Seite 1 von 3

Etwaige Folgen der Außerachtlassung

Verfasst: 02.02.2007, 10:47
von Thomas Milser
Etwaige Folgen der Außerachtlassung


[align=justify]     'Pflicht des Fahrgastes ist es, sich auf dem Wagen unverzüglich festen Halt zu verschaffen. Etwaige Folgen der Außerachtlassung dieser Bedingung sind selbstverschuldet.'

     Immer wieder erklimmt mein Blick dieses Wortgebirge in den Niederungen der U-Bahn-Hinweistafeln.

     Ein vermeintlich unscheinbarer Fingerzeig. Doch was besagt denn dies Geheiß wirklich? Bei näherem Hinsehen entbindet es nämlich die Verantwortlichen jeglicher Haftung für mögliche Personenschäden, die zum Beispiel durch defekte Bremsen entstehen könnten, oder dadurch, dass der Triebwagenführer die Bahn völlig besoffen etwaig frontal in das Schaufenster eines unterirdischen Spirituosenladens manövriert, bloß, weil sich manch' Fahrgast währenddessen nicht ordnungsgemäß an den oberen Haltegriffen festgeklammert und somit rücksichtsvoll den Mitreisenden sein bereits leicht kompostöses Unterarm-Odeur vorenthalten hatte. Und in seiner gesamten Tragweite erschließen wird sich dieses Dekret ja wohl nur einer Handvoll Verwegener, die zumindest halbwegs durch ihr 18-semestriges Grundstudium der Linguistik gestolpert und obendrein mit der Auffassungsgabe und Scharfsichtigkeit einer brütenden Seeadlerhenne gesegnet sind. Das Heer der geistigen Rosinenstütchen hingegen könnte mit dieser Formulierung möglicherweise überfordert sein. Es ist ein Leichtes, sich hier schiere Absicht der jetzt nicht mehr Verantwortlichen vorzustellen.

     Denn selbst dem sprachgestähltesten und reaktionsschnellsten U-Bahn-Novizen reichte die Zeit vom Einsteigen in den Zug, über das Stempeln des Fahrscheins, das Wahrnehmen dieses Aufklebers, dem Entziffern der Buchstaben, dem Zusammenschrauben der Sinnzusammenhänge und dem Umsetzen des soeben mühsam Verinnerlichten bis zum ruckartigen Anfahren des Zuges nicht annähernd aus, um sich vor den Folgen ebenjener Außerachtlassung im Hinblick auf das persönliche und ab jetzt kostenpflichtige Wohlbefinden zu schützen, und so nimmt es nicht Wunder, dass die Omma schon beim Zurechtrücken ihrer Brille in freudiger Erwartung der Hinweise ihrer Verkehrsgesellschaft lustig durchs Kupee purzelt.

     Junge Leute hingegen halten die Worte 'etwaige' und 'Außerachtlassung' vermutlich für mittelhochdeutsche Minnesänge. Während sich 'etwaige' in der Umgangssprache der Plattenbaubrut - dem Logopäden-Pop, besser bekannt als 'Rap' - schon schwerlich zungenbrecherfrei darstellen lässt, dürfte spätestens das Wort 'Außerachtlassung' in dem durch unentzifferbare Kürzel geprägten Kommunikationsschema der SMS-Generation auf gänzlich verlorenem Posten stehen. Denn 'Aßalsg' wirkt nicht nur ungelenk, das schnallt auch keine Sau. Ebenso könnte es passieren, dass sie - wenn sie 'auf dem Wagen' schulmäßig interpretierten - an der nächsten Station ausstiegen, das Dach der U-Bahn erklömmen, die weitere Fahrt dann festgekrallt an den Abkantungen des Oberbleches zwischen Tunneldecke und funkensprühenden Hochspannungsleitungen verbrächten und damit nachher tierisch vor ihrer Rotte in der Fußgängerzone herumprahlten.
    
