Zündelphrasen

Hier ist Raum für Fortsetzungsgeschichten, das Wort der Woche, interne Schreibwettbewerbe und alle anderen literarischen Projekte, bei denen mehrere Saloner zusammenarbeiten
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Lisa
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Beitragvon Lisa » 27.05.2015, 20:52

Ihr habt Zeilen, Wortspiele, verwaiste Bilder oder Metaphernrudel, die euch eingefallen sind, aber zu denen kein Text entsteht? Dann gebt sie hier als zündelnde Phrasen frei, auf das ein anderer mit ihnen mehr Glück habe als ihr.


Texte, die zu den Zündelphrasen entstehen, können hier kommentarlos eingestellt werden oder auch gern als eigenständiger Faden unter Lyrik und Prosa erstellt werden.

Den Zeitpunkt, wann eine neue Phrase hier im Faden eingestellt werden kann, könnt ihr selbst bestimmen. Schaut einfach, ob die zuletzt eingestellte Phrase gerade heiß umdichtet wird oder schon einige Tage brach liegt und entscheidet nach Gefühl.


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Mucki
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Beitragvon Mucki » 10.01.2016, 18:20

wenn der winter sich verschläft
lausche ich hellwach
zu hören jedes knistern
vielleicht sind es schritte im schnee
stehe ich am fenster
zu sehen erste flocken
und kristalle am glas
schärf ich all meine sinne
die stille zu spüren
wenn das weiß
die welt in watte packt

vernehme ich jedoch
den lauthalsen ruf
der kraniche rückflug
weiß ich sogleich
der winter bleibt aus
und mach mir nichts draus

Mucki
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Beitragvon Mucki » 15.01.2016, 20:31

Was ist ein Wort, das man nicht hält

Mucki
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Beitragvon Mucki » 18.01.2016, 16:25

es wiegt so schwer
bleiern das gewissen
anderen gegenüber
du findest ausreden
notlügen entschuldigungen

doch hältst du es dir
selbst nicht ein
gibt es kein verzeihen
es tut weh
kannst dir nicht mehr vertrauen
oder auf dich bauen
alles stellst du fortan hart in frage
dies ist der größte schmerz

so schweig ich lieber
in der stille wird
güte geboren
vielleicht eines tages
sanft auch für mich

Mucki
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Beitragvon Mucki » 04.02.2016, 17:46

Wenn die Sanduhr schweigt

Mucki
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Beitragvon Mucki » 10.02.2016, 18:35

es gebührt

zu lösen
was mich schnürt
einen schritt trete ich zurück
öffne mein haar dem wind
er flüstert

nicht zu harren was kommt
ich wähne was ist
schöpfe aus der erinnerungen quelle
lege sie auf die waage des jetzt

mir zu verzeihen
die siebenmeilenschritte
die kunst der kleinen
schenke ich mir

dem antrieb die hast zu nehmen
stille atme ich tief und ruhig

kleine räume zu füllen
erkunde sie sacht

zu entschleunigen
das fahrige
schärfe meine sinne
für die zwischentöne

dem rieseln der sanduhr
nicht mehr zu lauschen
ich entschlüpfe dem nadelöhr der zeit
licht flutet

ja
es gebührt

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 10.02.2016, 19:52

Diese Stunde
lacht
mir laut entgegen
bricht
gleißenden Auges
über mich herein

da schwieg
kein Herzschlag
da schwieg
kein Zittern
da vergaß ich einfach
mein Verrinnen
ergab mich einfach
deinen Jahren

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 10.02.2016, 19:57

Und dann
brandeten meine tiefen Jahre
ganz leise
als wären deine Ufer weiter
als wärst du
grundloser

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birke
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Beitragvon birke » 10.02.2016, 22:28

wenn die zeit schweigt
für einen moment
das meer innehält
werde ich still:
der sand gefriert
so wie dein lächeln
am ufer das schilf
ein gegenwärtiges gemälde 
und wenn meine hand
sich zu deiner neigt
beginnt der sand
über dein gesicht zu rieseln und
mein wort und der wind
nimmt die stille
auf seine schwingen
und das meer lebt
und das land lebt
und wir 
schweigen
nicht länger
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

