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Die Lügnerin

Verfasst: 18.11.2009, 19:13
von Rosebud
Gelöscht.

Verfasst: 18.11.2009, 20:48
von Zefira
Hallo Rosebud,
eine rätselhafte Geschichte, die ich mir durch en Kopf gehen lassen muss - vieles wird angedeutet, was ich noch nicht richtig verstehen kann, zum Beispiel die Sache mit den um den Hals gewickelten Haaren ...
Einstweilen nur ein dröger Hinweis: Im Strafprozess heißt es "Angeklagte", nicht Beklagte.
Lieben Gruß
Zefira, die noch mal wiederkommen muss

Verfasst: 18.11.2009, 21:08
von Nifl
Hi Rosebud,

hm ... der Titel ... ich muss noch mal drüber schlafen.


LG
Nifl

Verfasst: 18.11.2009, 21:54
von Mucki
Hallo Rosebud,

für mich ist deine Geschichte ein ziemliches Rätsel. Vor allem frage ich mich, warum der Zeichner Heitmann so viel Raum einnimmt. Da steckt doch etwas dahinter, nur was ... Und ja, auch der Titel bzw. die Titelgebung des Bildes durch den Zeichner beschäftigt mich.

Saludos
Gabriella

Verfasst: 18.11.2009, 22:08
von aram
liebe rosebud,

als rätselung gefällt mir die geschichte - der titel lässt sich auf verschiedene bezüge hin verstehen, bis der vierte und entscheidende bezug, der zum scheinbar 'wissenden' heitmann, die anderen wieder suspendiert.

das erzählte finde ich angenehm lesbar, nur der zweite absatz ist mir zu 'kitschig' (sowie später noch das "ihre schnäbel berühren sich") und 'selbstverliebt', er könnt m.e. ohne schaden entfallen.

ich vermute, dass die 'lösung' nicht eindeutig 'zu entdecken' sein soll das 'rätsel' für in fundamentalem sinn nicht auflösbares - im gegensatz zu den aufgaben der 'wahrheitsfindung' eines gerichts - steht.

das ende finde ich schön. gern gelesen.

Verfasst: 19.11.2009, 00:25
von Mucki
aram hat geschrieben:der zum scheinbar 'wissenden' heitmann

ja, das ging mir auch durch den Kopf. Heitmann sieht ihr wahres Gesicht. In diesem Teil:
Die Handschrift befremdet sie, aber auf der Rückseite erkennt sie ihr Gesicht, skizziert mit wenigen Strichen. Herr Heitmann bittet darum, sie sehen zu dürfen, allein, um sie zu zeichnen, nicht im Gericht, wo sie unter Spannung stehe. Am nächsten Tag, im Sitzungssaal, sucht sie seinen Blick und weist mit einem Kopfschütteln seine Bitte zurück.

könnte man das "erkennt sie ihr Gesicht" wörtlich nehmen, sprich, sie fühlt sich von ihm erkannt/ertappt und lehnt deshalb ab.
Portraitzeichner kennen sich ja gut aus mit Gesichtern, studieren quasi Gesichter, Mimiken, die Augen, etc. Es ist ihr Metier. Und Heitmann behält die Zeichnung, die er als "Die Lügnerin" betitelt, für sich und sendet die anderen Bilder, die sie nicht entlarven, an die Zeitungen.
Auch der letzte Satz:
Bevor sie sich zur Tür wendet, dankt sie Heitmann, der gehofft hatte, ihr Gesicht zu sehen, wenn sie das Bild betrachtet.

könnte das bestätigen.

Verfasst: 19.11.2009, 09:07
von aram
liebe mucki,

stimmt, dass ich ein 'suspendieren' folgerte ist so gesehen unsinn, da heitmann keinen bezug zu den früheren geschehnissen zu haben braucht.

ich vermute, dass sich die 'lüge' im "nein" auf die opferfrage abbildet.

die geschichte funktioniert also - und lebt davon, dass das 'plumpe' einer auflösung entfällt.

liebe grüße.

Verfasst: 19.11.2009, 09:49
von Mucki
Hallo aram,
aram hat geschrieben:ich vermute, dass sich die 'lüge' im "nein" auf die opferfrage abbildet.

das denke ich auch, ja. Esma ist Täterin und ich vermute eine viel schlimmere als von der Anklage angenommen. Deshalb hat Esma auch kein Problem damit, ins Gefängnis zu gehen. Es ist in Ordnung so für sie, da die Strafe, käme die Wahrheit ans Licht, eine viel größere wäre.
die geschichte funktioniert also - und lebt davon, dass das 'plumpe' einer auflösung entfällt.

