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Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 17.09.2007, 20:01

Ich besitze zwei Füße.

Kommt ein Hai vorbei.

Ich besitze nur noch einen Fuß.

...

Besitze kommen. Besitze gehen.



© 2007

Gewidmet allen leidenschaftlichen Kommunisten und Kapitalisten.

Nihil

Beitragvon Nihil » 17.09.2007, 20:13

Ich besitze zwei Füße.

Schwimmt ein Hai vorbei.

Beißt ein Bein entzwei.

Ich besitze einen Fuß -
genug zum Füßeln
unter der Bettdecke, mon chérie ..

Besitze schwimmen
mit Haien davon,
Besitze gehen über Bord -
wie mein Käsefuß.

;-)

Nihil
Zuletzt geändert von Nihil am 17.09.2007, 21:26, insgesamt 7-mal geändert.

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 17.09.2007, 20:42

Ich besitze zwei Reihen Zähne.

Kommt ein Hai vorbei.

Ich beiß den Hai entzwei.

Haie kommen, ich geh heia.
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

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Beitragvon Pjotr » 17.09.2007, 20:43

Nihil hat geschrieben:Ich besitze zwei Füße.

Schwimmt ein Hai vorbei.

Beißt ein Bein entzwei.

Ich besitze einen Fuß -
genug zum Füßeln
unter der Bettdecke, mon cherrie ..

Besitze kommen. Besitze gehen.

;-)

Nihil



Wusste ich doch, dass manche Details würden überlesen werden. Wenn schon, denn schon:

Schwimmt ein Hai vorbei.
[...]

Besitze schwimmen. Besitze gehen.



Cheers

Pjotr

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Beitragvon Zefira » 17.09.2007, 20:46

Na gut.

/edit: Haie kommen, ich schwimm heia.

Bild
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

Nihil

Beitragvon Nihil » 17.09.2007, 20:51

Wie gefällt dir diese Version, Pjotr?

LG

Nihil

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Beitragvon Pjotr » 17.09.2007, 20:54

Dieses Prosa-Stück ist übrigens ernst gemeint. Es ist ebenentechnisch mehrdimensional, geradezu holistisch endlos, und führt damit die Suche nach der letzten objektiven Wahrheit in Sachen "Besitz- und Eigentum-Definition" ad absurdum oder wie das heißt. Sowohl in Biologie, als auch in Wirtschaftspolitik, als auch in Ethik.

Ich stelle es hier aus, weil ich das Gefühl habe, es hat noch ein paar wunde Stellen ...


Salve

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Beitragvon Ylvi » 17.09.2007, 21:19

Hallo Pjotr,

ich würde sagen eine wunde Stelle ist die, dass der Besitz der Füße nicht erst "kommt" sondern schon vorhanden ist. Die zweite, dass der abgebissene Fuß ja nun nicht mehr geht, sondern höchstens schwimmt.

Insofern wäre ein "Besitze schwimmen davon" logischer.

Vielleicht wolltest du aber gerade das aussagen, dass sowieso schon alles vorhanden ist und nichts der Welt hinzugefügt und ihr nichts genommen wird. Nur eine Umverteilung, ein Austausch stattfindet. Dann hätte ich aber gedacht:

Besitze kommen nicht. Besitze gehen nicht.

liebe Grüße smile

(edit: Nihil, wenn du schon so fleißig änderst, dann ändere doch auch das chérie. ;-))

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Beitragvon Pjotr » 17.09.2007, 21:24

Nihil hat geschrieben:Wie gefällt dir diese Version, Pjotr?

LG

Nihil

Welche?

Also Deine und Zefiras Version verstehe ich als satirische Antwort auf meinen Text, was ihn damit auch ehrt.

Als Verbesserung kann ich sie natürlich nicht akzeptieren, dafür sind Eure Vorschläge zu erotisch, beziehungsweise zu dental, und im Kontext zu zerrissen.


Dennoch vielen Dank für die Aufmerksamkeit

Pjotr

Nihil

Beitragvon Nihil » 17.09.2007, 21:26

Gott, bin ich ein Proll! :mrgreen:

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Beitragvon Pjotr » 17.09.2007, 21:47

Hello Smile.

smile hat geschrieben:ich würde sagen eine wunde Stelle ist die, dass der Besitz der Füße nicht erst "kommt" sondern schon vorhanden ist.

