Gegen Abend, mit "Tod in Venedig" auf der Terrasse des Hotels. Ein flüchtiger Schatten lässt mich zum Himmel blicken: Schwalben. Dieselben (die gleichen?), die ich ein paar Tage zuvor am Mainzer Himmel beobachtet habe ...
Nach einem Leben strengster Disziplin zu Diensten seines literarischen Werkes nimmt Gustav Aschenbach zum ersten Mal Urlaub von sich selbst. Er ist ein lebender »Klassiker«, ausgewählte Seiten seines Opus` sind in Schulbücher aufgenommen worden. Er ist Witwer seit jungen Jahren. Eine schon verheiratete Tochter hat er, »einen Sohn hat er nie besessen«, schreibt Thomas Mann über diese von ihm erfundene Figur.
Nicht homosexuelle, transsexuelle Gedanken scheint Aschenbach in seinem Herzen gehegt zu haben. Er verliebt sich in einen Jüngling, fast noch ein Kind, der weiblicher als seine zwei älteren Schwestern wirkt. Ein reiches polnisches Kind. Es muss so sein, damit eine Sprachverständigung ausgeschlossen bleibt. Höchstens in einer damals noblen Sprache. Die Liebe, die in Aschenbach entflammt, ist mit der Liebe Dantes zu Beatrice vergleichbar. Mit der Liebe Sokrates` zu Phaidros. Sokrates sprach zu Phaidros »von dem heißen Erschrecken, das der Fühlende leidet, wenn sein Auge ein Gleichnis der ewigen Schönheit erblickt; sprach zu ihm von den Begierden des Weihelosen und Schlechten, der die Schönheit nicht denken kann, wenn er ihr Abbild sieht, und der Ehrfurcht nicht fähig ist«. Und einiges in der Art mehr. Aber dann, am Ende desselben, langen Abschnitts, schreibt Thomas Mann über denselben Sokrates: »Und dann sprach er das Feinste aus, der verschlagene Hofmacher: Dies, dass der Liebende göttlicher sei, als der Geliebte, weil in jenem der Gott sei, nicht aber im anderen, diesen zärtlichsten, spöttischsten Gedanken vielleicht, der jemals gedacht ward, und dem alle Schalkheit und heimlichste Wollust der Sehnsucht entspringt.«
Ich überlasse Heike das Planen der Erkundung dieser Stadt, in der wir für zwei Wochen sind. Ich bin faul von Natur aus, lasse mich gerne führen, überlasse gerne anderen den Vortritt, um im Hintergrund in Ruhe mein Buch lesen zu können. Deswegen habe ich auf das Fahren lernen verzichtet. So kann ich, während der Fahrer sich mit Ampeln und anderen Verkehrsteilnehmern streitet, Latein oder Neugriechisch lernen.
Sie macht das gut, kann ziemlich schnell die komplizierten Busfahrpläne entziffern, die mein Sohn, der schon Jahre hier lebt, immer noch nicht verstanden hat. So fahren wir nach Jaffa, einer uralten Hafenstadt, heute ein Vorort von Tel Aviv. Arme Leute leben dort, ich merke es schon, als ich im Bus versuche, jemanden etwas zu fragen. Keiner scheint, wie sonst überall, Englisch zu können. Kleine, einfache Leute. Und doch kann jeder das eine oder andere Wort. Ich hatte einer Frau gesagt, dass wir die Altstadt von Jaffa besuchen wollten. »The old city …« »Ah, ANTIKA«, sagte auf einmal die Frau, die dieses uralte Wort dafür benutzte.
Während ich versuchte, diese Information verbal herauszubekommen, kämpfte Heike im Stehen mit dem Stadtplan. Sie dachte, sie hätte die richtige Haltestelle gefunden und wollte, dass wir aussteigen, aber die alte Frau hielt mich fest und sagte: »No!«, erst bei der nächsten Haltestelle. Dort stiegen wir also aus, auch die alte Frau, die in eine bestimmte Richtung zeigte, sich auf die Schenkel schlug und sagte: »five minutes!«, fünf Minuten laufen also.
