Vier Miniaturen (KG aus je 100 Wörtern)
Verfasst: 06.10.2011, 19:02
Mauern
Baltus versuchte, Editha für die Poesie zu begeistern, traf auf ein Bollwerk, zog sich zurück, während sie ihren Tagträumen von einem handfesten Kerl nachhing.
Dann die überraschende Grenzöffnung der DDR. Sie fuhren nach Berlin, erreichten das Westterritorium. Im Leuchtreklame-Flair verloren sie alle Zweifel. Ihr Volk war wirklich frei. Eine viertel Stunde hielten sie sich fest umschlungen.
Später erinnerten sie sich häufig daran, fielen in ein ratloses Schweigen, trauerten um dies sofort abhanden gekommene Gefühl ihres innigen Miteinander-Einsseins, um diese kurzlebige Blitzliebe im Angesicht des Brandenburger Tores. Sie wussten, der Mauerfall wird sich nicht wiederholen. Aber vielleicht käme ja ein Krieg . . .
Ich und der Esel
oder der Esel und ich
Versteift darauf hatte ich mich,
ein Goldesel käme Neujahr daher;
ein Scheinekacker sollte es sein.
Bereits im Frühjahr würde er sich
rasant ausscheißen,
ich könnte mit Susanna
Barbados zupflastern mit Euro.
Die Bäume legten Jahresringe an,
der Esel kam aus keinem Verlies.
Im Märchen steckte er fest.
Ich hetzte ihn in die Gegenwart,
durch’ s nächste Wurmloch,
um ihn im Lenz noch abzukassieren.
Nachdem er mir Billionen Scheine
vor den Reisekoffer schiss,
bemerkte ich die Eselei;
da war der Goldene bereits tot
ob der gewaltigen Schinderei,
von der Zeitreise verändert –
und mein Euroberg
Wertloses aus der Währungskrise,
Reichsmark inflationär.
Fabelhafte Posse
Aus dem Bücherregal ragte die Heilige Schrift hervor. Daneben hatte jemand einen abgewetzten Schuhanzieher abgelegt. Man gesellte dann eine Erotikausgabe dazu.
Das Moralwerk empörte sich: „Es ist eine Schande, mit so einem Schmierenstück auf eine Ebene gestellt zu sein. Durch mich“, ereiferte die Bibel sich, „erlangen die Menschen ihr wahres Wohl. Ich weise sie an, wie sie zu leben haben.“
„Ich stimuliere die Leute und bringe ihnen Freuden“, triumphierte das Erotikbuch.
Der Schuhlöffel brummelte gelassen: „Was schert’ s mich.“ Schließlich wurde er am meisten gebraucht, den Erotikband nahm man gelegentlich aus dem Bord - nur die Bibel rührte keiner an.
Angewandte Mathe und ihre Tücken
Ich wollte Tom in die Schranken weisen.
„Kleine Jungen sind dumm!“
„Gar nicht.“
„Wieviel sind denn 12: 2?“
„Sechs.“
„Und wieviel sind 12:0?“
„Wenn ich mir 12 Gummibärchen mit keinen teilen muss, bleiben 12. Also 12.“
„Kleine Jungen sind Deppen.“
„Wieso?“
„Ja, deine Lösung ist Quatsch. Kleine Jungen sind fressgierig, können nicht um die Ecke denken, sind gelehrte Papageien, die nicht tieferes Wissen haben vom Gelernten.“
„Ja, aber ...“
„Nichts aber, man kann Zwölf nicht durch Null teilen, aber Null durch Zwölf.“
„Haha, wie soll man denn keine Gummibären durch Zwölf teilen?“
„Ja, das würde ich auch zu gerne wissen!“
Baltus versuchte, Editha für die Poesie zu begeistern, traf auf ein Bollwerk, zog sich zurück, während sie ihren Tagträumen von einem handfesten Kerl nachhing.
Dann die überraschende Grenzöffnung der DDR. Sie fuhren nach Berlin, erreichten das Westterritorium. Im Leuchtreklame-Flair verloren sie alle Zweifel. Ihr Volk war wirklich frei. Eine viertel Stunde hielten sie sich fest umschlungen.
Später erinnerten sie sich häufig daran, fielen in ein ratloses Schweigen, trauerten um dies sofort abhanden gekommene Gefühl ihres innigen Miteinander-Einsseins, um diese kurzlebige Blitzliebe im Angesicht des Brandenburger Tores. Sie wussten, der Mauerfall wird sich nicht wiederholen. Aber vielleicht käme ja ein Krieg . . .
Ich und der Esel
oder der Esel und ich
Versteift darauf hatte ich mich,
ein Goldesel käme Neujahr daher;
ein Scheinekacker sollte es sein.
Bereits im Frühjahr würde er sich
rasant ausscheißen,
ich könnte mit Susanna
Barbados zupflastern mit Euro.
Die Bäume legten Jahresringe an,
der Esel kam aus keinem Verlies.
Im Märchen steckte er fest.
Ich hetzte ihn in die Gegenwart,
durch’ s nächste Wurmloch,
um ihn im Lenz noch abzukassieren.
Nachdem er mir Billionen Scheine
vor den Reisekoffer schiss,
bemerkte ich die Eselei;
da war der Goldene bereits tot
ob der gewaltigen Schinderei,
von der Zeitreise verändert –
und mein Euroberg
Wertloses aus der Währungskrise,
Reichsmark inflationär.
Fabelhafte Posse
Aus dem Bücherregal ragte die Heilige Schrift hervor. Daneben hatte jemand einen abgewetzten Schuhanzieher abgelegt. Man gesellte dann eine Erotikausgabe dazu.
Das Moralwerk empörte sich: „Es ist eine Schande, mit so einem Schmierenstück auf eine Ebene gestellt zu sein. Durch mich“, ereiferte die Bibel sich, „erlangen die Menschen ihr wahres Wohl. Ich weise sie an, wie sie zu leben haben.“
„Ich stimuliere die Leute und bringe ihnen Freuden“, triumphierte das Erotikbuch.
Der Schuhlöffel brummelte gelassen: „Was schert’ s mich.“ Schließlich wurde er am meisten gebraucht, den Erotikband nahm man gelegentlich aus dem Bord - nur die Bibel rührte keiner an.
Angewandte Mathe und ihre Tücken
Ich wollte Tom in die Schranken weisen.
„Kleine Jungen sind dumm!“
„Gar nicht.“
„Wieviel sind denn 12: 2?“
„Sechs.“
„Und wieviel sind 12:0?“
„Wenn ich mir 12 Gummibärchen mit keinen teilen muss, bleiben 12. Also 12.“
„Kleine Jungen sind Deppen.“
„Wieso?“
„Ja, deine Lösung ist Quatsch. Kleine Jungen sind fressgierig, können nicht um die Ecke denken, sind gelehrte Papageien, die nicht tieferes Wissen haben vom Gelernten.“
„Ja, aber ...“
„Nichts aber, man kann Zwölf nicht durch Null teilen, aber Null durch Zwölf.“
„Haha, wie soll man denn keine Gummibären durch Zwölf teilen?“
„Ja, das würde ich auch zu gerne wissen!“