Bergspitze

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Morgenschlaf

Beitragvon Morgenschlaf » 29.04.2006, 22:16

Bergspitze

Stellt euch vor, ihr besteigt gerade - genau in diesem Moment! - einen gigantischen Berg.
Viele scharfe Felsen habt ihr bis jetzt schon überwunden und ein zerfetzter Lappen von einem Designeranzug klebt an der Haut. Euer langes, verfilztes Haar, gewachsen durch stetes unbewusstes Wandern, hängt bis in die wunden Knie. An einer kleinen, flachen Stelle macht ihr halt, wollt eine kurze, gute Rast halten. Bis zur Spitze braucht es nämlich noch viel Kraft.
Plötzlich wird es stockdunkel. Ein frostiger Schneesturm zieht auf und der Wind kreischt eine tödliche Melodie, die euch bis ins innerste Mark dringt. Eisige Luft gefriert den Atem. Dann platzt auf einmal ein knallharter Lichstrahl in eure Augen. Ein amüsiertes Lachen offenbart sich aus der weißen Ferne in den Ohren. Starre Gänsehaut vernetzt den Körper. Ihr schaut in den flimmernden Mond. Das Herz klimpert in kläglichen Tönen. "Ist das das Ende?", schießt es euch durch den Kopf und ihr friert am Boden fest.
Eine einsame Krähe landet im wirbelden Sturm auf eurem Kopf, pickt wild ein Auge aus und fliegt davon. Ein Hecht schießt durch die Luft, durchbohrt in windeseile das letze warme Fleckchen in eurem Herzen und fletscht durch den Rücken davon. Dann flattert ein Schmetterling unkoordiniert auf euch zu, aber lässt sich im tobenden Wind zerreißen. Plötzlich verwesen seine Reste von der einen auf die nächste Sekunde und diese faulen Teile landen in eurem hugrigen Mund. Ihr lasst es euch gut schmecken. Heuschrecken fegen vorrüber in Richtung Bergspitze, lassen sich spiralhaft hoch wirbeln und häufen sich geisterhaft in Einzelteilen neben euch nieder. Ein harter Felsen hinter dem Rücken explodiert und verwandelt sich in einen brodelnden Bach aus Menschenblut. Der heiße Lebenssaft fließt in zähen Fäden zwischen euren dürren Beinen in Richtung Tal. Das amüsierte Lachen im fernen, weißen Sturm, zeigt sein Mondgesicht. Es lächelt in das eure, verwünscht euch in einen löchrigen Käse und schluckt eure Körper. Ihr schmeckt würzig, doch lasst euch gut verdau`n.
Man hatte seine Freude an euch, und hofft auf ein nächstes Mal.
Zuletzt geändert von Morgenschlaf am 01.05.2006, 16:53, insgesamt 2-mal geändert.

Louisa

Beitragvon Louisa » 30.04.2006, 13:23

Hallo Morgenschlaf,
Eigentlich bin ich fast nie in dieser "Ecke", aber Dein Name gefällt mir.

Diese düstre, schauerliche Geschichte übrigens auch. Besonders die Bilder des menschlichen Körpers und vor allem der verwesende Schmetterling!

Habe ich noch nie so gelesen.

Es würde mich allerdings noch der Hintergrund interessieren. Geht es da um Existenzängste (wegen Disigneranzug) ?

Ansonsten sehr gut.

Liebe Grüße, louisa

Morgenschlaf

Beitragvon Morgenschlaf » 30.04.2006, 14:47

Hallo Luisa,

schön das dir die Geschichte gefallen hat.

" Es würde mich allerdings noch der Hintergrund interessieren. Geht es da um Existenzängste (wegen Disigneranzug) ?"

Ein Designeranzug symbolisiert Wohlstand und, meiner Meinung nach, einen vornehmen Beruf, Geld und Macht.
Paradoxerweise hängt er in Fetzen am blutigen Körper, und die Arbeit, ist eine primitive Bergwanderung. Die einzige Macht die man hier besitzt ist, weiter zu steigen, stehen zu bleiben, oder zu sterben. Und manchmal ist es nicht mal das. Man wird entweder hochgetrieben, in eine Ecke gedrängt oder umgebracht. Wir steigen unbewusst, wir fühlen uns gut dabei, wir kommen der Spitze näher, wir fühlen es, mit jedem Schritt, der Sinn ergibt.
Wer kann die Spitze sehen? Wo ist die ultimative Spitze unserer Wanderung? Kann man sie erreichen? Worauf warten wir? Was machen wir? Was sind wir? Was ist der Unterschied zwischen Leben und Tod? wenn man das Leben nicht spürt, aber verwirrt genug ist, um sicher zu sein das man lebt. Wer an den Fäden zog, zieht oder ziehen wird, weis was ist, wenn er ist.

