Das Eisengitter

Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 06.06.2011, 02:18

CCC
Zuletzt geändert von Renée Lomris am 05.08.2011, 13:41, insgesamt 1-mal geändert.

Gerda

Beitragvon Gerda » 07.06.2011, 09:46

Liebe Renée

ein Geschichte, die nur auf den ersten Blick ein Schelmenstück zu werden scheint.
Es geht um "Perfektion", "Erinnerung", "Schmerz", "Abschied" und ums "Altern" (Für mich so lesbar).
Ich meine, dir ist es gelungen, anhand einer ungewöhnlichen Begebenheit, von all dem auf eine subtile Weise zu erzählen.
Die Geschichte gefällt mir, Kleinigkeiten würde ich noch schleifen.

Renée Lomris hat geschrieben:Das Eisengitter und der alte Lehrer
Auf einem sizilianischen Friedhof, unweit des Dorfes Corleone, hatte Hartwig P., ein ehemaliger Musiklehrer, ganz und gar entgegen seiner Prinzipien, unweit des Dorfes Corleone ein wunderschönes, ornamentales Eisengitter gestohlen.


Dopplung

Renée hat geschrieben:Der Ausflug bis in die Nähe jenes Dorfes, das mit Don Corleone, dem Mafia-Paten weltweite Berühmtheit erlangt hatte, muss zu dieser Regelverletzung beigetragen haben,


Ohne Ausflug hätte es doch gar keinen Diebstahl gegeben, er war die Voraussetzung, als muss nicht gesagt werden, dass er "beigetragen" hatte. (Den Fachterminus hierfür habe ich nicht parat, eine Tautologie ist es nicht)

Renée hat geschrieben:Hartwig P.s Eisengitter bestand aus verschlungenen pflanzlichen Motiven; er liebte vor allem die Stelle, wo von einem Olivenzweig die Olive abgebrochen war.

"an der" wäre sprachlich besser, "wo" wird in der Umgangssprache benutzt, leider zunehmend auch in der Schriftsprache, nichts für mein Ohren. ;-)

Renée hat geschrieben: Es schmückte die Terrasse und verlieh den Terracotta-Töpfen noch mehr Mediterranes.


Das kann ich mir nicht vorstellen. Für mich fehlt hier die subjektive Sicht, die Behauptung überzeugt mich nicht.

Renée hat geschrieben:wurde und seine Pflanzen nur noch unter Schmerzen versorgen konnte, stand er eines Morgens nicht auf. Er war hellwach, äußerst erschöpft, und wegen der starken Schmerzmittel zwar keuneswegs schmerzfrei, jedoch wie jenseits jeder realen Empfindung.

Zunächst dachte ich, dass ich den Sprung nicht nachvollziehen könnte, aber ein zwei Sätze mehr gelesen und es erhellt sich im Weiteren.
Renée hat geschrieben:Es war jener heiße Sommer, und nur dieTatsache, dass all seine Pflanzen am Ende verdorren würden, wenn er ihnen nicht wenigstens morgens etwas Feuchte und Kühlung verschaffte, konnte ihn trotz allem zum Aufstehen veranlassen.


Gärtnerisch ökonomischer und effizienter wäre es, die Pflanzen abends zu gießen, was aber kein wirklicher Grund ist, das hier zu ändern ;-) Ältere Menschen werden früh wach und können die morgendliche Kühle zum Gießen nutzen.

Das wäre es von meiner Seite. Die Zeichensetzung habe ich außer Acht gelassen, sie ist ohnehin nicht meine Stärke.

Wie ich oben schrieb, deine Geschichte gefällt mir. :-)

Liebe Grüße und eine schönen, guten Tag
Gerda

moska4

Beitragvon moska4 » 09.06.2011, 22:29

Was, drei Leute bereichern sich mit sizilianischen Funden und nur einer schämt sich? Und pflegt nicht einmal das Gitter, das gestohlene? Und was sollen dabei die Perfektion, die Erinnerung, der Schmerz, das Altern? Ich kann vollkommen falsch liegen - aber für mein Verständnis fehlt eine klare Idee, eine Fabel. Müsste einfach glaubhafter rüberkommen durch eine gut strukturierte Geschichte. Natürlich, die Tränen des Gitters gebe eine Idee schon her - aber das Motiv dazu...??? Das herauszufinden wäre toll gewesen. Gründlicher überlegen wäre hier angebracht gewesen. Auch ich spreche hier nicht von grammatischen und stilistischen Fehlern - die sind zunächst nur Nebensache, müßten aber korrigiert werden. Trotzdem viel Glück bei weiteren Schreibversuchen. Herzlichst moska4

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 09.06.2011, 23:06

@ moska4 - warum nicht 3 oder 2? oder 19?

