Kind gerächt

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 06.11.2006, 19:16

Kind gerächt.

Mein Gram, mein Kommandant, ummuskelter Verstand. Du hast das Kind gerächt.

Das Kind rannte am Ufer und wenn es stürzte, küsste es die brennenden Knie. Denn es liebte sie. So wie es tote Käfer liebte und Spucke und Sand. Alles, war es am Leben oder tot, hatte seine Heimat im Jetzt und die Blüten der Blumen wuchsen über die Maßen. Und das Kind hängte seine Stunden an den Jägerzaun und gesellte sich hinzu. Das Kind liebte die Untersuchung.

Über Stock und Stein bist du geflogen, hast das Blaue vom Himmel gelogen und – es in mein Herz gepflanzt. Über den grünen Klee spross die Lanze, die du brachst und mit dir nahmst, auf deinem hohen Ross der Trotzigkeit.

Da kam einer und lachte über sein Blut. Und lehrte es die Scham. Da kam einer und weinte über sein Blut. Und lehrte es die Sorge. Da kam einer und mahnte sein Blut. Und lehrte es die Schuld. Und kam einer, kamen viele. Es war an der Zeit.

Mit dem Feuer in der Mähne wagtest du den Sprung, welcher die Kluft erschafft, in die es zu stürzen gilt. Über den Verlust hinweg.

Das Kind verlor die Freude an der eigenen Wunde. Ging mit hängendem Kopf und sah, was ihm blühte. Es hatte den Mut verloren. Gewiss, eine Weile noch suchte es nach ihm. Hielt den Arm in die Brennnessel. Doch es drohte keine Strafe für den Verlust und so fürchtete es das Nachhause Kommen nicht. Es machte gut Freund mit jedem und quälte seine sieben Puppen.

Auf der anderen Seite war es wüst. Das Mitleid wehte fort. Durst kam auf.
Als du die erstachst, die ich Tausendrücken nennen will, traf das Messer ins Leere. Und tut es fortan wieder und wieder.


Die Gestürzten, die, welche auf dem Rücken liegen, sind ruhig. Blicken den anderen in ihre Fieberträume.
Dem Kind waren alle Menschen schön.
Soll es übrig bleiben, sind alle anderen der Würde nach tot.

Es gibt keine Liebe, sagt der Gram. Es gibt keine Linderung, sagt der Gram.

Du bist der Bote, der sterben muss, um zu berichten.
Du bist der Bote, der töten muss, um zu berichten.





* Nachhause Kommen statt kommen, dank lichel und Cara :-)
Zuletzt geändert von Lisa am 09.11.2006, 19:44, insgesamt 2-mal geändert.
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Cara

Beitragvon Cara » 06.11.2006, 20:32

Liebe Lisa,

man muss nicht verstehen, um manches nicht trotzdem gut zu finden.

Dieses hier finde ich gut
und verstehe es nicht auf Anhieb.

Ein faszinierender Text!!!

Liebe Grüße
Cara

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 07.11.2006, 16:32

Liebe Cara,
danke, das freut mich :-). Ich finds toll wie du das so darunter gesetzt hast. Ja, vielleicht ist er eigen, obwohl ich finde, das alles eigentlich sehr "direkt" im text steht. Aber das kann ich wohl nicht wirklich testen, denn ich weiß ja, was ich sagen will. Ob ich es sage, müssen die anderen zeigen.

Mal gucken....vielleicht kommt ja noch jemand vorbei :tiere0053:

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
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Max

Beitragvon Max » 07.11.2006, 19:11

Liebe Lisa,

das ist ein wunderschöner und ein schwieriger Text. Du hast im Kommentar zu Deiner längeren Erzählung geschrieben, dass Du Deinen Ton noch finden musst. Das stimmt nicht, denn genau das hier ist Dein Ton. Ich finde es meisterhaft, wie Du die Gedanken nicht zu schnell dahinfliegen lässt, indem Du sie immer wieder an halben Sprichwörtern brichst. das führt zudem noch zu sehr besonderen Bildern.

