Bösartig

Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 03.11.2010, 22:22

DDD
Zuletzt geändert von Renée Lomris am 05.08.2011, 13:23, insgesamt 2-mal geändert.

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 05.11.2010, 00:48

Dieser Text steht für mich in der Reihe der "Cédric Fâcheux" Texte. Ich fühle mich ziemlich unsicher, was die Wirkung solcher sehr schwarzen Texte betrifft und wäre euch für Reaktionen dankbar ... Mir selbst sagt diese Art zu, ... vermutlich Betriebsblindheit ... Ich würde gerne ein paar Kleinigkeiten ändern, bin jedoch sehr gespannt auf eure spontanen Kommentare. Oder lohnt es sich gar nicht, sich mit diesem Text zu befassen?

l

Nicole

Beitragvon Nicole » 05.11.2010, 08:31

Liebe Renate,

es lohnt sich durchaus, sich mit diesem Text zu befassen.
Mir gefällt die Art, wie die Fahrt im Krankenwagen durch die rundherum gewebten Erzählungen "aufgebläht" wird.
Du packst eine Menge Infos über Agathe, ihr Leben und ihre "Familie" in hübsch um das Geschehen drapierte Nebensätze. Eigentlich hat das alles mit der kurzen Szene, an der Du uns teilhaben läßt, gar nichts zu tun, macht aber den Text aus. Ob es den letzten Satz braucht, weiß ich nicht. Es liest sich zwischen den Zeilen, finde ich, das vermutlich kaum einer kommen wird. Es stört mich aber auch nicht, das der Satz da ist. Hier bin ich unentschlossen.

Absolut brilliant finde ich den folgenden Passus:

Bei Herzinfarkt dafür verantwortlich zu sein, wie das bereits dem Tode zugeeignete Menschenleben aus seiner stummen Todeshingabe wieder zurückkehrt in eine Welt ohne blaue Unendlichkeit, wie der Körper seine sinnliche Kälte und seine haarsträubende Starre verlässt, um erneut rosig zu werden; ein unter den beiden Metallblöcken, die Stromschauer durch die Knochen jagten, kochendes Fleisch; langsames Auferstehen aus den Toten, wer dies erlebt und selbst bewirkt hat, der gehört zu den Göttern der Medizin. Und an diesem Abend wolltem viele Götter sein.


Soweit mein erster, kurzer Eindruck von diesem schönen Text.

Lieben Gruß, Nicole

Benutzeravatar
Zakkinen
Administrator
Beiträge: 1768
Registriert: 17.07.2008
Geschlecht:

Beitragvon Zakkinen » 06.11.2010, 15:55

Hallo Renée,

ich mag die "Webart" dieses Textes. Allerdings habe ich ein paar Konsistenzprobleme.

Agathes Tochter, ein Kind mit erotischer Ausstrahlung, versuchte bei der Familie ihrer Schulfreundin Adèle ihre Mutter zu vergessen, denn sie ahnte, dass die hagere Schönheit, die ihre Tochter mit 44 Jahren in die Welt gesetzt hatte, ihr immer gleichzeitig Hindernis und Steigbügel zur Welt sein würde.


Subjekt dieses Satzes ist Agathes Tochter, bezeichnet als "ein Kind". Weiter hinten finden wir dann "die hagere Schönheit, die ihre Tochter mit 44 Jahren in die Welt gesetzt hatte". Wer ist denn hier wessen Tochter? Wer wie alt? Da haben wir Agathes Mutter, 84, Agathe selber, irgendwas zwischen 45 und 65 vielleicht. Dann deren Tochter, geht noch zur Schule, vielleicht 14? Dann ist vielleicht doch Agathe mit 44 Mutter geworden, damit also Ende 50 (passt). Aber der Bezug passt nicht. Der Vater des Kindes hatte eine Beziehung mit Agathe, spricht für meine Lesart, dass Agathe die Mutter ist.

Der Vater hat keine Beziehung mehr zu Tochter und Agathe, ich vermute, schon von Anfang an nicht, also seit ca. 15 Jahren? Begründung: Agathe ist seltsam, hat Artikulationsprobleme etc. Das sind schon Symptome des Tumors, oder? 15 Jahre wäre dann schon recht lange.

