Sarah Palin

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Klara
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Beitragvon Klara » 16.09.2008, 14:53

Sarah Palin oder Die Geburt eines neuen konservativen Absolutismus

Man kommt nicht an ihr vorbei. Man muss lesen, was sie tut, wie sie denkt, wo sie lebt – und man liest mit Interesse. Man betrachtet Fotos von Sarah Palin, Gouverneurin in Alaska und US-Vizepräsidentschaftskandidatin der Republikaner: wie sie sich mit ihren Töchtern lachend über ein rosafarbenes Handy beugt, fischen geht oder mit ihrem jüngsten Sohn ins Büro – und man schaut wie gebannt. Erfährt, dass sie den Kleinen selbstverständlich bei der Arbeit stillt und überhaupt Einiges über die „Besonderheit“ von Frauen in Alaska, die zuerst in den Wäldern pinkeln gehen, um dann abends fürs Dinner den Lippenstift aufzulegen. Überhaupt sei sie beruflich wie privat ein „Pitbull mit Lippenstift“, (Palin über Palin). Immerhin kommt hier kein Schaf im Wolfspelz daher: Die Kandidatin sagt, was sie denkt, und die ganze Welt nimmt zur Kenntnis, dass sie – nur als Beispiel – in der Schule den Unterricht der Darwinschen Evolutionslehre unterbinden will zugunsten des Schöpfungsmythos; oder dass sie sich selbst von Gott für berufen hält, etwas Großes zu vollbringen.
Man hört und staunt.
Als gehörte Palin zu einem seltenen Volksstamm; als wären die Vereinigten Staaten ein Land von Eingeborenen mit seltsamen Gebräuchen – und noch seltsameren Glaubensvorstellungen. „Irak – das ist ein Auftrag Gottes“, tönt die Kandidatin, und man empfindet diese Vereinigten Staaten, die einstigen engsten Verbündeten, als Teil einer fremden Welt, viel weiter entfernt als das schwarze Afrika. Die USA, scheint es, haben undurchschaubare Riten und Sitten, Machtverläufe und familiäre Verquickungen, die für unsereins hier in Europa kaum nachvollziehbar sind. Man fragt sich: Wird all das verstärkt oder erst hervorgerufen durch die Medien? Und man staunt (mit einem Anflug von Neid) über Mrs. Palins offenbar absolute Zweifelsfreiheit in religiöser, politischer, moralischer und lebenspragmatischer Hinsicht.
Und doch bleibt die bittere Ironie, dass ausgerechnet eine republikanische Politikerin wie Sarah Palin etwas zu sagen haben soll, ja: das allgemeine Weltbild beeinflussen darf durch ihre mediale Präsenz!, denn jeder Rückschritt, den sie stolz öffentlich vollzieht und als neuen Wert verkauft wie ein Gebrauchtwagenhändler seine nur notdürftig lackierte Schrottkarre, ist ihr ja erst möglich durch die harten Kämpfe ganz anderer Frauen: Erst mit Hilfe feministischer und anderer Freiheitskämpfe konnte eine Sarah Palin so weit kommen. Und sie weiß es nicht mal. Und nun fällt diese Frau – stellvertretend übrigens für viele andere, die auf den Schultern der Vorkämpferinnen stehen, die sonst ja gar nichts sehen könnten! – jeder anderen in den Rücken, die nicht ihrer eigenen Denk- und Lebensart entspricht, die sie als Norm postuliert: konservativ bis ins Mark, religiös bis zur Hysterie, bigott bis ins kleinste Detail. Der Pitbull mit Lippenstift beißt zu mit einem Lächeln, und er beißt sich fest. Die Reaktionärin wirkt so voller Leben und Kraft, dass Barack Obama dagegen plötzlich erschreckend blass aussieht.
Was macht diese von Mr. McCain aus dem Hut gezauberte Kandidatin so faszinierend? Sie erregt die Gemüter (und die Phantasien!), weil sie auf eine sogar für die USA bislang unerhörte Weise Politisches und Privates verknüpft und nach außen zur Schau stellt. Und auch dies enthält eine deftige Ironie: Haben nicht einst die 68er postuliert, wie politisch das Private sei – und wie privat das Politische? Sarah Palin macht es nach – und macht es vor: stellt ihre gesamte Familie auf der Parteitagstribüne ins Rampenlicht, inklusive der minderjährig schwangeren Tochter, die quasi öffentlich unter Lächeln genötigt wird, den – ebenfalls unter Anwesenheitspflicht stehenden – Erzeuger zu heiraten: „Wir sind die Guten, schaut her“.
Aber sind sie die Guten? Gegen die Wucht ihrer Präsenz muss man sich beinahe zwingen zu fragen: Was hat Sarah Palin außer Erregung tatsächlich zu bieten?
Sie verquickt ihre Familie mit ihrem Job auf eine Weise, die hierzulande größtes Befremden auslösen würde (die hiesige Frau von der Leyen mit ihren oft und gern erwähnten Kindern spielt zwar in derselben Disziplin, aber in einer ganz anderen Liga). Sarah Palin zeigt sich und die ihren so schamlos vor, dass sie aufreizender wirkt als jeder nackte Busen und jedes enthüllte Merkelsche Dekolleté es je vermöchte. Und wird als eine der ihren gefeiert von allen amerikanischen „Hockey-Mums“, jenen nicht erwerbstätigen Vorstadtmüttern, die ihre Kinder von Termin zu Termin kutschieren, obwohl diese Kandidatin-Mum selbst ja alles andere als eine Hockey-Mum ist: Dafür hat sie zu hohe Ansprüche an ihre Karriere, zu unregelmäßige Arbeitszeiten, einen zu unregelmäßig arbeitenden Ehemann, und einen zu hochgestellten Job.
So verkörpert Palin auf perfekte Weise die Widersprüchlichkeit der religiös-konservativen Vereinigten Staaten in all ihrer Bigotterie und Beschränktheit. Sie steht für eine Provinzialität, die kraftvoller – und verführerischer! – wirkt als der urbane Zweifel der Heterogenität. Homosexualität? Alleinerziehende Mütter? Patchworkfamilien gar? Armut? Ein kirchenfreies Dasein? Überhaupt „Freiheit“, die nicht nach dem konventionellen, republikanischen Muster gestrickt wäre? All das existiert für Mrs. Palin ebenso wenig wie Alternativen oder andere Länder und Kulturen: kommt in ihrem Leben nicht vor. Hat also auch politisch keinen Belang.
Man begreift: Sarah Palin hat deshalb so viel Power, weil sie keine Kraft auf Zweifel vergeudet. Diese Kandidatin weiß, was richtig ist. Ihre Weltanschauung entspricht ihrem Leben und vice versa, und diese medial vertausendfachte Deckungsgleichheit wirkt mit einer enormen Wucht. Da wird unter mächtigem Geschrei ein neuer republikanischer Absolutismus geboren, ein Hybrid, dessen Handicap – eine Art besessener Beschränktheit – gerade zur Waffe werden könnte: gegen alles Gute, Wahre und Schöne, was ein freies Amerika auch sein könnte.

