Sam hat geschrieben:Wir Menschen sind mit einer unstillbaren Sehnsucht nach Glück ausgestattet. Warum diese Sehnsucht nicht erfüllt wird, wissen die Philosophen oder die Theologen. Wir kleinen Menschlein dagegen haben scheinbar nur diese eine Möglichkeit mit dem Unglück umzugehen: Es als "gottgewollten", "schicksalsgegebenen", "sosistdaslebennunmaleben" Teil des Lebens hinzunehmen und unsere Glücksmomente daran zu messen.
Speziell für Sam, Aram und Smile will ich nochmal betonen, dass meine Texte nicht im entferntesten die oben zitierten blödsinnigen Attribute missionieren wollen. Ich bin immer noch neugierig, woraus diese Lesart inspiriert wird. Ich habe überall gesucht, aber weder in noch zwischen meinen Zeilen eine Andeutung gefunden. Diesen blödsinnigen Eindruck will ich keinesfalls auf mir sitzen lassen. Ich will das bereinigen.
Sam hat geschrieben:Das wahre Glück misst sich aber nicht an der Masse von Unglück, dem es gegenüber steht.
Hier wirst Du meiner Ansicht nach wieder paradox, Sam. Das
wahre Glück sagst Du, wie ein Pfarrer oder ein Guru, dabei hast Du Dich oben im Zitat drei Zeilen vorher noch abgegrenzt von Philosophen und Theologen.
Ich behaupte, das Glück im speziellen – und mit Glück meine ich nicht exklusiv das Zufallsglück, Smile, sondern jedwedes Wohlbehagen – ist eine individuelle Angelegenheit. Der Begriff "
wahres Glück" hört sich in meinen Ohren eher esoterisch an (Esoterik ist in meinem persönlichen Vokabular kein Kompliment). Zweitens würde ich wetten, Sam, dass Deine Annahme, Glück (Wohl) sei eine Konstante, die ohne unglückliche (schmerzliche) Kontraste anhalten kann, dass diese Annahme klammheimlich derlei Kontraste unterschlägt, nämlich mindestens jene Kontraste, die vor dem Beginn der vermeintlichen Glückskonstante liegen. Wenn das nicht der Fall wäre, wäre die Konstante ja zu aller Paradoxie auch noch unendlich, in jede Richtung.
Keine Sache kann sein, wenn sie sich von anderen Sachen nicht abgrenzt. Wäre das nicht so, dann hätte jedes Wort von Dir, Sam (Theologie, Philosphie, kleine Menschlein, Glück, Unglück) dieselbe Bedeutung; Dein Kommentar würde gar nicht sein, er wäre Nichts.
Der Buchstabe "a" muss sich in selbem Maß abgrenzen von "b", wie "b" von "a". Das Universum (alles All!) kann nicht nur aus "a" bestehen. Achtung: Bei dieser Vorstellung nicht klammheimlich eine Grenze um das Universum ziehen. Das gilt nicht. Damit käme ja schon wieder ein Zweierlei ins Spiel: ein Außen und ein Innen. In einem Einerlei gibt es aber kein Zweierlei.
Edit: Gehen wir mal weg von der philosophischen Ontologie, nehmen wir die empirische Neurologie. These: Wenn ein Wesen konstant Wohlbehagen empfindet, auch dann, wenn es den Finger verbrennt oder einen Freund verliert, dann hat dieses konstante Wohlbehagen keine neurologische Funktion, denn es treibt nicht, es motiviert nicht; das apathische Wesen würde seinen Finger verbrennen lassen und auch sich asozial verhalten. – Um nur ein Beispiel zu nennen, was Empfindungen für einen Überlebensnutzen haben.
Edit 2: Dazu werden natürlich die Esoteriker sagen, im Paradies oder im Nirvana spiele das alles keine Rolle mehr. Aber wenn es diese "Bereiche" geben sollte und dies sich dort so abspielen sollte, dann sage ich dazu: Paradies oder Nirvana sind entweder kaputt und asozial, – oder ein allgleichgeschaltetes Nichts.
Salve
Pjotr