Fährt die Ambulanz wirklich direkt bis in den Notversorgungsraum? Das finde ich eher atypisch. Man wollte wohl kaum ein schmutziges KFZ in so einem Raum haben. Auch, dass die Ambulanz durch einen Kreuzgang fährt, ergibt ein sehr verqueres Bild in meinem Kopf.

Bei Herzinfarkt dafür verantwortlich zu sein, wie das bereits dem Tode zugeeignete Menschenleben aus seiner stummen Todeshingabe wieder zurückkehrt in eine Welt ohne blaue Unendlichkeit, wie der Körper seine sinnliche Kälte und seine haarsträubende Starre verlässt, um erneut rosig zu werden; ein unter den beiden Metallblöcken, die Stromschauer durch die Knochen jagten, kochendes Fleisch; langsames Auferstehen aus den Toten, wer dies erlebt und selbst bewirkt hat, der gehört zu den Göttern der Medizin.


Die Metallblöcke sind wohl ein Defibrillator. Stromschauer durch die Knochen und kochendes Fleisch passt da doch eher nicht. Es geht ja nicht um eine Exekution. Außerdem würde ich versuchen, die Zeichen in dem Satz anders zu setzen. Ich hatte intuitiv an den Semikolen Enden gesetzt und erst mal grad gar nichts verstanden.

an diesem Abend wolltem viele Götter sein.

Tippfehler, muss "wollten" sein.

Man sah sich um. Da die Geräte der direkt anschließenden Intensivabteilung sich gerade nicht im Einsatz befanden, beschloss der diensthabende Internist das Schiebebett mit Agathes elendem Leib durch den Scanner zu fahren.

Was für ein Scanner? MRT?
Ich finde, ab hier wird es geradezu absurd. Was ist das denn für ein eigenartiges Krankenhaus?
Komma hinter Internist fehlt.

dass Agathes klinischer Tod seit zehn Minuten eingesetzt hatte, und zwar in Folge eines faustdicken Tumors über der rechten Frontalpartie des Gehirns.

Was immer das für ein Scanner ist, man erkennt da sicher nicht, ob der klinische Tod eingesetzt hat oder nicht. Die akute Todesursache scheint hier doch ein Herzstillstand zu sein, oder ein Herzinfarkt mit Vorhofflimmern (Defi).

Du siehst, je genauer ich lese, desto weniger Konsistenz finde ich. So bleibt mir letztendlich nur der Stil, den ich weiterhin mag. Ich denke aber, die Idee der Geschichte mit den lapidar an den Rand gewobenen Begleitgeschichten ist sehr nett.

Liebe Grüße
Henkki

Nifl
Beiträge: 3884
Registriert: 28.07.2006
Geschlecht:

Beitragvon Nifl » 06.11.2010, 17:14

Huhu René,
keine Kommentare gelesen. Dopplungen bitte ignorieren.
Als Agathe mit einem gerade noch behandelbaren Herzinfarkt in das Hopîtal Lariboisière eingeliefert wurde,

Gerade noch behandelbar bitte streichen.
Hat es eine Bedeutung für den Text, dass das Setting in Frankreich ist?
Ihre 84-jährige Mutter beklagte sich im selben Augenblick

Welcher Augenblick das ist, ist mir nicht klar (weiß schon was du meinst, trotzdem)
Ihre 84-jährige Mutter beklagte sich im selben Augenblick telefonisch bei Agathes älterer Schwester

Steige nicht richtig durch… Ihre=Agathe?
Agathes Tochter, ein Kind mit erotischer Ausstrahlung,

Kind und erotische Ausstrahlung möchte ich nicht lesen!
Und wieso Kind?
Agathes Tochter, ein Kind mit erotischer Ausstrahlung, versuchte bei der Familie ihrer Schulfreundin Adèle ihre Mutter zu vergessen, denn sie ahnte, dass die hagere Schönheit, die ihre Tochter mit 44 Jahren in die Welt gesetzt hatte, ihr immer gleichzeitig Hindernis und Steigbügel zur Welt sein würde.

