Lippenstift am Glasrand
Verfasst: 24.10.2006, 12:03
Lippenstift am Glasrand
Der Bass liegt quer auf den Brettern, dafür ein Klavier, ein Schlagzeug, Saxophon und Gitarre, der Eintritt umsonst, die Getränke teuer, der Club ist bekannt in der Stadt: Hier spielen nur die Versierten und die Verkannten. Auf der Bühne halten sie die Zeit an und sind doch im Takt, die ganze Zeit, immer intakt.
Ich wippe mit dem Fuß und lächle mit roten Lippen, mehr tue ich nicht, sind ja die anderen am Mikro, sind die anderen, die küssen, sich vergessen. Ich vergess nur die Zeit, zähl nicht mit, sondern lausche den Tonleitern, wie sie Akkorde kreuzen, genieße den feinen Witz darin: kein Trost, aber eine Wahrheit.
In der Pause hebt einer den Bass auf und bringt ihn weg. Schade, finde ich, denn schon der Anblick des Instruments pulsiert. Die Musiker hören trotzdem gut aufeinander, machen sich passend, und ich verehre ihre absolute Gegenwart, huldige ihrer Hingabe an das Vergehen. Irgendwann ist Schluss, wie immer. Ich bin betrogen und weiß nicht worum.
Draußen ist keine Welt, jedenfalls nicht meine. Niemand wartet, denn ich schaue nur zu, trinke aus dem schönsten Glas. Sitze nah am Ausgang, oder bleibe stehen, wenn es geht, damit ich sofort gehen kann, wenn’s mir nicht passt. Manchmal bleib ich länger, bis zum Morgengrauen, manchmal passe ich länger hin, doch ich hebe die Zeit nicht auf. Meinen Lippenstift am Glasrand wird der Barmann wegwischen. Der Bass hat gefehlt, denke ich. Würde gern wissen, wo die Akkorde sind zu meiner Melodie, und es fühlt sich an, als wär’ ich zu Gast in meinem eigenen Leben.
Der Bass liegt quer auf den Brettern, dafür ein Klavier, ein Schlagzeug, Saxophon und Gitarre, der Eintritt umsonst, die Getränke teuer, der Club ist bekannt in der Stadt: Hier spielen nur die Versierten und die Verkannten. Auf der Bühne halten sie die Zeit an und sind doch im Takt, die ganze Zeit, immer intakt.
Ich wippe mit dem Fuß und lächle mit roten Lippen, mehr tue ich nicht, sind ja die anderen am Mikro, sind die anderen, die küssen, sich vergessen. Ich vergess nur die Zeit, zähl nicht mit, sondern lausche den Tonleitern, wie sie Akkorde kreuzen, genieße den feinen Witz darin: kein Trost, aber eine Wahrheit.
In der Pause hebt einer den Bass auf und bringt ihn weg. Schade, finde ich, denn schon der Anblick des Instruments pulsiert. Die Musiker hören trotzdem gut aufeinander, machen sich passend, und ich verehre ihre absolute Gegenwart, huldige ihrer Hingabe an das Vergehen. Irgendwann ist Schluss, wie immer. Ich bin betrogen und weiß nicht worum.
Draußen ist keine Welt, jedenfalls nicht meine. Niemand wartet, denn ich schaue nur zu, trinke aus dem schönsten Glas. Sitze nah am Ausgang, oder bleibe stehen, wenn es geht, damit ich sofort gehen kann, wenn’s mir nicht passt. Manchmal bleib ich länger, bis zum Morgengrauen, manchmal passe ich länger hin, doch ich hebe die Zeit nicht auf. Meinen Lippenstift am Glasrand wird der Barmann wegwischen. Der Bass hat gefehlt, denke ich. Würde gern wissen, wo die Akkorde sind zu meiner Melodie, und es fühlt sich an, als wär’ ich zu Gast in meinem eigenen Leben.