Der Flammenmann
Verfasst: 02.07.2013, 03:58
Der Flammenmann
Etwas außerhalb der kleinen fränkischen Ortschaft lag das aus dem Mittelalter stammende Haus des damaligen Scharfrichters. Das Henkershäuschen, wie es die Dörfler nannten, war liebevoll restauriert worden und wurde vor allem von den Landfrauen genutzt. Besonders zur Weihnachtszeit versammelten sie sich dort fast jeden Abend. Die Männer luden frische Tannenzweige vor dem Häuschen ab und schichteten Holz für den Kachelofen in den kleinen Verschlag.
Gegen neunzehn Uhr waren die alten Stühle mit ihren geschnitzten Lehnen, die um den großen Holztisch standen, so gut wie alle besetzt. Die Kinder saßen auf den sorgfältig gewachsten Dielenboden. Ihre Aufgabe war es kleine Tannenbäumchen mit Strohsternen und Engelchen zu behängen. Diese wurden später von den Männern zum Friedhof gebracht und auf den Gräbern in der Erde befestigt. Am heiligen Abend, nach dem Gottesdienst, traf man sich dort, zündete die mitgebrachten Kerzen an und wünschte sich gegenseitig schöne Feiertage.
Die kleine Henkersstube war erfüllt vom Duft der Zweige und vom Bienenwachs der handgerollten Kerzen. Butterplätzchen, Ulmer Brot und Stollen verwöhnten die Gaumen und der große Kachelofen verbreitete eine wohlige Wärme. Die Frauen holten sich Tannengrün und begannen den weihnachtlichen Kirchenschmuck zu binden.
Plötzlich klopfte eine der ältesten Frauen mit einem Löffelchen gegen ihr Teeglas. Sofort verstummte das Geschnatter und fröhliche Lachen. Die Kinder drängten sich näher an die Tischbeine um ja alles mit hören zu können. Mit leiser Stimme begann nun die Babett’, eine Nachfahrin des einstigen Henkers, die gar schauerliche Geschichte vom brennenden Ritter und dem Hannes zu erzählen.
Eine alte Sage machte in der kleinen Ortschaft immer wieder die Runde. Einst soll die wunderschöne blutjunge Tochter des Müllers, die Hand eines schon in die Jahre gekommenen Ritters abgelehnt, ja gar verlacht soll sie ihn haben. Aus Rache meldete er sie bei der Inquisition als Hexe. Nach grausamer Folter gestand sie und wurde letztendlich mehr tot als lebendig auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Bevor sie starb, soll sie den Ritter verflucht haben. Ewig sollte er brennen und seine Qualen sollten nie enden.
Seit diesem Tag wurde immer wieder eine flammende Gestalt auf einem ebenso feurigem Rappen nachts über die Felder reitend gesehen. Wirklich begegnet ist ihr aber niemand-
bis auf den Hannes.
Der Hannes war Waldarbeiter und von Geist und Gemüt ein einfacher Mensch. Ein kräftiger gesunder Junggeselle eben, der gerne auch einmal einen Schnaps mehr trank.
Im Herbst und im Winter waren er und der Schorsch fast ausschließlich im Wald. Die Bauern benötigen viel Holz für ihre Öfen und dafür waren die Beiden verantwortlich.
Sobald die Dämmerung herein brach, machte sich der Schorsch, der verheiratet war, auf den Weg nach Hause, während den Hannes die Sehnsucht in die Nachbarortschaft trieb. Er hatte sich in die kesse Vroni, die Tochter vom Ochsenwirt, verguckt und wollte seine Chancen ausloten. Zwar wurde ihm zugetragen, dass sie mit dem Dorflehrer liiert sei, doch er wollte es zumindest bei ihr versucht haben. Zudem gab es an diesem Tag frische Schlachtschüssel und ein paar Schnäpschen konnte er auch gut dazu vertragen. Der Ochsenwirt brannte im Herbst das beste Zwetschgenwasser weit und breit. Sogar sein eigenes Flaschendesign und Etikett hatte er neuerdings.
