Glaube Liebe Hoffnung

Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
Klara
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Beitragvon Klara » 07.04.2014, 11:03

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Zakkinen
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Beitragvon Zakkinen » 07.04.2014, 19:20

Liebe Klara,
in einem Rutsch durchgelesen, nicht analysiert. Die Stimmung ist spürbar. Gefällt mir, auch mit den Ebenen. Deprimierend.
Liebe Grüße
Henkki

Mucki
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Beitragvon Mucki » 07.04.2014, 20:24

Hallo Klara,

ein vielschichtiger Text mit vielen tollen Formulierungen, wie z.B. "Sein hungriges kleines Okay". Was mir hier besonders gefällt, ist der Schreibstil, die Perspektive der Schreiberin während sie schreibt, der dabei laufende Dialog. Das wirkt sehr authentisch auf mich. Da gehe ich mit und diese Trostlosigkeit, dieses "Live-Erleben" ergreift mich.

Liebe Grüße
Gabi

Klara
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Beitragvon Klara » 08.04.2014, 17:11

Freue mich übers Lesen und Mitgehen.
Ein schwieriger Text für mich, seit Wochen 'in der Mache', zehnmal gewerkt und gewirkt und zerhackt und ge-tipp-ext an der Schreibmaschine (mechanisch!) neu und anders, immer wieder verändert, immer wieder neu unzufrieden, verworfen, kurz vor dem endgültigen Wegwerfen und Aufgeben dann doch in die Rechenmaschine eingetippt, ausgedruckt, weitergewerkelt, und schließlich mit einiger dreifaltiger Überzeugung hier eingestellt, zu treuen Händen sozusagen...

Ehrlich gesagt, habe ich GLAUBE LIEBE HOFFNUNG nicht so sehr zwecks "Textarbeit" eingestellt, sondern damit er wenigstens gelesen wird (eignet sich, denke ich, nicht zum "Veröffentlichen", und um Leseeindrücke zu bekommen - für die euren danke ich euch.



herzlich
Klara

Nifl
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Beitragvon Nifl » 18.04.2014, 09:41

Hallo Klara.

Einen Text mit so einem Titel muss man ja förmlich an einem christlichen Feiertag kommentieren.
„Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen“ (1. Kor 13,13)
Der wohl häufigste Tauf- und Konfirmationsspruch. Du hast ihn verkehrt, die Hoffnung ist die größte unter ihnen.
Das ist also die Antwort der magischen 42.

Dein Text ist auf klararische Weise sehr drastisch und intensiv. Die Stelle mit den den Fingernägeln zB., "da zieht sich bei mir alles zusammen", obwohl (oder gerade?) ich ein Mann bin. Auch deine Figuren sind gut gezeichnet, erscheinen mir genau vor Augen.
Allerdings finde ich die mutlose Perspektive doof, sie wirkt sehr konstruiert und oft schräg im Text. Nur wenn ich sie als dissoziative Identitätsstörung lese, diese Freundin also sie selbst ist, komme ich aber einigermaßen damit klar.

Ansonsten, ja, sehr vielschichtig, könnte man sich austoben beim Analysieren.

LG
Nifl
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Klara
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Beitragvon Klara » 23.04.2014, 11:37

Hallo Nifl,

dank dir für dein Lesen und Kommentieren.

Ich musste erstmal über deine Worte nachdenken, weil ich sie, glaube ich, nicht verstehe. Unklar ist mir, was du genau mit der "mutlosen Perspektive" meinst. Auch kann ich nicht begreifen, inwiefern du eine Konstruiertheit herausliest bzw. was an einer Konstruiertheit zu kritisieren wäre - es ist ja der ganze Text ein Konstrukt! Ein künstliches Gebilde. Eine Herstellung - keine Geschichte im Sinne von Geschehen, sondern eine Geschichte eher im Sinne von Schichten, die ich versucht habe zu lagern, übereinander.
Ein bisschen ahne ich, wie du auf "schräg" kommen könntest, ich glaube, das stimmt bzw.: stimmt vielleicht tatsächlich manchmal nicht, oder eben nur, wenn man die Konstruktion akzeptiert.