jondoy
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Beitragvon jondoy » 17.09.2008, 18:19

Hallo Klara :smile: ,

doch, man kommt an ihr vorbei ;-),

was haben sarah palin und barack obama außer erregung tatsächlich zu bieten?

Gruß,
Stefan

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 17.09.2008, 21:25

Da ich diesen ganzen Ami-Zirkusquatsch nicht verfolge, kann ich leider inhaltlich zu dem Text gar nix sagen.

Was ich aber super finde ist, dass sich mal jemand hier eines aktuellen Themas annimmt und darüber kolumniert. Da ja unsere Kolumne mangels Masse ein wenig ins Hintertreffen geraten ist, freu ich mich über jeden Beitrag in diese Richtung. Prima, Klara!

Da es nun mal hier steht, werde ich mich vielleicht doch mal mit diesen Stadion-Poser-Kandidaten beschäftigen ... andermal :o)


Tom
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Klara
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Beitragvon Klara » 18.09.2008, 13:33

Hello together,
danke fürs Lesen - obwohl das Thema euch ja nicht so brennend zu interessieren scheint.
Ich glaube, jondoy + Tom, ihr verkennt die Tatsache, dass das kein amerikanischer Zirkus aus Hollywood ist, sondern Weltmachtpolitik, und Zeitgeist, der schon seit langem gruselig schwappt und die Menschen und Dinge graulangweilig färbt, mit Lügen überschüttet.
Interessant ist übrigens auch, wie sehr zumindest auf unbedarfte Zuschauer wie mich die christlich-fanatische Bigotterie mit ihrer immanenten Gewaltbereitschaft und Ausgrenzungsmacht dem islamistischen Fanatismus ähnelt.
DAS ist es auch, was an Sarah Palin interessieren könnt, aber offenbar habe ich mich nicht allgemeinverständlich oder/und amüsant genug ausgedrückt?

