Ode an die Freude

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Cicero
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Beitragvon Cicero » 06.03.2018, 18:58

Ode an die Freude

„Du bist sicher, dass es klappt?“, Sophie nippte an ihrem Champagnerglas und sah Robert fragend an.

„Es wird funktionieren, wie am berühmten Schnürchen, mein Engel. Es ist alles perfekt geplant.“ Robert Carius, graumeliert, in den sogenannten „besten Jahren“, lächelte und betrachtete mit wohlgefallen die Rundungen seiner jungen, wasserstoffblonden Freundin.

„Mit dem Tod meiner Frau geht Firma und Vermögen von ihr automatisch an mich. Manchmal ist es beim Erben ganz gut, wenn eine Ehe kinderlos bleibt.“ Robert sah seinem blonden Gift tief in die Augen und flüsterte: „Mit dir könnte ich mich allerdings damit anfreunden, doch noch Vater zu werden.“

„Hör auf mit dem Süßholzgeraspel“, Sophie klang fast ärgerlich. „Erzähl` mir lieber, wie dein Plan funktioniert.“

Robert gönnte sich noch einen Schluck vom edlen „Pommery“ und dann legte er los, mit einem fast zynischen Lächeln auf den Lippen.

„Alles begann damit, dass mir vor einigen Tagen ein alter Freund zufällig über den Weg lief, den ich jahrelang nicht mehr gesehen hatte. Wir setzten uns in ein Cafe und er erzählte mir seine ganze Lebensgeschichte. Studium abgebrochen, Drogen genommen, kriminell geworden, im Knast gelandet, die ganze Palette. Als er mich dann um Geld anpumpte, da reifte in mir folgender Plan.“

Robert erzählte und Sophie hing fasziniert an seinen Lippen, so wie er seinen Plan schilderte, musste dieser einfach funktionieren.

„So, jetzt muss ich aber nach Hause, Liebes, noch bin ich ja verheiratet.“ Robert leerte sein Glas in einem Zug, zog Sophie an sich, tätschelte ihren Po und küsste sie. „Bis bald.“, dann verließ er die kleine Atelier-Wohnung in Rendsburg und machte sich auf den Weg nach Schleswig, wo er mit seiner Frau in einer prachtvollen Villa nahe von Schloss Gottorf residierte.
XXXXX

„Du kommst spät.“ Margot Carius saß im Bademantel auf der Couch im Kaminzimmer der großen Villa. Vor ihr stand eine halbvolle Flasche Rotwein und ein schweres Weinglas aus Bleikristall. Der Vorwurf in ihrer Stimme war unüberhörbar.

„Und du hast wieder getrunken.“ Robert hatte keine Lust mit seiner Frau zu diskutieren. „Ich bin müde und geh zu Bett, Du weißt ja, ich muss morgen für zwei Tage nach Hamburg, das Treffen mit den Partnern aus Übersee ist ganz wichtig. Übrigens, ich bleibe morgen Nacht in Hamburg und nehme mir ein Zimmer im „Vier Jahreszeiten“. Es ist ja mit diesen Leuten jedes Jahr das Gleiche. Tagsüber lange Verhandlungen und dann noch ein wenig auf den Kiez.“

Margot bekam ein merkwürdiges Glitzern in ihre Augen: „Lass dich nur nicht aufhalten, zwei Tage ohne Dich werde ich überleben.“

Wenn du dich da nur nicht täuschst, dachte Robert und lächelte leise. Dann stieg er die Treppe hoch und verschwand im Schlafzimmer.

Margot schenkte sich noch ein Glas Rotwein ein. 'Im Bett läuft ja nichts mehr, aber für die Firma ist er unentbehrlich.', stellte sie seufzend fest und nahm einen kräftigen Schluck.

XXXXX

Der Tag in Hamburg war anstrengend, weniger die Verhandlungen, als der anschließende Streifzug durch die Lokalitäten der Reeperbahn. Robert Carius verzichtete an diesem Abend auf Bier und Schnaps, er brauchte in den nächsten Stunden einen klaren Kopf. Wieder im Hotel telefonierte er kurz mit Sophie und legte sich in sein Hotelbett. Er blickte auf seine Rolex, es war weit nach Mitternacht. Er war zwar müde, aber an Schlaf war nicht zu denken. Jeden Moment musste jener Anruf kommen, der sein Leben entscheidend verändern würde.

Sein Smartphone klingelte Beethovens „Ode an die Freude“, wie passend, lächelte Robert Carius und hielt das edle Designerteil an sein Ohr.

„Spreche ich mit Herrn Robert Carius?“, schnarrte eine unangenehme Stimme an sein Ohr.

„Ja, das tun Sie, haben Sie mal auf die Uhr gesehen? Es ist ein Uhr früh, wer sind Sie denn überhaupt?“, Carius war leicht verunsichert, das war nicht der Anruf, den er erwartet hatte.

