Ins Kino geht man um anderer Leute Abenteuer zu erleben. Zurückgelehnt im weichen Sessel fiebern wir mit James Bond und knabbern dabei Chips und mampfen Popcorn. Doch auch der Weg zum Kinosaal, kann filmreif sein, „Erlebniswelt Kino“ eben.
So finde ich mich auch diesmal vor dem ersten (und einzigen) Filmtheater unserer kleinen Stadt am Niederrhein ein. Die Karte für den dargebotenen Blockbuster bezahle ich mit viertelstündigem Anstehen in einer Schlange und stolzen 7,50 €. Ein Plakat neben der Kasse weiß, dass sich die Preise durch die Einführung des Euro nicht erhöht haben. So etwas stimmt mich glücklich. Natürlich: Irgendwie kostete Kino vor zehn Jahren die Hälfte, aber der Euro ist nicht Schuld daran. Mehr Sorgen bereitet mir ein zweiter Aushang. „Wir sind ein lizenzierter Gastronomiebetrieb,“ heißt es da. „Mitgebrachte Speisen dürfen nicht in unserem Kino verzehrt werden. Danke für Ihr Verständnis.“ Aha, nun weiß ich endlich, wo mein fehlendes Verständnis geblieben ist. Doch: Wohin jetzt mit den Chips und Cola in meiner Hand? Zum Glück reicht die Zeit noch, um die Lebensmittel wieder eilig im Auto zu verstauen und mich in die Schlange an der Verkaufstheke zu stellen. Zwei Hände arbeiten gegen den Appetit von 44 Menschen an. Unwillkürlich kommt mir die Speisung der 5000 in den Sinn. Während ich warte, beschleicht mich tiefe Dankbarkeit, dass es sich bei meinem Lieblingskino nicht auch um einen lizenzierten Optiker handelt. Dennoch rücke ich nervös meine Brille zurecht. Endlich ist die Reihe an mir. Leider sind dem lizenzierten Gastronomiebetrieb die Chips ausgegangen (das Angebot, ihnen meine zu verkaufen, verkneife ich mir), aber für lumpige 8 Euro gehören mir drei Minuten nach Filmbeginn eine Portion Nachos und ein Becher Cola.
Doch jede Hast wäre übertrieben: Es ist noch kein Einlass, ich stelle mich in die dritte Schlange an diesem Abend. Erst zwanzig Minuten nach dem offiziellen Filmbeginn dränge ich mich mit einer Menschenmenge (aber ohne meine Nachos, die sind im Gewühl zu Boden gegangen) in den Saal. Bevor es endgültig losgehen kann, erscheint noch der Filmvorführer. Doch die Hoffnung auf eine Entschuldigung ist verfrüht. „Rücken Sie mal zusammen!“ kommandiert er die Reihe hinter mir.
Das Argument, die scheinbar freien Plätze seien belegt, lässt er nicht gelten. „In fünf Minuten komme ich wieder“, droht er und ich überlege, ob ich stramm sitzen soll.
Statt seiner kommt dann aber doch die Werbung. Als eine gute dreiviertel Stunde später der Hauptfilm beginnt, natürlich die ersten zehn Minuten ohne Ton, bekomme ich davon nur wenig mit. Ich habe mich zurückgeträumt in eine frühere Zeit, in ein Kino, in dem ich die Werke von Kaurismäki, von Polanski oder Wenders für mich entdeckte. Die Sitze waren hart und Popcorn gab es nur bei den Samstag-Abendvorstellungen. An einen lizenzierten Gastronomiebetrieb wagte niemand zu denken. Aber den Besitzer und seine Besucher verband eines: die Liebe zum Film.
PS: Allen, die in ihrem Kino ein lizensiertes Bekleidungsgeschäft vermissen, sei das ehemalige Burgtheater - jetzt eine Filiale von H&M - empfohlen.
(c) Max
Kino heute
Hallo Max!
Toll, auch ich musste schmunzeln und immer wieder nicken, ja genauso ist es! Und dazu kommt noch der klebrige Teppich, denn das neue Kino ist in die Jahre gekommen. Zum Glück haben sie die Lasershow abgeschafft, die mir irgendwie immer falsch montiert vorkam.
Der Vergleich zu unserem jetzigen Kino drängt sich mir auf. Denn im Gegensatz zu den Großkinos ist dieses kleine Kino überschaubar und die Schlangen sind nicht so lang. Richtig erholsam fand ich das immer. Sicher man wartet auf die Filme länger, manchmal sind sie schon nicht mehr aktuell und Freunde haben das Wichtigste bereits erzählt. Aber wozu kann man weghören .
Der Weg zur Toilette ist auch nicht so weit, so verpasst man wenigstens nicht den halben Film, sondern hört noch ein wenig mit .
Das Einzige was mich stört, ist, dass geraucht werden darf. Mal sehen, wenn ich Bürgermeisterin werde, dann wird das geändert
Bildlich hatte ich es vor mir, als ich deine Geschichte las und wurde inspiriert, wie man unschwer erkennen kann. *lächel*
Liebe Grüße
Arielle
Toll, auch ich musste schmunzeln und immer wieder nicken, ja genauso ist es! Und dazu kommt noch der klebrige Teppich, denn das neue Kino ist in die Jahre gekommen. Zum Glück haben sie die Lasershow abgeschafft, die mir irgendwie immer falsch montiert vorkam.
Der Vergleich zu unserem jetzigen Kino drängt sich mir auf. Denn im Gegensatz zu den Großkinos ist dieses kleine Kino überschaubar und die Schlangen sind nicht so lang. Richtig erholsam fand ich das immer. Sicher man wartet auf die Filme länger, manchmal sind sie schon nicht mehr aktuell und Freunde haben das Wichtigste bereits erzählt. Aber wozu kann man weghören .
Der Weg zur Toilette ist auch nicht so weit, so verpasst man wenigstens nicht den halben Film, sondern hört noch ein wenig mit .
Das Einzige was mich stört, ist, dass geraucht werden darf. Mal sehen, wenn ich Bürgermeisterin werde, dann wird das geändert
Bildlich hatte ich es vor mir, als ich deine Geschichte las und wurde inspiriert, wie man unschwer erkennen kann. *lächel*
Liebe Grüße
Arielle
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