Prolog: Carls Sternfahrt

Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
Wallis

Beitragvon Wallis » 20.02.2012, 22:31

1.
Langsam wird das Bild wieder scharf. Was zuerst wie ein Stoffstück mit eingewobenen Silberfäden aussieht, ist dann doch nur der Asphalt, auf dem er liegt. Es hat geregnet, er kann es zwischen den kleinen Steinchen glitzern sehen. Die Szene erinnert an eine Landschaft. Vielleicht der schwarze Strand einer Vulkaninsel? Er genießt ihn, diesen Blick – wie auf eine Miniatur. Das Gefühl hatte er schon lange nicht mehr. Oft lag er als Kind in der Badewanne im Schaum versunken, hat Berge und Fjorde aufgetürmt und wieder in sich zusammenfallen lassen. Manchmal blieb er so lange im Wasser, bis es eiskalt war. Auch das Bett thronte auf einem hohen Gipfel, bis zum Teppichboden in seinem Jungenszimmer waren es tausend Meter. Bloß nicht runterfallen, dann war alles aus! Aber er würde fallen, oh ja, wenn erst einmal der Nordwind kam, dann hatte er keine Chance mehr. Wie lang konnte man auf einer Bergspitze ohne Essen und ohne Trinken eigentlich überleben? Hielt das Zelt aus Decken dem Sturm stand?
Sein Blick wandert. In einiger Entfernung die Kante des Gehwegs. Grashalme hängen von der Rasenfläche in die funkelnde Steinebene hinein. Der Waldrand. Etwas weiter links davon ein massiger, fleckigweißer Turm mit einer Metallkrone, aus der Perspektive von unten ein Monster von einem Gebäude. Es ist ein Aschenbecher! Er liegt mitten auf dem Gehweg vor einem Aschenbecher. Irgendwie sitzt sein Kopf schief, sein linker Arm ist nach hinten verdreht und die Schultern schmerzen.
Carl Berkowitz, der gerade den ersten – und voraussichtlich letzten – Herzinfarkt seines Lebens hat, starrt auf das hässliche weiße Ding vor ihm. Nicht weit von seiner rechten Hand glimmt eine halb gerauchte Zigarette. Er kann sich nicht erinnern, wo genau er ist, was vorher war, warum er sich nicht bewegen kann, hat keine Ahnung, warum er hier auf dem feuchten Boden liegen muss.
Mit einem Schlag ist der Schmerz wieder voll da. Seine Brust fühlt sich an, als würde ein Riese auf ihm stehen. Er dreht einen glühenden Bohrer in ihn hinein, von vorne durch die Schultern in den Gehwegboden, was eine absurde Vorstellung war, denn bei Carls verdrehter Lage konnte sich gar niemand auf ihm halten, geschweige denn ein Loch in ihn bohren. Aber das hilft ihm jetzt auch nicht weiter.
Das ist zu früh!
Er war noch nicht einmal Vierzig, im Beruf zeigten sich erste Erfolge. Vor ein paar Wochen hatte er in seiner kleinen Grafikagentur einen Assistenten eingestellt, der ihn bei den Rechnungen unterstützen sollte. Auch mit Claudia klappte es so gut wie schon lange nicht mehr. Er ertappte sich in den letzten Monaten das eine oder andere Mal dabei, dass er nicht mehr davon rennen wollte, wenn sie die ernsteren Dinge ihrer Beziehung ansprach. Sie nannte das „auftafeln“ – ein komischer Begriff. Es ging meist um die gemeinsame Wohnung und ein, zwei Mal waren sie auch beim Thema Kinder hängen geblieben.
Claudia will Kinder, so viel ist klar. Vor drei Jahren noch hätte ihn die bloße Ahnung, dass das Gespräch so laufen könnte, das Weite suchen lassen, aber offensichtlich nutzte sich sein Fluchtreflex langsam ab. Ja, mit Claudia wird er zusammen bleiben. Sie war eine tolle Frau, die beste von denen, die es länger als ein Jahr mit ihm ausgehalten hatten.

