cis

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 27.11.2017, 22:48

20/III/2017

cis



ja, ich weiß
dass du eigentlich zis geschrieben wirst
aber ich wähle den halbton überm c

für einen der besten
schlagzeuger aus duisburg

aber mit schlaganfall
und behindertenfahrrad
und nur einem arm
ist scheiße, ne?

deine frau
versiecht
an ms

und du jammerst
und machst weiter
und kommst dein bier trinken
in paddy's pub

und gemeinsam gehen wir
irgendetwas entgegen
was wir

beide

nicht kennen
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)

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Eule
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Beitragvon Eule » 01.12.2017, 03:37

Hallo Thomas, ungefähr die selbe realistische Ebene wie das " Karzinom" von Klimperer. Ein kleines Stück Mut.
Ein Klang zum Sprachspiel.

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 01.12.2017, 08:34

Hi Eule,

ich tu mich immer schwer mit solchen Vergleichen. Bloß, weil es in beiden Fällen um Krankheit geht, sehe ich das hier nicht. Leztztlich geht jeder anders damit um, bewertet das anders, und findet andere Worte. Das ist auch gut so.
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)

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birke
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Beitragvon birke » 01.12.2017, 09:10

kann man auch nicht vergleichen, die beiden texte, finde ich, auf mich wirken sie höchst unterschiedlich.
im ton ähnlich wie deine hommage an "titte"; und dieses mag ich genau so.
dass es um "einen der besten schlagzeuger aus duisburg" geht, bewegt mich besonders, liegt wohl an meinem hintergrund, die affinität zu musik und jazzmusik im besonderen (weiß nicht, warum ich hier an jazz denke) und dass ich auch aus dem "pott" stamme - vielleicht spricht mich auch deshalb der duktus deiner gedichte besonders an ... möglicherweise. :)
jedenfalls kommt - für mich - ganz viel rüber.
gruß aus dem schnee von birke
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 01.12.2017, 09:45

Du hast ein gutes Gefühl bzgl. des Jazz; er war u.a. bei der WDR-Bigband. Wer da spielt, kann alles.

Wenn man ihn heute durch die Gegend hinken und mühsam auf sein Dreirad krabbeln sieht, könnte man heulen.

Aber, wenn man sich der Vergänglichkeit der Dinge und des kosmischen Zufalls gewahr wird, verliert alles seinen Schrecken. Weil es Normalität ist.
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)

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birke
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Beitragvon birke » 01.12.2017, 12:13

ja, so geht leben... trotzdem traurig.
WDR Bigband also, ja, wow.
ich glaube, es ist dein schreibstil, der mich an jazz denken lässt: rauchig, jazzig ... :daumen:
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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 01.12.2017, 18:34

Danke. Das ist sehr freundlich :D:

(Obwohl ich ja eher 'n Rocker bin ...)
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allerleirauh
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Beitragvon allerleirauh » 01.12.2017, 18:42

hallo tom,

ich freue mich, wieder von dir zu lesen. ich habe deine texte vermisst.
du bleibst deinem stil treu. eine (scheinbare) distanz zum geschilderten. schnoddrig. und doch fängst du immer ein stück leben ein. oder, wie hier, ein stückchen lebensende.

liebe grüße
a. (pan)

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 03.12.2017, 09:58

Hey Pan,

schön dich zu sehen :guckguck:

Dein netter Kommentar ist in mehrfacher Hinsicht treffend:

Ich hab meine Texte auch vermisst. Dieses Jahr. Da kam einfach kaum was.

Und zwar genau deswegen, weil ich "meinem Stil treu bleibe". Das fühlt sich seit geraumer Zeit für mich so an, als fände keine Weiterentwicklung (in lyrischer Hinsicht) bei mir statt, als sei das Thema Gedicht irgendwie ausgereizt.

Die immer weiter führende Komprimierung gerinnt mir öfter zur Kryptik, zum Auslassen, zum Nichtsagen von fast all dem, was eigentlich zu sagen wäre, sodass die Konsequenz hätte sein müssen, noch ein letztes Gedicht zu verfassen, was keine Worte mehr enthält ...

Nur manchmal passieren eben Dinge, die niedergeschrieben werden wollen. Nein: müssen.

Wie auch immer.

Liebe Grüße,

Tom.
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)


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