Blauer Salon

Der letzte Kaiser

Ich habe am gleichen Tag Geburtstag wie der letzte Kaiser, der Wilhelm. Die Geschichtslehrer unter ihnen werden Zweifels ohne sofort das richtige Datum im Kopf haben, allen anderen sei gesagt, dass das Datum hier völlig irrelevant ist und jetzt können auch die Lehrer aufatmen, die das Datum nicht wussten. Nun fragt man sich schon, was das mit dem Geburtstag auf sich hat, ja, und das ist so: ich sehe da Parallelen. Das ist kein Zufall. Und glaubt man an Reinkarnation, so hält man das erst Recht nicht für einen Zufall! Wie ich darauf komme, kann man nicht sagen, jedenfalls nicht so genau. Ich habe schon immer diesen Hang zum Regieren gehabt, das fällt mir auch oft an meinen Geburtstagen auf. Da wird alles gemacht, was ich sage und am Abend bin ich richtig erschöpft vom Regieren- armer Kaiser. Überhaupt würde ich mir ein Land kaufen, wenn ich das Geld dazu hätte. Aber Länder sind ja heute viel teurer als früher. Und Revolution, dazu braucht es schon ein treues Gefolge. Viel Untergrundarbeit. Da bin ich zu spät. Aber Kaiser, ja, das tönt so schön, so würdevoll. Besser als Bundeskanzler. Das wirkt doch sehr gewöhnlich- halt Demokratie, und so. So eine Demokratie, sind wir mal ehrlich, die führt doch zu nix. Da kann jeder alles entscheiden- wenn nur jeder auch alles wüsste, dann wär's ja nicht so schlimm. Ja, was kam schon nach dem Kaiser? Ein Führer. Das hört man schon am Namen, dass das nichts werden kann- war halt kein gutes Staatskonzept. Und überhaupt ist umbringen nicht schön. Sowas sollte man besser lassen. Schon aus Angst vor der Religion. Stellen sie sich mal vor, sie glauben nicht an Gott und dann bringen sie wen um. So ganz fröhlich. Ohne schlechtes Gewissen. Stellen sie sich vor, da bringt sie dann auch wer um und am Ende dürfen sie nicht in den Himmel. Und da kommt die alte Frage, wie das denn mit dem Töten überhaupt ist, jetzt passen bitte alle Religionslehrer auf: Wenn ich wen umbringe und dann eines Tages selbst umgebracht werde, muss ich dann den Mord büßen, darf aber meinen Tod rächen, oder hebt sich das alles auf? Sicherheitshalber würde ich als Kaiser niemanden umbringen, man weiss ja nie.

Hallo lagunkel,

auch von mir willkommen hier!
Gefällt mir sehr gut, der Text, sehr witzig, sehr pointiert.
Ist etwas anstrengend zu lesen, so ohne Absätze, aber man hört dadurch gleich, wie er wohl gesprochen werden soll, ein bisschen ohne Punkt und Komma, vom Hölzchen aufs Stöckchen. Ich wüsste auch gar nicht genau, wo man sinnvollerweise Absätze machen sollte. Und fürs Sprechen er ja wie gemacht! Ja, ein Sprech- und Hörtext. Hast Du vielleicht Lust, ihn für die Hörbar zu sprechen?

Nur dies hab ich anzumerken:

halt Demokratie
> würde ich umstellen: Demokratie halt

sind wir doch mal ehrlich, die führt doch zu nix
> das erste "doch" würde ich streichen

Und ein paar Kleinigkeiten für die schriftliche Version:

Nun fragt man sich schon was das mit dem Geburtstag auf sich hat
> Komma nach schon

Wie ich darauf komme kann man nicht sagen
> Komma nach komme

vom regieren
> Regieren groß

Und überhaupt ist umbringen nicht schön.
> Umbringen groß

Stellen sie sich mal vor sie glauben nicht an Gott
> Komma nach vor

Und da kommt die alte Frage wie das denn mit dem Töten überhaupt ist
> Komma nach Frage

Außerdem wäre es etwas besser zu lesen, wenn die Anreden ans Publikum (Ihnen und Sie) groß geschrieben wären.

Sehr gern gelesen!

Gruß, annette

Hi lagunkel,

ich lese deinen Text etwas zwiespältig. Zum Lachen hat er mich nicht gebracht. Stellen, wie diese:

Stellen sie sich mal vor sie glauben nicht an Gott und dann bringen sie wen um. So ganz fröhlich. Ohne schlechtes Gewissen.

halte ich für kritisch, um sie in einem humorvollen/satirischen Text unterzubringen.
Saludos
Magic

Zuerst müsst ihr mir mal die vielen Tippfehler verzeihen. Ich tippe sehr schnell und habe soviel Material, dass ich noch nicht überarbeitet habe. Korrigieren müssen meistens wirklich die Anderen, weil ich schlichtweg nicht die Zeit dazu habe. Ich werde mich aber in Zukunft bemühen etwas ordentlicher zu sein ;o)

@ Magic: Es wirkt vielleicht etwas krass, aber wenn man sowas auf der Bühne erzählt, dann bringt erst das die Zuschauer oft zum aufhorchen. Ich bin manchmal sicher etwas grenzwertig, aber es hat auch immer alles seinen Sinn.
Ich hatte einmal einen Bericht aus den USA gesehen und es ging um Waffen. Da bekam ich den Eindruck, Mancherorts sei es ok wenn man wen erschießt, nur weil man schlechte Laune hat.

Hallo lagunkel,

Zuerst müsst ihr mir mal die vielen Tippfehler verzeihen. Ich tippe sehr schnell und habe soviel Material, dass ich noch nicht überarbeitet habe. Korrigieren müssen meistens wirklich die Anderen, weil ich schlichtweg nicht die Zeit dazu habe. Ich werde mich aber in Zukunft bemühen etwas ordentlicher zu sein ;o)

Ja, bitte tu das! Ich schreibe auch sehr schnell. Ab und zu vertippt man sich, ok. Du schreibst doch deine Texte sicher in Word, oder? Dann lass, bevor du deine Texte abschickst, doch dort den Text durch die Korrektur laufen, hm?

Es wirkt vielleicht etwas krass, aber wenn man sowas auf der Bühne erzählt, dann bringt erst das die Zuschauer oft zum aufhorchen.

Das mag sein, aber hier sendest du uns ja Texte nicht zum Hören, sondern, um sie inhaltlich zu besprechen. Und ich gab dir meine Sichtweise wieder.
Saludos
Magic

lagunkel, ich hatte Deinen Text so verstanden, dass nicht jemand aus schlechter Laune wen umbringt, sondern dass es um Mord als Methode der Machterhaltung geht, oder als Teil des Konzeptes von Regierung. Das finde ich natürlich überspitzt, aber satirisch pointiert beobachtet.

Zudem noch die Funktionalisierung der Religion als Regulierungsinstrument, das den Menschen ein schlechtes Gewissen machen soll und ohne die man offensichtlich gewissenlos ist - bissig, aber gut, finde ich - zumal einem natürlich sofort einfällt, dass die meisten Kriege um einer Religion willen geführt werden.

Gruß, annette

@ annette: Ich finde du hast es genau erfasst

..Ich habe jetzt auch endlich verbessert, danke.