Das sind Carls Gedanken ziemlich genau zu dem Zeitpunkt, als ein zwei Millimeter dickes Blutgerinnsel, das sich am Morgen von einer entzündeten Stelle seiner rechten Koronararterie löste, den dahinter liegenden Gefäßast verstopft und in seiner Herzhinterwand ein großes Gebiet von der Blutversorgung abschneidet. Das Martyrium, das er dabei durchleiden muss, trifft ihn, soweit man das beurteilen kann, zufällig. Er hatte keinen über die Maßen ungesunden Lebenswandel und auch nicht die genetischen Voraussetzungen, die einen schweren Infarkt in seinem Alter besonders wahrscheinlich machen würden. Ein banales Gerinnsel in einem langweiligen kleinen Blutgefäß, eine Sache, mit der man eigentlich gut fertig werden könnte, ein statistischer Ausrutscher, dem man außer in der Hinsicht, dass er eine Regel intakt hält, im Alltag keine Aufmerksamkeit zukommen lassen sollte.

2.
Das Gleißen durchfährt Carl als kalte und harte Strahlung. Sie zerlegt ihn in kleine Stücke, als wäre er eine Porzellanfigur, die man versehentlich vom Regal gefegt hat und die in unzählige Teile zersplittert, genau hier und jetzt, auf dem Gehsteig vor seinem Fitnessclub. Niemand wird ihn wieder zusammensetzen können. Es ist ein Gefühl, das er nicht kennt und wovon er, selbst wenn er zu Bewusstsein käme, keinem erzählen wird, an die bodenlose Tiefe erinnern wir uns einfach nicht, der Mensch schützt sich vor solchen Dingen. Dann ist er weg. Black-out.

3.
Der kleine Defibrillator summt und klickt, das Gerät ist im Diagnosemodus. Der junge Arzt, der zufällig im Studio war und den eine der netten Damen vom Eingangsbereich ausgerechnet aus der „Cardio-Lounge“ geholt hat, runzelt die Stirn.
„Ist er tot?“ fragt das Mädchen.
„Nein, ist er nicht. Aber lange wird das nicht mehr dauern. Haben sie nach dem Krankenwagen gerufen? Wo bleiben die denn?“
Sie hat rote Flecken im Gesicht und starrt auf den kleinen Bildschirm. Darauf ist eine gekräuselte Linie zu sehen, die in unregelmäßigen, kurzen Abständen stolpert, als hätte sie Schluckauf.
„Ähh, ja, ich hab meiner Kollegin Bescheid gegeben.“
„Hören sie, ich muss kurz zu meinem Auto, da habe ich einen Medikamentenkoffer. Bitte bleiben sie bei dem Mann. Reden sie mit ihm. Kennen sie seinen Namen?“
„Nein. Ja, das heißt, ich glaube, ich weiß, wer das ist. Carl Borrowitz. Oder so. Der hat für uns die Programmflyer vom Pilates-Programm gemacht. Ist ein Grafiker.“