Für mich war der Besuch dieses alten Viertels enttäuschend. Die meisten Häuser sind in ruinösem Zustand, Müll liegt überall auf den Straßen und in vielen Antiquitätengeschäften, denn nichts anders als Müll ist das, was sie da angeboten haben. Alte Sachen, die einmal längst verstorbenen Menschen gehört haben. Schon aus Pietät sollte man das verbieten, dort und überall. Man sollte alles, was einem Verstorbenen gehörte, zusammen mit seinem Leichnam verbrennen. Nicht verkaufen, schenken oder weiterschenken.
Viele Katzen fotografierte ich.
Von Jaffa aus kann man in der Ferne, hinter dem Meer, Tel Aviv mit seinen Wolkenkratzern erblicken. Wir lassen uns in einem Café nieder, bestellen Bier und Wein. Eine Gruppe von spanischen Touristen bildet einen Kreis um jemanden, der ihnen irgendwelche Sachen erklärt. Ein junger Priester und eine dicke Nonne sind unter ihnen. Alle tragen eine rote Mütze als Schutz gegen die Sonne. Der junge Priester, schlank, hoch gewachsen, liest etwas aus einem Buch vor.
An einem anderen Tisch sitzt ein älteres Ehepaar, die einzigen Gäste außer uns. Beide blättern in verschiedenen Zeitschriften, scheinen sich für nichts zu interessieren. Auf einmal fing die Frau an, in der Nase zu bohren, vergessend, dass sie sich im heiligen Land befand.
In einem klimatisierten Taxi kehren wir nach Tel Aviv zurück.
Ich habe den Text, mit Hilfe von Zefira und Renée, verbessert. Genau um was es sich dabei handelt, kann man bei ihren Kommentaren nachlesen.
Neben dem Titel "Antica" könnte "Die Rückkehr der Nase" stehen ...
Ich habe im letzten Satz, nach einem Hinweis von Pjotr, das Wort "mit" durch "in" getauscht.
Antika
Auf einmal fängt die Frau an, in die Nase zu bohren, vergessend, dass sie sich im Heiligen Land befindet.
Lieber Klimperer, ich weiß nicht, was ich zu diesem Satz sagen soll. Er ist so bezaubernd naiv und gleichzeitig überlegen-wissend; ich wüsste zu gerne, was Du Dir dabei gedacht hast. Ist es ironisch gemeint? Darf man sonst überall Nase bohren und im Heiligen Land nicht? Ist dann sicher stressig, dort zu wohnen ...

Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
Guten Morgen,
Es gibt hier zwei Stellen, die mich stören,bzw. schockieren. Vielleicht besteht ein Zusammenhang. - dazu kommt noch ein Phänomen, das mich erstaunt: ich lese diese klimpernden Texte ohne mich anstrengen zu müssen. Im wesentlichen folge ich der Akrobatik der Worte und Gedanken und es hindern mich weder ausgesuchte Rückhandeffekte vulgärer Wortwahl, noch elegant überfliegende Preziositäten.
Bis auf die zwei Stellen.
Gegen Abend ... Gen Himmel -- dafür müsste doch eine andere Lösung gefunden werden können..
Die Störung kommt hier aus mehreren Quellen: z.B. Unachtsamkeit, die rasch korrigiert werden kann. Schlimmer fände ich einen durchsickernden Sprachnarzismus, wie man ihn häufig in einer Zweitsprache entwickelt, wenn die Spracharbeit zu kopflastig wird und man auf jeden Fall - besser: um jeden Preis - mit der Sprache spielen will. .
Ich lasse bewusst das komplexe Kernstück beiseite und widme mich der Peripherie, wo etwas aus dem innern herkommendes aufbricht und den Leser (?) immer feindlicher betrachtet. Es ist als entwickele der Schreiiber bei aller deklarierten Bescheidenheit plötzlich einen Hochmut, der im satz "putz dir doch mal die nase (übersetzung des direkteren "du Rotzkerl" gipfelt.
Es beginnt mit den heiligen Tieren:
Mmh, heilige Sachen, aus einem heiligen Buch (dem?)
Hier möchte ich mich Zefi anschließen ...
Mit einem klimatisierten Taxi kehren wir nach Tel Aviv zurück.[/quote]
Und ich kehre perplex in meine Welt zurück und lasse die (heiligen?) Türme von Tel Aviv
LG
Renée
Es gibt hier zwei Stellen, die mich stören,bzw. schockieren. Vielleicht besteht ein Zusammenhang. - dazu kommt noch ein Phänomen, das mich erstaunt: ich lese diese klimpernden Texte ohne mich anstrengen zu müssen. Im wesentlichen folge ich der Akrobatik der Worte und Gedanken und es hindern mich weder ausgesuchte Rückhandeffekte vulgärer Wortwahl, noch elegant überfliegende Preziositäten.
