Murat

Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
Rosebud

Beitragvon Rosebud » 24.04.2012, 14:14

Gelöscht.
Zuletzt geändert von Rosebud am 01.02.2014, 13:57, insgesamt 2-mal geändert.

Herby

Beitragvon Herby » 24.04.2012, 19:48

Hallo Rosebud,

mit dem Text, der flüssig und anschaulich geschrieben ist, hab ich so meine Probleme. Er ist mir zu sehr 1:1 geschrieben, ich will ständig eine zweite, tiefere Ebene suchen. Hinzu kommt, dass der Schlusssatz nach meinem Empfinden überflüssig ist. Es würde m.M. nach schon helfen, wenn du den Schluss offener gestalten würdest.

Außerdem überlege ich, wie der Zusammenhang zwischen Titel und Text zu verstehen ist; der Titel hat doch mit dem geschilderten Geschehen (Explosion) nichts zu tun und deckt lediglich die ersten vier Zeilen des Textes ab.

Liebe Grüße
Herby

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 24.04.2012, 20:10

ich will ständig eine zweite, tiefere Ebene suchen.


Genauso geht es mir auch. Wenn allerdings der letzte Absatz nicht explizit auf eine Bombe verwiese, hätte ich angenommen, dass Murats Laden infolge einer unkontrollierten chemischen Reaktion seines Haarwassers mit dem glimmenden Holzspan explodiert ist.

Und auch so frage ich mich, ob nicht in dem Ganzen eine tiefere Dimension steckt, die ich nicht erkenne.

Grüße von Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

Mucki
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Beitragvon Mucki » 24.04.2012, 20:27

Mein erster Gedanke war: Selbstmordattentäter, doch dazu sind die drei zu fröhlich dargestellt.
Mein zweiter Gedanke war deiner, Zefi: chemische Reaktion mit dem glimmenden Holzspan.

Rosebud, du siehst, ich habe das gleiche Problem wie meine Vorkommentatoren.

Liebe Grüße
Gabi

Rosebud

Beitragvon Rosebud » 24.04.2012, 21:32

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Zuletzt geändert von Rosebud am 26.06.2015, 15:48, insgesamt 1-mal geändert.

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 24.04.2012, 21:38

Hallo Rosebud,

mir gefällt der Text. Er berührt und zeigt Menschlichkeit. Ich habe ihn gerne gelesen.

Schöne Grüße

Jürgen

eve
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Beitragvon eve » 24.04.2012, 21:56

Mir geht es wie Jürgen, mich hat dein Text auch berührt. Ich habe ihn auch ohne weiteres verstanden. Lediglich die letzten beiden Worte haben mich verwirrt? Alle drei? Die beiden Frauen und das Kind? Oder die beiden Frauen und Murat? Ist der kleine Kader unbeschadet davongekommen?

Eve

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 24.04.2012, 23:11

Ganz ohne Zweifel: Mich berührt der Text auch. Aber ich finde ihn seltsam strukturiert. Die Bedeutung des Namens Murat - oder eben sein Gegenpol, der zum Schicksal auch der anderen wird - steht sicherlich im Zentrum der Geschichte, daher kann ich auch nachvollziehen, dass Du diese Überschrift gewählt hast. Nun erwartet man (ich zumindest) allerdings, dass auch die Person Murat irgendwie ins Zentrum gerückt wird. Aber Murat bleibt als Persönlichkeit außen vor, lediglich sein "Handwerk" und seine Preisgestaltung sind erwähnt. Das enttäuscht irgendwie, man will mehr wissen - geht mir das allein so?
Statt dessen rückt Özlem ins Zentrum des Geschehens. Unterwegs bin ich mittlerweile über die Variationen des üppigen Rosenwasserduftes gestolpert. Warum wird aus dem lila Pudel ein rosa Wolf? Das Spiel mit den gefärbten Tieren will mir nicht aufgehen. Zunächst - im Stadium des lila Pudels - sah ich das noch als Hinweis darauf, dass der Protagonist eventuell kein Türke ist. Dass er sich zwar gern bei Murat rasieren lässt, dabei aber das Rosenwasser eher widerwillig als letzten Programmpunkt des Geschehens in Kauf nimmt, vielleicht - "lila Pudel" - auch einfach mit Humor nimmt. Später heißt es aber, dass die Väter reden wollen. Das klingt wiederum nicht so, als sei der Protagonist Deutscher. Das könnte egal sein - wäre da nicht der Schluss.

