sprachproblem

Der Anonymus bietet Mitgliedern die Möglichkeit, ein Werk sowohl anonym einzustellen, als auch anonym (auf die Rückmeldungen) zu antworten. Bitte lest euch die FAQs gut durch, bevor ihr etwas in diese Rubrik einstellt.)
Anonymus
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Beitragvon Anonymus » 08.06.2008, 00:25

fick mich
sage ich du
verstehst meine sprache
nicht

Louisa

Beitragvon Louisa » 08.06.2008, 20:21

Also ich finde das ganz schön prüde/verklemmt, das hier anonym einzustellen, aber bitte.

Zum sagenhaften nobelpreisverdächtigen Inhalt dieses Textes:

Ich würde raten: Es kommt wie bei jeder Aussage immer darauf an, in welcher Situation man sie benutzt.

Deshalb ruft man ja auch meistens nicht bei Beerdigungen: "Herzlichen Glückwunsch" und bei Geburtstagsfeiern: "Mein herzliches Beileid"

Obwohl das wiederum manchmal evtl. auch angebracht scheint... :16: (=scherzhaft)

Naja, ansonsten: Banal ist das. Etwas Pubertär.

Liebe Grüße,
l

Mucki
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Beitragvon Mucki » 08.06.2008, 22:13

Hier sagt jemand zu einem anderen "fick mich". Er wagt es jedoch nur, da der andere seine Sprache nicht versteht. Verstünde er ihn, hätte er nicht den Mumm dazu, es dem anderen ins Gesicht zu sagen. Der Titel "sprachproblem" bezieht sich m.E. einmal auf denjenigen, der hier zum anderen spricht. Er selbst hat das "Sprachproblem", er ist verklemmt, seine Sprache gehemmt. Und zum anderen spielt der Titel auf die letzten beiden Zeilen an.

Meiner Meinung nach ist das "fick mich" jedoch schlecht gewählt, weil man dies praktisch in jeder Sprache versteht. Auch jeder, der z.B. kein Wort Englisch kann, versteht: fuck you. Genauso wie z.B. Ich liebe dich. Dazu bedarf es keiner Sprachkenntnisse. Hier hätte ich mir etwas mehr Originalität gewünscht.
Saludos
Mucki

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 08.06.2008, 22:23

Ich glaube, der Text spielt die doppelte Konnotation von "fick mich" aus: Zum einen: Verschwinde in Form tiefster Erniedrigung/Abwertung, zum anderen: "dreckige, ungehemmte Sprache", die für mich den Wunsch des lyr. Ichs ausdrückt, auch mal schmutziger behandelt zu werden (das du versteht also zweifach miss: es versteht nicht, dass es verschwinden soll und dass es das Ich weniger weich/romantisch/konventionell behandeln soll.

Lou: Der Autor kann durchaus von außerhalb kommen und einstellen kann hier doch wer und was er möchte.

Ich denke aber auch, dass dem Autor hier noch der Mut zur Sprache fehlt, einen längeren Text zum Thema zu konzipieren, der weiter tragen würde, tiefer gehen würde. Entweder halt ein Anfangstext in diese Richtung oder Anzeichen davon, dass der Autor sprachlich vielleicht selbst dem lyr. Du (noch?) ähnlicher ist, als dem lyr. Ich.

Mir als lyrisch gesetzter Text zwar rund, aber auch zu wenig - vor allem, weil es so etwas natürlich auch schon oft gibt - wäre das etwas gewagt neues, wäre das durchaus vollständig, so erwarte ich aber "mehr".

liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 08.06.2008, 22:32

Deine Interpretation finde ich interessant, Lisa.
Ja, diese Lesart ist in der Tat enthalten, vor allem in diesem Teil:

du
verstehst meine sprache
nicht


im Sinne von: du verstehst nicht, was ich wirklich will.
Saludos
Mucki

Louisa

Beitragvon Louisa » 08.06.2008, 23:02

Hallo!

Auch wenn er von "außerhalb" (?) kommt, finde ich es etwas verklemmt das hier einzustellen... Vielleicht bin ich aber auch nur verklemmt :smile: und es ist ganz natürlich, dass sich Gedichte zu diesem Themenfeld besonders häufig hier ansiedeln...

Natürlich könnte man aus dem Text jetzt auch eine große Angelegenheit machen und behaupten: "Jaja, hier geht es nämlich um die verschiedenen Ebenen der Kommunikation und überhaupt um das geschlechtliche Rollenverständniss..."

Aber dafür ist das einfach zu wenig, zu platt...

Wir hatten in der Schule viel schönere Beispiele für das "Sprachproblem" (wie der Text ja heißt), was für mich eher ein Kommunikationsproblem ist...

Ihr hattet das sicher auch, diese Watzlawick-Schulz-und-Thun-etc-Kommunkationsmodelle... wo ein Pärchen im Auto sitzt und der Mann zur Frau sagt: "Du, es ist grün!" und die Frau antwortet: "Du kannst mich mal!"

...und ähnliches :smile: ... und wie es zu solch kuriosen Ausbrüchen kommt :smile: ...

Aber dieses gedichtimmanente Beispiel gefällt mir nicht... Es ist einfach nicht zutreffend, denn meiner Ansicht nach braucht es wie gesagt nur den richtigen Anlass, dann ist jedes Wort "verstädnlich" :smile:

*schließt sich des weiteren Lisa an*

Prüde Grüße!

die Sittenpolizei :smile:

jondoy
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Beitragvon jondoy » 09.06.2008, 00:05

Hallo Louisa,
...die nennt man übrigens die paulizei, wurde mir erzählt *grins*,

Louisa, wenn jemand "fick mich" sagt, kann das u. U., es kommt natürlich ganz auf die Situation an, auch hocherotisch sein, doch in dem Moment gibts in meinen Augen keine Sprachprobleme.
Das ist meine Meinung.

Wie dieser Ausdruck hier im Text gemeint ist und verstanden werden will, entzieht sich meiner Kenntnis, weil der Text ist ein zu abstraktes Fragment ist, er kann in meinen Augen alles mögliche bedeuten.

Louisa

Beitragvon Louisa » 09.06.2008, 08:25

Ich bin ganz deiner Meinung! Wenn sogar ich in der Lage bin das auszusprechen, wenn der Anlass es verlangt (hihi)... ist das der eindeutige Beweis dafür, dass es hier garantiert kein Sprachproblem, sondern eher ein Beziehungs-Problem zwischen Sender und Empfänger gibt :pfeifen:

Das ist eigentlich auch erotisch, "Sender" und "Empfänger" :smile: ...

Ich würde es mal mit Musik, zwei Weingläsern, ´ner Kerze und ´nem originellen Kompliment versuchen, Herr/Frau Dichter!

Dann: Jeder Satz zu seiner Zeit :smile: !

Es grüßt!

Ihre Partnertherapeutin


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