„Schön. Carl, hören Sie mich? Ich komme gleich wieder, ich muss etwas für sie besorgen. Etwas, das ihnen hilft. Es wird alles gut! Hören sie das? Bitte, hier, nehmen sie seine Hand. Oder legen sie ihre auf seine Schulter.“
Sie starrt auf den Mann vor ihr. Der Arzt hat Carls Jacke aufgerissen, ihm so gut es ging das Hemd hochgeschoben und gerade die letzte rote Elektrode angelegt. Der Oberkörper ist bleich und es ist nicht zu erkennen, ob sich sein Brustkorb hebt und senkt. Sie wird ihn nicht berühren können, denkt der junge Arzt. Vielleicht haben die Leute immer Angst vor denen, die gehen.
„Reden sie mit ihm, das ist das wichtigste! Ich bin gleich zurück, versprochen.“
Er steht auf und rennt los. Sie schaut ihm hinterher und dann einer Amsel, die laut protestierend ihr Sichtfeld kreuzt und auch dem Auto, das gerade vom Parkplatz fährt, will auf keinen Fall den verkabelten Leib sehen, der vor ihr liegt. Plötzlich fängt das kleine Gerät an zu piepen. Erst leise, dann ein durchdringender Ton, genau wie in dieser Krankenhaussendung, die sie aus dem Nachmittagsfernsehen kennt.
„Sie müssen nun den Schock auslösen! Bitte drücken sie dazu kurz den roten Knopf rechts vom Bildschirm des Defibrillators. Sie können nur einen einzelnen Schock auslösen, danach werden die Vitalwerte erneut überprüft. Gegebenenfalls wird ein weiterer Schock vorbereitet.“
Sie erschrickt und dreht sich im Reflex um, als hätte ihr jemand von hinten zugerufen, aber da ist natürlich niemand. Nein, das kam eindeutig aus dem Apparat. Sie schaut zum Parkplatz, der Arzt ist immer noch nicht zu sehen. Die Linie ist jetzt ganz flach, da ist kein Schluckauf mehr. Dann spricht das Gerät noch einmal.
„Sie müssen nun den Schock auslösen! Bitte drücken Sie dazu kurz den roten Knopf rechts vom Bildschirm des Defibrillators. Sie können nur einen einzelnen Schock auslösen, danach werden die Vitalwerte erneut überprüft. Gegebenenfalls wird ein weiterer Schock vorbereitet.“
Schnell drückt das Mädchen den Schalter. Der elektrische Impuls fließt in alle Muskeln. Ein Zucken geht durch Carls Körper und er kommt für den Bruchteil einer Sekunde zurück aus dem dunklen See, in dem er fast schon versunken war. Nur ein Bild friert auf seiner Netzhaut fest: Das Mädchen trägt eine Halskette aus Bernstein. Als sie sich über Carl beugt, hängt die Kette genau vor seinem Gesicht, am tiefsten Punkt ein pflaumengroßes Prunkstück vom satten Farbton eines kräftigen Waldhonigs, mit eingeschlossenen Blütenblättern oder Insektenflügeln. Der Stein lässt das trübe Februarlicht leuchten. Das ist es, was er sieht. Licht im Bernstein.