Grüß euch
Klara

Trixie

Beitragvon Trixie » 18.09.2008, 16:47

Hi Klara!

Gerne gelesen - deine gut recherchierte Kritik gegenüber einem Teil der amerikanischen Wahltradition. Weil: Wenn man hier in Deutschland fragt, was die Leute über die Wahlen in Amerika denken, dann wissen sie nur das zu sagen, was in der Bildzeitung berichtet wird oder in der Tagesschau erzählt wird. Oder sie wissen gar nichts darüber, weil Tagesschau und Bildzeitung sie nicht interessiert oder überhaupt die ganzen Wahlen sie nicht interessieren - "ist ja schließlich nicht unser Land". Zumindest ist das meine Erfahrung.
Ich muss gestehen, dass auch ich nicht so informiert bin, wie ich es gerne wäre.
Ein bisschen Kritik möchte ich an deiner - wie Tom so schön sagte - Kolumne trotzdem äußern:

-Anfang 2.Absatz. Heißt es wirklich gehörte oder gehöre?
-Unnötig finde ich "schwarze" bei Afrika. Vielleicht hab ich die Pointe dabei auch nicht verstanden?
-Das finde ich dann doch etwas zu pauschalisierend: "Widersprüchlichkeit der religiös-konservativen Vereinigten Staaten in all ihrer Bigotterie und Beschränktheit."
-Insgesamt hast du mir zu oft etwas in () oder -- gesetzt und dann mit einem ! versehen. Das wirkt mir etwas zu ... hm, aufmerksamkeitsheischend.
-Ich finde es beinahe zu viel, zu verbissen, zu lang mit dem Privat/Politik, mit ihrer Familie. Das sagst du am Anfang und in der Mitte zweimal recht ausführlich, was sie alles in der Öffentlichkeit macht.
-Den Teil darüber, ob es nur das ist, was die Medien aufbauschen, finde ich eigentlich am wichtigsten, doch anscheinend ist deine Intention eine andere, sonst hättest du das mehr ausgebaut, doch du kritisiert die Palin selbst und nicht die Medien, wobei du ja eigentlich auch "nur" weißt, was die Medien über die Palin berichten -> ein kleiner Teufelskreis für mich.

Aber ich fand es doch distanziert genug und interessant genug, um es komplett zu lesen (wobei ich dabei nicht als "amüsant" empfinde). Und das ist schon mal gut, denke ich :-) !

Lieben Gruß
Trixie

Albert

Beitragvon Albert » 18.09.2008, 21:13

Liebe Klara,

ein Text, der "technische" Sicherheit beweist, mir aber nichts vermittelt. Ich weiß nicht: lese ich eine politisch-journalistisches Essay oder eine humoristische Kolumne? Der Zweifel bezeugt schon, dass Letzteres nicht funktioniert - aber auch die erste Alternative ist nicht befriedigend. Dafür fehlt es mir an argumentativer Eleganz, Prägnanz der Formulierung, Stilisierung der vorgetragenen Meinung.

So wird meiner Meinung nach nicht ersichtlich, warum gerade Sarah Palin die "Geburt eines neuen republikanischen Absolutismus" einläuten soll - ihre Bushigkeit in Sachen Heuchlerei ist doch offenkundig (wo ist, wenn intendiert, der Bezug der Vermischung von Privatem und Politischem auf diesen neuen Absolutismus?). Dass aber damit das einheitsstiftende Ziel des Textes mehr oder weniger versinkt, führt schließlich zu einem unübersichtlichem Nebeneinander von Themen und Argumentationssträngen (z.B. die Frage, was den Reiz von Palin ausmache - dies wird am Ende gut wieder aufgegriffen - wird vorher aber unterbrochen z.B. durch die Reflexion auf Palins Verhältnis zum Feminismus. Hier scheint mir der Text übrigens am meisten Potential zu haben und wird mir auch am säuerlichsten, denn du schreibst, als sei der Feminismus der neue Konservatismus, Palin die Rebellin, die es zu zensieren gelte...). Dies führt mich dann wieder zur Annahme, der Text sei doch als amüsante Kolumne gemeint.