Bis auf die zwei Stellen.
Klimperer hat geschrieben:Gegen Abend, mit "Tod in Venedig" auf der Terrasse des Hotels. Ein flüchtiger Schatten lässt mich gen Himmel blicken: Schwalben. Dieselben (die gleichen?), die ich ein paar Tage zuvor am Mainzer Himmel beobachtet habe ...
Gegen Abend ... Gen Himmel -- dafür müsste doch eine andere Lösung gefunden werden können..
Die Störung kommt hier aus mehreren Quellen: z.B. Unachtsamkeit, die rasch korrigiert werden kann. Schlimmer fände ich einen durchsickernden Sprachnarzismus, wie man ihn häufig in einer Zweitsprache entwickelt, wenn die Spracharbeit zu kopflastig wird und man auf jeden Fall - besser: um jeden Preis - mit der Sprache spielen will. .
Ich lasse bewusst das komplexe Kernstück beiseite und widme mich der Peripherie, wo etwas aus dem innern herkommendes aufbricht und den Leser (?) immer feindlicher betrachtet. Es ist als entwickele der Schreiiber bei aller deklarierten Bescheidenheit plötzlich einen Hochmut, der im satz "putz dir doch mal die nase (übersetzung des direkteren "du Rotzkerl" gipfelt.
Es beginnt mit den heiligen Tieren:
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Viele Katzen fotografierte ich.
Von Jaffa aus kann man in der Ferne, hinter dem Meer, Tel Aviv mit seinen Wolkenkratzern erblicken. Wir lassen uns in einem Café nieder, bestellen Bier und Wein. Eine Gruppe von spanischen Touristen bildet einen Kreis um jemanden, der ihnen irgendwelche heiligen Sachen erklärt. Ein junger Priester und eine dicke Nonne sind unter ihnen. Alle tragen eine rote Mütze als Schutz gegen die Sonne. Der junge Priester, schlank, hoch gewachsen, liest etwas aus einem heiligen Buch vor.
Mmh, heilige Sachen, aus einem heiligen Buch (dem?)
An einem anderen Tisch sitzt ein älteres Ehepaar, die einzigen Gäste außer uns. Beide blättern in verschiedenen Zeitschriften, scheinen sich für nichts zu interessieren. Auf einmal fängt die Frau an, in die Nase zu bohren, vergessend, dass sie sich im Heiligen Land befindet.
Hier möchte ich mich Zefi anschließen ...
Mit einem klimatisierten Taxi kehren wir nach Tel Aviv zurück.[/quote]
Und ich kehre perplex in meine Welt zurück und lasse die (heiligen?) Türme von Tel Aviv
LG
Renée
Liebe Zefira,
endlich scheint der Sommer sich entschlossen zu haben, uns beizuwohnen.
Sehr aufmerksam und mit großer Interesse lese ich alles, was du schreibst.
Es ist einfach zu loben und Lob in Empfang zu nehmen, nicht so einfach Kritik, auch konstruktive Kritik zu akzeptieren. Ich versuche es, denn ich weiß, konstruktive Kritik ist der beste Weg zur Besserung. Ich versuche, dabei nach dem Wahlspruch von Scarlet zu handeln:
"Ce qu´on te reproche, cultive le, c´est toi."
Ein guter Kritiker ist ein Spiegel, in dem sich der Autor ungeschminkt sehen kann ...
Was ich da sehe, gefällt mir nicht, aber das scheine ich zu sein, und das muss ich pflegen, so wie der Wahlspruch Scarlets meint ...
Ich glaube wirklich, dass die beste der Künste die Musik ist, denn da fallen Misstöne sofort auf.
Das wäre die Bemerkung über diesen, in die Nase bohrenden Finger, zum Beispiel ...
Ich werde es weg machen, vielleicht durch etwas Anderes ersetzen.
Ich danke dir,
K.
endlich scheint der Sommer sich entschlossen zu haben, uns beizuwohnen.
Sehr aufmerksam und mit großer Interesse lese ich alles, was du schreibst.