Inhaltlich ist es für mich eine Art Dialog des Kindes mit der Hälfte des Ich, die den Sprung gewagt hat und erwachsen geworden ist (naja, eine sehr gobe erste Interpretation).

Rein sprachlich muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich bis eben das Wort "Gram" für weiblich hielt (wie könnte es das sein ;-) ).

Liebe Grüße
Max

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 07.11.2006, 21:14

Doch, "der Gram" ist richtig ...

Könnte es sein, dass dieser Text einer ähnlichen Thematik entspringt wie "Ich weiß ein Lied davon zu singen"?

Vieles erinnert mich daran, der Trotz und die Wut und die Bewegung auf dem Grat zwischen Auflehunung und Abgeklärtheit.

Spricht mich sehr an ... besonders die "Tausendrücken"!
Lieben Gruß, Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
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(Ikkyu Sojun)

Mucki
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Beitragvon Mucki » 07.11.2006, 22:59

Liebe Lisa,

ich habe deine Zeilen immer und immer wieder gelesen. Du hast eine ganz eigene, faszinierende Art zu schreiben. Es steckt sehr viel Schmerz und Wut darin. Eine Erwachsene erinnert sich an ihre Kindheit, versucht, sie zu verarbeiten, zu verstehen, schreit den Zorn heraus, versucht die Schmerzen der Kindheit für sich zu klären, schafft es aber nicht ganz, es ist ein Versuch mit bitterem Beigeschmack. Das LI weiß, dass es die inneren Narben endlich loslassen, begraben, töten, muss, aber auch darüber reden muss, um sich endlich zu befreien von den Fesseln. Es liest sich wie ein Hilferuf und auch Aufruf an sich selbst. So lese ich es. Sehr eindringlich und ausdruckstark.
Chapeau!
Saludos
Gabriella

lichelzauch

Beitragvon lichelzauch » 08.11.2006, 23:42

Liebe Lisa,

ich stimme Zefira zu, was die enge Verbindung zu "Ich weiß ein Lied davon zu singen" angeht - die beiden Texte sind für mich die gefühlsmäßig intensivsten gewesen, die ich hier überhaupt gelesen habe (wobei das natürlich nicht alles ist - aber wenn ein Text aufregend ist, dass er meinen Puls merklich (!) steigert (und das auch noch rein sprachlich) muss er wohl gut sein :cool: )

Auch formal (Sprichwörter <-> Kinderlieder) und inhaltlich ("Kindheit") sind die Ähnlichkeiten ins Auge springend.

Was ich nicht ganz verstehe, ist, wieso man hier "Wut" oder gar "(Selbst)Therapeutisches" liest? Viel eher sehe ich Beschreiben, fast (!) schon lakonisch... ich denke nicht, dass ein (primär) wütender Text soviel Schmerz vermitteln könnte.

Ich denke auch nicht, dass es sich um "Schmerzen der Kindheit" handelt - eher um jene vom Ende der Kindheit, nicht? Was das lyr. Ich von/für diesem Verlust (was es verloren hat liest man im ersten nicht-kursiven Abschnitt) er-/behält, ist der Gram - "mein Kommandant" - der es nun "beherrscht" (und der - durch sein Vorhandensein - das Kind eben rächt)... man könnte geradezu von einer Fixierung auf diese Zeit sprechen, aber hier ist es eben nicht klischeemäßig/psychologisch...

dies und alles andere steht im Text (braucht es wirklich der Erläuterung hier? Ich finde, bis auf ein paar Sätze am Ende ist das doch... klar - hm. (Ich rätsele eigentlich nur hier noch ein bisschen: "Soll es übrig bleiben, sind alle anderen der Würde nach tot." - kommt für mich schon zeitlich nicht hin, ebenso, wie man "der Würde nach" tot (oder lebendig) sein kann, deshalb = Verwirrung - gut, dass der Satz an der von mir "bemängelten Stelle" vorkommt (s.u.), da weiß man, wie der Hase läuft.)


