Blauer Salon

Möglich
Geschichten von Gott I

Möglich, dass Gott tatsächlich einmal auf Erden war. Denkbar, dass er vor Urzeiten oder einer viertel Stunde – je nach Zeitrechnung – zwischen dem Broadway und dem Franklin-D.-Roosevelt-Drive spazieren ging, dort, wo heute die Wall Street ist, dass er mittags auf dem Petersplatz picknickte (schließlich waren die Kontinente ja damals noch dichter beieinander) und sich bei seinem Abendgebet in der Nähe des Zuckerhuts kichernd gen Westen verneigte. Vielleicht fing er einen Fisch und warf ihn gleich wieder ins Wasser, weil ihm einfiel, dass er ja vor kurzem beschlossen hatte, Vegetarier zu sein. Die Currywürstchen aus Tofu, die ihm bestimmt geschmeckt hätten, waren ja noch nicht erfunden. Vermutlich pfiff er ein Lied oder löste ein Kreuzworträtsel, das er sich mitgebracht hatte. Dann, als die Sonne unterging, erhängte er sich an einem Mammutbaum, weil ihm ein Leben – ohne Menschen – sinnlos schien.

das ist düster
mein lieber wüster

Hi Max,

da fallen mir als erste Reaktion nur gefühlte Stichworte ein:
krass, provozierend, starker Tobak, was ist ein "Mensch"? Auch nicken musste ich, weil ich nicht an einen Gott glaube und somit auch glaube, dass ein möglicher Gott nicht an die Menschen (an die Menschlichkeit im Menschen) glaubte. Puh, du siehst, du evozierst eine ganze Menge bei mir. Muss ich erst mal sacken lassen. Später evtl. mehr und detaillierter.
Übrigens: im Untertitel schreibst du: "kleiner Spaß, von dem ich nicht weiß, was er taugt".
Als Spaß kann ich es nicht lesen, sondern als gesellschaftskritischen Text (somit passt die Rubrik hervorragend).

Saludos
Mucki

Liebe Noel, liebe Mucki,

spannend, Eure Reaktionen - ich bin einfach neugierig, was kommt

Liebe Grüße
Max

Ha! Ich wusste doch: Gott ist tot!

Lieber Max, das gefällt mir ziemlich gut!

Möglich, dass Gott tatsächlich einmal auf Erden war. Denkbar, dass er vor Urzeiten oder einer viertel Viertelstunde – je nach Zeitrechnung – zwischen dem Broadway und dem Franklin-D.-Roosevelt-Drive spazieren ging, dort, wo heute die Wall Street ist,

Sehr cool: je nach Zeitrechnung, damit wischt du der Zeit/Relativität schön eins über!

dass er mittags auf dem Petersplatz picknickte (schließlich waren die Kontinente ja damals noch dichter beieinander) und sich bei seinem Abendgebet in der Nähe des Zuckerhuts kichernd gen Westen verneigte.

Auch einmalig fein!

Vielleicht fing er einen Fisch und warf ihn gleich wieder ins Wasser, weil ihm einfiel, dass er ja vor kurzem beschlossen hatte, Vegetarier zu sein. Die Currywürstchen aus Tofu, die ihm bestimmt geschmeckt hätten, waren ja noch nicht erfunden. Vermutlich pfiff er ein Lied oder löste ein Kreuzworträtsel, das er sich mitgebracht hatte.

Das ist der einzige Part, den ich nicht so geglückt finde, die anderen sind "besonders" und hier wird es (mir) zu profan, zu "menschlich", aber es kann sein, dass du das so haben willst.

Wallstreet, Petersplatz, Zuckerhut und was er dort macht, da würde ich ehe so weitermachen.

Dann, als die Sonne unterging, erhängte er sich an einem Mammutbaum, weil ihm ein Leben – ohne Menschen – sinnlos schien.

Bumm. Richtig gut!

BTW: Untertitel "Geschichten von Gott"
Da fiel mir ein, warum nicht:

Möglich, dass Gott tatsächlich einmal auf Erden war. Denkbar, dass er sie vor Urzeiten ...

Fabulierende feministische und liebe Grüße
ELsa

Elsie hat geschrieben:Möglich, dass Gott tatsächlich einmal auf Erden war. Denkbar, dass er sie vor Urzeiten ...

Schmunzelgruß
Mucki

Möglich, dass es so gewesen sein könnte. Dann wäre ihm jedenfalls eine Menge erspart geblieben...

Liebe Grüße

leonie

Möglich, dass es so war. Aber wenn es einen Gott gab und er sich vor Erschaffung des Menschen erhängte, wer hat dann den Menschen erschaffen?

Man darf gar nicht darüber nachdenken ...

Und zu wem betete Gott eigentlich?

Max, lass mich nicht dumm sterben ...

Nachtgruß von Zefira
ps. Der Satz mit dem Lied und dem Kreuzworträtsel erscheint mir entbehrlich - er bringt ein retardierendes Moment in den Text, ohne dass ich einen Zweck erkennen könnte, irgendwie scheint hier die Pointe um ihrer selbst willen herumzustehen ...