Und das führt mich auch schon zu dem Begriff, der mich am meisten verwirrt: die "dissoziative Identitätsstörung".
Ist damit gemeint, dass die an der Schreibmaschine Schreibende Figur und diejenige, die ihre im Nachhinein konstruiert mutlose Geburtstagsgeschichte in die Tasten erzählen lässt, ein und dieselbe - gestörte - Figur seien? Wie würde das funktionieren - erzählperspektivisch? Wer wäre Erzähler/in? Eine versteckte auktoriale?
Ich weiß es wirklich nicht! (wüsste es wirklich nicht)
Was ist denn eine dissoziative Identitätsstiftung? Ein psychologischer Fachbegriff, nehme ich an? (Was ist Identität in einem Text??)
Wenn es sich dabei um eine psychoanalytische Vokabel handelt, frage ich mich, inwiefern Figuren aus Buchstaben damit adäquat beschrieben werden könnten - wäre das angemessen? Würde das den Figuren gerecht, (die du ja zu meiner Freude als "gut gezeichnet" vor Augen siehst)?

Etwas ratlos lässt mich dein Schlusssatz
Ansonsten, ja, sehr vielschichtig, könnte man sich austoben beim Analysieren.
Vielschichtig ist so ein vielschichtiges Wort... Und dann schon wieder die mehrdeutige ANALYSE ;)

Herzlich
klara

Nifl
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Beitragvon Nifl » 24.04.2014, 08:50

Morgen Klara,


Ich musste erstmal über deine Worte nachdenken, weil ich sie, glaube ich, nicht verstehe. Unklar ist mir, was du genau mit der "mutlosen Perspektive" meinst.

O schön, dass ich dich zum Nachdenken animieren konnte, auch wenn du keine Antworten, sondern nur jede Menge Fragen gefunden hast.
Ich bin ja eher ein einschichtiger Geist und meine es genau so, wie es dort steht. Ein Beispiel: Meine Freundin ist schwanger, sie hat ... bla bla bla ... was soll ich ä sie nun tun?


Auch kann ich nicht begreifen, inwiefern du eine Konstruiertheit herausliest bzw. was an einer Konstruiertheit zu kritisieren wäre - es ist ja der ganze Text ein Konstrukt!

Ja natürlich unbedingt, aber das will man doch als Leser nicht merken?


Eine Herstellung - keine Geschichte im Sinne von Geschehen, sondern eine Geschichte eher im Sinne von Schichten, die ich versucht habe zu lagern, übereinander.

Wie das berühmte Metaphernargument bei Gedichten, ich finde das eine schließt das andere nicht aus.

Ist damit gemeint, dass die an der Schreibmaschine Schreibende Figur und diejenige, die ihre im Nachhinein konstruiert mutlose Geburtstagsgeschichte in die Tasten erzählen lässt, ein und dieselbe - gestörte - Figur seien?
Ja. Das fände ich spannend, nicht als ein Trivialgenre-Aha, sondern als Möglichkeit.

Spannend deine Fragen lesen zu können, danke fürs Formulieren.

Gruß
Nifl
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Quoth
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Beitragvon Quoth » 24.04.2014, 15:06

Hallo Klara,
auf mich macht der Text gar keinen konstruierten, sondern eher den Eindruck, als bilde er naturalistisch wirklich Erlebtes in einer Art von Auftragsarbeit ab.
Wenn er aber konstruiert ist (wie Du sagst), wird man an der Konstruktion etwas bemängeln und etwas vorschlagen dürfen, was nach Meinung des Vorschlagenden eine Verbesserung sein könnte.
Deine Protagonistin durchläuft drei Enttäuschungen, die mit dem ersten, die mit dem zweiten Mann und die mit der Mutter (wobei die letztere wohl am vorhersehbarsten war).
Ich finde Enttäuschung zwei überflüssig. Der zweite Mann bleibt blass, die Enttäuschung ist schwächer und weniger verletztend als die erste. Ich würde ihn weglassen - oder - gleichsam am Schneidetisch - vor den impotenten Verletzer setzen. Die Mutter kann den Schluss bilden, sie ist ein anderer Fall, ich fände aber gut, wenn sie ausführlicher vorbereitet wäre.
Die von Nifl erwähnte Mutlosigkeit sehe ich vor allem in dem Mangel an Inititative und Durchsetzungsvermögen bei der Protagonistin, die von Dir förmlich zum prototypischen weiblichen Opfer und Objekt stilisiert wird. Es fehlt der Story fast völlig an Konflikt, nicht einmal das Aufeinandertreffen der beiden (potentiellen) Liebhaber auf der Geburtstagsfeier in dem titelgebenden Lokal verwertest Du, sondern blendest es einfach aus.
Ich habe schon Überzeugenderes von Dir gelesen!
Gruß
Quoth
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.