Boah, bitte für Kleinköpfe wie mich auseinandertröseln. Kapier ich nicht.
Zweites, weil es ihn immer etwas genierte, mit einer so unangenehm auffallenden Persönlichkeit liiert gewesen zu sein.

Show, don’t tell. Warum ist sie unangenehm auffallend?
Bekanntschaften und Freunde waren entweder nicht auf dem Laufenden oder aber hatten das Wissen um Agathes Unwohlsein, ihre seltsamen Artikulationsprobleme verdrängt, denn jedem kann das passieren, das Ausrutschen eines Wortes

Auch hier… tell tell tell. Wat für ein Unwohlsein? Der noch behandelbare Infarkt? Wie machen sich die Artikulationsprobleme bemerkbar?
Die Ambulanz fuhr mit vollem Einsatz des Martinhorns durch die Parkanlage,

Och, halber Einsatz des Martinhorns hätte doch gereicht…

durchquerte einen hübschen Kreuzgang der selten durchfahren werden durfte,

Was bringt „hübsch“ was bringt „selten“
ließ die Kapelle rechts liegen

Ich hätte sie mitgenommen … okay, albern, trotzdem, entscheide dich im Duktus!
Bei Herzinfarkt dafür verantwortlich zu sein, wie das bereits dem Tode zugeeignete Menschenleben

Zugeeignet klingt seltsam
wie Wespen um den nun schweigenden Wagen schwirrten.

Ist der Wagen denn auch erkrankt?
sinnliche Kälte

?
unter den beiden Metallblöcken,

Echt, sind die Defis in Fr noch so?
die Stromschauer durch die Knochen jagten, kochendes Fleisch;

Völlig überzogene und unsachliche Telldramatik
langsames Auferstehen aus den Toten

Von?
wer dies erlebt und selbst bewirkt hat, der gehört zu den Göttern der Medizin

Bei uns in der Firma kann das jeder Ersthelfer.
Und an diesem Abend wolltem viele Götter sein.

Warum?
„wollten
einer sexuell inaktiven Frau

Hä? Und das schon mit 84 Jahren?
Agathe, eine mit verblüffenden Kenntnissen ausgestattete Deutsche aus Magdeburg, ausgebildete Theologin,

Bei ausgestattet denke ich an angeboren und wieso verblüffend? Die meisten aus Magdeburg sind Deutsche. Gibt es auch unausgebildete Theologen?
Fast niemand wird auf ihrem Begräbnis sein.

Warum.
Ich bin ehrlich, der Text ist inhaltlich wie formal eine reine Katastrophe für mich. Versuche mal deinen Spieltrieb (auch inhaltlich wie formal) in die Schranken zu weisen, dich zu fokussieren. Wo willst du hin? Was möchtest du beim Leser evozieren? Was soll der Text leisten?
So kann ich damit gar nichts anfangen.
LG
Nifl
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 06.11.2010, 21:51

Liebe Nicole,

eben ist mir wieder eine ausführliche Antwort an dich und der Anfang an Henkki verschwunden, ich werde dir nur noch herzlich danken, denn du hast im Wsentlichen das von mir Intendierte verstanden ... und wie alle hier, fühle ich mich damm als Schreibende wohl, wenn etwas von meiner Absicht beim Leser ankommt.


Lieber Hennkki

ich werde versuchen Punkt für Punkt zu antworten. Was die Schwachstellen betrifft, würde ich eher von Inkohärenz als von Inkonsistenz sprechen ... beides ist sowieso sehr schlecht für einen Text. Inköhärenz ist vielleicht noch positiver, das Wort drückt nur logische Fehler im Handlungsablauf aus, während Inkonsistenz ein sich Auflösen in Nichts bedeutet, und das halte ich für zu weit gehende negative Kritik.

ich schicke mal diesen Anfang ab, bevor wieder alles verschwindet

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 06.11.2010, 22:19

Nochmal zu Henkkis Kommentar:
ich mag die "Webart" dieses Textes. Allerdings habe ich ein paar Konsistenzprobleme.

Danke für die Webart - Konsistenz, s.o.

zu Kritik 1...