So eine Kritik ärgert mich. Das tut irgendwie auch gut: da ist jemand, der den Mut hat, seinen Unmut deutlich und arrogant zu äußern. Ein Karl Kraus. Ein Verurteiler - der dann auch zeigen kann, dass er es besser kann. Oder, auch das muss nicht sein, Es gibt glänzende Tiraden gegen Proust, der darunter auch litt, aber weiter schrieb. Das alte Beispiel von Rousseau und Voltaire, oder das von Goethe und Lenz.

Wohlgemerkt, der Vergleich gilt mehr dem Kritiker als dem : der Autorin.



[quote="moska4"]Was, drei Leute bereichern sich mit sizilianischen Funden und nur einer schämt sich?

########### Macht das die Unlogik der Geschichte aus?

Und pflegt nicht einmal das Gitter, das gestohlene?

############Wo ist von Gitterpflege die Rede?

Und was sollen dabei die Perfektion, die Erinnerung, der Schmerz, das Altern?

############ Das kann ich dir nicht sagen, wenn dus nicht spürst, dann ist das nicht nur das Problem des Textes ... niemand hat dich verdammt diese Geschichte zu lesen ....

Ich kann vollkommen falsch liegen -

################ Das kann ja sein ... isss aber nicht schlimm

aber für mein Verständnis

############## damit bin ich einverstanden: für dein Verständnis

fehlt eine klare Idee,

#############... es ist eben eine unklare, unreine, unsaubere, trielend schlierige Idee ...

eine Fabel. ############### Ja genau, so eine Art Fabel

Müsste einfach glaubhafter rüberkommen durch eine gut strukturierte Geschichte.

############### Glaubhaft ud gut strukturiert . ja .. die ist nun unglaubhaft und schlecht strukturiert ... warum eigentlich? Ich verstehe den Widerstand gegen die Stimme, den hatte ich übrigens auch ...

Natürlich, die Tränen des Gitters gebe eine Idee schon her - aber das Motiv dazu...???

########### Tja, wie soll ich das sagen .... die saubere Welt der Geschmackskleinbürger???



Das herauszufinden wäre toll gewesen.

############## Ja, das Gefühl hatte ich- es war toll herauszufinden, was alles in der Geschichte steckt, wenn man : gründlicher Über
Gründlicher überlegen wäre hier angebracht gewesen.

############Genau das würde ich dir empfehlen, denk einfach gründlicher nach, Es ist ganz selten , dass ein Text beim gründlichen Nachdenken des Lesers verliert, hier im Blauen Salon habe ich mehrfach sehr kritische Ansätze gemacht und kam dann doch ... gründlich in den Text hinein ... alle Texte vermögen das wohl nicht ...

Auch ich spreche hier nicht von grammatischen und stilistischen Fehlern - die sind zunächst nur Nebensache, müßten aber korrigiert werden.


############# Selbstredend, vielen Dank Gerda ...

Trotzdem viel Glück bei weiteren Schreibversuchen.

############### Danke -- wie sieht es mit deinen aus?


Herzlichst

############## Nicht ganz so herzlich . aber vielleicht weniger arrogant?

Renée
Zuletzt geändert von Renée Lomris am 09.06.2011, 23:13, insgesamt 1-mal geändert.

Gerda

Beitragvon Gerda » 09.06.2011, 23:08

Sorry, moska4, deine Aufforderung an Renée gerichtet:
moska4 hat geschrieben:Trotzdem viel Glück bei weiteren Schreibversuchen. Herzlichst moska4

finde ich völlig fehl am Platz. Es ist herablassend und nicht sachgerecht.

Auch das Vorbringen des Vorwurfes, Renée habe

Code: Alles auswählen

Gründlicher überlegen sollen
sollen, ist so glaube ich ein Ratschlag, der hier nicht hingehört, jedenfalls sind darin keine textbezogenen Hinweise enthalten.

Meiner Ansicht nach, zeugt deine Stellunnahme eher davon, dass du etwas mehr überlegen könntest.
Das, so denke ich, ist Renées Intention, bei diesem Kurzprosastück. Die Leser sind gefordert sich hineinzubegeben, sich vielleicht zu wundern oder sich wiederzufinden. Je nachdem.

Es kann sein, dass du daraus eine spannende Geschichte machen würdest, aber das ist m. E. nicht intendiert.

Ja, und es kann wirklich sein, dass nur einer der Diebe ein schlechtes Gewissen hatte, Menschen sind unterschiedlich, aber das ist so neu nicht.