Das macht aber wiederum Probleme: Die von Trixie kritisierten Ausrufezeichen haben mich auch irritiert, der Text zerfasert mir zu sehr in Behauptungen und an vielen Stellen findest du, glaube ich, einfach nicht den richtigen Ton. Das sagt sich jetzt so leicht, aber ich glaube, du stehst hier vor einem methodischen Problem - wie schreibt man satirisch über eine Wirklichkeit, die schon so absurd ist, dass jede Form von Übertreibung verkümmert und der Leser nur noch nickt ob der korrekten Beschreibung - aber eben nicht erschrickt, jedenfalls nicht am Text.

Ich weiß nicht - wie kann man das lösen? Thematisieren, als Meta-Satire über Satiren über "Real-Satiren"?

(Am besten lässt sich mein Einwand vielleicht an den Stellen zeigen, in denen du beschreibst, was mir auch als "Aufreger" eingefallen wäre - die mediale Inszenierung der Tochter-Verheiratung als Beweis der "Lebensnähe" der "normal American family" und gleichzeitige Beruhigung, dass nun ja alles wieder gut sei, etwa, oder, damit verbunden, die immer wieder heftig vorgetragene Ignoranz gegenüber anderen Menschen, insbesondere in Glaubensfragen. (Mir wäre noch eingefallen: das unwürdige, aber gerade noch unterschwellige Aufstellen ihres behinderten Sohnes als menschlichen Schutzschild gegen Abtreibungsgegner-Gegner; fantastische Zitate hinsichtlich Außen- und Wirtschaftspolitik; Karriere als hinterweltlerisches Korruptionszentrum).
Du schreibst, ihre Tochter wird "quasi öffentlich unter Lächeln genötigt" - genauso würde ich das auch sagen und deshalb finde ich es nicht witzig. Letztlich ist doch dieses reflektierte Draufgucken auch nur eine spießig-bürgerliche Behauptungsgeste, löst in mir eher einen Abwehrreflex aus, als mich der Absurdität der geschilderten Situation hinzugeben).

Letztlich stört mich auch, dass diese "Man-Perspektive", die du einnimmst, mir nicht authentisch genug in ihrem Wut/Frust/Eifer rüberkommt - die Distanziertheit, die Trixie erwähnt, scheint mir eher ein rhetorischer Versuch, den Standpunkt möglichst seriös zu vertreten - dadurch kann ich dem Text aber seine Pauschalisierungen nicht verzeihen.

Womit wir wieder bei der Möglichkeit des Essays wären, wo mir natürlich der fehlende Humor nicht aufstößt. Aber die Pauschalisierungen, die Trixie auch schon angesprochen hat (latenter Anti-Amerikanismus; unreflektiertes Verhältnis zum eigenen Wissen über die "wahre" Palin, die aber u.a. attackiert wird ("kommt in ihrem Leben nicht vor") gehen bei mir nicht durch, das gleiche gilt auch für faktische Fehlleistungen - z.B. will sie den wissenschaftliche Evolutionsunterricht nicht abschaffen, sondern plädiert für einen "ausgeglichenen" Stundenplan, wenn überhaupt. Deine Version ist sicherlich näher an der Wahrheit und hätte gerade in einer Sammlung des Abstrusesten der Palinschen Welt ihren berechtigten Platz gefunden; soll es aber Prämisse eines Arguments sein, fallen solche Ungenauigkeiten unangenehm auf).

Ich finde, man merkt bei aller Unentschlossenheit, die den Text durchweht, deinen Mut zur Formulierung, den gewissen Irrsinn und die Begeisterung für die eigene Meinung, die sowohl Essay als auch Kolumne ausmachen (und mir z.B. immer fehlen würden). Sprachlich ist der Text fein gemacht (nur eins: im ersten Absatz sind zwei "Überhaupt"s gleich hintereinander), wie Trixie sagt: man liest problemlos durch, bleibt nicht hängen. Ich fände es interessant, den Text nochmal auf eine Kolumne hin zugespitzt zu lesen.