„Sie sprechen mit der Kriminalpolizei, mein Name ist Schöttke, in Ihre Villa wurde eingebrochen. Mein Chef, Hauptkommissar Möller bittet Sie, unverzüglich nach Schleswig zu kommen. Es sind hier einige Fragen zu klären.“

Carius wollte noch fragen, wie es seiner Frau Margot gehe, aber der Kriminalbeamte hatte das Gespräch schon beendet. War denn der Einbruch alles, was in der Villa geschah? War sein teuflischer Plan aufgegangen? Warum meldete sich sein alter Freund nicht?

„Vielleicht wollte mir die Polizei nicht am Telefon mitteilen, dass Margot bei dem Einbruch getötet wurde.“, Carius versuchte sich mit dieser Vermutung zu beruhigen, dann packte er seinen Koffer, checkte an der Rezeption des „Vier Jahreszeiten“ aus und stieg in der Tiefgarage des Hotels in seinen Mercedes.

„Gegen drei Uhr früh sollte ich in Schleswig sein“, überlegte er nach einem Blick auf seine Rolex, dann steuerte er seinen Wagen durch das nächtliche Hamburg in Richtung Autobahn.

XXXXX

Vor der Schleswiger Villa standen einige Polizeiautos, ein alter Kleinwagen und ein Cabrio. Männer in weißen Overalls suchten und sicherten Einbruchsspuren, Carius setzte eine ernste Miene auf, eilte in das große hell erleuchtete Wohnzimmer und erstarrte zur Salzsäule. Auf dem großen Ledersofa saß seine Frau Margot, angelehnt an einen durchtrainierten, jungen Mann und wirkte durchaus lebendig. Carius Gedanken überschlugen sich, was war hier schief gelaufen?

Hauptkommissar Möller stellte sich bei Robert Carius vor und berichtete, was in dieser Nacht geschehen war.

„Ihre Frau, Herr Carius, hatte Besuch von ihrem Fittnestrainer, Herrn Sörensen. Die beiden waren im Schlafzimmer.“

Ungläubig starrte Carius seine Frau an. Sie blickte an ihm vorbei.

„Herr Sörensen ist Karatemeister und konnte den Einbrecher überwältigen. Der stürzte leider gegen die Bettkante. War gleich tot. Wahrscheinlich Genickbruch.“

Hauptkommissar Möller schob Carius durch die Schlafzimmertür.

„Kennen Sie den Mann?“

Und ob Robert den Toten kannte. Sein alter Freund lag mit aufgerissenen Augen neben dem Bett. Sein Freund, den er für einen Mord an seiner Frau angeheuert hatte.

´Bleib cool`, dachte er, `Jetzt nur keinen Fehler machen!`

„Nee – kenne ich nicht“, schnaubte Carius gleichgültig. „Wohl ein Einbrecher. Hatte es wahrscheinlich auf den Schmuck meiner Frau abgesehen.“

In diesem Moment kam Möllers Assistent ins Wohnzimmer.

„Was gibt es, Schöttke?“

„Wir haben im Kleinwagen des Toten eine Skizze vom Grundriss der Villa gefunden.“, schnarrte Schöttke, Robert Carius erkannte die Stimme sofort. Es war jener Kripobeamte, der ihn im Hamburger Hotel „Vier Jahreszeiten“ kurz nach Mitternacht angerufen hatte. „Außerdem lag dieses Handy im Handschuhfach“, fuhr Schöttke fort. „Der tote Einbrecher hatte auf der Anrufliste seines Handys fast ausschließlich nur eine Nummer stehen.“ Er übergab Haupt-kommissar Möller seinen Fund.

„Dann sollten wir sofort eine Handyortung durchführen.“ Der Hauptkommissar wirkte sichtlich aufgekratzt.

„Das wird nicht notwendig sein, Chef!“, grinste Schöttke.“Drücken Sie ganz einfach bei besagter Nummer auf Wahlwiederholung!“

Möller tat, was ihm sein Assistent geraten hatte.

Aus der Hosentasche von Robert Carius tönte leise aber unüberhörbar ein digitaler Klingelton. Beethovens „Ode an die Freude“
Die Sprache sei die Wünschelrute, die gedankliche Quellen findet. (Karl Kraus)

Mucki
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Beitragvon Mucki » 07.03.2018, 17:06

Hallo Franz,

es wimmelt in deinem Text an Klischees. Zudem ist das Ende zu vorhersehbar. Dass es schiefgehen würde, war sonnenklar.

Inhaltliche Klischees:
Die Freundin des Mannes ist wasserstoffblond. Dann die Handy-Nummer-Aktion als Aufdeckung.
Ich zitiere dir mal die Klischee-Worte:
Cicero hat geschrieben:graumeliert, in den sogenannten „besten Jahren“

jungen, wasserstoffblonden Freundin.

blonden Gift

hing fasziniert an seinen Lippen

ein schweres Weinglas aus Bleikristall

Er blickte auf seine Rolex

angelehnt an einen durchtrainierten, jungen Mann

„Dann sollten wir sofort eine Handyortung durchführen.“


Sorry Franz, aber das ist einfach zu platt.

Saludos
Mucki


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