Agathes Tochter, ein Kind mit erotischer Ausstrahlung, versuchte bei der Familie ihrer Schulfreundin Adèle ihre Mutter zu vergessen, denn sie ahnte, dass die hagere Schönheit, die ihre Tochter mit 44 Jahren in die Welt gesetzt hatte, ihr immer gleichzeitig Hindernis und Steigbügel zur Welt sein würde.


Subjekt dieses Satzes ist Agathes Tochter, bezeichnet als "ein Kind". Weiter hinten finden wir dann "die hagere Schönheit, die ihre Tochter mit 44 Jahren in die Welt gesetzt hatte". Wer ist denn hier wessen Tochter? Wer wie alt? Da haben wir Agathes Mutter, 84, Agathe selber, irgendwas zwischen 45 und 65 vielleicht. Dann deren Tochter, geht noch zur Schule, vielleicht 14? Dann ist vielleicht doch Agathe mit 44 Mutter geworden, damit also Ende 50 (passt). Aber der Bezug passt nicht. Der Vater des Kindes hatte eine Beziehung mit Agathe, spricht für meine Lesart, dass Agathe die Mutter ist.
[/quote]

Ich verändere den Satz wie folgt:

Agathes Tochter, ein Kind mit erotischer Ausstrahlung, versuchte bei der Familie ihrer Schulfreundin Adèle ihre Mutter zu vergessen. Sie ahnte, dass ihre Mutter, eine hagere Fünfzigerin, die sie mit 44 Jahren in die Welt gesetzt hatte, ihr immer gleichzeitig Hindernis und Steigbügel zur Welt sein würde. [/quote]


Kritik 2

Der Vater hat keine Beziehung mehr zu Tochter und Agathe, ich vermute, schon von Anfang an nicht, also seit ca. 15 Jahren? Begründung: Agathe ist seltsam, hat Artikulationsprobleme etc. Das sind schon Symptome des Tumors, oder? 15 Jahre wäre dann schon recht lange.


Der Satz "Kollegen, Bekanntschaften ... " schließt falsch an. Wenn ich Nifls Kritik noch durchforstet haben werde, hoffe ich eine Kohärenz hergestellt zu haben.

Kritik 3
Fährt die Ambulanz wirklich direkt bis in den Notversorgungsraum? Das finde ich eher atypisch. Man wollte wohl kaum ein schmutziges KFZ in so einem Raum haben. Auch, dass die Ambulanz durch einen Kreuzgang fährt, ergibt ein sehr verqueres Bild in meinem Kopf.


Es gibt tatsächlich eine solche Einfahrt, eine Art SAS verbindet Notaufnahme und Krankenwagen, dort beginnt bereits die medizinische Versorgung. Dieses alte Krankenhaus besaß einen Durchgang und später eine Durchfahrt durch einen Kreuzgang. Eine Abkürzung, die gelegentlich freigestellt wird. ... ich werde versuchen, das besser zu formulieren

Kritik 4

Bei Herzinfarkt dafür verantwortlich zu sein, wie das bereits dem Tode zugeeignete Menschenleben aus seiner stummen Todeshingabe wieder zurückkehrt in eine Welt ohne blaue Unendlichkeit, wie der Körper seine sinnliche Kälte und seine haarsträubende Starre verlässt, um erneut rosig zu werden; ein unter den beiden Metallblöcken, die Stromschauer durch die Knochen jagten, kochendes Fleisch; langsames Auferstehen aus den Toten, wer dies erlebt und selbst bewirkt hat, der gehört zu den Göttern der Medizin.


Die Metallblöcke sind wohl ein Defibrillator. Stromschauer durch die Knochen und kochendes Fleisch passt da doch eher nicht. Es geht ja nicht um eine Exekution. Außerdem würde ich versuchen, die Zeichen in dem Satz anders zu setzen. Ich hatte intuitiv an den Semikolen Enden gesetzt und erst mal grad gar nichts verstanden.
[/quote]

Ich werde den Fachjargon auffrischen. Ich habe in einer Intensivstation gearbeitet, auf mich wirkten diese Wiederbelebungsversuche wie Exekutionen, und teilweise waren sie das auch, denn nicht jeder überlebt diese brutale (und notwendige) Intervention.