Liebe Grüße,
Albert

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 18.09.2008, 21:48

Wenn es mich doch bislang niemals interessiert hat, was amerikanische Präsidentschaftsanwärter geredet haben, warum sollte es das jetzt tun?

Bush's Reden interessieren mich genausowenig. Wenn ich in die Islamische Welt schaue, weiß ich genug ...

Dein Text ist sicher und flott geschrieben, und das ist klasse!

Was ich daran (darin) nicht verstehe, ist mein persönliches Problem. Oder auch nicht.

Tom.
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Sethe
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Beitragvon Sethe » 18.09.2008, 23:19

Klara:
aber offenbar habe ich mich nicht allgemeinverständlich oder/und amüsant genug ausgedrückt?


Tja, also ich habe Deinen Text Klara in die Rubrik "Kritisches" eingeordnet. Eine kritische Darstellung über dieser Frau. Die zudem meine Zustimmung findet. Mal abgesehen von der man Perspektive, in der der Text geschrieben ist.
Als amüsant/witzig/humoristisch empfinde ich den Text nicht so und wäre darauf auch nicht gekommen, wenn Du es nicht selber geschrieben hättest.
Ist das jetzt gut oder schlecht?

Aber wahrscheinlich liegt es daran, daß ich es nahezu als Katastrophe ansehe, wenn diese Frau Palin ins Weiße Haus einziehen würde, und über die Möglichkeit, sie könnte sogar Präsidentin werden, wenn McCain während seiner Amtszeit stirbt, möchte ich lieber gerade nicht nachdenken.

Nach alldem was sie so sagt, so schreibt, so über sie geschrieben wird, dürfte sie überhaupt kein Politikerin sein. Sie entspricht nicht dem, was sie selber nach außen als ihre Meinungen und Positionen verkauft.
Frau Palin müßte eigentlich eine HockeyMum sein.

Die Vorstellung, so eine Frau mit so einem Programm wird es vielleicht als erste Frau schaffen, an der Spitze der USA zu stehen, mit dem ersten First Husband an ihrer Seite, ist ...ja was ist das eigentlich?..., eine Meta Real Satire?, Satire die zur Realität wurde?

Sethe
Was ich tu, das tu ich, was ich tat, das wollte ich tun.
(aus: "Ich schließe mich selbst ein" von Joyce Carol Oates)

Mucki
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Beitragvon Mucki » 19.09.2008, 01:07

Hi Klara,

Sethe nimmt mir die Worte aus dem Mund, inhaltlich und auch zur Rezeption.
Ich habe deinen Text in einem Guss gelesen, da du ihn sehr gekonnt und flüssig geschrieben hast. Ich habe die Auftritte, Reden und was die Palin so anstellt in der FAZ verfolgt (die spielen dort ja auch immer zusätzlich Videos ein) und kann auch nur mit dem Kopf schütteln.
Ich las deinen Text jedoch als kritisches Essay, nicht Satire, Kolumne oder irgendwie amüsant angehaucht, sondern als realkritisch.
Saludos
Mucki

Klara
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Beitragvon Klara » 19.09.2008, 02:17

Nur ganz kurz jetzt, bald hoffentlich mehr:
der Text ist keinesfalls humoristisch gemeint!
Da habe ich mich offenbar im Kommentar auf den Kommentar missverständlich ausgedrückt: Ich hatte vermutet, dass Amüsantes erwartet wird, der Text das aber nicht liefert (will er ja auch gar nicht).

Albert, danke für deine ausführliche Stellungnahme!

Das Lächeln der minderjährigen Tochter zur Zwangsverlobung ist keine Humoreske, sondern bitterer Ernst.

Das hast du genau richtig gelesen, Mucki.

Kann es sein, Albert, dass du zu viel von einem kleinen Text verlangst? Ein Denkanstoß, eine Meinungsäußerung, eine Zuspitzung, der Versuch, die eigene Erregung und Erregbarkeit (und Verführbarkeit!) zu verstehen - mehr will ich gar nicht. Aber ich sehe erwartungsvoll dem entgegen, was du selbst schreibst, um deinen unfassbar hohen Ansprüchen an einen Meinungstext zu genügen. Das, was du alles von einem Text erwartest, lese ich dann gerne bei dir nach. Oder fehlt dir die Schublade?

Tom, kein Problem.

Trixie, ich schau mir deine Detailkritik später an.