Es ist einfach zu loben und Lob in Empfang zu nehmen, nicht so einfach Kritik, auch konstruktive Kritik zu akzeptieren. Ich versuche es, denn ich weiß, konstruktive Kritik ist der beste Weg zur Besserung. Ich versuche, dabei nach dem Wahlspruch von Scarlet zu handeln:
"Ce qu´on te reproche, cultive le, c´est toi."
Ein guter Kritiker ist ein Spiegel, in dem sich der Autor ungeschminkt sehen kann ...
Was ich da sehe, gefällt mir nicht, aber das scheine ich zu sein, und das muss ich pflegen, so wie der Wahlspruch Scarlets meint ...
Ich glaube wirklich, dass die beste der Künste die Musik ist, denn da fallen Misstöne sofort auf.
Das wäre die Bemerkung über diesen, in die Nase bohrenden Finger, zum Beispiel ...
Ich werde es weg machen, vielleicht durch etwas Anderes ersetzen.
Ich danke dir,
K.
Liebe Renée,
ich hoffe, ich kann etwas gegen die Perplexität, die mein Text bei dir verursachte, tun.
Das unschöne "gen" Himmel ersetze ich durch "zum" Himmel.
Die unnötige, fast pedantische Betonung des Wortes "heilig" entferne ich auch.
Ich habe nach dem Wort "Narzissmus" nachgeschlagen. Da steht: "Krankhafte Verliebtheit in sich selbst."
Und unter Narziss: "Eitler Mensch, jemand, der sich selbst bewundert (nach Narcissus, dem schönen Jüngling der griechischen Sage, der in sein Spiegelbild verliebt war.)
Du hast "Sprachnarzissmus" geschrieben.
Nun, der etymologischen Definition des Wortes nach, wäre es die Verliebtheit der Sprache in sich selbst ...
Hier ist der Sachverhalt ein anderer: Ich, ich selbst bin in die deutsche Sprache verliebt.
Ich liebe die deutsche Sprache.
Das mit den Katzen war wirklich so, es gibt unheimlich viele Katzen in dieser Stadt, ich habe viele fotografiert.
Ich danke dir Renée, du hast mir sehr geholfen.
Liebe Grüße,
Carlos
ich hoffe, ich kann etwas gegen die Perplexität, die mein Text bei dir verursachte, tun.
Das unschöne "gen" Himmel ersetze ich durch "zum" Himmel.
Die unnötige, fast pedantische Betonung des Wortes "heilig" entferne ich auch.
Ich habe nach dem Wort "Narzissmus" nachgeschlagen. Da steht: "Krankhafte Verliebtheit in sich selbst."
Und unter Narziss: "Eitler Mensch, jemand, der sich selbst bewundert (nach Narcissus, dem schönen Jüngling der griechischen Sage, der in sein Spiegelbild verliebt war.)
Du hast "Sprachnarzissmus" geschrieben.
Nun, der etymologischen Definition des Wortes nach, wäre es die Verliebtheit der Sprache in sich selbst ...
Hier ist der Sachverhalt ein anderer: Ich, ich selbst bin in die deutsche Sprache verliebt.
Ich liebe die deutsche Sprache.
Das mit den Katzen war wirklich so, es gibt unheimlich viele Katzen in dieser Stadt, ich habe viele fotografiert.
Ich danke dir Renée, du hast mir sehr geholfen.
Liebe Grüße,
Carlos
Moin Klimperer,
ich finde, Du gibst Kritikern zu schnell nach. Vielleicht willst Du es möglichst vielen recht machen? Vergiss nicht, das diejenige, denen etwas nicht gefällt, möglicherweise kein repäsentatives Meinungsbild der gesamten Menschheit darstellen, und dass Du dann mit Nachgeben eventuell es noch mehr Menschen nicht recht machst.
Wie Zefira finde ich das Bild mit dem Nasebohren eine brilliante Idee. Das würde ich niemals ersetzen!
Nur klingt die Grammatik für mich nicht ganz richtig. In Deutschland sagt man eher "in der Nase bohren" (der Finger ist schon drin und bohrt herum).
Ahoi
P.
Edit: Oder habe ich Zefira missverstanden und sie findet die Idee schlecht? "Er ist so bezaubernd naiv und gleichzeitig überlegen-wissend" -- das lese ich als Kompliment. Ist es keins?
ich finde, Du gibst Kritikern zu schnell nach. Vielleicht willst Du es möglichst vielen recht machen? Vergiss nicht, das diejenige, denen etwas nicht gefällt, möglicherweise kein repäsentatives Meinungsbild der gesamten Menschheit darstellen, und dass Du dann mit Nachgeben eventuell es noch mehr Menschen nicht recht machst.
