Der allseits begrabene Hund

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Kurt
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Beitragvon Kurt » 27.02.2014, 18:53

Da scharrte das Huhn nun im Sande,
von morgens bis spät in die Nacht.
Ein Fuchs, der zum wiederholten Male
vorbeikam, wunderte sich, fraß es aber nicht.
Die anderen Hühner hielten es für blind,
da es keine Körner pickte, und für
verrückt, da es immer an der gleichen
Stelle herumkratzte, ohne Erfolg.

Alle waren sie träge geworden,
saßen auf ihrer Stange und der Fuchs,
der nächtens vorbeischaute, brauchte
nicht lange, um sich eins auszusuchen;
alle waren fett und rund.

Die Henne aber, welche im Sande scharrte,
war Reineke zu dünn. Sie stillte ihren
Hunger mit der Suche nach dem
allseits vermissten Hund, der irgendwo
verborgen liegen sollte, und welcher
der Sage nach, einst die Hühner gehütet
hatte vor dem Fuchs.

Noch Jahre später erzählten die Hühner
sich diese Geschichte, und dass es der allseits
begrabene Hund war, der ihrer Ahnin
auf jene Weise das Leben gerettet habe.
"Wir befinden uns stets mitten im Weltgeschehen, tun aber gerne
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)

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