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Verfasst: 20.12.2006, 13:22
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„Wenn man Verkäufer ist, muss es noch grässlicher sein“, sage ich später unvermittelt in die Runde am Abendbrottisch.
„Was denn?“, will die Große wissen, ausnahmsweise ohne Meckerunterton.
„Ach, alles. Das Leben. Die Welt.“ Ich habe keine Lust zu erklären und beiße ein großes Stück Brot ab, damit ich was zu kauen habe.
Sie guckt mich nur ausdruckslos an.
Den Trick hat sie von mir.
Dann fragt sie: „Gehst du morgen mit mir shoppen?“
Den Teufel werde ich tun.
Ich stehe in der kurzen Schlange vor der Kasse neben der Rolltreppe, während mir das künstliche gelbe Licht zusammen mit dem Schweiß von der Stirn in die Augen tropft und
Altherrenschweiß an sauer ungewaschener Dame.
Sie ist größer als er, ihr Gesicht eine weite zerklüftete Fläche, die regelmäßig mit Alkohol begossen wird; ihre Haare sind schütter, graubraun, und fallen ihr in fettigen Strähnen um den Hals. Ihr Begleiter hat weniger und noch grauere Haare; die Hose aus grobem Stoff in derselben Farbe schlottert ihm um die Beine. Er murmelt halblaut, senkt seinen Kopf auf und ab wie ein Perpetuum Mobile in einem immer währenden Nicken, während sie spricht. Beide sind völlig ineinander und in ihr Tagwerk versunken. Endlich entschließt sie sich und legt die braune wattierte Steppjacke in Größe XL mit Kunstfellkragen auf den Verkaufstisch.
„Ich mag die Jacke nunmal“, sagt sie, ohne die Information an jemand Bestimmten zu richten, und es klingt wie ein schlecht parodiertes „Man gönnt sich ja sonst nix“.
Heute steht da nur ein großer, schlanker Mann im lässig karierten Hemd hinter der Kasse. Er trägt einen bunten dünnen Schlips, aber ich schöpfe Hoffnung.
Vor mir warten zwei, die nicht so aussehen, als wenn sie genug Geld hätten, sogar für C&A,
Wie er mühsam dran schluckt, was man mit 100 Euro alles hätte anstellen können...
Wenn ich das richtig verstehe, hast Du Deiner Tochter rosa Stiefel gekauft? Na, damit sollte ich meinen beiden mal kommen.
sei nicht böse, wenn ich dein freundlich gemeintes off topic jetzt als Anlass benutze zu betonen:
Insbesondere scheinbar authentische Texte sind keinesfalls "authentisch". Darauf bestehe ich vehement! Selbst wenn man abbildet (was ja langweilig wäre), wird jeder Text Fiktion schon dadurch, dass er Text wird.
Ich, Klara, stehe hier nirgendwo zur Debatte, außer vielleicht ein klein wenig in PNs, philosophischen Debatten, off-topics, aber nicht in den Topics.
Ich hoffe, meine Verweise darauf, dass ich das im text vorkommende sehr gut für meine person anchvollziehen kann, ist nicht falsch rübergekommen. Es ging mir darum, dass ich mich gut damit identifizieren kann.
Manchmal sind die bei C&A so pampig; da gibt es pummelige Verkäuferinnen mit aufgeschwemmten Gesichtern, notdürftig mit Lippenstift und Puder renoviert. Heute steht da nur ein großer, schlanker Mann im lässig karierten Hemd hinter der Kasse.
„Ich mag die Jacke nunmal“, sagt sie, ohne die Information an jemand Bestimmten zu richten, und es klingt wie ein schlecht parodiertes „Man gönnt sich ja sonst nix“.
"Ich mag die Jacke nunmal“,
"Ich mag die Jacke nunmal“,
neiiiiiin, ich flehe dich an … nicht ändern. Das ist für mich der stärkste Strich der Zeichnung … absolut authentisch und passt sooooo wunderbar … genau der Ton, den diese Figur braucht. (ich habe sofort ihre Stimmlage im Ohr und sehe ihre Gestik)
Für mich ist das kindlich Trotzige auch sehr wichtig und legt eine ganze Serie von Verhaltensmustern offen… ich kann beinahe anhand des Satzes bestimmen, wie viel Promille sie gerade intus hat. Für mich ein absoluter "Milieutreffer" …