Schwungvoll öffnete Hannes die Tür zur Wirtsstube. Die Luft war heiß und stickig und erfüllt von Tabaksqualm und Gemurmel. Es roch nach Sauerkraut. Hungrig vertilgte Hannes sein Essen und spülte kräftig nach. Nachdem er zwischendurch immer wieder vergeblich versucht hatte seine Hände auf dem Hintern der mit Bier beladenen Vroni zu platzieren, frönte er seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Schafkopfspiel.
Doch an diesem Abend lief alles schief. Laufend verlor er, musste schließlich auch noch von der Vroni eine schallende Ohrfeige einstecken und so versank er langsam im wohligem Alkoholrausch. Mitternacht war schon vorbei. Der Ochsenwirt drängte seine letzten Gäste zur Tür und auch der Hannes schlüpfte in seine Joppe. Eine Flasche Zwetschgenschnaps als Wegzehrung steckte er sich noch schnell in die Tasche. Dann schulterte er seine Axt, die er stets bei sich trug und machte sich auf den Heimweg.
Draußen war es frostig kalt. Der Hannes beschloss den fünf Kilometer langen Heimweg quer über die Felder zu nehmen. Trotz seines gehobenen Alkoholspiegels fiel es ihm nicht schwer sich zu orientieren. Der Vollmond bescherte ihm eine klare Sicht. So lief er singend, teils wieder grollend und trinkend auf die im Mondlicht glänzende Silhouette des heimatlichen Kirchturms zu.
Beißend kroch die Kälte in seinen rechten Gummistiefel. Fluchend erinnerte er sich daran, dass er im Wirtshaus das Innenfutter herausgenommen und zum Trocknen an den Kachelofen gehängt hatte. Ein Ast hatte einen kleinen Riss in den Stiefel gerissen und beim Sprung über den Mühlbach war er abgerutscht und in das kalte Wasser getreten. Sicher war es mittlerweile trocken. In der Hektik des Aufbruchs hatte er das Innenfutter jedoch vergessen. Warum nur, sinnierte er, machte der Ochsenwirt immer so einen Terz um seine Sperrstunde. Ordnungshüter kamen um diese Uhrzeit sowieso nicht mehr vorbei. Umständlich zog Hannes den Korken aus der Schnapsflasche, benetzte ihn liebevoll mit der Zunge und fuhr damit genussvoll kreisend über den Flaschenbauch. Das quietschende Geräusch erheiterte ihn und mit einem kräftigen Schluck wärmte er sich sogleich von innen her auf. Weit hatte er es ja nicht mehr. Wie ein dunkler Klotz lag die alte Mühle vor ihm. Diesmal würde er die Brücke nehmen.
Am Hohlweg angekommen, stand sie plötzlich vor ihm. Eine große, in Flammen gehüllte Gestalt. Am Zügel schnaubte ungeduldig ein feuriger Rappe. Hannes, unfähig sich zu bewegen, riss ungläubig die Augen auf, als die Gestalt ihn nicht unfreundlich nach dem Weg in das Nachbardorf fragte. Hannes Haare sträubten sich beim Klang dieser Stimme, er zitterte am ganzen Körper. Eilig erklärte er dem Geflammten den Weg. Nein, nein, es konnte nicht sein, der verdammte Schnaps durchfuhr es ihn. Wie ein kleines Kind schloss er fest die Augen. Den Kerl gab es gar nicht. Vorsichtig und erleichtert öffnete er sie wieder, doch die riesige Gestalt stand immer noch vor ihm und erleuchtete hell die Nacht. Dankend streckte sie Hannes die Hand entgegen. Hannes begann zu schwitzen. Unhöflich durfte er jetzt nicht sein, aber er brauchte seine Hand für die Arbeit. Da fiel ihm sein Beil ein. Er drehte es so, dass der Stil in Richtung des flammenden Ritters zeigte. Der ergriff den Axtstil. Hannes roch das verbrannte Holz und zog seine Axt zurück. Der Geflammte schwang sich auf sein Pferd und verschwand wie ein Feuerball in der Nacht.