Die ersten drei Absatzpaare sind für mich wie aus einem Guss, das ist wirklich perfekt und absolut mitreißend... danach verbreitert sich die Perspektive ja etwas auf die anderen ("Tausendrücken") - klar, das muss hier hin, ich kann auch nicht sagen wieso und es ist eh nur ein geringer Unterschied - aber ab da finde ich es etwas schwächer (nee, kann ich nicht begründen, ich glaube (!) aber, das hier ist der Knackpunkt: "Auf der anderen Seite war es wüst. Das Mitleid wehte fort. Durst kam auf. "... finde ich - nur im Vergleich! - eher auf der nichtssagenden Seite - aber vielleicht braucht man ja auch einen Punkt, wo man ein bisschen nachdenken kann).

Die letzten drei Zeilen hingegen = Gänsehaut.

"das Nachhause kommen" schreibt man doch anders, oder? :smile:

Ich finde deine Perspektive auf diese Thematik unglaublich tiefgehend und ergreifend...

Liebe Grüße,
lichelzauch

Klara
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Beitragvon Klara » 09.11.2006, 14:00

Hallo Lisa,

das ist ziemlich gut.
Ich sehe die eigenen Kinder darin trotzen und lebendig sein. Ich sehe mich selbst verschüttet. Ich sehe die Trauer und wie der Lauf der Welt und der Menschen sich festhakt im Herzen.
Ich sehe die armen Erwachsenen.
Vergessen.
Es macht Sinn, dass da kaum Ich ist, in deinem Text, sondern ein fremdes, einstiges Es, das Kind, und ein trauriges, mitfühlendes Du. Deshalb weiß ich nicht, ob der erste Satz aus dem Rahmen bricht, ob er sein muss. Oder ans Ende muss, dann tatsächlich als ich.
Vielleicht muss das Layout auch gar nicht bemüht weden in kursiv und fett? Vielleicht reicht Es und Du und am Ende der Ich-Gram? Ich weiß es nicht, ich frage.

Absätze zwei bis vier sind stark wie Pfeiler!

Kompliment!
LG
Klara

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 09.11.2006, 14:09

Ich denke gerade darüber nach, wie es aussehen würde, wenn man die Anfangszeile an den Schluss zieht?

Leser/in wäre dann beim "Loslesen" weniger gebunden, freier in der Assoziation, vielleicht aufnahmefähiger.

... nur so'n Gedanke
Zefira
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(Ikkyu Sojun)

lichelzauch

Beitragvon lichelzauch » 09.11.2006, 15:02

Hey Klara, wie meinst du das:

und ein trauriges, mitfühlendes Du

?
Das Du ist doch der eigene Gram? Der kann ja schlecht mitfühlend sein, eher vielleicht "tröstend", aber eben nur auf diese... stumpfe Weise.
Ich denke zwar auch, dass der erste Satz gut am Ende stehen könnte - nur, dann muss das Ende ganz anders oder? Rhythmisch wärs ja dann durch die vielen starken Sätze nur noch Gewürge, müsste man vielleicht die beiden letzten Zeilen löschen... und dafür sehe ich eigentlich keine Veranlassung. Ich persönlich fand es ganz angenehm, so gleich klar zu sehen, wer jetzt angesprochen wird usw. und - wenn ich jetzt so den alternativen Anfangssatz lese ("Das Kind rannte am Ufer") kommt mir das doch eher schwächlich vor.
Ach nö, das hat so einen schönen "Vorsatz"-Flair - lassen!