Darin sehe ich die Kunst von deinem Schreiben, Rosebud. Auch in deiner Geschichte "Die Antwort" hast du nicht "plump" aufgelöst und dennoch konnte man "die Frage" und auch "die Antwort" aus deinem Text erlesen. Man muss nur genau lesen, zwischen den Zeilen.
Ich bin gespannt, was du uns zu erkennen gibst. Auflösen sollst du nicht. ,-)

Saludos
Gabriella

Verfasst: 19.11.2009, 09:53
von Rosebud
.

Verfasst: 19.11.2009, 09:57
von Rosebud
.

Verfasst: 19.11.2009, 10:11
von aram
liebe rosebud,

danke. männlich. und wenn ich einen unverzichtbaren absatz nicht als solchen erkenne, wohl doch nicht so klug ;-)

liebe mucki,

Gabriella hat geschrieben:
aram hat geschrieben:ich vermute, dass sich die 'lüge' im "nein" auf die opferfrage abbildet.

das denke ich auch, ja. Esma ist Täterin und ich vermute eine viel schlimmere

das ist eine andere oder zusätzliche interpretationsmöglichkeit, die meinte ich gerade nicht -
„Waren Sie eines seiner Opfer?“

„Nein.“

Verfasst: 19.11.2009, 10:17
von Mucki
Hi Zefi,
Zefi hat geschrieben:eine rätselhafte Geschichte, die ich mir durch en Kopf gehen lassen muss - vieles wird angedeutet, was ich noch nicht richtig verstehen kann, zum Beispiel die Sache mit den um den Hals gewickelten Haaren ...

auch mich hat dies rätseln lassen. Doch je öfter ich dieses Passus lese:
Ohne den Blick abzuwenden, löst Esma ihr langes schwarzes Haar. Wie klein eure Adamsäpfel sind, tanzen auf und ab. Zweifach legt sie den Schopf um ihren Hals wie einst bei Leyla.

umso mehr komme ich zu dem Schluss, dass Esma Leyla mit ihrem Haar erdrosselt hat. Ich sehe es direkt vor mir: sie hat langes Haar. Wenn sie dies zweifach um einen schmalen Hals bindet und daran zieht, wird es zur Schlinge und zwar einer sehr starken Schlinge! Und Rosebud schreibt hier, wie Esma aufmerksam die kleinen Adamsäpfel der Tauben beobachtet. Ich sehe hier eine Analogie zu Leyla. Wahrscheinlich hatte auch sie einen kleinen Adamsapfel und für Esma war es ganz leicht (im Sinne von: ohne große Kraftanstrengung), den Adamsapfel von Leyla mit ihren zum Strick gedrehtem Haar einzudrücken, sprich: sie zu erdrosseln. Deshalb ist dieser Passus mit den Tauben wichtig.

Saludos
Mucki

Edit:
Hat sich jetzt mit deinem posting überschnitten, Rosebud.
Doch durch deine Anmerkungen sehe ich meine obige Vermutung bestätigt.

Verfasst: 19.11.2009, 10:44
von Zefira
Ja, ich habe es geahnt ... Gabriellas Deutung klingt völlig schlüssig. Ich häte selbst darauf kommen können, wenn nicht Esmas Aussage vor Gericht einen so hypnotischen Anschein von Wahrheit gehabt hätte:

Leyla bettelte: «Verlass mich nicht». Ich drückte sie an mich, küsste sie. Da gab Boban den anderen Soldaten ein Zeichen. Sie trennten uns, zerrten mich aus dem Zimmer. Ich hörte Leylas Schrei die ganze Nacht.“


Ich weiß nicht recht, warum sie das sagt. Nimmt man Gabriellas Deutung als die richtige an, kann das so nicht stimmen. Und da Esma sonst jede "Zusammenarbeit" mit dem Gericht verweigert, frage ich mich, warum sie dann überhaupt eine Aussage macht.
Trotzdem kann ich die Deutung als "wahr" akzeptieren. Diese letzten, nicht zu bändigenden Zweifel, ob man nun wirklich "das Richtige" weiß oder nicht, machen den Reiz der Geschichte aus. (Sie bilden auch übrigens exakt das Gefühl ab, das hinter den Schranken des Gerichts voherrscht, zumindest war das bei mir so, als ich noch dort arbeitete ...)

Schönen Gruß von Zefira

Verfasst: 19.11.2009, 10:58
von aram
hm, die mögliche erdrosselung mit dem haar sah ich ursprünglich als ablenkung des lesers, aber wie sich googeln lässt, ist auch ersteres nicht unrealistisch.