Hannes fingerte nach seiner Flasche Zwetschgenwasser. Als er den Korken zog, bemerkte er plötzlich, dass außer dem dumpfen “plopp” kein einziges weiteres Geräusch zu hören war. Dafür nahm er den leichten Schwefelgeruch in der kalten Luft wahr und er sah sich erst einmal ängstlich um. Die Stille schnürte ihm den Hals zu und er begann zu rennen als ginge es um sein Leben. Gegen zwei Uhr nachts, stürmte er die Kirchturmstiegen hoch in den Glockenraum und begann hektisch die große Mittagsglocke zu läuten. Im Nu war das ganze Dorf auf den Beinen, Hunde bellten und Vieh brüllte. Nächtliches Glockengeläute bedeutete Feuer und jeder Bauer rannte nun aufgeregt durch seine Ställe um zu sehen, ob es bei ihm brannte. Doch man konnte weder Feuer noch Rauch ausmachen. So scharte man sich schließlich um den Kirchturm.
Es dauerte auch nicht lange bis Hannes erschöpft aus der Turmtür torkelte und der erstaunten Dorfbevölkerung seine schaurige Begegnung mit dem Geflammten erzählte. Wirr erwähnte er immer wieder, dass er den Teufel persönlich gesehen habe. Der Schock saß ihm noch tief in den Knochen und so bediente er sich immer wieder aus seiner Flasche mit dem Zwetschgenwasser. “Du Saufbold”, spotteten die Dörfler, verhöhnten und verlachten ihn.
In der folgenden Woche wurde der Hannes immer stiller, sprach kaum mehr mit jemanden und man munkelte, dass der Schnaps ihm in jener Nacht den Verstand genommen hätte.
Zwei Wochen später fand man ihn in seiner kleinen Scheune. Er hatte sich erhängt.
Man weiß nicht ob der Hohn und Spott der Dörfler oder der Schock über das Erlebte den Hannes ans Seil gebracht haben.
Die junge Babett‘ hatte den Hannes gern und nahm damals die Axt an sich. Sie entdeckte die eingebrannte Hand am Stil.
Jedes Jahr zur Weihnachtszeit erzählt sie nun diese gruselige Geschichte. Jedes Jahr legt sie diese Axt auf den Tisch der Henkersstube und jedes Jahr schweigen die Frauen betreten.
Etwas außerhalb der kleinen fränkischen Ortschaft lag das aus dem Mittelalter stammende Haus des damaligen Scharfrichters. Das Henkershäuschen, wie es die Dörfler nannten, war liebevoll restauriert worden und wurde vor allem von den Landfrauen genutzt. Besonders zur Weihnachtszeit versammelten sie sich dort fast jeden Abend. Die Männer luden frische Tannenzweige vor dem Häuschen ab und schichteten Holz für den Kachelofen in den kleinen Verschlag.
Gegen neunzehn Uhr waren die alten Stühle mit ihren geschnitzten Lehnen, die um den großen Holztisch standen, so gut wie alle besetzt. Die Kinder saßen auf den sorgfältig gewachsten Dielenboden. Ihre Aufgabe war es kleine Tannenbäumchen mit Strohsternen und Engelchen zu behängen. Diese wurden später von den Männern zum Friedhof gebracht und auf den Gräbern in der Erde befestigt. Am heiligen Abend, nach dem Gottesdienst, traf man sich dort, zündete die mitgebrachten Kerzen an und wünschte sich gegenseitig schöne Feiertage.
Die kleine Henkersstube war erfüllt vom Duft der Zweige und vom Bienenwachs der handgerollten Kerzen. Butterplätzchen, Ulmer Brot und Stollen verwöhnten die Gaumen und der große Kachelofen verbreitete eine wohlige Wärme. Die Frauen holten sich Tannengrün und begannen den weihnachtlichen Kirchenschmuck zu binden.
Plötzlich klopfte eine der ältesten Frauen mit einem Löffelchen gegen ihr Teeglas. Sofort verstummte das Geschnatter und fröhliche Lachen. Die Kinder drängten sich näher an die Tischbeine um ja alles mit hören zu können. Mit leiser Stimme begann nun die Babett’, eine Nachfahrin des einstigen Henkers, die gar schauerliche Geschichte vom brennenden Ritter und dem Hannes zu erzählen.