Auch was du zum Layout sagst, Klara - kann ich nachvollziehen, mag ich auch fast nie. Nur, hier sind es ja zwei verschiedene Perspektiven (kursiv = Gedanken, "Dialog" mit dem Gram; fett = auktoriale Erzählung) - da scheint es mir eher die "Standardlösung" zu sein, verschiedene Textauszeichnungen zu benutzen. Insofern wäre gerade das Gegenteil (also alles in der gleichen Schrift) eine "Bemühung" - und hier, wie ich finde, eine ungerechtfertigte, denn was soll das bringen, außer Verwirrung? (Klar, man erkennt es auch so, aber wie gesagt - warum es nicht deutlicher machen? Für mich müssen solche "Verrätselungen" schon einen Zweck haben, sonst ist es einfach nur mühsam.) So seh ich das jedenfalls.

Liebe Grüße,
lichelzauch
bei diesem Text leicht fanatisch

Klara
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Beitragvon Klara » 09.11.2006, 16:16

Ja, lichelzauch, ich bin mir ja auch nicht sicher mit dem Layout...

Das traurige mitfühlende Du kann man auch einem "sich selbst" gegenüber haben. Dem eigenen Gram gegenüber mitfühlend. Als Trost empfinde ich es nicht, nichts an diesem Text ist tröstend. Aber vielleicht hab ich da auch was nicht verstanden. Ich musste da vorhin noch mal dran denken, und ich glaube, ich habe das mit dem rächen noch nciht verstanden. Mir ist offenbar nicht klar, wer von wem (oder von was) gerächt wird.

Hoffentlich hast DU MICH jetzt verstanden... °knirsch° ??

LG
Klara

Klara
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Beitragvon Klara » 09.11.2006, 16:18

... oder doch, jetzt kapier ichs gleich... "ummuskelter Verstand" (finde ich übrigens zu schwülstig, das Adjektiv, lenkt ab -), "Kommandant", hat das Kind gerächt, weil er von der anderen Seite kommt und das Ganze (das Kind) noch mal - intelektuell - aufrollt. Und dadurch nochmal tötet, das Kind. Es dadurch rächt... hm...
ich kapiers noch nicht.
Ist Rache süß?
gerächt - gerecht?
LG K

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 09.11.2006, 19:22

Hallo,

ich danke euch sehr für die Rückmeldungen. Lichel und Zefira, ihr habt ganz recht - der text ist dem Ich weiß ein Lied davon zu singen... sehr nah - vorallem, was die Stimmung angeht. Allerdings ist für mich selbst größere Distanz zwischen dem Geschehen und dem Ich, auch ist der Text allgemeiner: "das Kind" - wie alle Kinder - jedenfalls für mich, es geht nicht so sehr um das "Mitleid" mit dem Ich, dass das Kind erinnert, sondern ist eher trocken/trist/gefühllos wie eine soziologische Studie (natürlich nur scheinbar ~ Kruste). Die Texte sind aber trotzdem ähnlich. Ich bin nicht geübt und daher muss ich ein bisschen ausprobieren, wenn mir solche Ideen kommen - es ist dann durchaus die gleiche Machart, einfach um auszutesten.

zefira: ich glaube die anfangszeile muss stehen, damit klar ist, dass vom Gram die Rede ist....man kaut ja scheinbar jetzt schon genug daran...?

Lieber Max:

wie Du die Gedanken nicht zu schnell dahinfliegen lässt, indem Du sie immer wieder an halben Sprichwörtern brichst


das finde ich schön formuliert, ich danke dir sehr...ich mag diese Art zu sprechen zur Zeit, weil es etwas "archetypisches" (also etwas, was es gar nicht gibt, aber trotzdem da ist....) hat...mal schauen, wo mich das noch hintriebt. Ob das allerdings immer mein Ton ist /mein einziger..puhh, wenn ich es wüsste, wäre ich froh :-). Danke :bussi:

Lieber lichel,

danke für deine tollen Ausführungen, ich denke, du hast sehr nah erfasst, was ich ausdrücken wollte. Es geht tatsächlich um dem Gram selbst (sozusagen "personifiziert")...
Der Gram bewegt sich zwischen dem Kind und den Erwachsenen (den nicht mehr Kindern) und ist somit eine Mittelstellung, allerdings "außerhalb", das heißt hinter der Grenze...ausgegrenzt...