"Besonders die Bilder des menschlichen Körpers (gefallen mir) und vor allem der verwesende Schmetterling "

:smile:

lg
Morgenschlaf

pandora

Beitragvon pandora » 30.04.2006, 17:55

hallo morgenschlaf und willkommen hier im forum.
um es gleich vorwegzunehmen, sonderlich angetan bin ich von diesem text nicht, für meinen geschmack ist er zu sehr auf effekt ausgerichtet. adjektive über adjektive.
teilweise habe ich das gefühl, dass du sie erst im nachhinein und nach dem zufallsprinzip eingearbeitet hast. die so entstehenden konstrukte sind mir zu erzwungen. (z.B."ungeahnte augen", "zerkreischende melodie") an einigen stellen häufen sich vergleiche.
das finde ich stilistisch wenig gelungen.
hinsichtlich grammatik und orthographie (kommata!!!) gibt es erhebliche mängel. ich habe sie gekennzeichnet, bin mir aber nicht sicher, ob ich alle erwischt habe.
was mir gefällt, ist das bild vom hecht.
ansonsten: eine parabel, die nichtigkeit der menschlichen existenz beleuchtend. es würde sich lohnen, sie gründlichst zu überarbeiten.

p.



Morgenschlaf hat geschrieben:Bergspitze

Stellt euch vor, ihr besteigt gerade - genau in diesem Moment! - einen felsigen, gigantischen Berg.
Viele scharfe Felsen hab ihr bis jetzt schon überwunden, und ein zerfetzter Lappen von einem Designeranzug, klebt an der Haut. Euer langes, verfilztes Haar, gewachsen durch stetes unbewusstes Wandern, hängt bis in die schlacksigen, wunden Knie. An einer kleinen flachen Stelle, macht ihr halt, wollt eine kurze, gute Rast halten, auf dem Wege zur Spitze.
Plötzlich wird es stockdunkel, ein frostiger Schneesturm zieht auf. Und dann platzt auf einmal ein knallharter Lichstrahl in eure ungeahnten Augen, und ein lautes, amüsiertes Lachen zittert in den Ohren. Starre Gänsehaut vernetzt euren Körper und ihr schaut in den flimmernden Mond. Der Wind pfeift eine zerkreischende Melodie, die euch bis ins innerste Mark dringt. Eisige Luft gefriert euren Atem und stocksteif bleibt ihr stehn. Dann klimpert das Herz in kläglichen Tönen. "Ist das das Ende?", schießt es euch durch den Kopf und ihr friert fest.
Eine einsame schwarze Krähe, landelt im wirbelden Sturm auf eurem Kopf, pickt wild ein Auge aus, und fliegt dann davon. Ein Hecht schießt durch die Luft, durchbohrt in windeseile das letze warme Fleckchen in eurem Herzen, und fletscht durch den Rücken davon. Dann flattert ein Schmetterling unkoordiniert, auf euch zu, aber lässt sich im tobenden Wind zerreißen. Plötzlich verwesen seine Reste, von einer auf die nächste Sekunde, und diese faulen Teile landen in eurem hugrigen Mund. Ihr lasst es euch gut schmecken. Heuschrecken fegen vorrüber, in Richtung Bergspitze, lassen sich wie eine Spirale hoch wirbeln, und häufen sich wie von Geisterhand, in Einzelteilen neben euch nieder. Ein harter Felsen, hinter dem Rücken, explodiert und verwandelt sich in einen brodelnden Bach aus Menschenblut. Der heiße Lebenssaft fließt in dünnen Fäden durch eure dürren Beine in Richtung Tal. Das amüsierte Lachen im fernen, weißen Sturm, zeigt sein Mondgesicht. Es lächelt in das eure, verwünscht euch in einen löchrigen Käse, und schluckt eure Körper. Ihr schmeckt würzig, doch lasst euch gut verdau`n.
Man hatte seine Freude an euch, und hofft auf ein nächstes Mal.

Morgenschlaf

Beitragvon Morgenschlaf » 30.04.2006, 19:36

Hallo pandora
und danke für deinen Beitrag.

Stillistische und orthographische Mängel sind sicherlich vorhanden.
Im Nachhinein fällt mir auch auf, das ich viel zu oft "eure" und "euch" geschrieben hab, sodass es in der Fülle stört. Der Text ansich ist in 2 verschiedenen Phase entstanden. Der erste Text sollte etwas anderes ausdrücken. Später fand ich mich von dem Text angetan und habe ihn verändert und fortgeführt. Es kann durchaus sein das man das an einigen Stellen bemerkt. Im denke, ich werde ihn nocheinmal überarbeiten. :-)

lg
Morgenschlaf

PS: Nebenbei sei gesagt das ich nocht nicht lange schreibe. Mich fasziniert die Mannigfaltigkeit die in unseren Köpfen steckt. Ich werde in nächster Zeit öfter schreiben. :-)

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Beitragvon Lisa » 01.05.2006, 13:49

Hallo Morgenschlaf

(ich kann mich Louisas Begeisterung für deinen Namen nur anschließen)

Ich denke pandora hat mit dem meisten recht, was sie schreibt. Bitte verbessere unbedingt die Interpunktion etc, das sollte eigentlich geschehen, bevor der Text gepostet wird :smile: .

Der Text hat mich trotzdem angesprochen. Die Stimmung ist gelungen, die Bilder sind teilweise surreal gezeichnet, springen zwischen realer und bildhafter Bedeutung...das gefällt mir.

Überhaupt, der Anzug, der Berg...gefällt mir...

Aber eine Überarbeitung, ja, da wär ich trotzdem drauf gespannt ...

Morgenschlaf

Beitragvon Morgenschlaf » 01.05.2006, 16:51

Hi, hab den Text jetzt überarbeitet.
Ich hoffe er gefällt euch nun besser.

lg
Morgenschlaf


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