Eine alte Sage machte in der kleinen Ortschaft immer wieder die Runde. Einst soll die wunderschöne blutjunge Tochter des Müllers, die Hand eines schon in die Jahre gekommenen Ritters abgelehnt, ja gar verlacht soll sie ihn haben. Aus Rache meldete er sie bei der Inquisition als Hexe. Nach grausamer Folter gestand sie und wurde letztendlich mehr tot als lebendig auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Bevor sie starb, soll sie den Ritter verflucht haben. Ewig sollte er brennen und seine Qualen sollten nie enden.
Seit diesem Tag wurde immer wieder eine flammende Gestalt auf einem ebenso feurigem Rappen nachts über die Felder reitend gesehen. Wirklich begegnet ist ihr aber niemand-
bis auf den Hannes.
Der Hannes war Waldarbeiter und von Geist und Gemüt ein einfacher Mensch. Ein kräftiger gesunder Junggeselle eben, der gerne auch einmal einen Schnaps mehr trank.
Im Herbst und im Winter waren er und der Schorsch fast ausschließlich im Wald. Die Bauern benötigen viel Holz für ihre Öfen und dafür waren die Beiden verantwortlich.
Sobald die Dämmerung herein brach, machte sich der Schorsch, der verheiratet war, auf den Weg nach Hause, während den Hannes die Sehnsucht in die Nachbarortschaft trieb. Er hatte sich in die kesse Vroni, die Tochter vom Ochsenwirt, verguckt und wollte seine Chancen ausloten. Zwar wurde ihm zugetragen, dass sie mit dem Dorflehrer liiert sei, doch er wollte es zumindest bei ihr versucht haben. Zudem gab es an diesem Tag frische Schlachtschüssel und ein paar Schnäpschen konnte er auch gut dazu vertragen. Der Ochsenwirt brannte im Herbst das beste Zwetschgenwasser weit und breit. Sogar sein eigenes Flaschendesign und Etikett hatte er neuerdings.
Schwungvoll öffnete Hannes die Tür zur Wirtsstube. Die Luft war heiß und stickig und erfüllt von Tabaksqualm und Gemurmel. Es roch nach Sauerkraut. Hungrig vertilgte Hannes sein Essen und spülte kräftig nach. Nachdem er zwischendurch immer wieder vergeblich versucht hatte seine Hände auf dem Hintern der mit Bier beladenen Vroni zu platzieren, frönte er seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Schafkopfspiel.
Doch an diesem Abend lief alles schief. Laufend verlor er, musste schließlich auch noch von der Vroni eine schallende Ohrfeige einstecken und so versank er langsam im wohligem Alkoholrausch. Mitternacht war schon vorbei. Der Ochsenwirt drängte seine letzten Gäste zur Tür und auch der Hannes schlüpfte in seine Joppe. Eine Flasche Zwetschgenschnaps als Wegzehrung steckte er sich noch schnell in die Tasche. Dann schulterte er seine Axt, die er stets bei sich trug und machte sich auf den Heimweg.
Draußen war es frostig kalt. Der Hannes beschloss den fünf Kilometer langen Heimweg quer über die Felder zu nehmen. Trotz seines gehobenen Alkoholspiegels fiel es ihm nicht schwer sich zu orientieren. Der Vollmond bescherte ihm eine klare Sicht. So lief er singend, teils wieder grollend und trinkend auf die im Mondlicht glänzende Silhouette des heimatlichen Kirchturms zu.
Beißend kroch die Kälte in seinen rechten Gummistiefel. Fluchend erinnerte er sich daran, dass er im Wirtshaus das Innenfutter herausgenommen und zum Trocknen an den Kachelofen gehängt hatte. Ein Ast hatte einen kleinen Riss in den Stiefel gerissen und beim Sprung über den Mühlbach war er abgerutscht und in das kalte Wasser getreten. Sicher war es mittlerweile trocken. In der Hektik des Aufbruchs hatte er das Innenfutter jedoch vergessen. Warum nur, sinnierte er, machte der Ochsenwirt immer so einen Terz um seine Sperrstunde. Ordnungshüter kamen um diese Uhrzeit sowieso nicht mehr vorbei. Umständlich zog Hannes den Korken aus der Schnapsflasche, benetzte ihn liebevoll mit der Zunge und fuhr damit genussvoll kreisend über den Flaschenbauch. Das quietschende Geräusch erheiterte ihn und mit einem kräftigen Schluck wärmte er sich sogleich von innen her auf. Weit hatte er es ja nicht mehr. Wie ein dunkler Klotz lag die alte Mühle vor ihm. Diesmal würde er die Brücke nehmen.