     Nicht, dass eine solche Art der Ausdrucksweise im Allgemeinen nicht wohlklingend und ehrenvoll daherkäme, aber am Otto-Normal-Stütchen geht diese Sinfonie wohl sang- und klanglos vorüber, was sie in diesem Fall auch soll. Man kann nur von Glück reden, wenn bei der ersten Bahnfahrt nichts passiert, man irgendwann zufällig an diesem Schildlein in Ermangelung eines anderen sehenswerten Objektes in dem ÖPNV-Pferch hängenbleibt und geistig gefestigt genug ist, die Mitteilung mit nach Hause zu nehmen und sie sich fürs nächste Mal unters Kopfkissen zu schieben.

     Wer denkt sich sowas aus? Vermutlich einer jener vernebelten Geister, die auch die Englisch-, Französisch- und Spanischübersetzungen auf den Bildschirmen der neuen Geldautomaten ersonnen haben. Bei dem vorherrschenden anglo-, franko- und espanjophilen Zuwanderungsdrama hierzulande erschiene es wirklich allzu pedantisch, auf solche sprachlichen Minderheiten wie Türken und sonstige Osteuropäer einzugehen. Was natürlich auch für oben genannten Aufkleber gilt.

    Auch schön: Neulich bei meiner Reise im ICE Baader-Meinhof in Höhe Papenburg, Ostfriesland, entdeckte ich beim Wasserlassen auf dem Komfort-WC des Raucherwagens folgende rührende Empfehlung:

   'Bitte verlassen Sie diesen Raum so, wie Sie ihn gerne vorfinden würden.'

   Im selbem Moment bedauerte ich zutiefst, nur das kleine Rückengepäck bei mir zu führen und nicht - wie zunächst beabsichtigt - meine drei Hartschalen-Übersee-Koffer, was mir aber kurz vor Reiseantritt für lediglich vier Sonnentage auf der Insel Juist doch ein wenig übertrieben vorgekommen war. Dann aber hätte ich ohne viel Federlesens mit Vollmaske, Gummianzug, Winkelschleifer und Hochdruckreiniger - alles Dinge, die ich diesen Koffern immer bei mir zu tragen pflege - in nur wenigen Stunden den Dingen zuleibe rücken können, die ich in einem solchen Raum nicht vorzufinden wünsche.
    
   Oh, da kommt mein Bus. Wahrscheinlich werden die Bremsen bei der Anfahrt an die Haltestelle wieder dermaßen gleißend und hochfrequent quietschen, dass ich eine mittelschwere Mittelohrentzündung davontragen werde, als Folge der Außerachtlassung.

   Und zwar die der sesselfurzenden Sprach- und Bremsbelag-Ingenieure, die ich hiermit herzlich grüße.[/align]

Verfasst: 02.02.2007, 12:12
von Thomas Milser
Ich brauche jetzt mal eure Hilfe.

Dieser Text war schon einmal fertig, vor knapp vier Jahren. Durchs bloße Liegenbleiben schien er mir neulich aber unerklärlicherweise an dieser Fertigkeit verloren zu haben, obwohl er in Klarsichthülle steckte.
Ich begann zu stricken, zu feilen und zu hobeln, dass die Späne nur so stieben. Dann war er wieder fertig, und ich stellte ihn heute morgen ein. Als er online war, war er schon wieder unfertig. Ich schliff und feinspachtelte weiter. Bis jetzt. Jetzt bin ich fertig. Fix und. Weiß nix mehr.

Tom.

Verfasst: 02.02.2007, 13:33
von Gast
Lieber tom,

erst Mal, in der dir eigenen Sprache glänzend und toll geschrieben.