Klara
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Beitragvon Klara » 24.04.2014, 19:07

Lieber Quoth,

dank dir für deine Anregungen und Kritik!
Schade, natürlcih, dass der Text dir nicht zusagt, aber ich glaube, ich verstehe, was du meinst und brauche wohl etwas Abstand zu dem Geschriebenen, bevor ich neu 'bewerten' und ggf. bearbeiten kann. (Abgesehen von Zeit und Muße, die im Moment knappes Gut sind - so voll bin ich mit Arbeit, Gedanken, Plänen und Lebensfreude, was man nicht meinen sollte von einer Person, die so grausliche Texte schreibt, ich weiß nicht, wie das kommt,a ber ist ja auch egal, ob Texte zu Stimmungen von Autorinnen passen, NICHT egal ist indes, ob der Text FÜR SICH STIMMT, und das tut er offenbar noch nicht richtig... - oder ist es deswegen? Und daher das Konstruierte? Und die Unlust am Konflikt-Herstellen der beiden Enttäuschung verursachenden Männer-Figuren, die aber ja gar nicht wirklcih enttäuschen, sondern nur Platzhalter sind für längst 'erledigte' Enttäuschung, weil ja gar keine Täuschung stattfand? Nein, das Aufeinadnertreffen würde nichts bringen und nicht passen - um diese Sache geht es nicht, und das wäre dann tatsächlich konstruiert...)

"Auftragsarbeit" klingt merkwürdig stimmig.

Ich finde sie sehr bedenkenswert, denke deshalb auch darüber nach :)

Herzlich
klara

Quoth
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Beitragvon Quoth » 27.04.2014, 14:27

Hallo Klara,
dass es in diesem Text viel Schätzenswertes gibt, haben meine Vorredner so deutlich gemacht, dass ich es nicht wiederholen wollte. Auch mir gefällt das "hungrige kleine Okay" sehr gut.
Ich habe mich nicht richtig ausgedrückt. Nicht das Aufeinandertreffen der beiden Männer auf der Geburtstagsfeier ist interessant, sondern die Rückkehr des Sadisten ins Leben der Protagonistin - denn mit seinem "hungrigen kleinen Okay" hat er sich ja den Zugang zur Geburtstagsfeier gleichsam "erschlichen".
Ist er da nur noch ein Nichts für sie? Flirtet sie mit dem anderen nur, um ihm das deutlich zu machen?
"Der Beginn aller Schrecken ist Liebe." Helke Sander
Gruß
Quoth
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.

Klara
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Beitragvon Klara » 27.04.2014, 16:01

Lieber Quoth,

SADIST?

So habe ich den Mann nicht anlegen wollen.

Er ist auf der Feier, weil die Geburtstagsfrau (aus wenig erfindlichen Gründen) mit ihm gemeinsam feiert - das steht doch im Text?