5:
klar ...
an diesem Abend wolltem viele Götter sein.

Tippfehler, muss "wollten" sein.

Kritik 6
Man sah sich um. Da die Geräte der direkt anschließenden Intensivabteilung sich gerade nicht im Einsatz befanden, beschloss der diensthabende Internist das Schiebebett mit Agathes elendem Leib durch den Scanner zu fahren.


Auch hier muss ich überarbeiten, mir fehlte das deutsche Vokabular - und ich werde mich um genaue Begriffe bemühen

Kritik 7

Die folgende Kritik werde ich bei der Durcharbeitung berücksichtigen ... da ist wohl die Fantasie mit mir durchgegangen.

dass Agathes klinischer Tod seit zehn Minuten eingesetzt hatte, und zwar in Folge eines faustdicken Tumors über der rechten Frontalpartie des Gehirns.


Zu deiner abschließenden Bemerkung:
je genauer ich lese, desto weniger Konsistenz finde ich. So bleibt mir letztendlich nur der Stil, den ich weiterhin mag. Ich denke aber, die Idee der Geschichte mit den lapidar an den Rand gewobenen Begleitgeschichten ist sehr nett.


Das mit der Konsistenz bleibt weiter eine Frage an dich. Der Stil - bin froh, dass er "ankommt" Nicole sprach von Aufgebläht - ein ausgezeichneter Ausdruck für das von mir Beabsichtigte, denn damit ist auch die Schwellung durch den - bösartigen - Tumor gemeint.

Jetzt mache ich mich an Nifls Kritik ...

dir liebe Grüße
Renée

Benutzeravatar
Zakkinen
Administrator
Beiträge: 1768
Registriert: 17.07.2008
Geschlecht:

Beitragvon Zakkinen » 06.11.2010, 22:36

Hallo Renée,

ich meinte nicht nur inkohärent, sondern auch inkonsistent im Sinne von widersprüchlich. Nicht im Sinne von insubstantiell, unbeständig. Allerdings gebe ich zu, dass ich das Wort verwendet habe im Sinne von engl. inconsistent, dort ist die zweite Bedeutung nicht so stark. Ersetze meinetwegen mit unklar, nicht ganz schlüssig, widersprüchlich.

Grüße
Henkki

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 06.11.2010, 23:10

Huhu ... Nifl --- meine Reaktionen zu deinem Kommentar in Farbe ... ich bin zwar nicht gerade glücklich über deinen sehr negativen Kommentar, muss aber sagen, dass es sehr nützlich ist, so genau und sorgfältig vor diverse Probleme gestellt zu werden, auch dein sarkastischer Ton stört mich nicht ... das gehört zur Kritik, wie ich sie liebe.

Mal sehen, wie meine schlechte Laune dann nach und nach zum Ausdruck kommt ...


Als Agathe mit einem gerade noch behandelbaren Herzinfarkt in das Hopîtal Lariboisière eingeliefert wurde,

Gerade noch behandelbar bitte streichen.
:lupe: ja!


Hat es eine Bedeutung für den Text, dass das Setting in Frankreich ist?
Ja, werde ich ein klein wenig ausbauen

Ihre 84-jährige Mutter beklagte sich im selben Augenblick

Welcher Augenblick das ist, ist mir nicht klar (weiß schon was du meinst, trotzdem)
Ihre 84-jährige Mutter beklagte sich im selben Augenblick telefonisch bei Agathes älterer Schwester


vielleicht besser: im selben Augenblick telefonierte ihre 84-jährige Mutter mit Agathes älterer Schwester, beide beklagten ... etc



Steige nicht richtig durch… Ihre=Agathe?

wurde von Hennkki bemängelt, siehe dort


Agathes Tochter, ein Kind mit erotischer Ausstrahlung,

Kind und erotische Ausstrahlung möchte ich nicht lesen!
Und wieso Kind?

