Marlene mosert
... über Politiker, Soziologendeutsch und schlichte Tatsachen
Beim Zeitungslesen überrascht mich ja eigentlich nichts mehr. Die tägliche Horrormeldung auf der Wirtschaftsseite und das allmorgendliche Skandälchen aus der Welt des schönen Scheins und Seins gehört zum Leben wie der Senf aufs Würstchen. Dass ich mich uneigentlich jeden Tag aufs Neue ärgere und vor lauter Kopfschütteln schon nen langen Hals habe, versteht sich von selbst.
Muss ich doch diese Woche lesen, dass Politiker nahezu aller Parteien mit Schrecken, Entsetzen, Kopfschütteln usw. darauf reagiert haben, dass von namhaften Gesellschaftswissenschaftlern vor dem Entstehen eines abgehängten Prekariats gewarnt wird und vor den gesellschaftlichen Verwerfungen, die dies nach sich ziehen könnte. Nun hat man sich an höherer Stelle nicht etwa darüber aufgeregt, dass Millionen von Bürgern ein Leben in wirtschaftlicher Unsicherheit, mit mangelhafter Bildung, immer schlechter werdender Gesundheitsvorsorge, ohne real existierende Möglichkeit, die eigene Lage zu verbessern oder auch nur den Wunsch, diesbezügliche Anstrengungen zu unternehmen - vulgo ein Leben am Rande oder sogar außerhalb unserer Gesellschaft führen müssen.
Nein, darum ging es nur am Rande. Um den Begriff Unterschicht ging es bei all der wohlgemeinten Aufregung. Abgehängtes Prekariat nun ja nun gut, als Fachbegriff so gerade noch in Ordnung, aber Unterschicht? Nein, nein und abermals Nein!!
Seit der Vertreibung aus dem Paradies ist es bekanntlich mit der Gleichheit vorbei: Wovon der eine reichlich hat, das fehlt dem anderen an allen Ecken und Enden. Und seit dieser Zeit versuchen die anderen, vom Kuchen der einen ein Stück abzukriegen, machen sich viele Gedanken darüber, wie der Segen gerecht verteilt werden kann. Die Kinder Israels forderten ihren Anteil von den Fleischtöpfen Ägyptens und suchten das Weite, als die Beamten des Pharao mit der Knute statt mit Sonderzuteilungen winkten.
Die Welt war nicht in Ordnung, das war zwar nicht gut so, aber es war so – und man nannte die Dinge beim Namen. Oben der Herrscher, unten die Sklaven und in der die Untertanen.
Jahrtausende war die Gesellschaft in Ober-, Mittel- und Unterschicht gespalten. Und der berühmte kleine Unterschied teilte die Menschheit in eine Hälfte mit vielen und in eine mit wenig Rechten. Das war zwar immer noch nicht gut so, aber leidlich zu ertragen, und man wusste, woran man war. Wer von der Hand in den Mund lebte, den Wasserzins-Gebührenbescheid nicht lesen konnte, wer seit Generationen im falschen Stadtviertel lebte, ja der gehörte zur Unterschicht und würde dort aller Wahrscheinlichkeit nach auch bleiben. Bis ins siebte Glied!!
Und nun sitze ich hier, lese meine Zeitung und frage mich, was die ganze Aufregung soll. Was ist besser am abgehängten Prekariat als an der Unterschicht? Die schlichtgestrickte Hoffnung, dass die permanent schweigende Mehrheit im Lande zu bequem ist, im Soziologielexikon nachzugucken, was uns da demnächst ins Haus steht? Und bei der Gelegenheit die abgegebenen Wahlversprechen einfordert? Der Glaube, dass man den Teufel nur nicht zu rufen braucht, wenn man ihn nicht in den Sanierungsvierteln haben will?
Wie heißt es doch so schön im Märchen? Heute back ich, morgen brau ich ... Pech gehabt, liebes Pumpelstielzchen! Ich nenne dich einfach beim Namen. Nicht dass ich glaube, dass du davon platzt wie eine Seifenblase!
Selbst ist der Mensch und halte Ausschau nach Nadeln zum Stechen und der Möglichkeit, das benötigte Kleingeld selber zu verdienen. Auf Moses zu warten, lohnt sich nicht.
Schönen Tag noch.