Kommt er für die anderen auch so rüber?? Als SAdist?
O weh...
Obwohl - das wäre vielleicht glatt mal eine Variante, die Story zu verschärfen -

Herzlich
klara

jondoy
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Beitragvon jondoy » 09.05.2014, 00:47

Hallo Klara,

hab den Text am Portal gelesen. Er hat mich lange bei der Stange gehalten. Liegt wohl am guten Handwerk. Komisch,
dass die Sprache von besseren Eltern ist, und ich mich frage, ob das zu den Protagonisten passt, die in dem Text in einigen Sätzen ja so adjektiv herumharmonisieren bzw. -stolzieren. Am Ende hat er mich enttäuscht. Vielleicht auch ein wenig Schalheit hinterlassen. Nicht berührt. Auf mich hat er zum Ende hin konstruiert gewirkt, vielleicht, weil durch die Variaton des Themas bereits die Wiederholung hindurchschimmerte, danach gelang es der Handlung nicht mehr, meine Aufmerksamkeit an sich zu binden. Das allein ist noch kein Indiz für eine Themaverfehlung. Frag mich, wenn er kürzer wäre, ob er dann mehr Nachhall in mir zurücklassen würde. Der Text wirkt auf mich, wie der Antichrist von Trier in Kurzgeschichtenversion. Mit solchen Vergleichen wird verkauft. Es ist kein Text auf meiner Wellenlänge. Du hast uns einen Treuhandauftrag erteilt, zu treuen Händen hast du ihn uns überlassen, da müssten wir jetzt von dir die Entlassung aus dem Treuhandauftrag einfordern. Manchmal widerstrebt es mir, einen Text eingehender zu analysieren, soll doch der Text mit mir reden, in den Tagen danach, wenn er meint, dass er mir was zu sagen hat.

Herzlich,
jondoy

Klara
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Beitragvon Klara » 09.05.2014, 10:05

Lieber Jondoy,
danke für deinen nachdenklichen, offenen Kommentar, (der mir implizit das "gute Handwerk" gegen das Nichtgelingen auf anderer Ebene auszuspielen scheint - stimmt das? Da wüssste ich dann natürlich, was ein gutes Handwerk sei und inwiefern der Text dennoch misslingt - "Wellenlänge" erscheint mir unpräzise/subjektivistisch, aber ich entnehme deinem letzten Satz, dass du eben darauf, analytisch heranzugehen, keine Lust hast - verstehe ich!)

Das kritische Wort "konstruiert" fielt ja schon, und auch Tipp mit dem Kürzen kam ja schon an anderer Stelle (von Quoth, oder/und Nifl), und ich denke, ich nehme vielleicht tatsächlich die Szene mit dem zweiten Fremden raus.

Dass der Text dich enttäuscht, erfreut mich natürlich weniger, während die "Schalheit" ihm immanent ist. Na klar ist das schal.

Wenn du magst, würde ich mich freuen üer ein paar Antworten auf diese WAS-Rückfragen an dich:
- Was wäre ein
Indiz für Themaverfehlung
?
- Was ist das überhaupt, abseits vom Deutschaufsatz, "Themaverfehlung"?
- Was ist nach deiner Lesart das Thema (das interessiert mich brennend!) des Textes?
- Was meinst du mit Treuhandauftrag? Bzw. inwiefern müsstet "ihr" (?) von mir "Entlassung einfordern"? (Falls damit gemeint ist, die kleine Klara sei zu empfindlich, weil ja der Text so traurig etc. - never think so! Klara schreibt und schickt Texte, und Klare ist never gleich Text, aber das weißt du glaub ich schon, wir verkehren ja schon eine Weile hier in diesem Forum... :))

Mit Dank und ganz herzlichem Gruß
Klara

jondoy
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Beitragvon jondoy » 09.05.2014, 16:09

Hallo Klara,

du frägst schon sehr genau nach, du willst es genau wissen, im Moment bin ich zu gut drauf, ich freu mich aufs Wochenende,

Also wenn du warten kannst, wer kann im Internet schon warten, wenn du nicht so schreiben würdest, würde ich es gar nicht in Erwägung ziehen....wir haben schon einen tollen Verkehr wir zwei...wir verkehren in Gedanken....nein, das ist bloß mein komischer Humor, ...mir ist gerade der Song von den Ärzten im Kopf....lass die Leute reden...

....die kleine Klara sei zu empfindlich...steht das wirklich vor mir... ich kanns nicht glauben.

Herzlich,
Jondoy


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