für mich erwächst erotische Aussstrahlung fast immer aus einem Mangel, diesen Mangel möchte ich ausdrücken, er liegt wie ein Schatten über den Menschen, die davon betroffen sind. Das möchte ich aber keineswegs erklären, das müsste den Lesern, die mehrere meiner Texte gelesen haben, irgendwann klar sein. Einige verstehen das sehr schnell. Moralische Schreibgrenzen gibt es für mich nicht ... Aber ich werde versuchen, das umzuschreiben und deine Bemerkung zu berüucksichtigen

Agathes Tochter, ein Kind mit erotischer Ausstrahlung, versuchte bei der Familie ihrer Schulfreundin Adèle ihre Mutter zu vergessen, denn sie ahnte, dass die hagere Schönheit, die ihre Tochter mit 44 Jahren in die Welt gesetzt hatte, ihr immer gleichzeitig Hindernis und Steigbügel zur Welt sein würde.

Boah, bitte für Kleinköpfe wie mich auseinandertröseln. Kapier ich nicht.
siehe oben


Zweites, weil es ihn immer etwas genierte, mit einer so unangenehm auffallenden Persönlichkeit liiert gewesen zu sein.

Show, don’t tell. Warum ist sie unangenehm auffallend?

Dieses show don't tell nervt mich seit Jahren. Obwohl ich zugeben muss, dass ich nicht besser schreibe, weil ich dieses Geetz nicht beachte ... Diese Passage werde ich wie alle folgenden überarbeiten. Ich wehre mich zwar, weiß aber dass ich umschreiben muss


Die Ambulanz fuhr mit vollem Einsatz des Martinhorns durch die Parkanlage,

Och, halber Einsatz des Martinhorns hätte doch gereicht…

:daumen: ja! - toll


durchquerte einen hübschen Kreuzgang der selten durchfahren werden durfte,

Was bringt „hübsch“ was bringt „selten“

hübsch bringt Ironie und selten ist / scheint notwendig wegen hübsch

ließ die Kapelle rechts liegen

Ich hätte sie mitgenommen … okay, albern, trotzdem, entscheide dich im Duktus!
Bei Herzinfarkt dafür verantwortlich zu sein, wie das bereits dem Tode zugeeignete Menschenleben

Zugeeignet klingt seltsam
wie Wespen um den nun schweigenden Wagen schwirrten.

Ist der Wagen denn auch erkrankt?

ich mag deinen frechen Ton, mal sehen, ob es mir gelingt, trotz dieser nun schon spürbaren Demolition noch am Text was zu machen ...

sinnliche Kälte

?
unter den beiden Metallblöcken,

Echt, sind die Defis in Fr noch so?
die Stromschauer durch die Knochen jagten, kochendes Fleisch;

Völlig überzogene und unsachliche Telldramatik
langsames Auferstehen aus den Toten

Von? ja!

wer dies erlebt und selbst bewirkt hat, der gehört zu den Göttern der Medizin

Bei uns in der Firma kann das jeder Ersthelfer.
Und an diesem Abend wolltem viele Götter sein.

Warum?
„wollten

jeder Ersthelfer? und das passiert so oft? Mich hats beeindruckt, inzwischen ist das wohl banal ...!


einer sexuell inaktiven Frau


Hä? Und das schon mit 84 Jahren?

nein! sie ist um die 50 --- und von den 84jährigen weiß ich leider nichts, aber auch da soll es noch so was geben...



Agathe, eine mit verblüffenden Kenntnissen ausgestattete Deutsche aus Magdeburg, ausgebildete Theologin,

Bei ausgestattet denke ich an angeboren und wieso verblüffend? Die meisten aus Magdeburg sind Deutsche. Gibt es auch unausgebildete Theologen?
damit war ich auch nicht zufrieden ... es mag sein, dass die Verblüffung über dr. theol. in Frankreich einfach größer ist ... und daher vermutlich auch das "ausgebildet" denn es gibt nur im Elsaß die Möglichkeit Theologie zu studieren, im Rahmen einer Ausbildung. Was die Protestanten oder Katholiken oder andere sonst machen kann zwar Theologie genannt werden, entspricht aber keiner Ausbildung ...


Fast niemand wird auf ihrem Begräbnis sein.

