Ich krieg die Motten

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Epiklord
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Beitragvon Epiklord » 01.07.2025, 17:30

Noch bevor die Menschen über ihre Welt nachdachten, gab es einen intelligenten Mottenstamm, welcher in einer Hose wohnte, den Ausgang in die Menschenwelt nie fand. Er analysierte seine Umgebung, nahm Stoffproben vom Boden seiner Existenz. Das erste Weltbild enstand. Ihren Raum im Universum beschrieben sie als schlauchförmig aus Polyamidfasern zusammengehalten.

Später entwarfen die Menschen Weltbilder, suchten sogar nach einer Weltformel. Jene Wissenschaftler steckten zwar auch in Hosen, aber sie konnten gegenüber den Motten über deren Tellerrand blicken in einen Sternenhimmel, und kamen zu einem ganz anderem Weltbild.

Heute wissen wir, es ist zwecklos, aus dem, was man von dem Universum erfassen kann, ein Weltbild zu bauen, solange man nicht in der Lage ist alles zu erfassen. Und das ist den Motten nicht möglich gewesen noch wird es den Menschen jemals möglich sein, alleine schon aufgrund ihrer eingeschränkten Mittel, sprich Verstand, Sinneswahrnehmung und der evolutionär erdgebundenen Ausprägung. Wir können von der Wirklichkeit lediglich eine Stoffprobe nehmen. Unsere Konzepte reflektieren nur uns selbst.

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