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Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 16.07.2011, 04:40

:pfeifen: :pfeifen: :pfeifen:
Zuletzt geändert von Renée Lomris am 06.08.2011, 17:54, insgesamt 8-mal geändert.

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 16.07.2011, 09:28

PPPS Heinz Erhardt ;-)
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Niko

Beitragvon Niko » 16.07.2011, 14:34

heinz erhardt ist humorist, keinesfalls jedoch rheinländer. wenn es denn ein rheinländer oder jemand mit rheinländischem humor sein sollte. soweit mir bekannt ist er in riga geboren, hat in hannover und hamburg gelebt. (und in göttingen!!! einen film gedreht) - nicht gerade rheinländische orte.

liebe grüße: niko

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 16.07.2011, 14:48

oh je
ich dachte .... da er mir von Rheinländer(n) nähergebracht wurde ....

Kannst du mir einen Rheinländer nennen, der dazu passen würde? denn das Adjektiv möchte ich nicht ändern ... ich geh mal auf Suche ...

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 16.07.2011, 15:29

Hallo Renee!

Das ist mal wieder ein Text, den ich normalerweise gar nicht kommentieren würde, einfach, weil er so unfertig wirkt - noch sehr nahe an einer Rohfassung, sozusagen; und ich frage mich dann immer, ob es denn wirklich sinnvoll ist, über einen Text nachzudenken, der in einer Stunde möglicherweise schon wieder ganz anders aussieht...

Anzeichen dafür sind Schreibungen wie Micky-Maus-heftchen (dann aber später Mickey Maus), oder auch so umgangssprachliche Wendungen wie "die einem jenen Grundton vermitteln" (die ohne das "einem" doch besser klänge?!), und natürlich die etwas erratische Zeichensetzung.

Auch sonst macht das Lesen, hm, einfach oft keinen Spaß :confused: Nimm diesen Abschnitt als Beispiel:

Man sah dann die Wellen und Wogen und wieder das Gold und wieder das Schilfgrün und wieder eine ruhige Pracht und wieder eine Bewegung. Erst dann tauchten aus dem Dunkel drei Frauenkörper auf und man hätte schwören können, dass sie schwammen. Man sah ihre nassen Schleier den Leib halb entblößen, halb bedecken, man sah, wie sie sich um den Nachen drängten, man sah sie hin- und her schwimmen und es war bestimmt das erste Mal, dass man eine Ahnung bekam von dem, was viel später Wagner und Boecklin gemeinsam bewirkten, man befand sich mitten im Gesang einer Mittagsstunde, einer jener gestohlenen Stunden des Gottes Pan.

Da gefällt mir der erste Satz wirklich gut, aber danach schleicht sich doch deutliches Unbehagen ein über diese "man"-Wut (zuviel von was auch immer macht einen Text immer langweilig), das doppelte "dann", die beiden "dass"-Sätze, die beide sehr hölzern wirken und auch gar nicht nötig sind:"und man bekam bestimmt zum ersten Mal eine Ahnung von dem, was..." etwa liegt doch nahe?! Und dann könnte auch gleich das zweite "man" aufgelöst werden:

"und man bekam bestimmt zum ersten Mal eine Ahnung von dem, was viel später Wagner und Boecklin gemeinsam bewirkten ("bewirken sollten"?!), befand sich mitten im Gesang einer Mittagsstunde, einer jener gestohlenen Stunden des Gottes Pan."

Der Schluss des Abschnitts hat wieder was :-) Na ja, soweit erstmal mein Versuch, den Eindruck einer "Rohfassung" zu begründen.

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 16.07.2011, 17:17

Hallo Ferdi,

ich bin Dir sehr dankbar für deine offene und ehrliche Reaktion. Dass dies ein unfertiger Text ist, hatte ich so nicht empfunden, weil ich glaube oder glaubte, dass die Wiederholungen keine Langeweile produzieren würden, sondern eine Wellenbewegung - die zum Inhalt passt.

aber ich bin froh über deine Reaktion. Mir geht es umgekehrt so, dass ich erstaunt bin über deine positive Reaktion auf Texte, denen ich nicht viel abgewinnen kann. Sie mögen fertig sein, sind aber für mich Konstrukte, und wenn sie möglicherweise eine gewisse Vollkommenheit der formalen Aspekte aufweisen, bleiben sie für mich Versuche, denen der Inhalt abgeht. Entschuldige, dass ich so allgemein formuliere.

Vielleicht haben alle meine Texte für dich diesen Entwurf-Charakter, es wäre schön gewesen, das früher erfahren zu haben. Jetzt weiß ich jedenfalls, was ich immer vermutet habe, dass meine Texte deiner Ansicht nach nicht ausgereift sind.

Jetzt allerdings könnte ich dank deiner Kritik versuchen, diese Wiederholungen und störenden Passagen zu bearbeiten.

Liebe Grüße
Renée

Niko

Beitragvon Niko » 16.07.2011, 17:43

da würde ich dir Hanns Dieter Hüsch empfehln, renée!

