Prüfungen

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Eule
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Beitragvon Eule » 09.03.2011, 09:23

Prüfungen

Prüfungen. Als ob sie nicht zu jenen unvermeidlichen Dinge gehörten, die es im Überfluss gibt. Wenn wir Glück haben, bemerken wir sie gar nicht. Aber sobald sie bei uns im Kalender stehen, beginnt irgendwann ein Kribbeln unter der Haut, das sich fortsetzt, verstärkt und uns gelegentlich den Atem nimmt. Da treten wir auf einer Bühne der Anderen an, messen uns an deren Anforderungen, müssen oder wollen etwas beweisen. Strampeln im Laufrad, froh, dass wir noch Beine haben, gegen milliardenfache Trägheitsmomente, gegen die Sekunden, gegen den Schatten, für milliardenfache Wünsche und mit weit geöffneten Augen.
Ein Klang zum Sprachspiel.

Herby

Beitragvon Herby » 11.03.2011, 21:22

Hallo Arne,

was bin ich froh, dass ich keine mehr ablegen muss, ich hatte genug davon. Andererseits vermisse ich manchmal dieses unbeschreibliche Glücksgefühl, hat man sie denn bestanden. Darum, aber auch nur darum, beneide ich alle, die Prüfungen noch vor sich haben. :engel:

Einige Stellen an deinem Text lassen mich als Leser stolpern. Du schreibst:

Arne hat geschrieben: Wenn wir Glück haben, bemerken wir sie gar nicht.


Wie geht das denn? Wie meinst du das - eine Prüfung, die man nicht bemerkt?? Das Verb "bemerken" finde ich seltsam in diesem Kontext.

Arne hat geschrieben:Da treten wir auf einer Bühne der Anderen an, messen uns an deren Anforderungen, müssen oder wollen etwas beweisen. Strampeln im Laufrad, froh, dass wir noch Beine haben, gegen milliardenfache Trägheitsmomente, gegen die Sekunden, gegen den Schatten, für milliardenfache Wünsche und mit weit geöffneten Augen.


Verstehe ich das richtig, dass du hier den Moment der Prüfung meinst? Falls ja, dann finde ich die Trägheitsmomente irgendwie irritierend. Diese treffen doch eher auf die Zeit der Vorbereitung und ihre Stress, ihre Nächte mit Kaffee und Zigaretten zu. In einer Prüfung dagegen ist man doch zumeist alles andere als träge und eher adrenalingeschwängert, nervös.

Was ist mit den Schatten gemeint - Versagensängste? Was ist mit den Wünschen gemeint, noch dazu milliardenfach?? Und wie passen die weit geöffneten Augen in den Kontext? Das klingt nach Angst.

Insgesamt werde ich mit deinem Text noch nicht richtig warm. Er wirkt auf mich seltsam unfertig und wirft mehr Fragen auf, als er beantwortet.

Lieben Gruß,
Herby

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Sethe
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Beitragvon Sethe » 11.03.2011, 23:02

Es gibt ja nicht nur die Prüfungen, die zum Abschluss von Ausbildungen jedweder Art abgelegt werden müssen.

Es gibt noch eine "Ausbildung", in der wir nahezu täglich Prüfungen ablegen, vor uns selber und vor anderen: Unser alltägliches Leben.
Manchmal bemerkt man so eine Prüfung nicht, oder erst danach. Manchmal weis man von der Prüfung im voraus. In solchen Momenten können sich solche Gefühle und Gedanken wie beschrieben einstellen.

So habe ich den Text verstanden.
Was ich tu, das tu ich, was ich tat, das wollte ich tun.
(aus: "Ich schließe mich selbst ein" von Joyce Carol Oates)

Gerda

Beitragvon Gerda » 12.03.2011, 10:29

Hallo Arne,

ich finde das Prosastückchen treffend und ansprechend und verstehe es so, wie bereits Sethe ausgeführt hat.
Der Schwenk zu den öffentliche Prüfungen ist ja auch drin, insgesamt gut gefasst und interpretierbar.
Für mich ist dein Text gelungen.


Lieber Herby,

auch ich habe Arnes Text so verstanden, dass das Leben für uns Prüfungen im Alltäglichen bereit hält. Beispielsweise auf facebook, den Blauen Salon ;-) - überhaupt aufs Internet zu verzichten ...
Es handelt sich zwar um eine Prüfung, vor der wir keine Angst entwickeln, weil wir für dieserart Prüfung nicht lernen müssen, aber es sei der Verzicht wohl zu tainieren.
Ja - und wie ist das, wenn man/frau neue Menschen kennenlernt, sich auf Partnersuche begibt?
Das sind die Prüfungen, von denen wir oft nicht wissen dass sie stattfinden, oder manchmal nichts wissen wollen/können.


Euch beiden einen schönen Samstag und liebe Grüße
Gerda

Edit Tippfehler
Zuletzt geändert von Gerda am 12.03.2011, 21:53, insgesamt 1-mal geändert.

Herby

Beitragvon Herby » 12.03.2011, 21:30

Liebe Sethe, liebe Gerda,

das, was du schreibst, Sethe, hatte ich auch zunächst im Kopf, verwarf es dann aber wieder wegen des Satzes mit dem Kalender. Trägt man so etwas im Kalender ein mit Datum und Uhrzeit? Ich weiß nicht, aber sollten wir vielleicht erst einmal den Begriff klären? Es gibt ja auch noch z.B. die Herausforderung, die eine Prüfung sein kann, aber nicht muss. Oder Prüfung im Sinne von Schicksalschlag?

Liebe Gerda, aufs Internet zu verzichten wäre in meinen Augen sicherlich eine Herausforderung, aber keine Prüfung. In dem Begriff "Prüfung" schwingt nach meinem Verständnis, spricht man von Lebensprüfungen, viel Dramatisches mit, was ich aber im Verzicht aufs Internet nicht sehe (es sei denn, jemand wäre internetsüchtig und durch den Verzicht käme es zu psychischen oder physischen Komplikationen). Und auch dein nächstes Beispiel, das Kennenlernen neuer Menschen oder die Partnersuche hat in meinen Augen doch nichts mit Prüfung zu tun.

Es scheint mir wirklich eine Frage der Definition zu sein, in welchem Sinne man das Wort verwendet.

Lieben Gruß,
Herby


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