4.
Zuerst ist es ein leichter Sog, dann ein Rauschen, das zu einem Sturm wird, der Orkan bricht los, endlich! Es wird strahlend hell, alle seine Synapsen feuern zugleich. Der Bernstein bläst sich zu einer gigantischen Kugel auf, ein feuriges Zentralgestirn in einem endlosen, pechschwarzen Raum. Es gibt nur noch Carl und die Bernsteinsonne, er kreist um sie, ihr immer zugewandt. Er weiß nicht, wie lange er so verbringt, aber es fühlt sich gut an, da ist keine Angst mehr. Die Sonne wärmt ihn und flüstert ihm Dinge zu, lässt ihn wissen, dass jede Sekunde in jedem Leben, auch in seinem, sicher in der Zeit eingeschlossen sind, dass sie von ihr behütet werden, wie der Stein seit Jahrmillionen das Blütenblatt in seiner Mitte behütet. Alle Momente sind immer da und miteinander verbunden wie durch ein Netz.
Seine Mutter hält ihn als Dreijährigen fest an sich gedrückt. Sie hat gerade erfahren, dass ihr Bruder bei einem Autounfall in Südfrankreich gestorben ist. Carl kannte seinen Onkel nicht. Er nimmt die Situation aus der Vogelperspektive wahr und im selben Moment ist er das Kind, das die schöne, traurige, stolze Mutter anstarrt. Er kann den zerfledderten Stofftiger, den er in seiner kleinen Hand hält, riechen. Es duftet warm und nach seinem Bett. Mit der anderen Hand fährt er durch das glatte, braune Haar, will ihren Kopf streicheln, so wie sie es bei ihm macht, wenn er weint.
Er sieht seinen Vater von hinten, der vor ihm davonläuft. Alles wackelt und holpert. Carl sitzt auf seinem kleinen roten Fahrrad, zum ersten Mal fährt er ohne Stützräder. Er strampelt über den kleinen Feldweg vor dem Haus, immer dem Vater hinterher. Das Fahrrad wird schneller. Plötzlich verliert er die Kontrolle und rauscht in die Böschung und dann in das Maisfeld dahinter. Der Lenker knallt ihm gegen den Unterarm, Carl erschrickt, das Fahrrad kommt zum Stehen und er fällt in die Stauden. Als sein Vater sieht, dass nichts passiert ist, richtet er erst Carl und dann das Fahrrad auf. Er hat einen amüsierten Gesichtsausdruck. Carl will seinen Schrecken unterdrücken, tapfer sein, aber es hilft nichts. Vater nimmt ihn in die Arme, hält ihn in die Höhe und gibt ihm einen festen Kuss auf die Stirn. Der Bart kratzt und er fühlt sich wieder sicher.
Er sieht seine Großmutter, wie sie mit ihren krummen Fingern eine Landkarte auf seine Brust zeichnet. Carl sitzt am Bett in der Pflegestation des Altersheims. Seit ein paar Monaten schon wirft sie die Dinge durcheinander und findet nicht immer die richtigen Worte. Die Krankenschwester sagt, es wird nicht mehr lange dauern. Sie ist völlig in ihre Erzählung versunken und lächelt, während sie ihm erklärt, dass Opa an diesem Bahnhof in Oberschlesien einen reichen Inder kennengelernt habe, der so freundlich zu ihnen gewesen sei, und dass er sie und den Opa im Auto noch bis zum Khaiberpass hochgefahren habe. „Oma, Schlesien und Pakistan liegen doch ganz weit auseinander!“ Sie hört ihn nicht und zeichnet weiter, verbindet die losen Dinge, die ihr Angst machen, wieder fest miteinander. Er nimmt ihre Hand von seiner Brust und hält sie fest. Sie ist trocken und warm.
Seine Freunde sind da und auch die unangenehmen Situationen. Er erlebt noch einmal, wie er durch die Führerscheinprüfung rasselte. Seine erste Kamera, der erste Comic, den er zeichnete, das erste U2-Konzert. Bono holt ein Mädchen auf die Bühne und nimmt sie in seine Arme. Sie drehen sich, haben die Augen geschlossen, die Szene dauert ewig, der Rest der Band spielt leise um das tanzende Paar herum. Er war ziemlich stoned. Der ungnädige Blick seines Professors in der Zwischenprüfung in Geschichte. Zwei Wochen danach hatte er seinen Eltern erklärt, dass er nach Berlin gehen wolle, um dort ein Grafikstudium zu beginnen. Er sieht seine erste Liebe und die letzte.
Claudia, Du fehlst mir. Ihr fehlt mir alle.
Carl spürt, dass die Zeit für den Abschied gekommen ist. Ohne sich umzudrehen läuft er dahin, wo alle Momente, die schönen und auch die grausamen, aufgehoben sind.
Das war es also, was Du mir sagen wolltest.
Ja. Du wirst vergessen. Du wirst Dich aber wieder erinnern.