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 16.07.2011, 18:12

Hallo Ferdi,

nun will ich mich noch einmal mit deinem (und meinem) Text auseinander setzen, denn mir fällt auf, dass deine Kritik sich auf Wiederholungen stützt, die keineswegs die flagrantesten sind. Dann dieses enigmatische :

"Auch sonst macht das Lesen, hm, einfach oft keinen Spaß Nimm diesen Abschnitt als Beispiel:"


Ich verstehe durchaus, was du sagen willst, aber ich glaube vermuten zu können, dass es nicht die Wiederholungen sind, die "keinen Spaß" machen.

zu den Wiederholungen:

"Man sah dann die Wellen und Wogen und wieder das Gold und wieder das Schilfgrün und wieder eine ruhige Pracht und wieder eine Bewegung. Erst dann tauchten aus dem Dunkel drei Frauenkörper auf und man hätte schwören können, dass sie schwammen. Man sah ihre nassen Schleier den Leib halb entblößen, halb bedecken, man sah, wie sie sich um den Nachen drängten, man sah sie hin- und her schwimmen und es war bestimmt das erste Mal, dass man eine Ahnung bekam von dem, was viel später Wagner und Boecklin gemeinsam bewirkten, man befand sich mitten im Gesang einer Mittagsstunde, einer jener gestohlenen Stunden des Gottes Pan.

Da gefällt mir der erste Satz wirklich gut, aber danach schleicht sich doch deutliches Unbehagen ein über diese "man"-Wut (zuviel von was auch immer macht einen Text immer langweilig), das doppelte "dann", die beiden "dass"-Sätze, die beide sehr hölzern wirken und auch gar nicht nötig sind:"und man bekam bestimmt zum ersten Mal eine Ahnung von dem, was..." etwa liegt doch nahe?! Und dann könnte auch gleich das zweite "man" aufgelöst werden:


zu deinem Verbesserungsvorschlag diesen Satz betreffend:


es war bestimmt das erste Mal, dass man eine Ahnung bekam von dem, was viel später Wagner und Boecklin gemeinsam bewirkten, man befand sich mitten im Gesang einer Mittagsstunde, einer jener gestohlenen Stunden des Gottes Pan.


du schlägst vor:
"und man bekam bestimmt zum ersten Mal eine Ahnung von dem, was viel später Wagner und Boecklin gemeinsam bewirkten ("bewirken sollten"?!), befand sich mitten im Gesang einer Mittagsstunde, einer jener gestohlenen Stunden des Gottes Pan."

bewirken sollten -- eindeutig besser! aber dieses abgeschnittene "befand sich" gefällt mir gar nicht. Und der Text verliert in deiner Fassung das Zögern zwischen Ich und Man, den weiblichen Anteil, der immer wieder betont, dass da etwas "im Argen liegt" "Es war das erste Mal --- hat für mich eine andere Konnotation als das bildungsbürgerliche: man bekam zum ersten Mal eine Ahnung ..." Diese glatten Sätze drücken nicht aus, was mir vorschwebt ...


Das soll nicht heißen, dass ich mir nicht doch einiges überlegen werde, ...

Das mit der Rohfassung akzeptiere ich als Kritik durchaus. Nur sehe ich im Moment noch nicht, wie ich aus der Betriebsblindheit heraustreten könnte

lG
Renée.

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 16.07.2011, 18:20

Hallo Renee!

Warum sollten deine Texte nicht ausgereift sein? Ich würde das nicht als "meine Ansicht" gelten lassen. Ich denke, es ist mehr so, dass mein Blick immer zuerst auf die Einzelheiten fällt, während du diese Einzelheiten erstmal zurückstellst im Dienste des Textidee. Und da kann es dann schon mal zu unterschiedlichen Einschätzungen kommen, denke ich... Hier etwa:

... die, (Komma weg?) mit goldfarbenem verziertem Rahmen die Kopfseite der proletarischen Ehebetten schmückten.

Da habe ich innehalten müssen, weil mir überhaupt nicht einleuchten wollte, warum denn da gerahmte Bilder an Betten hängen - ist das wirklich so gemeint?!

Oder hier:

Nur einmal ein echter Diebstahl, Ein (klein?) Zehnmarkschein und der erste Kauf von Micky-Maus-heftchen, in denen nichts Lesenswertes stand, wie sich herausstellte und lachen konnte man noch nicht.

Ist hier dieses Ankleben neuer Sätze über die "und" wirklich die beste Lösung bezüglich des Satzbaus? Ich denke, du liest da erstmal drüber weg, ich aber bleibe hier hängen und verliere den Gesamtinhalt völlig aus den Augen.

Ansonsten mach dir nichts aus meinen Rückmeldungen - Prosa verstehe ich sowieso nicht. Habe ich auch nie verstanden, werde ich auch nie verstehen :-)

Ferdigruß!

PS: Hüsch ist klasse!

