Helene in Paris II

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Anonymus
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Beitragvon Anonymus » 21.07.2008, 18:14

Es gibt nur einen freien Tisch im Chez Paul. Chez Jendoubi gefiele Helene. Sie bestellt Cous-Cous mit Meeresfrüchten und tunesischen Wein. An den Tischen des schlauchförmigen Restaurants sitzen nur Pariser. Eine Frau sieht aus, wie Helene gern wäre. Wenigstens äußerlich. Man ist immer drei: Wie man meint, zu sein, wie die anderen meinen, dass man ist und wie man wirklich ist. Die Frau ist laut und groß, sie trägt ihr karottenrotes Haar streichholzkurz. Lacht mit heiserer Stimme, durch ihre Ohrläppchen sind goldene Kreolen gefädelt.
Helene schrumpft, rutscht das Stuhlbein hinab, läuft über den buckeligen Plastikboden zur Frau hinüber, klettert deren Gabardinehose hoch, krallt sich in die Strickjacke und schließlich sitzt sie im goldenen Ohrring und schaukelt bei jedem Auflachen hin und her.
„Enchanté“, sagt Helene und trinkt. In der Hirse auf ihrem Teller kringeln sich Tintenfischärmchen um altrosa Krabben, die ihrerseits Kichererbsen besteigen. Der arabische Kellner tritt an Helenes Tisch und fragt, ob alles in Ordnung sei. „Oui, trés bien“, antwortet sie und sticht die Gabel in die Mitte des blauroten Kranzes aus Armen. Sie kaut auf den Saugnäpfen herum, speit den Bissen dann in die Stoffserviette.
Später besucht Helene den Friedhof Pére Lachaise. Sie schaut zu Jim Morrison, dann kniet sie vor dem Grab der Marie Trintignant. Sie wurde von ihrem Geliebten erschlagen. Im Streit.

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noel
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Beitragvon noel » 21.07.2008, 19:32

chapeau
ein blitz
_licht, das mich durchfuhr
gelungen mir
continue
NOEL = Eine Dosis knapp unterhalb der Toxizität, ohne erkennbare Nebenwirkung (NOEL - no observable effect level).

Wir sind alle Meister/innen der Selektion und der konstruktiven Hoffnung, die man allgemein die WAHRHEIT nennt ©noel


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