Änderungen:
- 4. Kapiteleinteilung eingefügt.
- 2. Kapitel wurde umgestellt, Inhalt stammt teilweise aus dem letzten Absatz des ersten Kapitels. "Das heißt aber nicht, dass es für uns nichts bedeuten wird. Die Geschichte ist hier nicht zu Ende und Carl löst sich nicht in Wohlgefallen oder gar in Nichts auf. Im Gegenteil: In wenigen Augenblicken wird er eine erstaunliche Reise unternehmen – und das, was er dabei erlebt und dessen glückliche, da unbemerkte Zeugen wir sein werden, hat mit einer klassischen Erlösung nicht viel zu tun. So viel kann an dieser Stelle schon einmal verraten werden!" wurde entfernt.
- 4. Kapitel, zweiter Absatz: "Erinnerungen ziehen an ihm vorbei und durch ihn hindurch." wurde entfernt.
- 3. Kapitel, Z. 16 "Sie fürchtet sich" wurde entfernt


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Zuletzt geändert von Wallis am 16.03.2012, 23:35, insgesamt 7-mal geändert.

Nifl
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Beitragvon Nifl » 21.02.2012, 12:28

Hi Walli,

liest sich ganz passabel. So richtig ist der Funke allerdings nicht übergesprungen. Es ist nicht so, dass ich das Gefühl habe, unbedingt das Buch lesen zu müssen.
Der Anfang ist phasenweise stark, zB. der Turm, der sich als Aschenbecher entpuppt, das ist wunderbar, das ist show, da bin ich dabei, das zieht mich in die Geschichte. Dann schwächt der Stil ab, du verlierst dich in Klischees, willst zu viel auf einmal, ein ganzes Leben reinpressen. Die Oma-Szene zB. läuft völlig ins Leere zu diesem Zeitpunkt. Hau dem Leser nicht zu viele Figuren so konzentriert um die Ohren. Perspektivisch wackelt der Prolog auch heftig. Versuche doch beim Sterbenden zu bleiben und bremse ein bisschen deine stellenweise überschwängliche Erzähllust. Manchmal ist weniger mehr.

Beispiele:

Er dreht einen glühenden Eisbohrer in ihn hinein,

Überschwang!

Sie fürchtet sich, denkt der junge Arzt,

Perspektive! Und fieses Tell!

Dicke Tränen kullern an seinen Wangen herunter.

uhhh

wie sie mit ihren zerbrechlichen Fingern eine Landkarte

Adjektive! (nicht alle so schräg wie hier, aber in ihrer Üppigkeit grenzlagig)

LG
Nifl
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Mucki
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Beitragvon Mucki » 21.02.2012, 17:52

Hallo und :welcome: im Blauen Salon, Wallis!

Deine Story habe ich in einem Rutsch durchgelesen. Ist flüssig geschrieben. Nifls Anmerkungen stimme ich zu, auch, dass es teilweise ein bisschen zu viel zusammengepresst ist in die Szenen.
Bei diesem Passus:
Wallis hat geschrieben:Erinnerungen ziehen an ihm vorbei und durch ihn hindurch. Seine Mutter hält ihn als Dreijährigen fest an sich gedrückt. Sie hat gerade erfahren, dass ihr Bruder bei einem Autounfall in Südfrankreich gestorben ist.

würde ich nicht beginnen mit "Erinnerungen ziehen an ihm vorbei", sondern direkt mit den Erinnerungen beginnen.
Es klingt sonst zu erklärend für den Leser. Trau dem Leser da ruhig mehr zu.

Übrigens: ich lese deine Geschichte gar nicht als Prolog. Sie wirkt auf mich in sich abgeschlossen.
Zum allwissenden Erzähler: das finde ich immer ein bisschen problematisch, vor allem wg. der Perspektivenwechsel.
Hier z.B.:
Wallis hat geschrieben:Das heißt aber nicht, dass es für uns nichts bedeuten wird. Die Geschichte ist hier nicht zu Ende und Carl löst sich nicht in Wohlgefallen oder gar in Nichts auf. Im Gegenteil: In wenigen Augenblicken wird er eine erstaunliche Reise unternehmen – und das, was er dabei erlebt und dessen glückliche, da unbemerkte Zeugen wir sein werden, hat mit einer klassischen Erlösung nicht viel zu tun. So viel kann an dieser Stelle schon einmal verraten werden!

Das würde ich komplett weglassen.

Ansonsten hab ich das gerne gelesen.

Lieben Gruß
Gabi

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 22.02.2012, 00:20

Ich kann mich gleich vollinhaltlich Gabi anschließen: Die Geschichte hat mir sehr gefallen, ich war sofort hineingezogen und habe sie gern gelesen, aber dieser eine Absatz, in dem sich der Erzähler direkt an den Leser wendet, muss nicht sein.
Ansonsten kann dieser Text auch sehr gut für sich allein stehen, auch hier gehe ich mit Gabi konform. Aber wenn es weitergeht, werde ich mit Interesse mitlesen!

