Zum Fressen

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Zakkinen
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Beitragvon Zakkinen » 06.11.2008, 14:40

Von der Scheunenparty bin ich geflohen, quer über den Hof, vorbei an der Grube mit dem vertrauten Geruch, an den Ställen für Schweine und anderes Vieh. Nur weg von dieser Frau mit den eindeutigen Absichten. Axel hat sie mir vorgestellt, Susanne, ich kennte sie aus der Schule. Axel, mein verräterrischer Freund. Voller ist sie geworden - und voll ist sie auch. Ich habe lieber eine Wahl. Quer über die Straße, dort war daheim. Wo meine Eltern einst wohnten, lebt jetzt ein Maschinenbauer. Ich steige durch das Badfenster ein, dabei habe ich den Schlüssel noch. Maschinen überall, blassgrün gestrichene metallene Körper mit hydraulischen Gliedmaßen. Schmieröldunst, gelbe Schrift. Es ist eng geworden in der Heimat.

Meine Eltern sind in den Garten gezogen, leben unter Planen zwischen Bergen aus Müll und Schlamm. Können mich nicht erkennen und wollen nicht helfen. Susanne schließt auf, ich schnappe nach Luft. Im Teich reiben Baumstämme einander, mahlen die Entengrütze zu Brei. Ich springe ab, fliege von Stamm zu Stamm. Sie drehen sich, sinken unter mir weg. Schnell bin ich, schneller als der Fall. Susanne hingegen schlägt zwischen die Stämme, ihre gierige Fratze scheint rot in dem Grün. Die Wasserlinsen wachsen und verdrängen das Holz. Wie Grünkohl mit Speck. Am anderen Ufer wende ich mich, ergreife die Schüssel und trinke sie aus. Nur leichtes Schaudern, als die Knochen zwischen meinen Zähnen knacken. Ich schlucke und atme und atme.

Sam

Beitragvon Sam » 06.11.2008, 16:58

Gut zu lesen.

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Zakkinen
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Beitragvon Zakkinen » 07.11.2008, 23:47

Danke, Sam. Nichts zu verbessern? Kann gar nicht sein, dass ein Text von mir patzerfrei gelingt.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 07.11.2008, 23:59

Hola Enrique,

das "Gut zu lesen" von Sam war eine Reaktion auf deinen Kommentar auf "Die Mützenfalterin", mit exakt den gleichen Worten deinerseits. ,-) Solche Kommentare sind nicht gerade sehr aussagekräftig.

Zu deiner Story:
Ich tue mich ein bisschen schwer damit. Schon, weil du im Untertitel den Leser sozusagen vorprogrammiert hast. Es wirkt für mich zu konstruiert, zu gewollt. Die Übergänge passen irgendwie nicht. In einem Traum oder Albtraum springen die Bilder meist wild von einem ins andere. Das Surreale, ja, das passt m.E. teilweise, aber insgesamt finde ich es noch nicht ausdrucksstark genug. Das Albtraumhafte springt mich als Leser nicht an, zieht mich nicht hinein.
Soweit mein Eindruck.
Saludos
Mucki

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Zakkinen
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Beitragvon Zakkinen » 08.11.2008, 00:04

Danke, damit kann ich was anfangen.

Und Du erinnerst mich daran, dass ich da noch was kommentieren wollte ;-)

Ist übrigens ein Erinnerungsprotokoll eines realen Albtraums - offensichtlich konstruiert mein Hirn sowas. Aber ich muss das vielleicht noch ein wenig ausgestalten. Hatte versucht, es etwas knapper zu halten, um den mir sonst eigenen Pathos zu vermeiden.

Gruß
Henkki

Mucki
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Beitragvon Mucki » 08.11.2008, 00:25

Hatte versucht, es etwas knapper zu halten, um den mir sonst eigenen Pathos zu vermeiden.

Albträume sind nicht knapp, sondern eben albtraumhaft in die Länge gezogen, jedenfalls so "gefühlt". Und mehr Auserzählen muss ja nicht einhergehen mit Pathos. Und Dramatisches/Albtraumhaftes muss nicht gleich Pathos bedeuten. Es kommt halt auf das Wie an. ,-) Ich würde hier etwas mehr ausgestalten, jep.
Saludos
Mucki

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Beitragvon Zakkinen » 08.11.2008, 00:28

Mal sehen...
Danke auf jeden Fall
H

Mucki
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Beitragvon Mucki » 08.11.2008, 00:31

De nada, Enrique,
que duermas bien, sin pesadillas! ;-)
Mucki

Xanthippe
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Beitragvon Xanthippe » 08.11.2008, 14:12

Hm ja, schwierig Träume, reale noch dazu, in Literatur zu übersetzen, ich finde das gelingt Dir genau zur Hälfte, dein Text ist ja in zwei Abschnitte gegliedert und der zweite ist sehr surreal, sehr traumhaft, voller Bilder, die für sich sprechen, die Einleitung hingegen ist mir zu nüchtern, zu wach sozusagen...
xanthi

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Beitragvon Zakkinen » 08.11.2008, 18:18

Danke, Xanthippe, das ist ein sehr konkreter Hinweis. Muss mich wohl entscheiden, entweder so oder so.
H


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