Marlene mosert
An alle,
schaut euch doch bitte meinen Kolumnen-Versuch einmal an. Was haltet ihr von der Hauptüberschrift "Marlene mosert" und dem Untertitel "dieses Mal über ..."? Spricht euch das an? Werdet ihr neugierig? Was ist mit Länge und Ausführlichkeit?
So, und jetzt mosert schön ausführlich, damit ich endlich lerne, wie man eine Kolumne schreibt.
Es grüßt euch
Marlene
schaut euch doch bitte meinen Kolumnen-Versuch einmal an. Was haltet ihr von der Hauptüberschrift "Marlene mosert" und dem Untertitel "dieses Mal über ..."? Spricht euch das an? Werdet ihr neugierig? Was ist mit Länge und Ausführlichkeit?
So, und jetzt mosert schön ausführlich, damit ich endlich lerne, wie man eine Kolumne schreibt.
Es grüßt euch
Marlene
Liebe Marlene,
habe Deinen Text mit Genuss gelesen und finde, du bringst es bissig und pointiert auf den Punkt.
Die Überschrift finde ich treffend , allerdings überlege ich noch, ob es nicht besser wäre, nach "mosert" drei Punkte zu setzen ( um die Neugier noch zu steigern ) und den Untertitel graphisch von der Überschrift abzusetzen, also entweder NICHT fett gedruckt oder aber zumindest in einer etwas kleineren Schriftgröße zu halten. Und "dieses Mal" will irgendwie noch nicht recht klingen in meinen Ohren. Eventuell ganz weglassen?
Ein paar kleine Verbesserungsvorschläge zur Sprache hätte ich noch:
Abgehängtes Prekariat nun ja nun gut, …
Hier würde ich hinter Prekariat ein Fragezeichen setzen ( wie bei Unterschicht ) und danach groß weiter.
Dann schreibst Du:
Oben der Herrscher, unten die Sklaven und in der die Untertanen.
Hier stimmt die Syntax nicht und stört so etwas den Sinn. Entweder Sklaven oder Untertanen?
In der folgenden Stelle ist Dir mit „Unterschied“ ein hübscher Freudscher Fehler unterlaufen :
Jahrtausende war die Gesellschaft in Ober-, Mittel- und Unterschied gespalten.
Und im folgenden Satz ist Dir nach „wusste“ ein Komma abhanden gekommen:
und man wusste woran man war
Ob dein Text nun eine Kolumne ist oder nicht, vermag ich nicht zu beurteilen. Huhuuuu Tom, Hilfe!
Ich weiß nur, dass er mir sehr gefallen hat!
Liebe Grüße
Herby
habe Deinen Text mit Genuss gelesen und finde, du bringst es bissig und pointiert auf den Punkt.
Die Überschrift finde ich treffend , allerdings überlege ich noch, ob es nicht besser wäre, nach "mosert" drei Punkte zu setzen ( um die Neugier noch zu steigern ) und den Untertitel graphisch von der Überschrift abzusetzen, also entweder NICHT fett gedruckt oder aber zumindest in einer etwas kleineren Schriftgröße zu halten. Und "dieses Mal" will irgendwie noch nicht recht klingen in meinen Ohren. Eventuell ganz weglassen?
Ein paar kleine Verbesserungsvorschläge zur Sprache hätte ich noch:
Abgehängtes Prekariat nun ja nun gut, …
Hier würde ich hinter Prekariat ein Fragezeichen setzen ( wie bei Unterschicht ) und danach groß weiter.
Dann schreibst Du:
Oben der Herrscher, unten die Sklaven und in der die Untertanen.
Hier stimmt die Syntax nicht und stört so etwas den Sinn. Entweder Sklaven oder Untertanen?
In der folgenden Stelle ist Dir mit „Unterschied“ ein hübscher Freudscher Fehler unterlaufen :
Jahrtausende war die Gesellschaft in Ober-, Mittel- und Unterschied gespalten.
Und im folgenden Satz ist Dir nach „wusste“ ein Komma abhanden gekommen:
und man wusste woran man war
Ob dein Text nun eine Kolumne ist oder nicht, vermag ich nicht zu beurteilen. Huhuuuu Tom, Hilfe!
Ich weiß nur, dass er mir sehr gefallen hat!
Liebe Grüße
Herby
Hallo Herby,
vielen lieben Dank für die Mühe, die du dir mit dem Text gemacht hast. Beim Formatieren werde ich noch ein wenig rumprobieren, da ist sicher noch eine Menge drin. Der restiche Kleinkram ist auch bald getan, dank deiner Hilfe.