Wie Zefira finde ich das Bild mit dem Nasebohren eine brilliante Idee. Das würde ich niemals ersetzen!
Nur klingt die Grammatik für mich nicht ganz richtig. In Deutschland sagt man eher "in der Nase bohren" (der Finger ist schon drin und bohrt herum).
Ahoi
P.
Edit: Oder habe ich Zefira missverstanden und sie findet die Idee schlecht? "Er ist so bezaubernd naiv und gleichzeitig überlegen-wissend" -- das lese ich als Kompliment. Ist es keins?
hier fühle ich mich seitlich angestochen, aber auf keinen fall richtig angesprochen:
"Die Störung kommt hier aus mehreren Quellen: z.B. Unachtsamkeit, die rasch korrigiert werden kann. Schlimmer fände ich einen durchsickernden Sprachnarzismus, wie man ihn häufig in einer Zweitsprache entwickelt, wenn die Spracharbeit zu kopflastig wird und man auf jeden Fall - besser: um jeden Preis - mit der Sprache spielen will. ."
da würde ich mich mit einem punkt dahinter zufrieden geben. oder mit drei. das ist sprachübergreifend. die unachtsamkeit kann auch rasch korrigiert werden. die störung kommt hier wahrscheinlich aus der tastatur.
und bitte, klimperer: SPIEL MIT DER SPRACHE! sprache ist einzige heiligtum dass verträgt wenn man ihr in die nase bohrt. es gibt da kein falsches spiel und schon gar kein narzismus. nur begeisterung! wer das nicht erkennt, oder nicht erkennen will, hat für mich schwachendes wirkung...die ich an mir nicht entfallten lasse ( darf behalten werden). bitte du auch nicht! spiel weiter
, wälz dich ruhig ein. aufgeräumt wird später.
lg, pjesma
"Die Störung kommt hier aus mehreren Quellen: z.B. Unachtsamkeit, die rasch korrigiert werden kann. Schlimmer fände ich einen durchsickernden Sprachnarzismus, wie man ihn häufig in einer Zweitsprache entwickelt, wenn die Spracharbeit zu kopflastig wird und man auf jeden Fall - besser: um jeden Preis - mit der Sprache spielen will. ."
da würde ich mich mit einem punkt dahinter zufrieden geben. oder mit drei. das ist sprachübergreifend. die unachtsamkeit kann auch rasch korrigiert werden. die störung kommt hier wahrscheinlich aus der tastatur.
und bitte, klimperer: SPIEL MIT DER SPRACHE! sprache ist einzige heiligtum dass verträgt wenn man ihr in die nase bohrt. es gibt da kein falsches spiel und schon gar kein narzismus. nur begeisterung! wer das nicht erkennt, oder nicht erkennen will, hat für mich schwachendes wirkung...die ich an mir nicht entfallten lasse ( darf behalten werden). bitte du auch nicht! spiel weiter

lg, pjesma
Um Himmelswillen, lieber Klimperer, bring mir den Satz zurück! Ich meinte doch meine Frage nicht als Kritik.
Der bewusste Satz war für mich der Höhepunkt des Textes. Meine Frage bezog sich darauf, dass ich mir nicht sicher bin, welche Position der Erzähler eigentlich zu dem Schauplatz hat. Der ganze übrige Text hat etwas Reserviertes, so eine Art Touristenabstand zum Geschehen, in einem Erzählton wie ein Aufsatz "Wie ich meine Ferien verlebte". Genau dieser Satz über das Nasebohren aber rückt im Nachhinein die Geschichte in ein neues Licht. Da schwingt Ironie mit, ein freundliches Augenzwinkern, aber auch eine wissende Bewunderung für dieses Land, die so für mich in dem restlichen Text nicht zum Ausdruck kommt.
Ich hoffe, der Satz kommt zurück ...
