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Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
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Werner
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Beitragvon Werner » 27.05.2016, 22:50

Seit über 59 jahren das erste mal wieder in Weimar, ein gefühl, wie wenn ich nie weg war. Alles vertraut.

Fr. Engels Ring Nr. 2 steht in gut leserlicher handschrift auf der kleinen schwarz-weiß-fotografie, die eine rückansicht eines mehrstöckigen hauses mit vorgebauten balkonen zeigt. Zwei balkone sind durch kreuzchen markiert. Die handschrift ergänzt das geburtsdatum und den geburtsort. Vater pflegte oft die fotografien auf der vorder- oder rückseite zu beschriften und die abgebildeten personen oder die örtlichkeit zu benennen. Ein umstand, der mich in jungen jahren gestört hat, heute aber, viele jahre später und lange nach vaters tod, von manchmal unschätzbarem wert ist. Der Friedrich-Engels-Ring heißt heute Trierer Straße, und das ehemalige krankenhaus ist heute ein seniorenheim. Das geburtshaus könnte also gut zum sterbehaus werden. (Ich überlege mir das noch).

Niko

Beitragvon Niko » 28.06.2016, 13:21

Hast recht klara! Ich bin der besserwisserische belehrer, der selbst voller Fehler ist. Ich bin dann allerdings auch immer froh,.Wenn mir jemand meine textlichen Schwächen - die der literarisch anmutenden Texte - zeigt. Und da es primär um einen veröffentlichten text geht, halte ich Fehler in Kommentaren für nebensächlich. Ich finde es ergo etwas kleingeistig, würde man mit mahnend erhobenem Zeigefinger auf fehlerhafte Kommentare blicken und vor den Fehlern, um die es im eigentlichen geht, einen Bogen machen.
Im Grunde verstehe ich auch nicht, so sehr ich deine Werke schätze, warum du immer so bissig bist. Das finde ich unangemessen. Und du machst das nicht erst seit gestern. Ich finde es schade, ich rechne ja schon mit dererlei Kommentaren. Finde jedoch, dass man Kritiken anders führen kann.
Liebe grüße - niko..... Und Achtung! Da sind jetzt ne menge Fehler in meinem Kommentar drin......

Klara
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Beitragvon Klara » 28.06.2016, 13:29

Hej Niko,

alles ist gut. Bin nicht bissig, sondern bestens gelaunt - ehrlich.
Tut mir Leid, wenn das anders rüberkam.

fEHlerhaFte Grüße
klara

Niko

Beitragvon Niko » 28.06.2016, 13:44

So mag ich dich! ;-)
Vielleicht bin ich in meiner Eigenschaft als sensibler Mensch ( sagt man mir nach) nicht wirklich forentauglich.

Klara
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Beitragvon Klara » 28.06.2016, 13:52

Hej Niko,
wer ist schon "forentauglich" ;)

Hab einen guten Tag!
klara

aram
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Beitragvon aram » 28.06.2016, 13:58

.. nochmal zur kleinen balkonkunde .-) - es gibt unter den nicht in den baukörper eingeschnittenen nicht nur vorgebaute, sondern auch frei auskragende - die werden in der regel mit dem gebäude errichtet, während die vorgebauten oft auch nachträglich rangesetzt werden, z.b. mit der nutzungsänderung von krankenhaus zu seniorenheim (im krh braucht es keine..) - so lese ich die info in diesem text jedenfalls - und habe dagegen im einzelnen auch nichts einzuwenden.