Edit: Ich sehe gerade, du hast inzwischen einen Beitrag geschrieben, daher noch kurz zu den Wiederholungen: Die "wieder" gefallen mir, weil da deutlich eine Gestaltungsabsicht zu erkennen ist, das ist ein Satz und dann war's das; aber die "man" häufen sich durch den gesamten Text, und das ist dann schon wie zwei Wochen am Stück das gleiche Mittagessen ;-) -F.
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 16.07.2011, 18:42

Lieber Ferdi,

wie sollte ich mir nichts aus deinen Rückmeldungen machen ... das muss man doch auch ertragen, dass Äußerungen eine Wirkung haben. Diese Wirkung ist mir persönlich durchaus recht, denn was du nun des weiteren ausführst gehört wieder in die Kategorie desssen, was ich selbst verbessert haben möchte. (Das Gemälde ÜBER dem Kopfende des Bettes)


Der Text eilt tatsächlich in einer überstürzten Bestürztheit vor mir her und ich habe kaum Zeit die Ideen und Entwicklungen mitzuschreiben. Da eine Grundidee vorhanden ist, werden die Texte wenigstens nicht völlig inkohärent, aber diese in der Eile zusammen geschusterten Formulierungen (die nicht alle automatisch schlecht sind) laufen Gefahr, solche Stilblüten hervorzubringen, wie du sie notiert hast.

Da ich - was nicht allen gefällt - das Forum als Arbeitsplatz (aus)nutze, ist hier für mich die Auseinandersetzung mit dem Text, und auch den darin enthaltenen Stilfehlern,

Ich schrecke allerdings zu oft davor zurück, meine Texte in die Schreibwerkstatt einzustellen. Meiner Meinung nach nehme ich diesen Text - weil er in der Rubrik " Kurzprosa steht - ernster, gehe sorgfältiger, verantwortungsvoller damit um und produziere - eventuell im Endeffekt einen besseren Text. Mir ist klar, dass das leider so noch nicht stimmt - aber die Auseinandersetzung mit einem kritischen Leser fehlt mir im realen Alltag ... ich suche sie auf dem Forum ... und finde sie nur manchmal.

Manchmal allerdings bin ich ganz und gar entmutigt und denke, dass ich einfach nicht "besser" schreiben kann, oder "anders" als mit diesem unter mir weggaloppierenden Pferd ....

liebe Grüße
Renée

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 18.07.2011, 13:13

heute habe ich den Text gekürzt und einige Wiederholungen gestrichen ... ist er so leichter verdaulich?

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 19.07.2011, 10:38

Ich hoffe, dass jetzt alle Fehler beseitigt sind, auch den Heinz Erhardt habe ich nun gelassen ... Hüsch kenne ich zuwenig - der Text spricht ja nicht direkt vom rheinländischen Humor ...

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 19.07.2011, 20:48

Hallo Renee,

ich finde, da ist einiges besser als in der ersten Fassung - der Satz hier etwa: Es handelte sich wahrscheinlich um die farbintensive Reproduktion eines drittrangigen italienischen Gemäldes, das an der Wand, an der Kopfseite des proletarischen Ehebetts hing. hat doch deutlich an Ausgewogenheit gewonnen, oder?! (Wobei ich "über", wie du erwähntest, besser als "an" finde - oder gar "das über der Kopfseite des proletarischen Ehebetts an der Wand hing.")

Ein paar Dinge würde ich noch ändern, z.B. sollte es bei "zuvor wegweisend antaten" doch "zuvor wegweisend angetan hatten" heißen - ich glaube, die Normgrammatik will das so...

Bei anderen weiß ich nicht wirklich, was ich davon halten soll - etwa davon, auf einem Nachttisch eine Nachttischlampe vorzufinden.

Hat das doppelte "öffnen" in Man musste schon die Schublade öffnen oder die kleine Tür darunter öffnen. eine Absicht?

Ich glaube, ein paar Komma fehlen auch noch ("Überall lebte die Erinnerung an einen Hochsommer wie sie ihn hier nicht kannten.")

Dann sind da noch so ein paar Tippfehler (die Micky-Sache, oder "weicht, Das")

Die "man"-Einöde scheint mir ebenso fragwürdig wie die in meinen Ohren gedankenlosen "dass-Sätze". Das zieht den Text runter für mich, es baut eine Hürde auf.

Na ja. Wäre schön, wenn sich die anderen, die über wesentlich belastbarere Ansichten zur Prosa verfügen als ich, sich da mal einhängen würden, denn ich bin da einfach der falsche Mann :-)

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 20.07.2011, 02:55

Hallo Ferdi,

eben ging ich sehr in mich, und einige der "dass Sätze" in meinem Text sind verschwunden, nebst einigen Kleinigkeiten, die du erwähnt hast.

Ich bin dir sehr für deine Mühe dankbar.

Das sind keine Höflichkeitsfloskeln ....

Ich mache mir natürlich Gedanken über eine Methode. die mich von solchen Fehlern abhalten würde und glaube, dass nur wiederholtes Arbeiten am Text mir noch helfen könnte. Aber offensichtlich sehe ich diese Fehler nicht von alleine ...

Sie werden auch von meinem Schreibprogramm nicht erkannt ...

Zwei deiner Verbesserungsvorschläge füge ich morgen noch ein.

Danke und gute Nacht
Renée


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