Drömme

Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
hella49

Beitragvon hella49 » 04.12.2005, 19:29

hallo.....ich wag mich noch mal hier vor

Drömme-catcher (Traumfinder)

eine nordische Geschichte

eine von 4 nordischen Geschichten , die zusammen gehören

autobiographisch durch und durch
Drömme - catcher (Traumfinder)


Es war Weihnachten, das Neue Jahr stand vor der Tür, bei dem Besuch bei meinem Sohn in Norwegen, als mir diese nette Geschichte passierte. Wie immer wollte ich einen Spaziergang machen, bei 1 m Schnee und minus 15 Grad ein ganz besonderes Vergnügen......und wie immer ging ich allein. Also mummelte ich mich warm ein. ......Mütze, Schal Handschuh...... und los stiefelte ich durch den tiefen Schnee. Ein bisschen bergauf, abseits der Pisten und Hänge, wo sich die Skifahrer tummelten. ich lief immer weiter und ließ mich von der besonderen Atmosphäre , die mich umgab gefangen nehmen......., jungfräulicher Schnee, Eiseskälte und eine unglaubliche Stille...... ich war mit meinen Gedanken weit fort und lief sinnend immer weiter ohne an den Rückweg zu denken. Die Tannen waren tief verschneit niemand war zu hören und zu sehen. Plötzlich stand wie aus heiterem Himmel ein sehr großer Mann vor mir, alt , gebeugt, zahnlos. Er schien die 80 längst überschritten. Leider verstand ich nichts von dem was er sagte, er sprach einen norwegischen Dialekt. Ich verstand nur das Wort „Tee“ und eine einladende Handbewegung. Er lächelte und winkte mich hinter sich her. Sollte ich mitgehen? Ach Unsinn, dachte ich und stiefelte durch den tiefen Schnee hinter ihm her. Er deutete in die Ferne auf einen rauchenden Kamin. Sonst war kein Haus weit und breit zu sehen. ......Und das mir Bangebuxe...... Wir liefen auf eine alte Hütte zu, die völlig verschneit in einer Talmulde lag. Er bat mich mit einer Handbewegung in die Hütte, und ich staunte nicht schlecht, wertvolle Antiquitäten , sehr geschmackvoll eingerichtet, aber auch zweckmäßig und eben sehr nordisch. Ein großer Raum in dem sich wohl das Leben dieses alten Mannes abspielte. Er schien allein zu wohnen, nahm mir Jacke Mütze und Schal ab und deutete auf einen Sessel am Kamin. Er lächelte mir zu und sagte „ Jeg heter Kjell“ so war wohl sein Name. Ich versuchte ihm zu erklären, dass ich deutsche Touristin war, aber er winkte nur ab. Vielmehr konnte ich durch seinen Dialekt nicht verstehen. Leider verließen mich meine wenigen norwegisch Kenntnisse hier total.
Er deutete auf einen Sessel am Kamin, wo ich mich niederließ und meinen Blick durch den Raum gleiten ließ

Er hantierte in der bemerkenswerten Küchenecke und brachte mir einen heißen, scheußlich schmeckenden Tee. Er legte mit ungelenken Bewegungen noch Holz auf den Kamin und es flackerte und knistert sehr gemütlich. Ich schaute mich um und sah viele Dinge die mir fremd waren, ich lehnte mich zurück und fühlte mich sehr wohl. Mein Gastgeber schlurfte aus dem Zimmer und kam mit einem Instrument wieder, das aussah wie eine Zither, aber selbstgemacht schien. Er setzte sich mir gegenüber und fing einfach an zu spielen und sang mit zitternder Stimme leise dazu. Es waren wohl alte nordische Weihnachtslieder. Ich hatte Muße meinen Gegenüber zu betrachten ........ ein Gesicht vom schweren Leben hier oben in den Bergen gezeichnet aber freundlich, zufrieden....... unglaublich schön.
Er unterbrach sein Spiel und betrachtete auch mich eine Weile, dann beugte er tief seinen Kopf über sein Instrument und spielte „ Es ist ein Ros entsprungen“
er schaute mich mit großen fragenden Augen an....... und natürlich sang ich mit
er in norwegisch, ich in deutsch....... und....... uns beiden liefen die Tränen über die Wangen. Nein eine unglaubliche Situation...... ich hätte sie gerne festgehalten. Dann legte er sein Instrument zur Seite und fing an zu erzählen
, schenkte den scheußlich schmeckenden Tee nach ......... tat so als ob ich sicher alles verstand.......... als er verstummte stand ich auf...... ging zum Fenster und erzählte ihm aus meinem Leben und immer wenn ich mich mal nach ihm umschaute, sah ich ihn auf einem Schemel sitzen und er ließ eine Seite seines Instruments ganz leise anklingen. immer einen anderen Ton
Die Stimmung war so unglaublich, dass ich Zeit und Raum vergaß und plötzlich war es dunkel
Um Gottes willen.. durchfuhr mich mein schlechtes Gewissen......meine Lieben wussten nicht wo ich war........ ich war schon Stunden weg........ schnell gab ich meinem Gastgeber zu verstehen ich müsse nun gehen. Er schüttelte mit dem Kopf und zog mich auf meinen Sessel zurück. Dann holte er aus einem alten Schrank eine große Kiste ,stellte sie auf meinen Schoss und öffnete sie.
Ein Sammelsurium von Lederschmuck, wunderschöne Arbeiten schauten mich an.
Er nahm einen Halsschmuck heraus und hängte es mir vorsichtig um den Hals
„Det er en Drömme-catcher“ sagte er...... mehr verstand ich nicht von seinen Erklärungen. ........ es muss wohl was mit Träumen zu tun haben......
ich bedankte mich in dem ich seine alten faltigen wunderschönen Hände streichelte.
Erschrocken sah ich aus dem Fenster es war stockdunkel. Wie viele Stunden waren vergangen. Siedendheiß überfiel mich ein schlechtes Gewissen. Er verstand meinen hektischen Blick und holte schweigend meine warmen Sachen. Er begleitete mich stumm bis zum Weg, der mich in den Ort zurückführte. Er legte seine rechte Hand auf sein Herz, verbeugte sich vor mir, dreht sich um und verschwand in der Dunkelheit. Der Rest der Geschichte ist schnell erzählt, es gab ein Riesentheater, wo ich denn gewesen wäre und was mir alles hätte passieren können. die Geschichte wurde ungläubig zur Kenntnis genommen und man ging zur Tagesordnung über
und ich?
ich verspüre noch heute eine tiefe Ruhe und Fröhlichkeit, wenn ich an diesen Nachmittag denke. Den Drömme - catcher trage ich als Kette um den Hals, wann immer mir danach ist.
Hella

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Beitragvon Lisa » 08.12.2005, 22:22

Hallo hella!

Ich kann mir die Geschichte gut in einer Reihe anderer Geschichten vorstellen, ist es die erste?
Sie erinnert mich ein wenig an die wundersamen und wunderschönen Geschichten, die Arielle unter Fundstücke einstellt, nur, dass diese besonders macht, dass Du sie selbst erlebt hast!
Ich wünsche mir oft auch solche magischen Momente herbei, auch wenn man sie nicht herbeiwünschen kann. Sie geschehen so selten! Meinst du, du siehst den Mann eines Tages wieder?

Und wie ist Norwegen? Ich wollte schon immer einmal dorthin...
danke für diese Geschichte §blumen§


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