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Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
Nihil

Beitragvon Nihil » 26.06.2006, 11:20

:pfeifen:
Zuletzt geändert von Nihil am 07.03.2007, 17:52, insgesamt 5-mal geändert.

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 03.07.2006, 09:45

Lieber nihil,

ich denke, du hast mit deinen Überlegungen vollkommen Recht, was sich für mich in diesem satz zusammenfügt:

die sich in ihrem Mitleid über ihm gesehen haben, als führten sie ein anderes, ein glücklicheres Leben


Das ist kein Gedanke, den viele haben und genau so ist es.

Frage: Woher weiß der Erzähler, dass er Michael heißt? Aus jüngeren beredsameren Tagen?
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 03.07.2006, 19:59

Hallo Nihil,

ein schöner, nachdenklicher Text. Eine ähnlich subtile Haltung im Umgang mit "anders denkenden Menschen" fand ich zuletzt in Jess Jochimsens "Roman" "Bellboy oder: Ich schulde Paul einen Sommer".

Von dem Buch war ich nicht überzeugt, aber die Personen haben mich dennoch berührt.

Grüße

Paul Ost

Nihil

Beitragvon Nihil » 04.07.2006, 13:36

Hallo Lisa,

die Reflexionen sind über einen wirklichen Menschen, der wirklich "Michael" heißt und wirklich immer an derselben Haltestelle steht oder sitzt und wirklich immer eine Zigarette raucht und wirklich immer ein Hemd mit Hosenträgern trägt, früher wirklich immer jeden gegrüßt hat und wirklich immer die Züge, die Straßenbahen an sich vorbeifahren lässt .. er ist stadtteilbekannt und jeder hier kennt ihn ..

mfg

Nihil

P.S.: Ich wüsste gerne, was Du von meinem "Manifest des heiligen Ordens des lächelnden Nichts" im Wintergarten der Eulen hälst .. danke für dein Feedback zu der Apothekerin!

Nihil

Beitragvon Nihil » 04.07.2006, 13:43

Hallo Paul,

das Problematische an dem Text ist, dass er gerade nicht mitleidsvoll sein soll und es in sich doch ist .. ich denke, seine Existenz verdankt er dem Mitleid, aber ich hoffe, dass dies ein sehendes, erkennendes, solidarisierendes Mitleid war und nicht ein blindes, reflexartiges Mitleiden mit einem scheinbar tragischer ausfallendem Leben als das eigene .. Michael hat schon viel mit mir und meinem Leben/Existenz gemein, das muss ich sagen und immer wenn ich ihn sehe, dann kann ich gar nicht anders als in ihm mich selbst zu erkennen ..

mfg

Nihil

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 04.07.2006, 18:36

Lieber nihil,
ich habe mir gedacht, dass es Michael wirklich gibt, zumindest schafft es der text, fest daran zu glauben. ich finde diesen satz hier von dir sehr gelungen:

Michael hat schon viel mit mir und meinem Leben/Existenz gemein, das muss ich sagen und immer wenn ich ihn sehe, dann kann ich gar nicht anders als in ihm mich selbst zu erkennen ..


Dies bei Menschen wie Michael zu sehen, führt zu dem Verhalten, das du in dem text anführst.

Ich werde schauen, was ich von deinem Manifest des heiligen Ordens des lächelnden Nichts halte, fast immer warten da ja spannende Dinge von dir auf mich. Allerdings bist du mir dafür zwei bis drei Kommentare zu texten anderer schuldig (nicht zu texten von mir) :razz: . Ich finde, das ist ein Deal :grin: . Denn nihil hat auch da was zu sagen :-$ §blumen§
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.


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