Die Vorstellung, so eine Frau mit so einem Programm wird es vielleicht als erste Frau schaffen, an der Spitze der USA zu stehen, mit dem ersten First Husband an ihrer Seite, ist ...ja was ist das eigentlich?..., eine Meta Real Satire?, Satire die zur Realität wurde?

Sethe, ich fürchte, es handelt sich einfach um ein Symptom der Zeit. Symptom zu welcher Krankheit? Darüber gilt es nachzudenken.

Grüß euch in die Nacht!
klara

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 19.09.2008, 10:12

Hallo Klara!

Ich sehe Albert eigentlich nicht mit "unfassbar hohen Ansprüchen" an den Text heran gehen - es scheint mir eher so zu sein, dass der Text für Albert nicht richtig funktioniert?!

Mir geht es jedenfalls so :-) Im Text ist eine seltsame Mischung am Werk zwischen Aufgeregtheit und Empörung einerseits und Distanziertheit andererseits - "man steht sich auf den Füßen". Vieleicht würden hier schon ein paar "man" weniger Abhilfe schaffen.

Was an Inhalten zusammengetragen wurde, wirkt auf mich wie "Medien-Standard". Ich hätte es besser gefunden, ein Detail in den Focus zu nehmen und zu versuchen, neben dem Leser der eigentlichen Botschaft auch Fakten zu präsentieren, die er noch nicht aus den üblich-verdächtigen Quellen kennt.

Du siehst, auch ich habe so meine Probleme mit dem Text; nicht aber mit seinem Anliegen ;-)

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Klara
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Beitragvon Klara » 19.09.2008, 13:47

Danke für eure Kritik (Albert, Trixie, Ferdi)!
Ich hoffe, ich lerne draus.
Ich denke über das "man" nach. Natürlich hatte ich über ein "familiäres", subjektives "ich" nachgedacht - und verworfen, weil es mir unangemessen erschien - auch deshalb unangemessen, wenn ich jetzt drüber nachdenke, weil da schon zu viel verquickt wird in der Politik der Abtreibungs- und Empfängnisverhütungsgegnerin Palin. Am übelsten stößt mir übrigens oft in der Abtreibungsdebatte dieses gesalbte Wort "Leben" der Abtreibungsgegner auf. Als wären alle, die nicht so strikt gegen Abtreibung argumentieren Lebensfeinde. Und als würde nicht oft und oft einiges an LEBEN zerstört, indem Kinder zwangsweise ausgetragen werden - Glücksleben dieser Kinder ebenso wie Lebensmöglichkeiten der zur Mutterschaft Gezwungenen. Das allein - empört mich, ja. Und da ich hier ja nicht in der "Zeit" schreibe, schreibe ich den Text so, wie ich es sehe, meine und empfinde. Ich BIN tatsächlich aufgeregt, ferdi, auch wenn das verdammt "out" ist heutzutage und dich unangenehm ankommt. Und versuche, daraus Denkanstöße für mich zu ziehen wie zu geben, und das auch noch möglichst so, dass es lesbar ist und nicht langweilig.
Aber auch du, ferdi, hast teilweise einen hohen Anspruch an diesen Text, dessen Herkunft mir nicht ersichtlich ist.
Was an Inhalten zusammengetragen wurde, wirkt auf mich wie "Medien-Standard". Ich hätte es besser gefunden, ein Detail in den Focus zu nehmen und zu versuchen, neben dem Leser der eigentlichen Botschaft auch Fakten zu präsentieren, die er noch nicht aus den üblich-verdächtigen Quellen kennt.


Ich hatte keine Gelegenheit, Mrs. Palin zu sprechen. Ich würde es gerne tun! Ich würde sie gerne von Nahem sehen, anfassen, von ihr erzählt bekommen und ihre Wohnung sehen. Ich würde sie gerne SEHEN. Diese Möglichkeit habe ich bis jetz tnich tgehabt - wenn sie sich mal bietet, schreibe ich einen besseren Text, okay? "Medien-Standard" kann ich als Kritik nicht annehmen, weil ich die "Inhalte" ja nicht zusammengetragen vor dir aufhäufe und sage, mach was draus, sondern meine spezielle Meinung dazu sage, oder besser: FRAGEN stelle. Meine Fragen. "Medien-Standard" empfinde ich als unfair in diesem Zusammenhang. Ich habe das, was ich geschrieben habe - Ängste, Beürchtungen, Aufgeregtheiten, Nüchternheiten, Tatsachen, Verbeugungen vor Feministinnen etc. - jedenfalls so noch nicht irgendwo gelesen (du ja vielleicht schon?) - und finde, dass es fehlt. Mir fehlte es. Ich wollte meins sagen. Mehr war nicht.