Was vielleicht dazu führt, dass du meinst, die Geschichte sei noch nicht richtig fertig, könnte ich mir vielleicht so erklären:

Der Einschub der anderen Geschichte, der des Toilettenbesuchs, scheint mir zu viel und dennoch nicht ausführlich genug...
verstehst du, wie ich das meine?
Es ist ja in der Tat so, dass du die Geschichte zum ersten Schild lebendig und voller Biss erzählst, aber dann kommt eine Variante, die ihren Platz in einem anderen Zusammenhang hat...
Vielleicht, empfinde ich das als ein wenig "zu viel"weil du nicht allgemein, sondern deine Glosse präzise über ein Schild zu erzählen beginnst und das auch ausfühlich und gut machst.
Die Erwähnung der 3 Koffer soll natürlich eine Übertreibung sein, aber dass der Protagonist, ansonsten tatsächlich einen Koffer voll Werkzeug auf Reisen dabei hat, erscheint mir nicht glaubhaft.
(Aber ich kenne mich in diesen Fachkreisen nicht aus). ;-)
Meinst du die "Jugend" weiß wer Mehdorn ist?
Jedenfalls, die Jugend, die du etwas herablassend zeichnest.
Heißt der ICE wirklich so?
Du weißt ich fahr nur selten Bahn und konnt im Netz dazu nichts finden, außer einem Hinweis, dass ein Tarif so bezeichnet wird. ???

Bremen können m. E. nicht "gleißend" sein.
Gleißen hat immer mit Licht zu tun - oder?

Dann weiß ich nicht so genau, warum du den letzten Satu schreibst. Für mich hört der sich ein wenig zu überheblich und dennoch irgendwie verkniffen an.

Aber das ist ja insgesamt nichts, was der Qualität Abbruch tut.

Liebe Grüße
Gerda

Verfasst: 02.02.2007, 13:49
von Thomas Milser
Upps, ich war noch voll am Formatieren und hab den ersten Absatz komplett umformuliert. Er kam zu hölzern daher. DAS war noch nicht fertig!

Gerda, Dein Vorwurf des 'Zuviels' in einem Text ist mir nicht neu, da könnte was dran sein, aber es ist ja so: Thema ist eigentlich nicht das Schild im Besonderen, sondern die Außerachtlassung im Allgemeinen. Deswegen fande ich diesen WC-Schlenker nicht unpassend. Die Geldautomaten kommen ja auch noch kurz mit rein.

Bremen, gleißend, satu? Ähhh...???

Ach Bremsen, Satz, ich verstehe. Na, so wie es in den Augen zwiebelt, wenn etwas gleißt, kanns doch auch in den Ohren, oder? Man muss und kann sowas durchaus mal übertragen, sonst wirds ein Zeitungsbericht.
Mit Verlaub: Glaubst du wirklich, dass es den ICE Baader-Meinhof gibt? *hihi*

Überheblich finde ich den Schluss überhaupt nicht. Das Ingenieurstum spricht sich selbst Hohn mit solchen Sprachmonstern, und die Tatsache, dass bis heute keine nichtquietschende Bremse erfunden wurde, ist ja wohl in Zeiten der Bemannten Raumfahrt ein schlechter Witz. Da könnte ich noch ganz anders mit um als mit herzlichen Grüßen... :o) Satire darf und muss ungerecht sein, da kann man sich um ein paar Leichen am Wegesrand nicht scheren :o)

Aber ich freue mich sehr, dass dir das sprachlich gefällt. Hab noch nie so lange an einem Text gefeilt, und besser geht's trotzdem immer... *schwitz*

Danke dir,
Tom.

Verfasst: 02.02.2007, 13:55
von lagunkel
Ich muss sagen, dass der Text auf mich nicht unfertig wirkt. Lediglich den letzten Satz hätte ich weggelassen, aber ist ja Geschmackssache. Ich mag diesen 'von Hölchen auf Stöckchen'-Stil und kann gar nichts zur Änderung vorschlagen.
Liest sich sehr angenehm ;o)

@Gerda: Du wirst es nicht glauben, aber wenn wir in Urlaub fahren, dann hat mein Mann tatsächlich Werkzeug dabei. Zwar keinen Winkelschleifer, aber Akkuschrauber, Hammer, Nägel, Schrauben etc. sind immer mit an Bord.