Grüße aus der Sonne,
Zefira
Der bewusste Satz war für mich der Höhepunkt des Textes. Meine Frage bezog sich darauf, dass ich mir nicht sicher bin, welche Position der Erzähler eigentlich zu dem Schauplatz hat. Der ganze übrige Text hat etwas Reserviertes, so eine Art Touristenabstand zum Geschehen, in einem Erzählton wie ein Aufsatz "Wie ich meine Ferien verlebte". Genau dieser Satz über das Nasebohren aber rückt im Nachhinein die Geschichte in ein neues Licht. Da schwingt Ironie mit, ein freundliches Augenzwinkern, aber auch eine wissende Bewunderung für dieses Land, die so für mich in dem restlichen Text nicht zum Ausdruck kommt.
Ich hoffe, der Satz kommt zurück ...
Grüße aus der Sonne,
Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
Kallo Pjotr, Pjesma, Zefira,
ich danke euch sehr für eure Rückmeldungen.
Offensichtlich bin ich keine Kämpfernatur, da ich so schnell meine Meinung ändere ...
Es gibt ein Stück von einem russischen Dramaturg mit dem Titel "Die Nase" ...
Sie kehrt zurück.
Ich wünsche euch viel Spaß bei diesem herrlichen Wetter!
Euer Freund,
Carlos
ich danke euch sehr für eure Rückmeldungen.
Offensichtlich bin ich keine Kämpfernatur, da ich so schnell meine Meinung ändere ...
Es gibt ein Stück von einem russischen Dramaturg mit dem Titel "Die Nase" ...
Sie kehrt zurück.
Ich wünsche euch viel Spaß bei diesem herrlichen Wetter!
Euer Freund,
Carlos
Lieber Klemperer,
ich hoffe sehr, dass du die vielleicht nicht so deutlichen (weil bereits ausgesprochenen) Komplimente mitgehört hast. Ich habe den Kern nicht behandelt, den ich so wunderbar komplex finde. Komplex und schön. Du hast etwas über loben gesagt, was mir in disem Zusammenhang auch sehr gut gefällt.
Liebe Pjesma, ja, das mit der Zweitsprache bezieht sich schon auch auf unsere nie wirklich besänftigte Debatte. Nur siehst du vielleicht nicht, dass ich dieses Problem in mir entdeckt habe, nicht in dir. Ich habe mit meiner Zweisprachenidentität immer wieder Probleme, weil sich zwischen beiden Sprachen Kontaktstellen bilden, die nicht nur Positives bewirken. Ich werde oft grantig, wenn meine französischen Freunde auf meine französischen Texte reagieren, wobei ich Kritik mag, denn sie hat mir bisher immer geholfen - meine eigene Schreibweise zu entwickeln. Ich würde auch den von Klimperer genannten Satz unterschreiben: Ce que l'on critique chez toi, developpes-le, c'est toi..." Jeder ist doch frei, das zu entwickeln, was das Eigene ausmacht? Aber Hinweise können auch nützlich sein, und das gehört auch zur Entwicklung dazu. Hinweise anzunehmen.
Was die Sprachspielerei angeht, glaube ich, das Spiel an sich zu lieben. Vielleicht seid Ihr alle so gute Spieler, dass ich zur Kinderschule zurückkehren sollte ... (natürlich eine Sonderschule für spielunfähige mit Humordefizit.)
Es tut mir eid, wenn mein Kommentar so negativ angekommen ist. Alsich ihn eben noch einmal gelesen habe, sind mir einige überspitzte Formulierungen aufgefallen, die tatsächlich die anderen, positiveren Aussagen verdecken. Aber ganz zurücknehmen mag ich das Gesagte, Geschriebene nicht. Das mit dem Nasebohren hat tatsächlich zwei Aspekte, den, den ich beschrieben habe, Aber auch den, den Zefira als herrlichen Höhepunkt des Textes beschrieben hat. Ich hatte ihre Äußerung so nicht verstanden, aber ich sehe bei ihrem Nachtrag, wie sie es gemeint hat. Mein Verhältnis dazu bleibt ambivalent. Verlemmtheit, Unfreiheit ... auch das gibt es. Aber ich erinnere mich an einen Moment, der auf eine außerordentlich menschliche besänftigende Art das Nasebohren thematisierte. War es ein Photo? Wahrscheinlich. Der erwachsene Schüler hatte vermutlich ein Photo gewählt, um auf deutsch (seiner Fremdsprache) darüber zu sprechen. ..."Der kleine Junge bohrt in der Nase. Das ist ein Zeichen von Konzentration. Er vergißt sich selbst und ist tief in seine(n) Gedanken versunken."