Klara

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 19.09.2008, 19:53

Hallo nochmal :-)

Klara, es "kommt mich nicht unangenehm" an, dass du aufgeregt bist (das bin ich bei diesem Thema mit dir), sondern: dass du diese Aufgeregtheit so seltsam dumpf, so eigenartig stumpf artikulierst.

Vielleicht würde, statt eines Besuchs bei Frau Palin, ja schon ausreichen, konkrete Begebenheiten einzubeziehen, mit Personen, Datum, Ort, beteiligten Medien, etc?! Ich vermute, ja.

Unfair wollte ich im übrigen sicher nicht sein.

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Albert

Beitragvon Albert » 19.09.2008, 23:10

Liebe Klara,

hm, ich schätze, du empfindest meinen Kommentar wohl in irgendeiner Weise als nicht respektvoll gegenüber deinem Schaffen - was ich zwar nicht aus meinem Kommentar herauslesen kann, trotzdem bedauere, da dies zu vermitteln nun wirklich nicht mein Ziel war ("technische Sicherheit", "Mut zur Formulierung", "Sprachlich fein gemacht"). Ich verstehe meinen Kommentar auch nicht so, als würde ich irgendwelche Ansprüche an deinen Text formulieren: Ich weiß nur einfach nicht, was er soll! Mich verwirrt, dass er ernsthaft bleibt aber sich aufregt und in der Aufregung den Blick auf sich selbst verliert, sich unangenehm wichtig nimmt. Ich habe nur angefangen, von "Satire" oder "Kolumne" zu sprechen, weil in solchen Formen solche Überzeichnungen natürlich aufgefangen sind.
Nun scheinst du ja für diesen Text hier ein eigenes Genre zu reklamieren, Klarasche Erregungen sozusagen, aber dann kannst du meine Rückmeldung doch so verstehen, dass diese Form, wie sie hier verwirklicht wurde, bei mir einfach nicht funktioniert (wäre es nicht interessant herauszufinden, warum meine Leseerwartungen mit deinem Text-Vorhaben nicht übereinstimmen?). Komisch wird es für mich dann, wenn du meinst, diesem Vorwurf dadurch ausweichen zu können, dass du ja nur so geschrieben hast, wie du es siehst, meinst usw. Wo ist dann das Problem/was macht der Text dann hier?

Ich finde, du gehst, wohl wegen des Missverständnisses, auch nicht gerade respektvoll mit meiner Kritik um, für wie verfehlt du sie auch halten magst - denn eigentlich sind doch das:

Aber ich sehe erwartungsvoll dem entgegen, was du selbst schreibst, um deinen unfassbar hohen Ansprüchen an einen Meinungstext zu genügen. Das, was du alles von einem Text erwartest, lese ich dann gerne bei dir nach.


auch "unfassbar hohe Ansprüche" (an einen Kritiker), oder? Vielleicht habe ich aber bei der Registrierung hier überlesen, dass poetische Leistungen persönliches Empfinden und Argumente ersetzen. Nebenbei habe ich ja selbst auf meine eigene Unzulänglichkeit hingewiesen.

Auch bei ferdi kann ich keine unfairen Ansprüche feststellen. Mit Medien-Standard trifft er durchaus einen Punkt an deinem Text (er bezieht sich ja explizit nur auf die Inhalte - da kannst du nicht sagen, der Text bestünde nicht nur aus diesen Inhalten und sei deshalb nicht Medien-Standard; denn das wurde ja nicht behauptet) - die Frage ist doch, warum er und ich deine "Erregung" nicht so spannend finden, wie du sie gerne hättest. Und ich finde, da gehört durchaus dazu, dass du deinen Text anhand von Anekdoten aufziehst, die nur für den interessant sind, der dem Thema noch nicht begegnet ist. Eine Fokussierung wie ferdi sie vorschlägt halte ich für eine gute Idee.

Liebe Grüße,
Albert


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