Der Auftrag
Der Barkeeper stellte ein neues Glas Wodka vor Uwe Schmelzer auf den Tresen. Es war schon das Fünfte in der kurzen Zeit, seit sich dieser in die Nobelbar in Berlin-Mitte verirrt hatte.
Schmelzer blickte auf seine Uhr, halb Neun. Er drehte das Schnapsglas zwischen seinen Händen, dann stürzte er dessen Inhalt in einem Zug hinunter.
„Wohl bekomm´s.“, scherzte ein Mann, der sich neben Schmelzer auf einem Barhocker niedergelassen hatte.
„Es gibt Tage, die erträgt man nur mit Alkohol, trinken Sie einen mit?“, Schmelzer wartete die Antwort gar nicht ab und orderte zwei weitere Wodka.
„Eine Frau, stimmt´s?“, der Mann lächelte leise. „Sie müssen gar nichts sagen, Ihre Augen verraten alles. Ich habe in meinem Beruf viele Männer kennen gelernt, die hatten alle den gleichen Blick.“, fast behutsam legte er seine Hand auf Schmelzers Arm.
Der Mann hinter dem Tresen servierte den Wodka.
Wieder drehte Schmelzer das Glas. „Welcher Beruf verschafft Ihnen so viele Einblicke in die Seele von uns Männern? Sind Sie Psychiater, oder so was ähnliches?“
„Oh, entschuldigen Sie, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt.“ Der Mann holte eine Visitenkarte aus seiner Brieftasche. „Karl-Heinz Breese, Observierungen und Objektschutz, verstehen Sie jetzt?“
„Noch nicht ganz.“, Schmelzer prostete Breese zu und kippte seinen Wodka hinunter.
„Mensch, ich bin Privatdetektiv,“ sagte Breese und leerte ebenfalls sein Glas, „heute klingt aber Observierung und Objektschutz einfach besser, verstanden? Ob Firma oder Privatperson, von mir profitieren alle, wenn sie nur wollen. Auch Ehemänner, die an der Treue ihrer Frauen zweifeln, Karl-Heinz Breese schafft Klarheit. So, jetzt gebe ich einen aus.“
Er orderte noch zwei Wodka, dann wendete er sich wieder Schmelzer zu. Dieser hatte inzwischen versucht, trotz jeder Menge Alkohol, scharf nachzudenken.
„Breese, Sie sind die Lösung, ja genau.“, Schmelzers Zungenschlag begann jetzt dem Wodka Tribut zu zollen. „Meine Frau geht mir fremd, keine Ahnung warum, bei mir hat sie alles, was sie braucht. Bis jetzt konnte ich es ihr nicht beweisen, aber Sie, Breese, Sie werden ab sofort meine Frau überwachen. Sagen Sie mir ihr Honorar und dann observieren Sie diese Schlampe.“
Schmelzer wurde immer lauter, Breese versuchte ihn zu beruhigen. „Es ist doch noch gar nichts bewiesen, Mann. Übrigens nehme ich 300 Euro pro Tag, ist das für Sie o.k.?“
Schmelzer lachte „Das zahle ich aus der Portokasse. Hauptsache, Sie finden Beweise, Fotos, dann kann ich mit diesem Flittchen abrechnen.“
Die beiden Männer besprachen noch einige Details, tauschten Telefonnummern aus und tranken einen letzten Wodka.
Schmelzer hatte es plötzlich sehr eilig. Er übernahm die Rechnung für alle Wodkas, das war eine ganz stattliche Menge, dann stieg er leicht schwankend vom Barhocker herunter.
Breese hatte plötzlich eine Idee. „Sagen Sie, Herr Schmelzer, haben Sie ein Foto von Ihrer Frau dabei? Dann müsste ich nicht warten, bis Sie morgen zu mir ins Büro kommen.“
„Warten Sie mal,“ Schmelzer zog seine Geldbörse, „hier, neben dem Fach für den Führerschein, da ist es.“
Breese nahm das Foto in die Hand und betrachtete es lange.
Das Bild zeigte eine Frau Ende 30, mit kurzen blonden Haaren, die sich an einem Swimming-Pool auf ihrem Liegestuhl räkelte. Sie trug einen knapp geschnittenen, türkisfarbenen Bikini, der einen wunderschönen Kontrast zu ihrem makellos gebräunten Körper darstellte. Eine Schönheit!
„So eine Frau lässt man sich doch nicht einfach wegnehmen, was sagen Sie Breese, Sie sind doch auch ein Mann.“, Schmelzer schwankte jetzt ganz beträchtlich. Breese versuchte ihn zu stützen „Machen Sie sich keine Gedanken, mein Bester, ich finde schon eine Lösung. Jetzt sehen Sie aber, dass Sie schnell nach Hause kommen.“
Schmelzer zog plötzlich Breese an seine Brust „Breese, Breese, was für eine Fügung des Schicksals, dass wir uns begegnet sind. Gute Nacht, mein Freund.“ Dann küsste er diesen noch auf beide Wangen, bevor er langsam, um Gleichgewicht bemüht, dem Ausgang zustrebte.