Grüße von Zefira
/edit: habe vergessen, das Wichtigste dazuzuschreiben: Das Detail mit dem Bernstein ist wunderschön und hat mich sehr für den Text eingenommen.
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

Wallis

Beitragvon Wallis » 22.02.2012, 14:13

Liebe Gabi, liebe Zefira, lieber Nilfl, lieber Salon,

vielen Dank für die nette Begrüßung und Eure Hinweise. Ich muss gestehen, dass ich ein blutiger Anfänger bin was Forumstechnik (...wie bekommt man denn diese schönen Zitate im Kästchen hin?...) und Prosa angeht, deshalb fühlt sich der Lerneffekt gerade echt stark an. Das Experiment mit den wechselnden Erzählern klappt - in dieser Form - nicht, sehe ich ein. Und das Eindampfen am Ende (Sprache, Szenen und Personen) werde ich verinnerlichen. Ist das nicht die Königsdisziplin? Kannst Du, Nifl, mir noch einen Tipp zum 'fiesen Tell' geben? Und vielleicht einen Hinweis, warum nur die Oma ins Leere läuft, Mom & Dad aber nicht (falls dem so wäre)? Auch dem Tipp mit den Erinnerungen bin ich gerne gefolgt: Je freier der Leser, umso besser stehts um die allgemeine Phantasie ;-)

Merci auch für das positive Feedback. Das treibt an! Die Bernsteine kommen - natürlich - von der eigenen Oma, das Geglitzere in diesen geschmeidigen warmen Kugeln hat mich als Kind aber sowas von fasziniert....

Viele Grüße
Wallis

Mucki
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Beitragvon Mucki » 22.02.2012, 14:36

Hallo Wallis,
Wallis hat geschrieben:(...wie bekommt man denn diese schönen Zitate im Kästchen hin?...)

das ist ganz einfach. Man muss nur wissen, wie es geht. *lach*
Unter jedem posting findest du ein Schnell-Antwortfenster. Unten rechts unter dem Fenster klickst du auf "Vollständiger Editor".
Es öffnet sich ein größeres Antwortfenster mit allen möglichen Funktionen.
Dort schreibst du rein, was du möchtest. Und wenn du etwas aus vorherigen postings zitieren möchtest (das kann auch aus verschiedenen, vorherigen postings sein), scrollst du in die vorherigen postings und markierst mit der Maus, was du zitieren möchtest. Es färbt sich dann blau. Dann klickst du auf den Button "zitieren", der sich oben rechts in dem posting befindet, aus dem du zitieren möchtest.
Damit übernimmt die Software dann auch gleich den Namen des Autors, den du zitierst.
Und dann kannst du darunter schreiben. Das ist schon alles.

Lieben Gruß
Gabi

Wallis

Beitragvon Wallis » 22.02.2012, 16:59

Gabriella hat geschrieben:Dann klickst du auf den Button "zitieren", der sich oben rechts in dem posting befindet, aus dem du zitieren möchtest. Damit übernimmt die Software dann auch gleich den Namen des Autors, den du zitierst.
Und dann kannst du darunter schreiben. Das ist schon alles.


Bingo! Vielen Dank!!

Mucki
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Beitragvon Mucki » 22.02.2012, 17:10

:daumen:

Gern geschehen! ,-)
Falls du irgendwelche Fragen hast, nur zu. Schreib mir am besten einfach eine PN.