Warum.

weil sich aus dem Text (für dich nicht) erschließt, dass diese Frau keinerlei Kontakte mehr hat ... !

Könntest du mir bitte erklären, was du mit Katastrophe meinst? - Das mit dem Spieltrieb kann ich verstehen ... aber wird die Welt wirklich untergehen, weil ich so schlecht schreibe???

Ich bin ehrlich, der Text ist inhaltlich wie formal eine reine Katastrophe für mich. Versuche mal deinen Spieltrieb (auch inhaltlich wie formal) in die Schranken zu weisen, dich zu fokussieren. Wo willst du hin? Was möchtest du beim Leser evozieren? Was soll der Text leisten?
So kann ich damit gar nichts anfangen.
LG
Nifl[/quote]

--- ich will nirgends hin ... ich möchte beim Leser nichts evozieren ... (eventuell ihn in eine Stimmung versetzen ... der Text soll eine alltägliche Situation in ihrer Ausweglosigkeit ausloten. !


Ich weiß nicht genau, wie ich mit dem Ton deiner Kritik umgehen soll. Ich kann gut mitlachen und finde eine so ausführliche Auseinandersetzung sehr positiv. Aber wenn es nun verächtlicher gemeint sein sollte ... dann werde ich wohl versuchen, mir den Ton nicht allzu nahe kommen zu lassen.

lG
Renée

(mit einem e bitte ...)

Benutzeravatar
Zefira
Beiträge: 5722
Registriert: 24.08.2006

Beitragvon Zefira » 07.11.2010, 00:11

Liebe Renée,

ich habe jetzt Deine Replik an Nifl nur überflogen, vielleicht ist mir etwas entgangen, aber wenn Du Agathe als "um die 50" siehst und wenn sie mit 44 ihre Tochter bekommen hat, wie im Text steht - dann ist dieses Kind also sechs - und dann habe ich mit dem Passus "erotische Ausstrahlung" allerdings auch Probleme ...

Aber - in erster Linie wüsste ich doch gern hierzu Näheres:

für mich erwächst erotische Aussstrahlung fast immer aus einem Mangel, diesen Mangel möchte ich ausdrücken, er liegt wie ein Schatten über den Menschen, die davon betroffen sind. Das möchte ich aber keineswegs erklären


Ich wollte. Du würdest es erklären - notfalls per PN. Ich finde das hochinteressant und grübele gerade, wie die Menschen, die für mich persönlich erotisches Charisma besitzen, sich eigentlich von anderen unterscheiden - was es auch immer sein mag, ein Mangel ist es bestimmt nicht oder etwas, was als "Schatten" bezeichnet werden könnte - eher das Gegenteil davon.

Mir gefällt der Text übrigens sehr, aber vielleicht setze ich den Schwerpunkt an der falschen Stelle - ehrlich gesagt lese ich über die familiären Verflechtungen ein wenig hinweg; was mich fesselt, ist das Thema der Verschwendung menschlicher Möglichkeiten durch den Tod, das in der zweiten Hälfte thematisiert wird, ohne Larmoyanz oder Anklage.

Gutenachtgruß
Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

Nifl
Beiträge: 3884
Registriert: 28.07.2006
Geschlecht:

Beitragvon Nifl » 07.11.2010, 09:36

Huhu R.

jeder Ersthelfer? und das passiert so oft? Mich hats beeindruckt, inzwischen ist das wohl banal ...!

Naja, es kann auch jeder Flurbeauftragte (ja, ich lebe in Deutschland *hihi) einen Feuerlöscher bedienen, obwohl es noch nie gebrannt hat. Übrigens hängen die Defibrillatoren auch öffentlich zugänglich in Bahnhöfen (wie Feuerlöscher).
Diese Geräte messen die Herzfrequenz, dosieren und (!) takten dementsprechend die Stromstöße (wie ein Kind, das dem Hula-Hoop-Reifen an der richtigen Stelle einen Impuls gibt, damit er immer schön weiter kreist).

weil sich aus dem Text (für dich nicht) erschließt, dass diese Frau keinerlei Kontakte mehr hat ... !