Er hat kein Mitleid. Trotzdem stimmt es auch, was Klara andeutete: "Das Mitleiden des Ichs mit seinem Gram, da der Gram der Retter ist. Aber eben ganz klar auch ein fragwürdiger Retter (und dadurch eben auch genau das gegenteil ~Verführer, falscher Retter, etc.). Das Mitleid ist die Akzeptanz (zu jedem Preis) diesen Weg zu gehen/ab einem gewissen Schritt "gegangen zu werden",d enn Gram macht sich auch eigenständig...nicht mehr zurückwendbar...

Der Gram richtet sich auf die anderen, der nicht-mehr-kind-mensch ist also nicht unter anderen (nicht mehr kind und auch nicht erwachsener wie die anderen). Die einzige aber nicht richtige Lösung.

Zum Layout: hmm...sieht vielleicht auch nur hier im Forum zu gewollt aus, da es auffällt. Ich glaube es sind zwei verschiedene Schrifttypen nötig. Vielleicht muss ich dezentere wählen?!


Zum ummuskelten Verstand:

ummuskelter Verstand ist mit einem Sinn hinterlegt: es ist meine definition von Gram: und zwar eine Mischung aus Verstand und Gefühl, wobei hier die Variante: umuskelt = Herz ist Muskel = Gefühl und Verstand...es ist eine Verhärtung einer letzlich reflektierendes Kraft durch ein Gefühl...

Womit ihr Recht habt, ist, dass Teile noch sehr schwach sind. Für mich besonders diese Passage:

Das Kind verlor die Freude an der eigenen Wunde. Ging mit hängendem Kopf und sah, was ihm blühte. Es hatte den Mut verloren. Gewiss, eine Weile noch suchte es nach ihm. Hielt den Arm in die Brennnessel. Doch es drohte keine Strafe für den Verlust und so fürchtete es das Nachhause kommen nicht. Es machte gut Freund mit jedem und quälte seine sieben Puppen.

Auf der anderen Seite war es wüst. Das Mitleid wehte fort. Durst kam auf.
Als du die erstachst, die ich Tausendrücken nennen will, traf das Messer ins Leere. Und tut es fortan wieder und wieder.

Die Gestürzten, die, welche auf dem Rücken liegen, sind ruhig. Blicken den anderen in ihre Fieberträume.


Besonders das blaue....- da brauche ich noch Hilfe, es besser/gechliffener auszudrücken...inhaltich finde ich es schlüssig, eventuell gibt es aber redundantes?! Bitte helfen! Bin für alles offen....auch für streichen etc...

Liebe Klara: danke für 2-4 @Lob...

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Cara

Beitragvon Cara » 09.11.2006, 19:39

Hallo Lisa,


ich finde diesen Text nach wie vor ganz außergewöhnlich und würde mich sehr, sehr freuen, wenn er einmal in der Hörbar landen würde!!

Zu deinen Bemerkungen von gerade eben:

"Es hatte den Mut verloren. Gewiss, eine Weile noch suchte es nach ihm. Hielt den Arm in die Brennnessel. Doch es drohte keine Strafe für den Verlust und so fürchtete es das Nachhause kommen nicht. Es machte gut Freund mit jedem und quälte seine sieben Puppen. "

Das "nach Hause Kommen" müsste, glaube ich, so geschrieben werden. Ich will sagen, das Kommen müsste groß sein.
Falls du noch Vorschläge für den blau geschriebenen Absatz brauchst:
Du könntest statt "eine Weile noch suchte es nach ihm" auch schreiben: "eine Weile noch lockte es ihn. Hielt den Arm in die Brennessel".
Das kam mir als Idee.....wobei ich nicht wissen kann, wie dieser Satz in dein Gefühl passt.

Liebe
sehr faszinierte Grüße
von Cara,
die,
wie Max,
findet, dass dir diese Art, zu schreiben, sehr liegt.
Ich glaube, in dieser Weise kannst du dich verwirklichen.


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