Du meinst "im Text schon vorhanden"? Außerhalb des Textes ja nicht, die Füße kommen im Uterus. Ich müsste dann schreiben:

"Im Uterus kamen mir zwei Füße."

Wenn aber dann -- ich will den Text kurz halten -- sofort der Hai vorbeikommt, könnte man meinen, er schwimme im Uterus.

smile hat geschrieben:Die zweite, dass der abgebissene Fuß ja nun nicht mehr geht, sondern höchstens schwimmt.
Insofern wäre ein "Besitze schwimmen davon" logischer.

Kommen kann doch etwas auf vielerlei Weise: fliegen, spazieren, schwimmen, kriechen ...

"Gehen" im Sinn von "verschwinden" ebenso.

Zugegeben, das sind bewusst eingesetzte Stilmittel zum Erzeugen einer doppeldeutigen Basiswelle.

smile hat geschrieben:Vielleicht wolltest du aber gerade das aussagen, dass sowieso schon alles vorhanden ist und nichts der Welt hinzugefügt und ihr nichts genommen wird. Nur eine Umverteilung, ein Austausch stattfindet. Dann hätte ich aber gedacht:

Besitze kommen nicht. Besitze gehen nicht.

Ja. Noch strenger: Kapitalistische oder kommunistische letzte Wahrheiten bezüglich Besitztum (oder Eigentum) gibt es überhaupt nicht, beziehungsweise: sie sind endlos undefinierbar; beziehungsweise: sie sind bestenfalls gegenstandslose abstrakte Eigenschaften. My car is a property. Black is a property, too; of my hair, that is.

Car. Black.
Property. Property.

Ich bin momentan etwas zerstreut.


Cheerio

Pjotr

Niko

Beitragvon Niko » 17.09.2007, 21:52

ein irrer text!
ave: Niko

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Beitragvon Pjotr » 18.09.2007, 11:45

Obwohl viele meiner Kommentartexte literarische Texte sind (das erklärt meine geringe Anzahl selbstgestarteter Themen; ich erhebe oftmals den Kommentar selbst zum ausgeklügelten Literaturbeitrag), deklariere ich den folgenden Kommentar lediglich als bloßen spontan durchgeschriebenen Plaudertext, nicht als Literatur. (Aber er gehört zu diesem Faden, als Erläuterungsversuch zu obigem Text.)

...

Also, es ist doch so: Die obersten Kapitalisten und Kommunisten versuchen, ihre jeweilige Besitzdefinition als eine Art Naturgesetz zu verkleiden. Sie konstruieren jedoch eine Scheinwahrheit mit ihren Lehrsätzen, die mit "es gibt ein Recht auf ..." beginnen, oder mit "es muss ...". Die Debatten um dieses Thema werden nie zu einem Ende kommen. Es ist zu abstrakt und zu relativ, um auf einen kompakten universalen Nenner gebracht werden zu können. Gerade das Relative darin ist nicht absolutierbar. Der Großteil der Menschheit denkt immer noch in einer Weise, als gäbe es für alles einen absoluten Bezugsrahmen*, also dass beispielsweise alle Uhren an jedem Ort nach der selben absoluten Zeit vor-, nach- oder richtig gingen. Der alte Newton, der dies vor Jahrhunderten behauptete, wurde inzwischen durch die Relativitätstheorie theoretisch und empirisch widerlegt: es gibt keine absoluten Bezugsrahmen. Auch außerhalb des Physikfaches nicht. Was ist Besitz? Es ist die Macht des einen über das andere. Es ist ein Sachverhalt, der sich ausdehnt bis zur Obsession, zur Besessenheit. Sitzen. Setzen. Besitzen. Besetzen.

Wenn ich ein Fahrrad besitze, sprich: wenn ich auf ihm sitze, dann meine ich, es zu besitzen. Das heißt, ich bilde mir ein, ich hätte absolute Macht über das Fahrrad. Auch diese Einbildung wiederum ergaukelt Absolutheit. Dabei ist doch alles relativ. Sogar das Relative ist relativ. Endlos holistisch. Jedenfalls kann ich lange schwafeln über meinen Fahrradbesitz; wenn ein anderer Mensch oder ein See oder ein Blitzschlag es wegnimmt, bin ich ein Ex-Besitzer und alle Lehrsätze über Besitz helfen mir nicht, das Fahrrad zurückzuerobern. Ja, es geht um Eroberung. Um Gewalt. Okkupation.