Mit den drei Toten am Schluss komme ich "rechnerisch" auch nicht klar (wie einige Leser vor mir), denn es handelt sich doch um vier Personen? Gerade wenn die Überschrift "Murat" lautet, fällt der Mensch Murat so merkwürdig aus der Geschichte heraus, sogar jetzt noch einmal jetzt am Schluss.

Natürlich ist die Geschichte verständlich! Aber nicht restlos. Bei mir bleibt das Gefühl zurück, dass ich noch irgendetwas, noch mehr Details entschlüsseln müsste. Ich finde aber keine, die ich entschlüsseln könnte. Das macht mich unzufrieden. Natürlich ist es keine Erzählung, die zufrieden machen soll. Andererseits drängen sich Bagatellen nach vorn, und das schmälert nach meiner Ansicht die Umsetzung der Intention.

Rosebud

Beitragvon Rosebud » 25.04.2012, 16:05

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Zuletzt geändert von Rosebud am 26.06.2015, 15:50, insgesamt 1-mal geändert.

Rosebud

Beitragvon Rosebud » 25.04.2012, 16:11

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Zuletzt geändert von Rosebud am 26.06.2015, 15:50, insgesamt 1-mal geändert.

heinz

Beitragvon heinz » 28.04.2012, 12:12

vor jahren, vor jahrzehnten, ich war dabei lehrer zu werden und deshalb in vohwinkel auf der tesche - einer hauptschule, die es schon lang nicht mehr gibt. eine sehr ungewöhnliche schule - vermutlich würde man heute fomrulieren "im spannungsfeld der kulturen und der sozialen zerissenheit". die kinder werden inzwischen schon enkel haben - vielleicht jene, von denen du schriebst. von vohwinkel ging es mit der schwebebahn zum döppersberg. da war das hauptseminar. das gibt es auch nicht mehr. glaub ich.

jetzt leb ich woanders und arbeite ganz etwas anderes. auf dem weg von einem büro in das andere lauf ich durch kamerun. so heisst in frankfurt das gallusviertel, weil da die kulturelle vielfalt sehr groß ist. so würde man es sagen.

wenn wenig zeit ist oder so, verschlägt es mich zu einem der vielen friseure mit dem sog. migrationshintergrund. das geht schnell und in aller regel zuverlässig - denn man bekommt irgendwie immer denselben schnitt, egal, was man sagt. das brimborium mit dem wedelnden feuerzeug und der grottigen parfum kenn ich. aber das hält eh' nur eine knappe stunde und die herrschaften im meeting werden das überstehen.

was das mit deiner geschichte zu tun hat?

pjesma

Beitragvon pjesma » 29.04.2012, 11:27

ich finde es nicht, dass dem text eine "tiefere" ebene fehlt, es ist was es ist, eine miniatur ohne moralische, dennoch mit einer message...und wenn man sich drauf einlässt ist es tiefer als man es sich wünscht. man lebt, gerade, bohrt sich in die nase, von mir aus, parfümiert sich, oder beackert sein feld---macht jede menge belangloses oder bedeutendes---und in nächstem moment ist der cut, und man ist tot. das ist der schrecken. unverhoffheit und sinnlosigkeit des gewaltsamen todes. keine wohltuende letzten worte und symboliken die einem leben was universelles verleiehen...einfach nur: sinnlos ausradiert. aus heiterem himmel. ohne trost der schönmalerei.
ich find den text saugut, weil er diese ebene nicht verlässt...
lg

Mucki
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Beitragvon Mucki » 29.04.2012, 16:40

Hallo Rosebud,

pjesma hat es sehr gut auf den Punkt gebracht, finde ich. Man muss diese Geschichte nicht als Geschichte, sondern als eine Miniatur nehmen, eine Minatur des Schreckens, der Unverhofftheit und Sinnlosigkeit des gewaltsamen Todes.
Und das hast du in der Tat auf den Punkt geschafft.

Das "Problem", so es denn überhaupt eines ist, besteht darin, dass wir von dir sozusagen verwöhnt sind *lach*, verwöhnt von außergewöhnlichen, richtigen Erzählungen, in denen mal als Leser wunderbar verweilen und mitgehen kann.
Klar, dass dies bei dieser Szene nicht funktionieren kann, da es nun mal keine Erzählung ist, sprich, man erwartet von dir schon im Vorfeld eine Erzählung und sucht dann eine "zweite Ebene", wo gar keine ist. Und ich stimme pjesma auch in dem Punkt zu, dass deine hier beschriebene Szene gerade so gut ist, weil sie diese Ebene nicht verlässt, sondern streight durchgezogen wird.

Liebe Grüße
Gabi

Rosebud

Beitragvon Rosebud » 02.05.2012, 08:57

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