper wird zum Medium, das dem Wahrgenommenen in welcher Form auch immer Ausdruck verleiht. Dass das, was dabei raus kommt dann subjektiv gefärbt ist bzw. subjektiv interpretiert werden kann steht außer Frage.

Was die Machart des Textes angeht kann ich nur sagen, dass m.E nach Form und Inhalt einander entsprechen müssen. Verromantisierungen oder originelle Wortneuschöpfungen passen für mich in dem Fall einfach nicht dazu, weil der Inhalt eher einen beschreibenden, beobachtenden Charakter hat.
Bestimmt gibt es aber andere spannende und lyrischere Wege das Thema anzugehen.

Freundliche Grüße

Verfasst: 12.11.2013, 21:27
von fenestra
Eine Handlungsanweisung ist das ja nun gerade nicht. Es ist eine Wahrnehmungsanalyse, oder so ähnlich. Ich bekomme ja keine Anleitung, was ich machen soll, sondern mir werden meine Wahrnehmungsgrenzen aufgezeigt. Ansonsten: Sehr interessanter Text. Die erste Strophe klingt für mich wahrer, als die letzte.

Verfasst: 12.11.2013, 22:07
von Zefira
Ich habe spontan an Supervielles Geheimes Meer gedacht, das ist quasi ein Spiegelbild des Gedichts oben, scheint mir ...

Mit dem Titel habe ich allerdings auch meine Schwierigkeiten.

Grüße von Zefira