Das Ende

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Niko

Beitragvon Niko » 12.09.2006, 15:39



Das Ende


Nun ist es soweit. Wir haben versucht, durchzuhalten und quälen uns beide nur. Und es ist jetzt an mir, den Schritt zu tun.
Ich denke zurück an die Anfänge und die vielen wundervollen Jahre mit dir. Unser Leben war sorglos. Die Zukunft unendlich und die Vergangenheit vergessen. Unser leben war Strand, Muscheln sammeln, dem Leben das Schöne abringen, Winter in Sommer verwandeln. Ja: Winter in Sommer verwandeln, das konntest du gut. Warm war mir immer.
Jetzt ist Sommer und mir ist kalt wie nie zuvor. Wir haben beide resigniert, denn wir können nicht überwinden, was da vor uns liegt. Und wie immer, wenn ein gemeinsamer, langer Weg zuende geht, schmerzt es sehr. Aber alles ist besser als das, was wir jetzt haben. Wir werden die Vergangenheit nicht vergessen und uns an kalten Wintertagen wieder an die Sommer erinnern.
Ich stehe nun vor dir. Nichts ist mir so schwergefallen in meinem Leben. Und ob ich das Richtige tue, weiß ich vielleicht in einigen Jahren. Jetzt ekle ich mich vor mir selbst.
Meine Hand nimmt ein letztes mal die deine und ich sage dir: "Behalte alle Sommer im Gedächtnis. Hörst du? Alle!"
Ein abgerungenes kurzes Nicken ist mein Zeichen für den wartenden Arzt. Mit zögerlichem Griff schaltet er die Maschinen ab.
Zuletzt geändert von Niko am 07.07.2011, 10:17, insgesamt 7-mal geändert.

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 15.09.2006, 00:12

Mir gefällt es jetzt auch sehr!

Ich bin sonst nicht so für Relativsätze, aber der am Ende ("... der jetzt mit zögerlichem Griff" usw.) hat richtig Wucht, vermutlich weil "Maschinen abschaltet" am Schluss steht. Das würde ich unbedingt so lassen.

Sehr gut finde ich auch den Seitenblick auf den zögerlichen Griff des Arztes.

Achtungsvolle Grüße
Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

Niko

Beitragvon Niko » 15.09.2006, 00:15

danke, melusine, ich werds gleich ändern.
wenn man so seit langem ein lyyrikfuzzi ist, der alles klein schreibt und die zeichensetzung verneint, dann gewöhnt man sich nur schwer wieder an das "normale" genormte schreiben.
lieben gruß: Niko

Niko

Beitragvon Niko » 15.09.2006, 00:16

huch, zefi! da ham wa uns wohl überschnitten...
gut, dass es dir gefällt jetzt, ihr ermutigt mich, weiterhin es mit prosa zu versuchen.

lieben gruß: Niko

Rala

Beitragvon Rala » 21.09.2006, 22:09

Hallo Niko!

Habe noch einen einzigen winzigen Verbesserungsvorschlag, der meiner Meinung nach noch richtiger klingt: "Jetzt ekle ich mich vor mir selbst." Wie findest du das? Sonst fällt mir grad auch nichts mehr zu meckern ein. Nicht schlecht!

Liebe Grüße,
Rala

Niko

Beitragvon Niko » 21.09.2006, 22:21

hallo rala!
das ist ne prima idee! habe es gleich so umgesetzt (nicht im originaltext, sondern in der verbesserten version drei antworten höher!
danke!
lieben gruß: Niko

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 21.09.2006, 22:42

Lieber NJ,

die anderen Leser/innen haben schon angemerkt, dass das Ende überraschend kommt. Der kurze Text ist Dir also wirklich gelungen.

Was das Thema angeht: Kennst Du den Film Emmas Glück? Der läuft gerade im Kino und ist sehr sehenswert.

Grüße

Paul Ost

Niko

Beitragvon Niko » 07.07.2011, 10:14

"auferstanden aus ruinen"

so.......hab das ganze wieder hergestellt. wie einige andere gedichte auch. war von einem früheren löschungswahn befallen.

liebe grüße: niko,


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