was sie ihm nicht geschrieben hat

Der Anonymus bietet Mitgliedern die Möglichkeit, ein Werk sowohl anonym einzustellen, als auch anonym (auf die Rückmeldungen) zu antworten. Bitte lest euch die FAQs gut durch, bevor ihr etwas in diese Rubrik einstellt.)
Gast

Beitragvon Gast » 31.10.2007, 09:34

ich zähle die stunden
dazwischen die kinder
fragen nach dir und der post
bote bringt nur unregel
mäßig gute nachricht ins dorf
zieht das grauen ein
ende hat nur das BROT

Herby

Beitragvon Herby » 31.10.2007, 10:49

Der leise, persönliche Ton eines Briefes, der nie geschrieben wurde, sowie das, was darin nur angedeutet formuliert wird, führen auf sehr subtile Art die Greuel des Krieges vor Augen. Unterstützt wird die Wirkung durch gekonnt eigesetzte Enjambements bzw. Zeilenumbrüche, die auf die erschütternde Erkenntnis am Schluss des Textes zulaufen.

Das ist ein ebenso eindrückliches wie nachhallendes Gedicht!

LG Herby

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 31.10.2007, 12:57

"daheim" war es viel schlimmer als für den Soldaten im Feld. So wurde mir oft erzählt.

Die Feldpost kommt ab und zu an, im Dorf und die Ehefrau/Mutter schreibt vermutlich nur Beruhigendes zurück an den Mann, nicht vom Hunger, nicht von Übergriffen und Ängsten.

Sehr gelungen gesetzte Zeilenübergänge. Mit wenigen Worten auf den Punkt gebracht.

Lieben Gruß
Elsa
Schreiben ist atmen

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 31.10.2007, 22:03

Stark durchkomponiert, durchdachte Zeilenumbrüche, aber warum Brot so aufdringlich groß geschrieben wurde, ist mir ein Rätsel. Klar, Menschen im Krieg haben Mangel an Lebensmittel, aber die Betonung durch die Großschreibung braucht es nicht.

Doch Grundtenor ist: gutes Gedicht.

Jürgen

Sneaky

Beitragvon Sneaky » 01.11.2007, 11:03

Das Gedicht verschenkt viel durch das Grauen und Brot am Schluss. In so einem kurzen Text wirkt das aufdringlich auf mich, und das ist sehr schade. Der Einstieg war sehr gut.

Sneaky

Klara
Beiträge: 4508
Registriert: 23.10.2006

Beitragvon Klara » 01.11.2007, 12:31

Starker Text!

Durchgearbeitet, nochmal geschliffen, mit grobem und dann noch mit feinem Sandpapier eingeglättet. Klare Führung des Lesers, formal ebenso sauber wie inhaltlich, schlicht ergreifend.

Ich glaube, den Stil zu erkennen ,-)

Am Ende lese ich mir wegen des in Versalien geschriebenen BROTES ein weiteres (stummes, und doch im endenden Brot mitklingendens) Ende hinzu:

und der Tod hat keins

Wahnsinnstext.

K.

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 01.11.2007, 16:15

Hier wurde sehr gekonnt verdichtet. Eine ganze Geschichte wird erzählt, und das in so wenigen Zeilen, die mir als Leser so richtig auf den Pelz rücken, mich unbehaglich fühlen lassen. Diese Beklemmung im Text hallt intensiv nach. Einziges Manko für mich ist die Großschreibung von "Brot", die nicht notwendig ist. Im Gegenteil, die Großschreibung wirkt zu aufdringlich. Normal geschrieben, wäre es eindringlicher.
Ein sehr gelungenes Gedicht.
Saludos
Mucki


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