Es war der Morgen...
- Eine Seifenoperette ohne Einbauküche -
Es war der Morgen, an dem meine Ahnung zur Gewissheit geronn, dass mein Wecker mich betrügt. Und das anscheinend seit Menschengedenken. Es konnte unmöglich schon Zeit zum Aufstehen sein. Wie schon so oft.
Aber da man nun einmal wach ist, kann man ja auch pillern gehen.
Wieso steht da auf der weißen Plastikflasche 'Anti-Schnupfen-Shampoo'? Das lese ich nun zum dritten Mal. Sowas gibt's? Ich bin doch gar nicht erkältet?! Mo-ment...ich muss fokussieren. Am besten ein Auge zuhalten. Achso, 'Anti-Schuppen...', na gut.
Ich kannte mal einen Typen, der immer eine Augenklappe im Handschuhfach seines Opel Granada liegen hatte, und wenn er mich vollstralle und hackendübeldicht morgens um zehn nach fünf vom 'Old Daddy' nach Hause fuhr, zog er sie immer auf, damit er nicht mehr schielte und deswegen alles doppelt sah.
Und wo man gerade so gemütlich sitzt, kann man sich - noch leicht dösend - auch die Zeit nehmen, auf den sich deutlich ankündigenden Sauerkrautdung zu warten. Was steht denn hier? "Sparen Sie 25 Prozent, wenn sie jetzt kaufen!" Mhm. Eine Einbauküche. Und was, wenn ich die jetzt nicht kaufe? Spare ich 100 Prozent. Genau. Das mach' ich. Die kauf' ich jetzt nicht. KACK'n'SPAR.
Meine Gedanken schwingen sich analog zu den erneuerbaren Energien des Sauerkrauts empor zu dem treibgasgepressten Raumduftspray, das ich neulich bei einer Kundin auf dem Tages-WC ausprobierte. Insbesondere zu dessen Sicherheitshinweisen, die ich natürlich wie immer gierig verschlang: "Bitte nach Gebrauch gut Lüften."
Ähm? Das stand da seinerzeit wirklich!
Ich soll also nach erfolgter, vermeindlicher Verunreinigung der Raumluft dieses Spray anwenden und sofort lüften? Da stellt sich mir die Frage, warum ich so ein Produkt überhaupt benutzen sollte. Man könnte ja - jetzt mal ganz naiv gedacht - eigentlich einfach nur lüften, wie immer, ohne das Spray. Also, das überzeugt mich nicht, das würde ich auch nie kaufen, macht dann schon 200 Prozent.
Ich drücke auf die Neutralseife. "Für trockene Haut", quetscht der Dosierspender hervor. Neulich bei Schlecker hatte ich mich noch ganz vertrauensvoll mit der Sebamed-Pulle an die Verkäuferin gewandt, und ihr hinter vorgehaltener Hand offenbart, dass ich ja bereits unter trockener Haut litte, ob sie nicht auch eine Seife gegen ebensolche anböte. Ein vom Donner gerührtes Schaf könnte nicht blöder gucken.
Ich sagte "möh" und kaufte die Seife. Irgendwas muss man ja ab und zu mal kaufen. Wird schon richtig sein. Sebamed hatte sich bestimmt nur verschrieben auf dem Etikett.
Und nun - so reich und so schön - könnte ich mich eigentlich noch auf ein Viertelstündchen hinlegen oder zwei. Und diesem Untreuling von Wecker die kalte Arschbacke zeigen. Ihm einfach die Zärtlichkeit entziehen. Ihn einfach nicht mehr drücken. Soll er ruhig mal sehen, wie sich das anfühlt...
"Danke", raunt das ebenso gleichnamige wie angeblich zärtliche Öko-Toilettenpapier aus der Ecke, als ich mich anschicke, die Nasszelle zu verlassen.
"Schon in Ordnung, Schatz", schließe ich die Türe hinter mir,
"Ich habe zu danken."
Es war der Morgen...
- Thomas Milser
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Zuletzt geändert von Thomas Milser am 11.01.2007, 22:12, insgesamt 1-mal geändert.
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)
- Thomas Milser
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Hallo allerseits. Ich habe einfach nochmal die Kolumne der vergangenen Woche hier eingestellt. Es ist - glaube ich - die erste Kolumne, die nicht vorher im Forum besprochen wurde.