In der Tat, ich verstehe den ganzen Text nicht. Ich blicke durch den Wulst nicht durch. Mich hast du hier als Leser definitiv verloren. Du kannst jetzt mit der Schulter zucken und sagen: "Mir doch egal, ich habe ja meine zwei Leser, die den Text verstanden haben" und ein bisschen mit der Nagelfeile rumhantieren oder du entkernst ihn grundlegend. Nur das wollte ich mit meinen Kommentar zum Besten geben.
Mach was draus oder auch nicht.
Ach, noch zum weinerlichen "Nicht-schreiben-können" ... deinen Rheintext zB. fand ich große Klasse.

So, genug der Bösartigkeit.

LG
Nifl
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 07.11.2010, 10:08

Lieber nifl,

nun sei nich so ...

ich nehme deine kritik sehr ernst und deine ironie freut ich wirklich. dass ich nach außen hin weinerlich, nach innen hin weinend an meinen Kapaitäten zwifle (das passt so gut zu nifl) solltest du verstehen können.

jetzt fühle ich mich herausgefordert, was mit den letzten zwei Texten anzufangen, denn ich habe in der Tat nicht sehr ziel gerichtet gearbeitet.

Ich war nicht ganz zufrieden mit diesem Text, wie du an meinem Begleitposting ablesem kannst.

Nochmals danke für deine Zeit

liebe Grüße
Renée

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 07.11.2010, 10:18

Liebe Zefira,

mir scheint, dass sowohl unter den ganz großen erotischen Figuren (Marylin, Marlon, z B) als auch bei denen, die ich aus engerem Kreise gut kenne, mit dieser Ausstrahlung etwas Verletzliches, Verletztes einherging, einhergeht. Für sehr schöne Menschen - wenn sie es als Kinder schon waren, ist es schwer zu unterscheiden zwischen der Zuneigung und der Achtung, Beachtung, die sie bekommen. Ich kannte einen inzwischen älteren Mann, der Cummings als Lehrer hatte und ihn verehrte, sich größte Mühe gab, dessen Aufmerksamkeit zu erlangen, um irgendwann festzustellen "he probably just thought, i was pretty ..." Damals muss er um die zehn gewesen sein. Ich glaube, auch an meine eigene Kindheit zurückdenkend, dass sich viel mehr abspielt, als wir wahr haben wollen. Im Lernen um mich selbst auch als Kind, stehen viele Sinne offen.
Kinder sind auch Menschen und sollten nicht klein geschrieben werden ...
Ist das verständlich?

liebe Grüße und danke für deinen Kommentar

Renée

eve
Beiträge: 105
Registriert: 03.01.2010

Beitragvon eve » 07.11.2010, 15:35

Liebe Renée!

Natürlich sind Kinder auch Menschen, wer wollte das wohl bestreiten. Aber ob man dieses Menschsein nun nur dadurch ausdrücken kann, dass man ihnen eine erotische Ausstrahlung zuschreibt, bezweifle ich. Oder ob man sie "größer schreibt" wenn man das tut. Ausserdem - wenn du das Erotische nun ausschließlich am Kindsein und der damit verbundenen Verletzlichkeit ( und dem damit verbundenen Schatten??) festmachst, dann wäre das ja etwas, was allen Kindern eigen ist und dann muss es erst recht nicht erwähnt werden.
Was ich persönlich noch zu deinen Repliken an andere vor mir anmerken möchte:
Man kann Passagen deines Textes also offenbar nur verstehen, wenn man bereits mehrere Texte von dir gelesen hat und aus diesen etwas bereits entschlüsselt hat. Warum soll man das aber wollen? Warum soll man einen Text nicht für sich alleine lesen und verstehen können? Ich meine damit nicht, dass er plakativ und simpel sein muss, aber Andeutungen müssen doch wohl so sein, dass man zumindest die Chance hat, etwas enträtseln zu können.
Und mich stört auch, dass du bei Lesern gar nichts bewirken willst. Wozu dann Leser? Einen Grund, warum er sich Leser sucht, gibt es doch wohl für jeden Autor, denn sonst bräuchte er im Grunde nur ein Tagebuch o.ä.

Liebe Grüße
Eve


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 28 Gäste