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 28.06.2016, 14:06

M.W. geht die Tendenz stark zu den nachträglich angebauten Balkons, weil die mit der sog. Kältebrücke (durch die Armierungen in der Bodenplatte) verbundenen Gefahren dabei weitgehend ausgeschlossen werden können.
(klugsch. aus)
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

aram
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Beitragvon aram » 28.06.2016, 14:30

liebe zefi, witzig, welche überlegungen dieser text so auslöst - klugsch. an: balkone werden auch heute noch nicht nur nachträglich angebaut .-) - es gibt für die thermische trennung von frei auskragenden, statisch tragenden balkonplatten seit ca 30 jahren technisch ausgereifte lösungen, die im neubau auch zur anwendung kommen. im altbau und bei der balkonsanierung ist die deckeneinbindung der dafür erforderlichen bauteile (isokörbe) jedoch nicht zerstörungsfrei möglich und damit schwierig bis unmöglich, weshalb du völlig recht damit hast, dass hier überwiegend vorgebaut wird. quak.

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Werner
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Beitragvon Werner » 09.07.2016, 23:22

zu den balkonen: ein balkon ist in der regel vor die fassade des gebäudes vorgestzt, oft durch auskragende platten, die durch "keile" oder balken oder kragarme (früher oft aus holz, später aus stein oder beton) gestützt sind (früher, allerdings gibt es an alten und sehr alten häusern eher keine balkone), heute oft durchgehend mit der bodenplatte freitragend auskragend. es gibt aber auch eingebaute, innerhalb des etagengrundrisses, innen hinter die fassade platzierte balkone. und es gibt aber auch viele angebaute balkone, die nachträglich durch gerüstvorbau, oft an holz- oder stahlsäulen /-pfosten gehalten werden. so einer ist hier gemeint. ich werde das alte foto scannen müssen und hier direkt einstellen (wenn das geht?).

und natürlich weist der text keine literarisch sauberen und anspruchsvollen formulierungen und stilistische feinheiten auf, dafür ist er, wie gesagt wurde, zu emotionell, zu persönlich, eher eine art tagebucheintrag, eine selbstvergewisserung oder eine emotionale beschäftigung mit dem eigenen geburtshaus, das dank der beschriftung durch den vater, überhaupt noch auffindbar und identifizierbar ist.

der autor ist mit einem jahr von weimar weggegangen (worden) und spürt heute, über 59 jahre (noch keine sechzig) jahre später den eigenen spuren, der eigenen biographie nach, mit hilfe eines alten fotos aus seinem familienalbum, das er zwar schon als kind kannte und ab und zu angesehen hat, das aber noch nie die bedeutung hatte wie bei der heutigen spurensuche in fortgeschrittenem alter.

und so steht er nun vor dem haus bzw. dem teil des gebäudekomplexes, das es nicht mehr gibt (andere teile gibt es noch), das abgerissen und durch neubauten ersetzt wurde. aus dem ehemaligen krankenhauskomplex wurde inzwischen eine seniorenwohnanlage mit pflegeabteilung. fragen kann er niemanden mehr, wo und wie genau das gebäude stand / aussah (nur das foto, zeigt noch den fassadenteil (einen ausschnitt des gesamtgebäudes als teil eines gebäudekomplexes) mit vorgebauten balkonen, vater und mutter kann er nicht mehr fragen, die sind schon fast 30 jahre oder über 30 jahre tot. auch musste der ich-erzähler und erzähler erst rauskriegen, wie der friedrich-engels-ring heute (über 60 jahre nach der geburt und über 25 jahre nach der wende) überhaupt heißt.

unschätzbar deshalb, weil das alte foto zu einem schtz bei der spurensuche geworden ist. goethe und schiller können natürlich nicht vorkommen in dem text, da sie nicht in weimar geboren wurden, sondern nur dort lebten (im gegensatz zum ich-/erzähler, der dort geboren wurde, aber, bis auf sein erstes lebensjahr, dort nicht gelebt hat und erst nach über 59 jahren an seinen geburtsort zurückkehrt. weimar ist aber für ihn hochemotional aufgeladen, ein ganzes leben lang.

und klar ist dieser erste kurze besuch erst der anfang eines längeren textes, ein einstieg, ein expose, eher ein prolog, ein naiver, da stört auch die mangelnde sprache nicht.


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