Mucki
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Beitragvon Mucki » 11.02.2016, 12:52

wenn die sanduhr schweigt
und sich alles fügt und neigt
dann ist es halt so
ich seh dich am leuchtturm
du weißt genau wo
wie wir es uns schworen
deine hände bezeugen
indem sie verstreuen
die feinen körner in die see
und ich winke dir zu
hey baby alles ist gut
schau den anglern zu
und du gehst weiter
an der promenade entlang
an diesem ort der so heiter
so viel erzählt von uns beiden
und das leben geht weiter

wenn die sanduhr schweigt
bleibt nichts stehen
es beginnt etwas neues
das rad wird sich drehen
samsara ist werden und
es ist vergehen
so wie die zeit in der uhr
nicht als ende zu sehen
die körner in den wellen
sie tanzen im ganzen
dessen winziger teil nur
wir sind waren und werden


Mucki
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Beitragvon Mucki » 15.02.2016, 18:30

Vom Phänomen der Wolkentiere

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Beitragvon Mucki » 17.02.2016, 13:52

im wandelland

schaut das auge genau hin
beflügelt wird die fantasie

da sieh nur ein pferd
ja und dort ein fohlen
nun ist es ein hund
vor ihm ein hase

wolken ziehen schneller
und das auge geht mit
immer mehr gesichter
tiere und gestalten
die wieder verschwinden
und neue entstehen

der wind treibt sein spiel
unsere sinne spielen mit
zu kindern werden wir
übereifer im fantasieren

es steckt an dieses treiben
wir lachen und zaubern
uns den himmel munter weiter
bis der wind sich ausgetobt
alle tiere sind fort

Mucki
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Beitragvon Mucki » 17.02.2016, 20:43

WolkeinNot.jpg

Mucki
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Beitragvon Mucki » 24.02.2016, 16:33

Was schlaflose Nächte erzählen

Mucki
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Beitragvon Mucki » 25.02.2016, 16:50

schlaflose nächte beherrschen die erzählkunst nicht und schon gar nicht als gedicht, da sie slammer sind und plappern, rattern, meine gedanken wanken und schwanken vom wollen und suchen nach dem schlaf, den sie mir rauben, die diebe der nacht, wie der mond nicht gütig und der regen nicht rhythmisch, sondern heftig deftig gegen die scheiben prasselt, mir meine wünsche vermasselt und die decke ist nicht weich, sie ist knubbelig schrubbelig, dreht sich mit mir, bis meine füße frieren und die gedanken gieren nach ruhe, doch denkste, sie trudeln im kreis und im eck und rauf und runter und es wird immer bunter und lauter in meinem kopf, bis ich fluche und merke, es hat keinen zweck, zu verharren im gewust der spiralen, in denen alles rankt und ich seh auf die uhr, denke mir nur, steh ich wieder auf oder bleib ich liegen, bis ich zermartert und verkatert in der frühe und todmüde aus den federn mich erheb und einen tag erleb, der auf dem linken fuß geht, doch dann kommt wieder der wille oder die hoffnung, dass es vielleicht doch noch funktioniert mit dem schlaf, an den ich denke die ganze zeit, die mir denselben ruiniert, aber das ist doch mist, sage ich mir und frage mich, warum denke ich an schlaf, bin doch ein schaf, das aber nicht springt und mich zum zählen bringt, ist doch vergeudete energie, es so gezielt zu wollen, denn das gelingt doch nie, weil es schlauer wäre, überhaupt nicht zu denken, mir die antischlafmauer zu malen mit vielen bunten farben, facetten, nischen, netten tieren, die davor verweilen auf allen vieren, sich gegenseitig wärmen, sich nicht zieren, fantasietierchen eben, die nur in träumen leben und während ich das tu, komm ich endlich zur ruh.


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