Es ist gut, dass sich so unterschiedliche Meinungen ausdrücken ... und wenn es nötig ist, auf die Qualität von Klemerers Text hinzuweisen. Da mein voriges Posting NUR aus einem eingehenden positiven Kommentar bestand, glaubte ich, hier etwas mehr auf die kritische Seite (in guter Freundschaft, sogar in freundschaftlichem Einvernehmen) eingehen zu dürfen.
Wir sind Menschen.
liebe Grüße
Renée
ich hoffe sehr, dass du die vielleicht nicht so deutlichen (weil bereits ausgesprochenen) Komplimente mitgehört hast. Ich habe den Kern nicht behandelt, den ich so wunderbar komplex finde. Komplex und schön. Du hast etwas über loben gesagt, was mir in disem Zusammenhang auch sehr gut gefällt.
Liebe Pjesma, ja, das mit der Zweitsprache bezieht sich schon auch auf unsere nie wirklich besänftigte Debatte. Nur siehst du vielleicht nicht, dass ich dieses Problem in mir entdeckt habe, nicht in dir. Ich habe mit meiner Zweisprachenidentität immer wieder Probleme, weil sich zwischen beiden Sprachen Kontaktstellen bilden, die nicht nur Positives bewirken. Ich werde oft grantig, wenn meine französischen Freunde auf meine französischen Texte reagieren, wobei ich Kritik mag, denn sie hat mir bisher immer geholfen - meine eigene Schreibweise zu entwickeln. Ich würde auch den von Klimperer genannten Satz unterschreiben: Ce que l'on critique chez toi, developpes-le, c'est toi..." Jeder ist doch frei, das zu entwickeln, was das Eigene ausmacht? Aber Hinweise können auch nützlich sein, und das gehört auch zur Entwicklung dazu. Hinweise anzunehmen.
Was die Sprachspielerei angeht, glaube ich, das Spiel an sich zu lieben. Vielleicht seid Ihr alle so gute Spieler, dass ich zur Kinderschule zurückkehren sollte ... (natürlich eine Sonderschule für spielunfähige mit Humordefizit.)
Es tut mir eid, wenn mein Kommentar so negativ angekommen ist. Alsich ihn eben noch einmal gelesen habe, sind mir einige überspitzte Formulierungen aufgefallen, die tatsächlich die anderen, positiveren Aussagen verdecken. Aber ganz zurücknehmen mag ich das Gesagte, Geschriebene nicht. Das mit dem Nasebohren hat tatsächlich zwei Aspekte, den, den ich beschrieben habe, Aber auch den, den Zefira als herrlichen Höhepunkt des Textes beschrieben hat. Ich hatte ihre Äußerung so nicht verstanden, aber ich sehe bei ihrem Nachtrag, wie sie es gemeint hat. Mein Verhältnis dazu bleibt ambivalent. Verlemmtheit, Unfreiheit ... auch das gibt es. Aber ich erinnere mich an einen Moment, der auf eine außerordentlich menschliche besänftigende Art das Nasebohren thematisierte. War es ein Photo? Wahrscheinlich. Der erwachsene Schüler hatte vermutlich ein Photo gewählt, um auf deutsch (seiner Fremdsprache) darüber zu sprechen. ..."Der kleine Junge bohrt in der Nase. Das ist ein Zeichen von Konzentration. Er vergißt sich selbst und ist tief in seine(n) Gedanken versunken."
Es ist gut, dass sich so unterschiedliche Meinungen ausdrücken ... und wenn es nötig ist, auf die Qualität von Klemerers Text hinzuweisen. Da mein voriges Posting NUR aus einem eingehenden positiven Kommentar bestand, glaubte ich, hier etwas mehr auf die kritische Seite (in guter Freundschaft, sogar in freundschaftlichem Einvernehmen) eingehen zu dürfen.