Verfasst: 02.02.2007, 13:58
von Gast
Ne, Tom, ich glaub eben nicht, dass es den Baader-Meinhoff-ICE gibt, aber ich ich behaupte halt nicht irgendwas, wenn ichs nicht weiß.
Den "Gag"? der Namenbezeichnung verstehe ich nicht.
LGG

Verfasst: 02.02.2007, 14:30
von Thomas Milser
Gerdinchen,
da gibts auch nix zu verstehen :o). Is einfach nur so, aus Spaß am Fabulieren. Obwohl es gar nicht mal soo abwägig wäre, wenn Mehdorn langsam damit anfinge, die Züge nach Bombenlegern zu benennen. Aber das ist ein anderes Thema.

Lagunkel,
den letzten Satz finde ich jetzt nach eingehender Prüfung schon wichtig, weil er die Umkehrung der 'Außerachtlassung' darstellt. Wir Juristen nennen sowas 'Umkehr der Beweislast'. Die hiermit erbracht ist, wie ich hoffe. Über die Wortwahl könnte ich aber noch mal nachdenken.

Tom

Verfasst: 02.02.2007, 15:49
von Lisa
Lieber Tom

starker Text, gute Beobachtungen (erst bekam ich einen "Schock als ich das Zitat eingangs las, weil ich dahcte, du hättest einen Gedanken aufgegriffen, den ich vor viiiiiiieeelen Jahren in Oldenburg hatte, da stand nämlich immer den in den Bussen: Bitte suchen Sie sich einen festen Halt! Und ich war immer versucht, das zwischenmenschlich zu lesen, mich bei irgendwem einzuhaken und, falls er empört in mein Gesicht gucken würde, ihn nur stumm auf das Schild zu verweisen und noch am selben tag zu heiraten ;-)).

Gutes Thema, das bescheißen einer Sprache, die sich nicht nur schlimm anhört, sondern im grunde Dinge durchbringt, die es gar nicht geben sollte. Eine wirklich kranke, aber (eben!) korrekte Sprache.

Etwas Schwierigkeiten habe ich insgesamt mit dem Tempo der ersten drei Absätze, woran das liegt, kann ich nicht genau sagen, es liest sich minimal zu beschwerlich, trotz Tiefe, Wortwitz und Ernsthaftigkeit wünsche ich es mir sprachlich eine Spur zackiger&~glatter...

Die dicken drei ersten Absätze ließen mich kurz erstaunen, als dann auf einmal doch der Gegenstand der Betrachtungen wechselte, das kommt mir zu unerwartet. Ich würde keinen Punkt (Zugschild, geldautomat, ICE) streichen, nur den Übergang mehr ineinandergreifen lassen, den Leser mehr vorbereiten, dass es nicht nur um diese eine Fahrgastinfo handelt, sondern um das Außerachtlassen im größeren Rahmen.
Zum einen würde ich dafür das 'Pflicht des Fahrgastes ist es, sich auf dem Wagen unverzüglich festen Halt zu verschaffen. Etwaige Folgen der Außerachtlassung dieser Bedingung sind selbstverschuldet.' nicht wie bisher direkt und gesondert formatiert unter den Titel klemmen 8auch wenns nett aussieht), ich würde es nicht mal als ersten Satz nehmen, sondern nach dem ersten, zweiten einbauen und so als Teil der U-Bahn-Schild-Episode kennzeichnen.
Und zum zweiten würde ich die anderen Beispiele noch etwas ausgestalten, dass sie gegen das erste gleichwertig bestehen können. Ich glaub, dann ist das homogener und der zweite Textteil hat weniger Fragmentcharakter.