So, jetzt hoffe ich, dass sich Tom bald meldet.
Liebe Grüße
Marlene
vielen lieben Dank für die Mühe, die du dir mit dem Text gemacht hast. Beim Formatieren werde ich noch ein wenig rumprobieren, da ist sicher noch eine Menge drin. Der restiche Kleinkram ist auch bald getan, dank deiner Hilfe.
So, jetzt hoffe ich, dass sich Tom bald meldet.
Liebe Grüße
Marlene
Liebe Marlene,
mir hat Dein Text auch gut gefallen. Zum Titel: „Marlene mosert“ finde ich gut "dieses Mal" kannst Du, denke ich aber einfach weglassen. Ich würde lieber mit drei Punkten arbeiten: „Marlene mosert...“ „...über...“
Liebe Grüße
leonie
mir hat Dein Text auch gut gefallen. Zum Titel: „Marlene mosert“ finde ich gut "dieses Mal" kannst Du, denke ich aber einfach weglassen. Ich würde lieber mit drei Punkten arbeiten: „Marlene mosert...“ „...über...“
Liebe Grüße
leonie
Hallo Marlene
Erstmal ja, in meinen Augen ist der Text eine Kolumne - und eine gute dazu, flüssig geschrieben und mit Biss versehen. Der Inhalt erschließt sich dem Leser und regt zum Nachdenken an. Ich z. B. möchte nach dem letzten Satz sagen: "Wenn´s denn so einfach wäre, sich souverän aus der Abhängigkeit zu bewegen", aber der Kern ist ja richtig und gut getroffen. Und wie Du die Bibel mit einbeziehst, ist echt gelungen.
Eine kleine Anmerkung; Im ersten Absatz das Wort : "Skandalchen", ich glaube, die verniedlichende Form des Wortes ist "Skandälchen".
Einen schönen Tag wünsch ich Dir
Jürgen
Erstmal ja, in meinen Augen ist der Text eine Kolumne - und eine gute dazu, flüssig geschrieben und mit Biss versehen. Der Inhalt erschließt sich dem Leser und regt zum Nachdenken an. Ich z. B. möchte nach dem letzten Satz sagen: "Wenn´s denn so einfach wäre, sich souverän aus der Abhängigkeit zu bewegen", aber der Kern ist ja richtig und gut getroffen. Und wie Du die Bibel mit einbeziehst, ist echt gelungen.
Eine kleine Anmerkung; Im ersten Absatz das Wort : "Skandalchen", ich glaube, die verniedlichende Form des Wortes ist "Skandälchen".
Einen schönen Tag wünsch ich Dir
Jürgen
Hallo Jürgen,
danke für die Rückmeldung. Beim "Skandalchen" oder "Skandälchen" bin ich mir nicht so sicher. Meine Textverarbeitung (NDR) wollte unbedingt ein "Skandalchen" haben. Aber wenn kennt sich da noch wirklich aus!
Übrigens, es ist alles andere als einfach, sich selbst aus dem Dreck zu ziehen. Mein Großvater schlug sich noch als sog. Gelegenheitsarbeiter durch, mein Neffe (Tochter noch auf der Schule) ist der erste, der es zu Abi und gutem Beamtenposten gebracht hat. Den meisten Neid haben wir uns von denen zugezogen, die es etwa nicht konnten, nein, die einfach zu bequem waren, was für eine bessere Zukunft zu tun. Die meiste Anerkennung und sogar ein wenig Unterstützung gab es von denen, die "über" uns standen. Du siehst, ein spannendes Thema.
Eine Bitte: Könntest du den Text ins Forum für Kritisches usw. verschieben?
Liebe Grüße
Marlene
danke für die Rückmeldung. Beim "Skandalchen" oder "Skandälchen" bin ich mir nicht so sicher. Meine Textverarbeitung (NDR) wollte unbedingt ein "Skandalchen" haben. Aber wenn kennt sich da noch wirklich aus!
Übrigens, es ist alles andere als einfach, sich selbst aus dem Dreck zu ziehen. Mein Großvater schlug sich noch als sog. Gelegenheitsarbeiter durch, mein Neffe (Tochter noch auf der Schule) ist der erste, der es zu Abi und gutem Beamtenposten gebracht hat. Den meisten Neid haben wir uns von denen zugezogen, die es etwa nicht konnten, nein, die einfach zu bequem waren, was für eine bessere Zukunft zu tun. Die meiste Anerkennung und sogar ein wenig Unterstützung gab es von denen, die "über" uns standen. Du siehst, ein spannendes Thema.