„Was für eine Fügung des Schicksals...“ murmelte Breese ganz leise, während er dem schwankenden Schmelzer nachsah. Dann kehrte er an den Tresen zurück und bestellte einen doppelten Wodka. Er kippte ihn in einem Zug, dann griff er zu seinem Handy.
„Hallo Schatz, ich habe soeben Deinen Mann kennen gelernt. Ich glaube, wir kriegen ein Problem...“[/size]
Der Auftrag
Oh, Hallo Franz! Das sehe ich jetzt erst. Schön, dass du mal wieder reinschaust!
Ein Text, den ich mir gut von dir vorgetragen vorstellen kann. Schriftlich (wo man doch auch mehr Zeit hat, sich Gedanken zu machen) ist er für mich zu vorhersehbar und nimmt zu viele Klischees auf. Ich könnte mir aber vorstellen, dass gerade so ein Text auch dazugewinnen würde, wenn er in einer Mundart, einem Dialekt (ev. auch nur die Dialoge) geschrieben wäre.
Liebe Grüße
Flora
Ein Text, den ich mir gut von dir vorgetragen vorstellen kann. Schriftlich (wo man doch auch mehr Zeit hat, sich Gedanken zu machen) ist er für mich zu vorhersehbar und nimmt zu viele Klischees auf. Ich könnte mir aber vorstellen, dass gerade so ein Text auch dazugewinnen würde, wenn er in einer Mundart, einem Dialekt (ev. auch nur die Dialoge) geschrieben wäre.
Liebe Grüße
Flora
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)
Hallo Flora,
Danke für Deine Rückmeldung, tatsächlich habe ich den Text für ein Krimidinner geschrieben. Zwischen "Steak Corleone" und "Mafiatorte" hat der Text gut funktioniert. Der Tipp mit dem Dialekt ist gut ...
Hast Du mal den "Kottan" gesehen? ;o)
Herzlich grüßt
Franz
Danke für Deine Rückmeldung, tatsächlich habe ich den Text für ein Krimidinner geschrieben. Zwischen "Steak Corleone" und "Mafiatorte" hat der Text gut funktioniert. Der Tipp mit dem Dialekt ist gut ...
Hast Du mal den "Kottan" gesehen? ;o)
Herzlich grüßt
Franz
Die Sprache sei die Wünschelrute, die gedankliche Quellen findet. (Karl Kraus)
Hallöchen Franz,
schön, mal wieder von dir zu lesen. ,-)
Ich stimme Flora in dem zu, was sie schreibt.
Eine Sache würde ich aber ändern:
Dieses "plötzliche eine Idee" scheint mir ungeschickt. Schließlich ist der Mann Privatdetektiv. Das erste, was er benötigt, ist ein Foto von der Frau. Er müsste m.E. deshalb gleich danach fragen, ohne den Vorschub mit der plötzlichen Idee.
Mir ging es übrigens auch so, dass ich nach wenigen Zeilen wusste, worauf es hinausläuft. ,-)
Liebe Grüße
Gabi
schön, mal wieder von dir zu lesen. ,-)
Ich stimme Flora in dem zu, was sie schreibt.
Eine Sache würde ich aber ändern:
Cicero hat geschrieben:Breese hatte plötzlich eine Idee. „Sagen Sie, Herr Schmelzer, haben Sie ein Foto von Ihrer Frau dabei? Dann müsste ich nicht warten, bis Sie morgen zu mir ins Büro kommen.“
Dieses "plötzliche eine Idee" scheint mir ungeschickt. Schließlich ist der Mann Privatdetektiv. Das erste, was er benötigt, ist ein Foto von der Frau. Er müsste m.E. deshalb gleich danach fragen, ohne den Vorschub mit der plötzlichen Idee.
Mir ging es übrigens auch so, dass ich nach wenigen Zeilen wusste, worauf es hinausläuft. ,-)
Liebe Grüße
Gabi
Liebe Gabi,
herzlichen Dank für Deine Rückmeldung.
Das schreit nach Überarbeitung ...
Liebe Grüße
Franz
herzlichen Dank für Deine Rückmeldung.
Gabriella hat geschrieben:Mir ging es übrigens auch so, dass ich nach wenigen Zeilen wusste, worauf es hinausläuft. ,-)
Das schreit nach Überarbeitung ...

Liebe Grüße
Franz
Die Sprache sei die Wünschelrute, die gedankliche Quellen findet. (Karl Kraus)
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