Ansonsten für mich rundrum gelungen (der ICE- Teil, wenn auch der harmloseste, ist besonders herrlich beschrieben, der erste Teil dafür inhaltlich am treffensten)


Kleine Details:

weil sich mancher Fahrgast (würde ich zumindest schreiben)

obendrein mit der Auffassungsgabe und Scharfsichtigkeit einer brütenden Seeadlerhenne gesegnet sind (die Sehschärfe einer Seeadlerhenne wurde für solche Vergleiche schon sehr oft bemüht...kenn ich zu gut, um die Formulierung zu bewundern).

Denn selbst dem sprachgestähltesten und reaktionsschnellsten U-Bahn-Novizen reichte die Zeit vom Einsteigen in den Zug, über das Stempeln des Fahrscheins, das Wahrnehmen dieses Aufklebers, dem Entziffern der Buchstaben, dem Zusammenschrauben der Sinnzusammenhänge und dem Umsetzen des soeben mühsam Verinnerlichten bis zum ruckartigen Anfahren des Zuges nicht annähernd aus,


warum reichtE @Vergangenheit, ahhhh..*plopp*, Konjunktiv? da wäre ich ausnahsmweise für ein würde?
irgendwas war noch an der stelle, aber ich erinner mich nicht mehr :-(

Junge Leute hingegen halten die Worte 'etwaige' und 'Außerachtlassung' vermutlich für Mehdorn'sche Minnesänge


kennen die Mehdorn?

Denn 'Aßalsg' wirkt nicht nur ungelenk, es schnallt auch keine Sau mehr.


vielleicht pointierter: Denn 'Aßalsg' wirkt nicht nur ungelenk, das schnallt auch keine Sau (mehr).

Otto-Normal-Stütchen <-- Stübchen? Oder meinst du tatsächlich Stütchen? aber worauf soll das referieren?

wohl sang- und klanglos vorüber, was sie wohl Wiederholung

Vermutlich einer jener vernebelten Geister


Wer denkt sich sowas aus? Vermutlich einer jenen vernebelten Geister, die auch die Englisch-, Französisch- und Spanischübersetzungen auf den Bildschirmen der neuen Geldautomaten ersonnen haben. Bei dem vorherrschenden anglo-, franko- und espanjophilen Zuwanderungsdrama hierzulande erschiene es wirklich allzu pedantisch, auf solche sprachlichen Minderheiten wie Türken und sonstige Osteuropäer einzugehen. Was natürlich auch für oben genannten Aufkleber gilt.


würde ich noch etwas ausführen, zumindest reinbringen, dass sie es aus Touristikgründen gemacht haben? oder dass dies die typischen "Weltsprachen" (@Lernen) sind? Trotzdem ist das ja unsinnig, aber ich würde das absichern...

Der Schlusssatz stört mich nicht, ich find ich witzig.

Solche Texte sind einfach dein Ding...schon geil das Teil ;-)

Liebe Grüße,
Lisa

Verfasst: 02.02.2007, 16:32
von leonie
Hi Tom,

also, ich finde, gegen Ende wird es stärker. Baader-Meinhof finde ich sehr witzig, ebenso die "Toiletten-Episode", die Hartschalenkoffer samt Ausrüstung.
Mit den ersten Absätzen geht es mir wie Lisa: Das Thema ist gut, auch, dass Du selbst die kompklizierte Schreibweise dann als Stilmittel verwendest. Aber dabei schießt Du für mein Empfinden ein wenig über das Ziel hinaus.
Die Sätze sind so ellenlang, dass man zurückgehen muss, um Bezüge wieder herzustellen. Das geht aber zu Lasten des Lesevergnügens, das dieser Text bietet. Und im dritten Absatz sind es einfach zuviel der Genitive aneinandergereiht, das ermüdet auch die geneigte Leserin, wie ich eine bin.

Trotzdem: Gern gelesen, das sprüht von Tom-Witz und Sprachgewandtheit.

Liebe Grüße

leonie

Verfasst: 02.02.2007, 18:07
von Thomas Milser
Erstmal Danke an dich, Lisa, fürs Zeitnehmen.