Am Hohlweg angekommen, stand sie plötzlich vor ihm. Eine große, in Flammen gehüllte Gestalt. Am Zügel schnaubte ungeduldig ein feuriger Rappe. Hannes, unfähig sich zu bewegen, riss ungläubig die Augen auf, als die Gestalt ihn nicht unfreundlich nach dem Weg in das Nachbardorf fragte. Hannes Haare sträubten sich beim Klang dieser Stimme, er zitterte am ganzen Körper. Eilig erklärte er dem Geflammten den Weg. Nein, nein, es konnte nicht sein, der verdammte Schnaps durchfuhr es ihn. Wie ein kleines Kind schloss er fest die Augen. Den Kerl gab es gar nicht. Vorsichtig und erleichtert öffnete er sie wieder, doch die riesige Gestalt stand immer noch vor ihm und erleuchtete hell die Nacht. Dankend streckte sie Hannes die Hand entgegen. Hannes begann zu schwitzen. Unhöflich durfte er jetzt nicht sein, aber er brauchte seine Hand für die Arbeit. Da fiel ihm sein Beil ein. Er drehte es so, dass der Stil in Richtung des flammenden Ritters zeigte. Der ergriff den Axtstil. Hannes roch das verbrannte Holz und zog seine Axt zurück. Der Geflammte schwang sich auf sein Pferd und verschwand wie ein Feuerball in der Nacht.
Hannes fingerte nach seiner Flasche Zwetschgenwasser. Als er den Korken zog, bemerkte er plötzlich, dass außer dem dumpfen “plopp” kein einziges weiteres Geräusch zu hören war. Dafür nahm er den leichten Schwefelgeruch in der kalten Luft wahr und er sah sich erst einmal ängstlich um. Die Stille schnürte ihm den Hals zu und er begann zu rennen als ginge es um sein Leben. Gegen zwei Uhr nachts, stürmte er die Kirchturmstiegen hoch in den Glockenraum und begann hektisch die große Mittagsglocke zu läuten. Im Nu war das ganze Dorf auf den Beinen, Hunde bellten und Vieh brüllte. Nächtliches Glockengeläute bedeutete Feuer und jeder Bauer rannte nun aufgeregt durch seine Ställe um zu sehen, ob es bei ihm brannte. Doch man konnte weder Feuer noch Rauch ausmachen. So scharte man sich schließlich um den Kirchturm.
Es dauerte auch nicht lange bis Hannes erschöpft aus der Turmtür torkelte und der erstaunten Dorfbevölkerung seine schaurige Begegnung mit dem Geflammten erzählte. Wirr erwähnte er immer wieder, dass er den Teufel persönlich gesehen habe. Der Schock saß ihm noch tief in den Knochen und so bediente er sich immer wieder aus seiner Flasche mit dem Zwetschgenwasser. “Du Saufbold”, spotteten die Dörfler, verhöhnten und verlachten ihn.
In der folgenden Woche wurde der Hannes immer stiller, sprach kaum mehr mit jemanden und man munkelte, dass der Schnaps ihm in jener Nacht den Verstand genommen hätte.
Zwei Wochen später fand man ihn in seiner kleinen Scheune. Er hatte sich erhängt.
Man weiß nicht ob der Hohn und Spott der Dörfler oder der Schock über das Erlebte den Hannes ans Seil gebracht haben.
Die junge Babett‘ hatte den Hannes gern und nahm damals die Axt an sich. Sie entdeckte die eingebrannte Hand am Stil.
Jedes Jahr zur Weihnachtszeit erzählt sie nun diese gruselige Geschichte. Jedes Jahr legt sie diese Axt auf den Tisch der Henkersstube und jedes Jahr schweigen die Frauen betreten.