Schlaflosigkeit

Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
moana

Beitragvon moana » 13.02.2006, 12:55

An die Schlaflosigkeit

Nur schlafen. Wenn nicht, dann nur ein bisschen ausruhen. Ein wenig entspannen. Denn ich habe … keine Kraft mehr. Keine Konzentration mehr in mir. Bin so erschöpft, müde. Es kommt über mich. Zittern, Schwäche. Sehe nur noch Schatten vor meinen Augen. Kann sie kaum aufhalten. So schwach. In mir Lustlosigkeit. Genau wie immer. Kein Widerstand. Nur Kontrolle. Über mich, nicht durch mich. Genau das Gegenteil von sonst. Verwirrung, sowieso. Keinerlei Beeinflussung! Höhere Macht. Nicht, wie sonst, ich selbst. In mir, nicht außer mir. Will fallen. Mich fallen lassen. Doch ich kann nicht mehr. Wenn ich unten bin, bin ich unten. Kann … nicht mehr hoch. Und doch ist es da. Der Fall kommt nicht. Ich bin zu weit oben. Nicht, wie sonst. Oben, um nicht mehr herunter zu gelangen. Zu hoch, zu tief. Irgendwo dazwischen. Kampf. Keine Kraft. Zu müde. Der Stift ist so schwer, er muss Tonnen wiegen. Was sind Tonnen? Kann mich nicht erinnern. Kann gar nichts mehr. Atemlosigkeit. Schwärze! Ohnmacht. Tiefe. Dunkelheit. Keine Kontrolle mehr. Sowieso. Verschwommen sehe ich die Realität vor mir. Irgendwo über mir. Um mich herum. Unter mir? Ich bin fort. Und noch immer mittendrin. Kann nicht begreifen. Kein Bezug! Fremde. Einsamkeit. Und niemand da unter den vielen. Keine Rettung. Nur Schlaf. Unverdient? Verdammt. Kein Einfluss mehr. Wörter, die gar nicht gesagt werden sollten. Zu schwach für Widerstand. Ich will gar nicht widerstehen. Schlaf ist unwiderstehlich. Will hinein, hinaus. In den Schlaf. Er braucht mich. Nein, ich brauche ihn. Wir uns. Nie wieder allein. Nur schlafen. Der Kampf scheint verloren. Der Kampf um das Wachsein. Der Kampf um den Schlaf. Es ist … aus. Nicht vorbei! Durchhalten. Bald geschafft. Dann Traum. Alle Spannung weg. Schwerelosigkeit! Freiheit, endlich. Unabhängigkeit. Aber auch Einsamkeit. Absolute Unkontrolliertheit. Totale Anspannung! Jetzt. Nicht später. Wach? Nein, zwischen Traum und Realität. Trance. Ich fühle die Schwebe. Kann man Schwebe fühlen? Oder ist man sie selbst? Kein Wissen. Sinnlos, alles, weg. Fall? Kein Ende. Hilflosigkeit. Keine Gefühle, nur Taubheit. Und doch höllische Schmerzen. Leid. Kraftlosigkeit. Alles egal. Ich kann nicht mehr. Nur ich. Die anderen sehe ich nicht. Höre ich nicht. Verstehe ich nicht. Ich kann nicht mehr. Ich halte durch. Was sonst? Keine Lösung! Nur Schwäche. Weg. Aus. Weiter.

Alma Marie Schneider
Beiträge: 143
Registriert: 29.11.2005

Beitragvon Alma Marie Schneider » 14.02.2006, 14:44

Ich kanns nachfühlen. Es ist sehr eindringlich geschrieben, man spürt richtig, wie Schlaf gewünscht wird...

Liebe Grüße
Alma Marie

moana

Beitragvon moana » 14.02.2006, 18:40

Ay, Danke, danke! Es ist immer am besten, aus eigenen Erfahrungen zu schreiben... Das war wirklich eine Situation und ich fand sie irgendwie erzählenswert. :cool: Kann man auch gut als Gute-Nacht-Geschichte verwenden :mrgreen:

Grüßerl, moana


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