Wie ich einen Gedanken, den du mal vor vielen Jahren hattest, aufgegriffen haben soll, ist mir ein bisschen rätselhaft. Müsste dann auf der Meta-Ebene geschehen sein :o)

Ich hatte den ganzen Vormittag noch an den ersten drei Absätzen herumlamentiert, und gehofft, sie flössen nun besser. Ich verstehe, was du mir 'etwas zu beschwerlich' meinen könntest, habe aber zur Zeit keine Mittel dagegen. Und wie ich jetzt posthum die Übergänge geschmeidiger bekommen soll, ohne das ganze Teil komplett umkrempeln zu müssen, ist mir auch noch ein böhmisches Dorf mit sieben Siegeln. Heute geht nix mehr *röchel* Ich lasse das mal sacken.

Lisa hat geschrieben:weil sich mancher Fahrgast


Hab ich auch überlegt. Einen Break fänd ich da aber gut. Ginge mit Auslassungszeichen (manch')?

Lisa hat geschrieben:obendrein mit der Auffassungsgabe und Scharfsichtigkeit einer brütenden Seeadlerhenne gesegnet sind (die Sehschärfe einer Seeadlerhenne wurde für solche Vergleiche schon sehr oft bemüht...kenn ich zu gut, um die Formulierung zu bewundern).


Echt? Schei..e! Ich hatte zwar irgendwas mit brüten und Greifvogel im Kopf, war aber voll stolz auf die 'Henne' (heißt das bei Greifen überhaupt so?). Dann muss ich wohl den Vierkant neu erfinden *heul* Oder ich lebe einfach damit weiter.

Lisa hat geschrieben: warum reichtE @Vergangenheit, ahhhh..*plopp*, Konjunktiv? da wäre ich ausnahsmweise für ein würde?


Genau. Plopp! Würde? Ne, würde ich nie nehmen. Das ist doch grad das Schöne, ohne würde hats nämlich Würde:o)

kennen die Mehdorn?


Lesen die diesen Text? Wenn die Minnesänge kennen, kennen die auch Mehdorn. Wenn nicht, kann ich auch nicht helfen.
Plopp! Stimmt irgendwie. Ich merke gerade, dass ich zu verliebt in die Formulierung bin. Logikfehler, wenn man die nachher als blöd hinstellt. Muss ich ändern, wenn mir was einfällt.


Lisa hat geschrieben:Denn 'Aßalsg' wirkt nicht nur ungelenk, es schnallt auch keine Sau mehr.

vielleicht pointierter: Denn 'Aßalsg' wirkt nicht nur ungelenk, das schnallt auch keine Sau (mehr).


kann man machen.

Lisa hat geschrieben:Otto-Normal-Stütchen <-- Stübchen? Oder meinst du tatsächlich Stütchen? aber worauf soll das referieren?


Ich meine immer, was ich schreibe :o) Sicher Stütchen. Pappige Backtriebmittelbällchen, mit oder ohne was drin. Im Text: oben Rosinen- unten Otto-Normal-. Find ich referierend (?) genug...

Lisa hat geschrieben: wohl sang- und klanglos vorüber, was sie wohl Wiederholung

ui, böser Schnitzer. Wird erledigt. Schande über mein Haupt.

Lisa hat geschrieben:Vermutlich einer jener vernebelten Geister


Oh, wo ist mein Tipp-Ex? Natürlich...danke, Henne! :o)

Lisa hat geschrieben:
Wer denkt sich sowas aus? Vermutlich einer jenen vernebelten Geister, die auch die Englisch-, Französisch- und Spanischübersetzungen auf den Bildschirmen der neuen Geldautomaten ersonnen haben. Bei dem vorherrschenden anglo-, franko- und espanjophilen Zuwanderungsdrama hierzulande erschiene es wirklich allzu pedantisch, auf solche sprachlichen Minderheiten wie Türken und sonstige Osteuropäer einzugehen. Was natürlich auch für oben genannten Aufkleber gilt.