Schöne Grüße
Gerda

Sam

Beitragvon Sam » 11.06.2011, 07:11

Hallo Renée,

ich habe jetzt lange überlegt, warum mir dieser Text von dir lange nicht so gut gefällt, wie viele andere. An der Geschichte, die du erzählst, liegt es nicht. Sie fesselt mich zwar nicht so sehr, wie zum Beispiel deine Dame Zin Lang, wird aber dennoch von einer ganz guten Idee getragen und an Hintergründigkeit fehlt es auch nicht. Was dir aber hier nicht gelingt, ist einen wirklichen Fluss in deine Sprache zu bringen. Das beginnt schon beim etwas holprigen Beginn (die Wiederholung des Dorfnamens). Normalerweise mag ich, wenn ein Text mit Kleinigkeiten daherkommt, die aus ihm mehr als eine Skizze machen, hier aber erscheinen mir viele Dinge überflüssig.
Und weil ich in den Text überhaupt nicht hineinkomme, stören mich dann Dinge, wie zum Beispiel die nicht ausgeschriebenen Nachnamen, oder die Bezeichnung Basteln für das Streichen eines Eisengitters. Mit Basteln hat das nichts zu tun.

Aber was solls, ich hab schon so viel von dir gelesen, was mir ausnehmend gut gefallen hat, da kann ich mit einem Text, der völlig an mir vorbeigeht ganz gut leben und freue mich auf deine nächste Geschichte.

Gruß

Sam

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 11.06.2011, 08:01

Lieber Sam.

wenn eine Kritik so formuliert wird wie deine, dann kannn man auch ganz gut damit leben.

Ich versuche, heraus zu finden, woran das "Holperige" liegt.

Ich erinnere mich an den Zeitpunkt der Entstehung, es war mein erstes Jahr in Avrainville und ich habe beim Schreiben die meisten Szenen auf französisch entwickelt, daher auch das "Basteln" eine Art Gallizismus ... .... Die Hälfte der Bilder, der Problematik ist auf Franwösisch entwickelt und "übersetzt worden".

Dieses Hin- und Her zwischen den Sprachen hat sich eigentlich erst richtig zum Vorteil gemausert (auch nicht immer) als ich regelmäßiger auf Deutsch schrieb und dachte.

Allerdings kommt diese Geschichte beim Vorlesen sehr gut an, und interessiert Leute, die am Thema (der Vollkommenheit) interessiert sind.

Selbstverständlich arbeite ich sie - vor allem auch nach Gerdas Bemerkungen noch einmal genau durch.


liebe Grüße

Renée

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Beitragvon Eule » 11.06.2011, 13:06

Nunja, das Motiv. Im Text gibt es für mich auch einige kompliziertere Verwerfungen. Aber insgesamt liest er sich interessant und spannend.

Ende des zweiten Absatzes hat sich bei "keuneswegs" ein Vokaldreher eingeschlichen. Absatz drei: "dieTatsache". Absatz fünf: würde ich "So erklärte sich auch" ergänzen. Im letzten Satz desselben wäre die Interpunktion zu korrigieren. Mitte Absatz sechs würde ich "dessen" Wunsch statt "seinen" schreiben.

Viele Grüße !
Ein Klang zum Sprachspiel.

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Beitragvon Zefira » 11.06.2011, 13:47

Liebe Renée,
ich habe die Geschichte sehr gern und lese sie immer wieder (eben gerade zum vierten Mal).
Der Kernsatz "Der Mut zum Unvollkommenen ist der erste Schritt zur Perfektion" hat es mir angetan. Der ist genial (und erinnert mich an die Näharbeiten der Amish-People, die angeblich absichtlich kleine Fehler eingearbeitet haben, damit ihre Werke nicht mit maschinell Hergestelltem verwechselt werden konnten).
Übrigens lese ich statt "Streiche mich" regelmäößig "Streichle mich". Auch das ist ein Leckerbissen im Text.
Auf ein paar sprachliche Flüchtigkeitsfehler hat Gerda Dich ja schon hingewiesen.

Liebe Grüße
Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 21.06.2011, 21:49

Liebe Renee,

ich habe die Geschichte gerade erst gelesen und auch wenn ich auch einige Tippfehler und holprigen/unflüssigen, manchmal Stellen entdeckt habe, so habe ich die Geschichte doch sogleich lieb gewonnen. Sie schafft dieses geheimnisvolle: Dass ich nicht genau sagen kann, was sie mir erzählt, dass ich aber sicher bin, dass sie mir etwas erzählt. Das erzeugt dann in mir eine energiegeladene Losgelassenheit, die in der Wirklichkeit oft einfach Müdigkeit ist: dort ist es nicht möglich genau hinzusehen, während man nirgends bestimmtes anblickt. Texte aber können das, so wie dieser hier etwa. Eine sanfte, stellenweise Überarbeitung würde das noch mehr zum Vorschein bringen.

liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.


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