Basilikum
Verfasst: 17.07.2013, 02:30
Basilikum
- Eine Bewerbungshilfe mit Kräutern und Kirchen -
"Gugen Gag" zahnspangt mich der Telefonhörer an, und ich bilde mir ein zu verspüren, wie ein leicht monsuniger Sprühnebel auf meiner Innenohrkalotte zu liegen kommt, "mein Name heißt Jaßmine Schantal Koßßelowßki ... ähm ... und isch würd misch gerne für ein Praktika bei Ihnen bewerben ... ähm ... ja?".
"Wenn Sie das gerne möchten, warum tun Sie es dann nicht?", vermeide ich gerade noch zu sagen, kann dann aber nicht umhin, doch noch den spitzbübigen Deutschlehrer zu geben: "Das ist leider nicht möglich, ich habe höchstens eine Stelle zu vergeben."
"...?", sagt sie, und ich lasse es wirken.
"Sie wollten sich doch für Praktika bewerben, und das sind ja entsprechend der von Ihnen gewählten Pluralform mehrere; ich hingegen hätte wie gesagt nur eine Stelle für ein Praktikum anzubieten."
"...?", sagt sie noch einmal, findet dann aber doch mit "... ja aber daf würd mir ja reischen!" zurück in die zumindest rudimentäre Lautsprache.
"Aha, gut, dann schicken Sie mir bitte Ihre Unterlagen bis Ende des Monats zu, ich gebe Ihnen umgehend Bescheid."
Kommt dann eh in die Fonic-das-ist-Wahrheit-Ablage. Wir denken nicht, wir googeln. Und das ist völlig in Ordnung. So lange wir dafür nicht mehr als neunundzwanzigfünfundneunzig im Monat zahlen.
Ja sicher. Genauso teuer war mein Schredder, Ihr Wanderhirne! Gehts noch?
Verblödung reicht längst nicht mehr, es muss noch am verblödensten gehen. Und am kollektivsten. Alle meine 561 Freunde liken das auch. Mehrer, tollster, aktuellster, am meistener, immer wir(r)ster. Als Positiv und Singular kommt der Mensch quasi nicht mehr weder vor noch klar, weswegen er sich auch lemmingweise an Singlebörsen feilbietet wie Sauerbier. Suche Singular zum gemeinsamen Verlust der Muttersprache. Nur gut, dass es von Gelaber und Leute nicht auch noch einen Plural gibt.
Unschick ist es beispielsweise selbst für Einzelpersonen, für die dringend benötigte Urlaubseinreise nach - sagen wir - Schmeißbombistan nur ein einziges Visum zu beantragen; besser gleich mehrere Visa. Davon die Mehrzahl sind dann Visata, oder watta?
Auch um das Bakterium als grippales solches zu bekämpfen kriegt man kaum noch ein schnödes Antibiotikum verschrieben. Da werden gleich ganze Horden von Bakteria mit Antibiotika aus dem Pelze geblasen.
Dabei ist es doch in der deutschen Sprache ganz einfach mit der Pluralbildung der lateinischen Neutra:
Endung –um = Singular,
Endung –a = Plural.
Wir betrachten einige Beispiele:
Praktika – mehrere unterschiedliche,
Praktikum – ein einzelnes.
Genau wie bei der Namensnichte Paprika: Gemeint ist immer das ganze Pulver im Dosierstreuer. Ein einzelnes Körnchen heißt demzufolge Paprikum.
Oder eben Basilika: Mehrere kleine Kirchlein. Ein einzelnes ist dann logischerweise das Basilikum.
Das ist doch nun wirklich nicht so schwierig.
- Eine Bewerbungshilfe mit Kräutern und Kirchen -
"Gugen Gag" zahnspangt mich der Telefonhörer an, und ich bilde mir ein zu verspüren, wie ein leicht monsuniger Sprühnebel auf meiner Innenohrkalotte zu liegen kommt, "mein Name heißt Jaßmine Schantal Koßßelowßki ... ähm ... und isch würd misch gerne für ein Praktika bei Ihnen bewerben ... ähm ... ja?".
"Wenn Sie das gerne möchten, warum tun Sie es dann nicht?", vermeide ich gerade noch zu sagen, kann dann aber nicht umhin, doch noch den spitzbübigen Deutschlehrer zu geben: "Das ist leider nicht möglich, ich habe höchstens eine Stelle zu vergeben."
"...?", sagt sie, und ich lasse es wirken.
"Sie wollten sich doch für Praktika bewerben, und das sind ja entsprechend der von Ihnen gewählten Pluralform mehrere; ich hingegen hätte wie gesagt nur eine Stelle für ein Praktikum anzubieten."
"...?", sagt sie noch einmal, findet dann aber doch mit "... ja aber daf würd mir ja reischen!" zurück in die zumindest rudimentäre Lautsprache.
"Aha, gut, dann schicken Sie mir bitte Ihre Unterlagen bis Ende des Monats zu, ich gebe Ihnen umgehend Bescheid."
Kommt dann eh in die Fonic-das-ist-Wahrheit-Ablage. Wir denken nicht, wir googeln. Und das ist völlig in Ordnung. So lange wir dafür nicht mehr als neunundzwanzigfünfundneunzig im Monat zahlen.
Ja sicher. Genauso teuer war mein Schredder, Ihr Wanderhirne! Gehts noch?
Verblödung reicht längst nicht mehr, es muss noch am verblödensten gehen. Und am kollektivsten. Alle meine 561 Freunde liken das auch. Mehrer, tollster, aktuellster, am meistener, immer wir(r)ster. Als Positiv und Singular kommt der Mensch quasi nicht mehr weder vor noch klar, weswegen er sich auch lemmingweise an Singlebörsen feilbietet wie Sauerbier. Suche Singular zum gemeinsamen Verlust der Muttersprache. Nur gut, dass es von Gelaber und Leute nicht auch noch einen Plural gibt.
Unschick ist es beispielsweise selbst für Einzelpersonen, für die dringend benötigte Urlaubseinreise nach - sagen wir - Schmeißbombistan nur ein einziges Visum zu beantragen; besser gleich mehrere Visa. Davon die Mehrzahl sind dann Visata, oder watta?
Auch um das Bakterium als grippales solches zu bekämpfen kriegt man kaum noch ein schnödes Antibiotikum verschrieben. Da werden gleich ganze Horden von Bakteria mit Antibiotika aus dem Pelze geblasen.
Dabei ist es doch in der deutschen Sprache ganz einfach mit der Pluralbildung der lateinischen Neutra:
Endung –um = Singular,
Endung –a = Plural.
Wir betrachten einige Beispiele:
Praktika – mehrere unterschiedliche,
Praktikum – ein einzelnes.
Genau wie bei der Namensnichte Paprika: Gemeint ist immer das ganze Pulver im Dosierstreuer. Ein einzelnes Körnchen heißt demzufolge Paprikum.
Oder eben Basilika: Mehrere kleine Kirchlein. Ein einzelnes ist dann logischerweise das Basilikum.
Das ist doch nun wirklich nicht so schwierig.