würde ich noch etwas ausführen, zumindest reinbringen, dass sie es aus Touristikgründen gemacht haben? oder dass dies die typischen "Weltsprachen" (@Lernen) sind? Trotzdem ist das ja unsinnig, aber ich würde das absichern...


siehe oben, muss ich gucken...
Daher kommt das? Wäre mir nie eingefallen, weil in Duisburg-Meiderich seit der Belagerung durch die Mulatten kein einziger Tourist mehr gesehen wurde :o)

Lisa hat geschrieben:Der Schlusssatz stört mich nicht, ich find ich witzig.
Solche Texte sind einfach dein Ding...schon geil das Teil ;-)


ohne Worte....
Danke Lisa.


Hi Leonie und danke fürs Lesen.

Verliert man wirklich den Bezug in den etwas längeren Sätzen? Ich habe eigentlich nicht mehr das Gefühl. Dazu hätte ich gerne noch andere Meinungen....

Ich kann im dritten Absatz keinen Genitiv entdecken... zuviele schon gar nicht... ???


Buah, das Teil ist ne harte Wurst, ich kanns euch sagen. Eure Kritiken helfen mir sicherlich, den Feinschliff hinzubekommen. Danke schonmal allen, die sich die Mühe machen und gemacht haben.

Tom *geht duschen* :o)

Verfasst: 02.02.2007, 18:27
von lagunkel
Nach nochmaligem lesen, es waren genau drei Durchgänge, bin ich nach wie vor der Meinung, dass die Sätze nicht zu lang und auch nicht zu holprig sind.
Ich erkenne nun auch den Schlußsatz an, aber irgendwie braucht es da für mich noch eine andere Formulierung. Ich habe leider nichts adäquates ersinnen können, werde aber weiter nachdenken, um hoffentlich zu einem Schluß zu kommen.

Gruß, sogar einen Lieben

Rebekka

Verfasst: 02.02.2007, 18:34
von Thomas Milser
Danke, Rebekka.
Erstens für deinen Vornamen (ist Lagunkel dein Nachname?) *kicher*, zweitens für DREI Durchgänge. Respekt! Schaff' ich ja selbst kaum :o)
Freut mich aber, wenns fließt.

Ja, der letzte Satz. Immer ein Problem. Normalerweise schreibe ich Texte erst dann, wenn ich den ersten und den letzten Satz schon fertig habe. War hier nicht so.
Er fällt aber so aus dem Rahmen und besonders aus dem Rhythmus, dass ich in schon fast wieder gut finde. Aber für Vorschläge unbedingt offen!

Tom.

Verfasst: 02.02.2007, 18:42
von Thomas Milser
Off topic:

Leuts, ihr glaubt nicht, wie schön das für mich ist, mich mal wieder nach langer Zeit einen ganzen Tag in einen Text und in das Forum fallenzulassen. Dafür muss ich zwar am Sonntag ein bisschen arbeiten, was mir aber schnurzpiepegal ist.

Ich wurde heute morgen vor dem Wecker (der mich ja seit Jahren betrügt) und vor der Dämmerung wach, und wusste, dass es keine Zeit zu verlieren galt, die Frische der Nacht mit ins Schreiben zu nehmen.

Fühlt sich an wie Urlaub. Und jetzt mache ich für heute den Deckel zu und werde mir ein Gezapftes genehmigen gehen. Könnten auch zwei werden :o) Sollte ich heute nacht Blödsinn schreiben, waren es zwei. :o)

Tom.

Verfasst: 02.02.2007, 19:00
von leonie
Lieber Tom,

ich meinte die hier:

"das Stempeln des Fahrscheins, das Wahrnehmen dieses Aufklebers, dem Entziffern der Buchstaben, dem Zusammenschrauben der Sinnzusammenhänge und dem Umsetzen des soeben mühsam Verinnerlichten bis zum ruckartigen Anfahren des Zuges"

Liebe Grüße

leonie