Allgemein interessiert mich, inwieweit die Kolumnenseite auf unserem Portal hier intern überhaupt wahrgenomen wird.
Bitte beachtet meinen Aufruf für weitere - insbesondere die Silvester- - Kolumnen im Blauen Brett.
Kurzer Zwischengruß vom Tom,
bin schon wieder weg.
Allgemein interessiert mich, inwieweit die Kolumnenseite auf unserem Portal hier intern überhaupt wahrgenomen wird.
Bitte beachtet meinen Aufruf für weitere - insbesondere die Silvester- - Kolumnen im Blauen Brett.
Kurzer Zwischengruß vom Tom,
bin schon wieder weg.
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)
Lieber Tom,
ich habe die Kolumne schon gern im Portal gelesen, was mir besonders gefällt, das viele Passagen diesen "Ja, genau-Effekt" haben (zum Beispiel das mit dem Sparen), für mich genau das, was eine Kolumne haben sollte. Das Skurrile Beobachten und endlich mal sagen (wie neulich irgendein Bühnenmensch im Fernsehen herausstellte wie sinnlos eigentlich das Wort "Doppelhaushälfte (=Haus) ist (jaja, man "weiß" schon, was gemeint ist, aber das ist ja das kranke!). Das mag ich sehr. Insgesamt könnte die Kolumne aber noch eteobwas mehr Aufbau und Zusammenhang haben, es scheint mir, einige gute Beobachtungen sind aneinander gehängt, aber der Rahmen/Umriss, Ausgestaltung fehlt mir. Vorallem weil gute Kolumnen diesen Rahmen dazu nutzen, um den Text in sich nochmal einen Spannungsbogen zu verleihen (der dann die Einzelgags noch mal anhebt). Das fehlt mir ein bisschen.
Trotzdem, die Beobachtungen sind schon große KLasse
Liebe Grüße,
Lisa
ich habe die Kolumne schon gern im Portal gelesen, was mir besonders gefällt, das viele Passagen diesen "Ja, genau-Effekt" haben (zum Beispiel das mit dem Sparen), für mich genau das, was eine Kolumne haben sollte. Das Skurrile Beobachten und endlich mal sagen (wie neulich irgendein Bühnenmensch im Fernsehen herausstellte wie sinnlos eigentlich das Wort "Doppelhaushälfte (=Haus) ist (jaja, man "weiß" schon, was gemeint ist, aber das ist ja das kranke!). Das mag ich sehr. Insgesamt könnte die Kolumne aber noch eteobwas mehr Aufbau und Zusammenhang haben, es scheint mir, einige gute Beobachtungen sind aneinander gehängt, aber der Rahmen/Umriss, Ausgestaltung fehlt mir. Vorallem weil gute Kolumnen diesen Rahmen dazu nutzen, um den Text in sich nochmal einen Spannungsbogen zu verleihen (der dann die Einzelgags noch mal anhebt). Das fehlt mir ein bisschen.
Trotzdem, die Beobachtungen sind schon große KLasse
Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
- Thomas Milser
- Beiträge: 6069
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Liebe Lisa,
ich stimme dir zu, dass der Rahmen noch ausgefeilter sein könnte. Ich habe nur diesmal versucht, wirklich auf Termin zu arbeiten, und dann irgendwann zu sagen (oder besser: sagen zu müssen): So, fertig! Abgabe!
Ich denke, dass mit steigender Frequenz der Niederschriften von Meinugsbeiträgen auch die Zahl der Texte steigt, die nicht das High-End erreichen. Jedenfalls dann, wenn man sich nicht rund um die Uhr damit beschäftigen kann. So muss es vielleicht manchmal bei einer 'Skizze' bleiben. Ich bitte um Vergebung :o))))
Tom.
ich stimme dir zu, dass der Rahmen noch ausgefeilter sein könnte. Ich habe nur diesmal versucht, wirklich auf Termin zu arbeiten, und dann irgendwann zu sagen (oder besser: sagen zu müssen): So, fertig! Abgabe!
Ich denke, dass mit steigender Frequenz der Niederschriften von Meinugsbeiträgen auch die Zahl der Texte steigt, die nicht das High-End erreichen. Jedenfalls dann, wenn man sich nicht rund um die Uhr damit beschäftigen kann. So muss es vielleicht manchmal bei einer 'Skizze' bleiben. Ich bitte um Vergebung :o))))
Tom.
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