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Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
Nifl
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Beitragvon Nifl » 04.01.2007, 09:52

Neue Fassung:

Ich sitze im MÄC auf einem Barhocker mit Blick auf den Parkplatz. Fertige im Geiste Sozialstudien über die eintrudelnden Gäste an. Der da verleugnet sicher den Besuch in diesem Gourmet-Tempel. Er sieht sich nach allen Seiten um, als vermute er Heckenschützen. Und dann natürlich nochmals ein Kontrollblick auf seinen neuen Opel Vectra, bevor er eintritt. Diese männertypische Marotte (8 von 10) untersuche ich heute speziell. Nebenbei schiebe ich mir mit den Fingern Pommes in den Mund. Eine Rotzgöre kommt und fragt mich nach meinen Monopolygewinnaufklebern. Nix da! Will selbst einen Porsche gewinnen! Eine Familie nähert sich dem Eingangsbereich. Die Eltern sind leicht übergewichtig, aber das Kind (ca. acht Jahre alt) ist gertenschlank. Das rüttelt an meinem Weltbild und ich sehe genauer hin, ja, es kommt mir besonders blass vor. Selbstzufrieden setze ich mich aufrechter und kaue weiter auf den Pommes rum. Hoffentlich werden wenigstens die Eltern die Rückseite vom Tablettpapier beachten. Plötzlich breitet sich ein stechender Schmerz in meinem Mund aus. Ich habe die Kontrolle über meine Kopfhaltung verloren, blecke die Zähne und starre zur Decke. Die Leute müssen denken, ich habe einen epileptischen Anfall. Ich merke, wie mein Gesicht vor Schmerz rot wird. Am liebsten würde ich die Stirn auf den Tresen donnern, um für Verteilung zu sorgen. Scheiße, das zwischen den Backenzähnen waren keine Pommes sondern meine Zunge. Ich renne zum eiswürfelpinkelnden Eskimoautomaten und fülle meinen Colabecher... rein damit und kühlen... ahhh... hoffentlich macht jetzt keiner eine Studie über mich...


Alte Fassung:

Ich sitze bei MC auf einem Barhocker mit Blick auf den Parkplatz. Fertige im Geiste Sozialstudien über die eintrudelnden Gäste an. Der da verleugnet sicher den Besuch in diesem Gourmet-Tempel. Er sieht sich nach allen Seiten um, als vermute er Heckenschützen. Und dann natürlich nochmals ein Kontrollblick auf seinen neuen Opel Vectra bevor er eintritt. Diese männertypische Marotte (8 von 10) untersuche ich heute speziell. Nebenbei schiebe ich mir mit den Fingern Pommes in den Mund. Eine Rotzgöre kommt und fragt mich nach meinen Monopolygewinnaufklebern. Nix da! Will selbst einen Porsche gewinnen! Eine übergewichtige Familie nähert sich dem Eingangsbereich. Ich hoffe, dass sie die Rückseite vom Tablettpapier beachten werden. Wie aus dem Nichts breitet sich ein höllischer Schmerz in meinem Mund aus. Ich muss unkontrolliert meinen Kopf verrenken und drehe ihn zuckend zur Decke, als hätte ich einen epileptischen Anfall, merke, wie er rot wird vor Schmerz. Am liebsten würde ich die Stirn auf den Tresen donnern, um für Verteilung zu sorgen. Scheiße, das zwischen den Backenzähnen waren keine Pommes sondern meine Zunge. Ich renne zum eiswürfelpinkelnden Eskimoautomaten und fülle meinen Colabecher... rein damit und kühlen... ahhh... hoffentlich macht jetzt keiner eine Studie über mich...
Zuletzt geändert von Nifl am 05.01.2007, 09:40, insgesamt 3-mal geändert.
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

MarleneGeselle

Beitragvon MarleneGeselle » 06.01.2007, 16:14

Hallo Nifl,

die zweite Version ist besser. Im Zweifelsfalle versuche ich immer, ein wenig zu untertreiben, kommt beim Leser auch besser an.

Liebe Grüße
Marlene

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 11.01.2007, 21:39

hi Nifl,

ebenso köstlich wie zu kurz. "Will selbst einen Porsche gewinnen" war mein persönlicher Oberbrüller. Der Tipp von Mnemo ist wirklich gut, und ich sehe da mindestens einen, wenn nicht gar zwei neue Kolumnenschreiberchen, mh, Leutchen, wie wär's?

Mach das Ding länger, Nifl, dehne es bis zum Schmerz (wie das dreivier gute Döppel-Börger mit der Magen-Schleimhaut tun), nicht unbedingt durch übermäßige Länge, sondern durch Unerträglichkeit, mit anderen Worten: Mach uns noch mehr brechen!

Whopp!
Tom.

edit: Merke gerade: Fast die Hälfte des Textes handelt von dir. Das ist zuviel. Ein Schlusssatz mit der Zunge würde reichen. Was du in den anderen erkennst, sagt mehr über dich aus.
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)

Nifl
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Beitragvon Nifl » 15.01.2007, 17:37

Danke Marlene und Tom ... ja, werde demnächst Royal TS XXL draus machen.

LG
Nifl
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