Auch die sanfteste Mutter will okkupieren, zwar nicht mit Schusswaffen, aber mit anderen Waffen. Gewalt bedeutet nicht ausschließlich Blutvergießen. Gewalt ist Macht jeglicher Form. Begriffe werden da gerne euphemisiert: "Gewaltlose Erziehung" etwa, was ist das? Ob bei der Kinderdressur die Schmerzstrafe aus Nahrungsentzug, Freiheitsentzug, Liebesentzug, oder Schläge besteht, vertuscht nicht die Tatsache, dass es um Besitz, Macht, Gewalt geht. Es ist alles das gleiche. Aber die Euphemismen lassen einbilden, die eine Sichtweise sei "absolut" besser als die andere. Wer besitzt was tatsächlich?

Anderes Beispiel: Raucher. Die sogenannten Genussraucher meinen, niemand könne ihnen vorschreiben, was für ein Lebensgefühl sie haben sollen, das Rauchen gehöre einfach zu ihrem Lebensstil und es obliege ihrer eigenen Freiheit, darüber zu entscheiden. Diese Freiheit ist aber nur Einbildung. Denn unterschlagen wird hier die Tatsache, dass all diese Raucher systematisch angefixt wurden von den "Lebensgefühl"-Spezialisten der weltweit herrschenden Tabakkonzerne. Die Raucher wurden angefixt und dressiert; dressiert mit lobenden Freiheitsbildern und strafendem Entzugsschmerz. Die Raucher sagen abgeklärt "Das Rauchen gehört zu meinem Stil, ich lasse mir nichts vorschrieben". Doch sie lassen sich einiges vorschreiben. Von ihren Besitzern, den Tabakkonzernen, welche dermaßen mächtig sind, dass ihre angefixten Besitzlinge sogar mehrere hundert Euro an ihre Herren monatlich abgeben. -- Es gibt viele Beispiele für die, ich sage mal, "Relativitätstheorie des Besitzes". Etwa der unendliche Zirkelschluss bei der sogenannten Verstaatlichung von Besitz (man möge es auch "Eigentum" nennen), wo doch aber der Staat aus vielen Einzelnen besteht, also sind alle Einzelnen wiederum Besitzer, die dennoch nichts besitzen: eigentlicher Besitzer ist vielmehr das kommunistische Zentralorgan. Aber wiederum auch nur so lange, bis andere Besitzer kommen, und alte gehen. Gesetze kommen. Gesetze gehen. -- Dies war ein winziger Ausschnitt eines ewig langen Gedankenganges, daher ziemlich unverständlich. Muss meinen Kopf jetzt wieder aufräumen und schädelweit auf Musik umpolen.


Cheers

Pjotr


* Marxens absoluter Historizismus, oder des Großkapitalisten absoluter Sozialdarwinismus -- allesamt naturalistische Fehlschlüsse.

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Sethe
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Beitragvon Sethe » 18.09.2007, 21:48

Hallo Pjotr,

nach mehrern Umrundungen - links und rechts rum- Deines Texte, bin ich immer noch etwas ratlos. Ich kann keinen Zusammenhang zwischen den Text und Deinen Erläuterungen herstellen.

Wenn Besitze kommen und Besitze gehen, wie können dann Besitze abstrakt sein, geschweige denn gegenstandslos?

Wie kann etwas zugleich abstrakt und relativ sein?
Sobald ich etwas in Beziehung zu etwas anderem setze, kann es doch nicht mehr abstrakt sein. Es ist dann doch ziemlich konkret. Relativ setzt doch verschiedene Dinge zueinander in Beziehung, oder habe ich da jetzt einen Denkfehler? Ich meine, ich kann doch nur von relativ sprechen, wenn etwas da, womit ich es vergleichen kann. ?

Insofern finde ich Deinen Text für mich nicht so recht passend zu Deinen Erläuterungen.
Sagt der Text nicht genau das Gegenteil von dem aus, was Du meinst?
Aus dem Text lese ich, daß Besitz konkret und nicht gegenstandslos ist.
Sonst könnte der Besitz ja nicht kommen und wieder gehen.

viele Grüße
Sethe
Was ich tu, das tu ich, was ich tat, das wollte ich tun.
(aus: "Ich schließe mich selbst ein" von Joyce Carol Oates)


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