Eine Bitte: Könntest du den Text ins Forum für Kritisches usw. verschieben?
Liebe Grüße
Marlene
- Thomas Milser
- Beiträge: 6069
- Registriert: 14.05.2006
- Geschlecht:
Der Tom meldet sich, ist aber leider in Eile. Es treffen nun doch etliche Textchen bei mir ein, und ob meiner Stresswochen bis KW 46 komme ich kaum hinterher.
Wenn ihr weiter so fleißig seid, können wir bald den jetzigen 2-Wochen-Turnus halbieren. Zumal, wenn die Texte - wie dieser hier - aktuellen Bezug zum Tagesgeschehen haben.
Im ersten Durchlesen erscheint mir dies hier auch ganz schön gelungen, jedoch ist der Text von Gurke schon länger bei mir auf dem Tisch (warum hast du mir deinen nicht zugeschickt, Marlene?)und in der vollen Bearbeitung so gut wie fertig. Deshalb muss ich leider diesen hier für das nächste Mal aufbewahren. Evtl könnte man diesmal wöchentlich wechseln, um die Aktualität zu wahren.
Es bleibt aber auf jeden Fall noch etwas Zeit, um ihn zu 'schleifen' , und dafür möchte und muss ich mir mehr Muße nehmen können.
Grundsätzlich werde ich aber Texte mit aktuellem Bezug immer bevorzugt bearbeiten und einstellen. Es kommen ja auch Beiträge, die gewissermaßen zeitlos sind, und die bilden dann sowas wie das 'Archiv' und werden dann präsentiert, wenn keine zeitnahen Texte vorliegen.
Also Marlene: Du bist dann die Nächste. Denn dies ist eindeutig ein Meinungsbeitrag und somit als Kolumne bestens geeignet.
Danke mal an alle für eure Mühe an dieser Stelle.
Tom im Vorbeirauschen.
Wenn ihr weiter so fleißig seid, können wir bald den jetzigen 2-Wochen-Turnus halbieren. Zumal, wenn die Texte - wie dieser hier - aktuellen Bezug zum Tagesgeschehen haben.
Im ersten Durchlesen erscheint mir dies hier auch ganz schön gelungen, jedoch ist der Text von Gurke schon länger bei mir auf dem Tisch (warum hast du mir deinen nicht zugeschickt, Marlene?)und in der vollen Bearbeitung so gut wie fertig. Deshalb muss ich leider diesen hier für das nächste Mal aufbewahren. Evtl könnte man diesmal wöchentlich wechseln, um die Aktualität zu wahren.
Es bleibt aber auf jeden Fall noch etwas Zeit, um ihn zu 'schleifen' , und dafür möchte und muss ich mir mehr Muße nehmen können.
Grundsätzlich werde ich aber Texte mit aktuellem Bezug immer bevorzugt bearbeiten und einstellen. Es kommen ja auch Beiträge, die gewissermaßen zeitlos sind, und die bilden dann sowas wie das 'Archiv' und werden dann präsentiert, wenn keine zeitnahen Texte vorliegen.
Also Marlene: Du bist dann die Nächste. Denn dies ist eindeutig ein Meinungsbeitrag und somit als Kolumne bestens geeignet.
Danke mal an alle für eure Mühe an dieser Stelle.
Tom im Vorbeirauschen.
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)
Liebe Marlene,
ja, das hast du wunderbar beschrieben, wie politische Debatten, nicht etwa der Inhalte wegen geführt werden - seltene Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel - sondern um der Kategorisierung der "Zustände" in der Gesellschaft wie hier in diesem Fall.
Danke für diesen gelungenen Beitrag, schön, dass du bei diesem Teil der Prosa mitschreibst.
Liebe grüße
Gerda
ja, das hast du wunderbar beschrieben, wie politische Debatten, nicht etwa der Inhalte wegen geführt werden - seltene Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel - sondern um der Kategorisierung der "Zustände" in der Gesellschaft wie hier in diesem Fall.
Danke für diesen gelungenen Beitrag, schön, dass du bei diesem Teil der Prosa mitschreibst.
Liebe grüße
Gerda
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