Lieber Max,

jetzt nochmal ein wenig ernster: Vielleicht liege ich ja völlig daneben, aber ich trau mich mal trotzdem:
Für mich ist Dein Text ein guter Impuls, um über die Frage nachzudenken, wie man überhaupt von Gott reden kann, um nicht ins Komische, Absurde, Unglaubwürdige, etc. zu driften. Da zeigst Du manches auf, was lächerlich ist (Zeitrechnung, Suizid wegen des fehlenden Menschen) und nimmst anderes aufs Korn (Petersplatz, verneigte sich kichernd gen Westen oder auch die Vegetarier und ihr Tofu (auch noch Curry)-Würstchen). In erster Linie scheint Deine "Stoßrichtung" in Richtung derer zu gehen, die meine, beim einem Sprechen über Gott jegliche naturwissenschaftlichen Erkenntnisse außer Acht lassen zu können und auch in Richtung derer, die "Absolutheitsansprüche" stellen.

Eine Antwort wäre: Man kann gar nicht "sinnvoll" von Gott reden und es ist ja auch nicht nötig, denn es gibt ja keinen Gott.
Andererseits wissen wir es ja nicht. Und so bleibt für mich die Frage stehen: Wie könnte es denn, wenn man es wollte, so funktionieren, dass es ernsthaft, glaubwürdig und nicht lächerlich wäre.

Man könnte diese Frage vielleicht auch auf die Liebe übertragen oder die Hoffnung.

Liebe Grüße

leonie

Hallo ihr Lieben,

Zefi hat geschrieben:Aber wenn es einen Gott gab und er sich vor Erschaffung des Menschen erhängte,

leonie hat geschrieben:... Suizid wegen des fehlenden Menschen ...

Ich lese das

Max hat geschrieben:weil ihm ein Leben – ohne Menschen – sinnlos schien.

nicht als Fehlen der Menschen, sondern als Erkenntnis von "Gott", dass die Menschlichkeit im Menschen fehlt, sprich: er hat Mist gebaut. Sein "Werk" war umsonst.

Saludos
Mucki

Hi Max,

dein Text lässt mich nicht in Ruh.
Man könnte auch das Pferd von hinten aufzäumen: Der mögliche Gott wird hier ja total personifiziert. Und wenn es nun diesem Gott darum ging, dass man an ihn glaubte, er dies mit "Menschen" meint (weil jeder Mensch sich an etwas festhält, an etwas glauben muss), also "ohne Menschen" bedeutet = keiner glaubt an ihn? Dann wäre für ihn das Leben/seine Existenz sinnlos. Und somit würde konsequenterweise der Nichtglaube und die Folge davon, das sich Erhängen von Gott wieder zum Anfang führen, nämlich dem "möglichen Gott".
Sehr anregend, dein Text!

Saludos
Mucki

Hallo Max,

*lach* ach ist das göttlich. Immerhin ist er ja bekanntlich in den Himmel gekommen. Und eine Sprache hatte er auch erfunden, obwohl er niemanden zum reden hatte. .-) Deshalb finde ich auch das Kreutzworträtsel unverzichtbar... überhaupt, vom kichernden Abendgebet... wen Gott wohl so anbetete? bis hin zur Zeitrechnung und den Tofu-Würstchen finde ich das ziemlich rund und trocken erzählt.

edit: ach ja der Titel ist auch klasse, er nimmt den "unmöglich!"-Schreiern gleich den Wind aus den Segeln. :o))

liebe Grüße
Flora

Gabriella hat geschrieben:Hi Max,

dein Text lässt mich nicht in Ruh.
Man könnte auch das Pferd von hinten aufzäumen: Der mögliche Gott wird hier ja total personifiziert. Und wenn es nun diesem Gott darum ging, dass man an ihn glaubte, er dies mit "Menschen" meint (weil jeder Mensch sich an etwas festhält, an etwas glauben muss), also "ohne Menschen" bedeutet = keiner glaubt an ihn? Dann wäre für ihn das Leben/seine Existenz sinnlos. Und somit würde konsequenterweise der Nichtglaube und die Folge davon, das sich Erhängen von Gott wieder zum Anfang führen, nämlich dem "möglichen Gott".
Sehr anregend, dein Text!

Saludos
Mucki

das ist herrlichstes absurdistan
du wärest auf em scheiterhaufen gelandet..
(ich auch, hat mir auch eine der vielen wahsagerinnen gesagt, dass dem so gewesen sei *sschmunzel)

Hola noel,

noel hat geschrieben:das ist herrlichstes absurdistan

ja klar, aber zu diesem Absurdistan regt mich Max an. Max ist also schuld. *kicher*

du wärest auf em scheiterhaufen gelandet..
(ich auch, hat mir auch eine der vielen wahsagerinnen gesagt, dass dem so gewesen sei *sschmunzel)

Logo, wat meinste, wie oft ich schon verbrannt wurde *g*

Saludos
Mucki