Lieben Gruß
Gabi

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Beitragvon Eule » 23.02.2012, 10:08

Das Grundthema finde ich spannend und im vorliegenden Textteil gut umgesetzt. Manche Details erscheinen mir aber noch ungenau und nicht genug ausgearbeitet.
Sicher könnten z.B in einer lebensbedrohlichen Situation auch positive Gedanken oder Gefühlen mitspielen - zu aktiv scheint mir aber das Genießen in der Z 4 des 1.Abschnitt geschildert, angesichts einer Nahtodsituation. Auch die Erzählperspektive wirkt nicht immer sicher - wer spekuliert da mit frisch-frech-ironischer Distanz gegen Ende des 1.Kapitels über die Wahrscheinlichkeit weiterer Infarkte ?
Ein Klang zum Sprachspiel.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 23.02.2012, 16:18

Hallo Eule,
Eule hat geschrieben:Auch die Erzählperspektive wirkt nicht immer sicher - wer spekuliert da mit frisch-frech-ironischer Distanz gegen Ende des 1.Kapitels über die Wahrscheinlichkeit weiterer Infarkte ?

das meinte ich weiter oben mit "Problematik des allwissenden Erzählers".

Hallo Wallis,

es wäre ganz hilfreich, wenn du vorgenommene Änderungen kenntlich machst.
Dies kannst du auf verschiedene Weise machen:
Du stellst die 1. Version in kleinerer Schriftgröße unter die 2. Version oder du schreibst, auch am besten in kleinerer Schrift, die Änderungen unter die Version.
Dann ist es für uns einfacher, dem Verlauf deiner Änderungen zu folgen.

Liebe Grüße
Gabi

Wallis

Beitragvon Wallis » 24.02.2012, 00:08

Hallo Ihr zwei,

danke für die Tipps. Ich habe die Änderungen hoffentlich vollständig angemerkt.

Eule hat geschrieben:Auch die Erzählperspektive wirkt nicht immer sicher - wer spekuliert da mit frisch-frech-ironischer Distanz gegen Ende des 1.Kapitels über die Wahrscheinlichkeit weiterer Infarkte ?

Das bin ich selbst gewesen bzw. die wirkliche Absicht nach auktorialer Distanz. Mir ist aber klar geworden, dass der Spannungsabbau hier nicht durch ein Switchen in den Perspektiven erreicht werden kann. Das wirkt auf so engem Raum konfus. Damit verbunden wahrscheinlich auch Eules Irritation darüber, dass Carl im ersten Teil die 'Miniaturperspektive' noch genießt. Natürlich versucht er in Erinnerungen zu fliehen, mit wenig Erfolg. Auch hier wechselt die Stimmung auf zu engem Raum. Muss mal überlegen, wie ich das noch besser entzerren kann.

Viele Grüße
Wallis

Nifl
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Beitragvon Nifl » 25.02.2012, 17:47

Huhu Willi,

Kannst Du, Nifl, mir noch einen Tipp zum 'fiesen Tell' geben?

Ich möchte nicht erklärt bekommen, dass sie Angst hat, das muss sich in einem guten Text dem Leser selbst erschließen. Und die roten Flecken und das gebannte Monitorstarren zeigen es doch wunderbar. Insofern hätte es dieser Erklärung eh nicht bedurft.

Und vielleicht einen Hinweis, warum nur die Oma ins Leere läuft, Mom & Dad aber nicht (falls dem so wäre)?

Weil dieses thematische Monster nicht adäquat in so einem kurzen Prolog thematisiert werden kann. Für Unbekannte empfinden die meisten Menschen nur wenig Empathie (angeborener Selbstschutz). Der Leser sollte die Figuren erst kennenlernen dürfen, damit er auch Gefühle für sie entwickeln kann.

LG
Nifl
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Wallis

Beitragvon Wallis » 25.02.2012, 22:50

Moin Nifl,

ich verstehe. Klingt viel besser ohne den Nasenring, an dem ich den Leser durch die Szene gezogen habe. Das Mehr an Erzählzeit und -raum, das man ganzen Figuren geben muss, wird eine Herausforderung. Auch da noch einmal merci für die klaren Worte.

Grüße,
Willi Wallis

Mucki
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Beitragvon Mucki » 25.02.2012, 23:13

Hallo Willi Wallis,

"Nasenring", ja das trifft es gut. Um im Bild zu bleiben: mach aus dem "Nasenring" eine Kette, durch die sich ein schöner Faden zieht. ,-)

Lieben Gruß
Gabi


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