Wir sind Menschen.
liebe Grüße
Renée
liebe renee,
ja das sind wir.
mir fällt es schwer mit dir über diese thema zu diskutieren, und am besten lasse ich es auch, weil ich fühle wie ich in schwummige spalte hineinrutsche deiner unentschlossenheit: einerseits bist du bissig und "unerschrocken" in kritik, dennoch bei ebenso bissige gegenkritik knickst du in selbstimitleidige ironie ein, die ich hier insbesonders nicht so gut heißen mag:
("Vielleicht seid Ihr alle so gute Spieler, dass ich zur Kinderschule zurückkehren sollte ... (natürlich eine Sonderschule für spielunfähige mit Humordefizit.")
da mag ich nicht mitmachen, weil mir mein gegenüber zu unentschlossen vorkommt, es ist ausweichendes schattenspielen, ich passe.
aber das war ja nicht mein hauptanliegen. mein hauptanliegen ist einfach nur ermutigung für klimperer, tun, tun, tun, machen, sich der lächerlichkeit der fehlermacherei stellen, viel lieber als nix tun und schweigen weil es falsch sein könnte. natürlich sind hinweiße immer willkommen, aber nicht alle bringen vorran...es gibt auch noch lektoren,wenn es soweit ist, aber die gedanken: die muss man erst mal haben und sie festhalten wollen, egal in welcher sprache...
lg, pjesma
ja das sind wir.
mir fällt es schwer mit dir über diese thema zu diskutieren, und am besten lasse ich es auch, weil ich fühle wie ich in schwummige spalte hineinrutsche deiner unentschlossenheit: einerseits bist du bissig und "unerschrocken" in kritik, dennoch bei ebenso bissige gegenkritik knickst du in selbstimitleidige ironie ein, die ich hier insbesonders nicht so gut heißen mag:
("Vielleicht seid Ihr alle so gute Spieler, dass ich zur Kinderschule zurückkehren sollte ... (natürlich eine Sonderschule für spielunfähige mit Humordefizit.")
da mag ich nicht mitmachen, weil mir mein gegenüber zu unentschlossen vorkommt, es ist ausweichendes schattenspielen, ich passe.
aber das war ja nicht mein hauptanliegen. mein hauptanliegen ist einfach nur ermutigung für klimperer, tun, tun, tun, machen, sich der lächerlichkeit der fehlermacherei stellen, viel lieber als nix tun und schweigen weil es falsch sein könnte. natürlich sind hinweiße immer willkommen, aber nicht alle bringen vorran...es gibt auch noch lektoren,wenn es soweit ist, aber die gedanken: die muss man erst mal haben und sie festhalten wollen, egal in welcher sprache...
lg, pjesma
Gegen Abend, mit "Tod in Venedig" auf der Terrasse des Hotels. Ein flüchtiger Schatten lässt mich gen Himmel blicken: Schwalben. Dieselben (die gleichen?), die ich ein paar Tage zuvor am Mainzer Himmel beobachtet habe ...
Gegen Abend, mit "Tod in Venedig" auf der Terrasse des Hotels. Ein flüchtiger Schatten lässt mich zum Himmel blicken: Schwalben. Dieselben (die gleichen?), die ich ein paar Tage zuvor am Mainzer Himmel beobachtet habe ...
"Gen" klingt wohl etwas gestelzt, aber ich, zum Beispiel, höre dieses Wort auch manchmal in der Alltagssprache, nämlich dann, wenn der Sprecher eine untrockene, leicht gewitzelte Stimmung signalisiert. Ich lese also "Gegen Abend ... auf der Terrasse des Hotels", damit habe ich bereits eine lockere Stimmung aufgefasst. Ich lese den Buchtitel "Tod in Venedig", der sich in die entspannte Atmosphäre hineinmischt, mit diesem Gegensatz rieche ich einen Hauch von morbider Komik. Mit dieser Einstimmung lese ich weiter und stoße auf "gen Himmel". Das kann ich an der Stelle dann nicht mehr als gestelzt wahrnehmen, sondern als bewusst gewitzelt. Das ist gut, will ich sagen.
Nun steht da "Ein flüchtiger Schatten lässt mich zum Himmel blicken:". Na gut, falsch ist er ja nicht. Aber was soll das jetzt darstellen? Wo ist der Charakter des Sprechers hin? Wo ist die angefangene Stimmung. Die ist außerdem zum Kreisschließen wichtig für den Schluss. Dieser nasebohrende Schluss, auch der wurde doch nicht mit Vollernst ausg... ahm ... aussegschtessn. Oder was.
P.
Kosmetik:
"Mit einem klimatisierten Taxi kehren wir nach Tel Aviv zurück." -- Da habe ich jedes mal das Gefühl, es müsste heißen: "In einem ...". Das liegt an dem "klimatisierten". Ohne dieses Wort, würde ich auch "Mit" schreiben. "Mit einem Taxi". "In einem klimatisierten Taxi".
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