Walking downtown
Verfasst: 04.09.2007, 17:27
Bei der Accountlöschung bat die Autorin darum, dass ihre Texte gelöscht werden. Dieser Bitte kommt die Administration nach.
Aus der geöffneten Tür entsteigt ein Geruch, der nur dauergewellten Haaren entstammen kann.
Zwei Personen, offenbar Bedienungspersonal aus dem Salon, stehen rauchend auf dem Trottoir.
Weiter in Richtung Bilker Bahnhof. Straßenbahnen fahren noch selten, es sind erst wenige Autos unterwegs, denn es ist früh.
Die Stadt reibt sich die Augen, an einem Samstag um Achtuhrdreißig.
Die Sonne scheint, und oh Wunder, die Luft in Düsseldorf ist noch seidig-leicht, wie sonst nur an einem jungen Sommermorgen auf dem Land.
Nach zehn Minuten habe ich die „Flora“ erreicht. Ein winziger Park, in dem ich mindestens 5 wenn nicht 6 Runden drehen muss um auf meine Stunde Bewegung zu kommen, das Stück an der Straße entlang hin und zurück einberechnet.
Die Enten und Wasserhühner, die die noch stillen Wege bevölkern, schrecken zeternd hoch und flüchten vor mir.
Bei der nächsten Runde sehe ich wie ein Mann, den Inhalt aus einer Schnapsflasche in eine Colaflasche umfüllt. Bei einer meiner nächsten Runden
Einfach zudröhnen, vergessen wollen die „Übriggebliebenen“ im Park, oder sollte ich besser sagen die „Am Rande unserer Gesellschaft“?
Mir reicht es, ich habe genug gesehen.
Wie viele Runden ich gelaufen bin weiß ich nicht, aber ich mache mich auf den Rückweg kaufe beim Bäcker Brötchen. Ein friedlicher Morgen in der Großstadt, ich weiß, dass mir das Frühstück schmecken wird.
Code: Alles auswählen
Aus der geöffneten Tür entsteigt ein Geruch, der nur dauergewellten Haaren entstammen kann.
Sethe hat geschrieben:Gerade das "entsteigt ein Geruch" gefällt mir. Ich zumindest kann sehr gut nachempfinden, wie es riecht, ich rieche förmlich diesen Geruchsmischmasch. Nur, ich will in diesem Satz andauernd noch ein "aus" lesen, also "der nur aus dauergewellten Haaren entstammen kann".
Sethe hat geschrieben:Die Wahl das Wort "Trottior" zu verwenden, gefällt mir nicht so. Bei diesem Wort fällt mir - aus welchem Grund auch immer- eine total herruntergekommende Gegend ein.
Sethe hat geschrieben:Auch sehr treffend beschrieben finde ich die Situation mit den Enten und Wassenhühnern.
Sethe hat geschrieben:Was mich allerdings ziemlich stört ist der englische Titel. Muß das sein?
Und das Layout. Mir ist der Text zu dicht gedrängt, ich fände ein paar Zeilenumbrüche besser. Aber ich denke, dies ist Geschmackssache.
Sethe hat geschrieben:Entschuldigung, ich habe das Zitieren von einzelnen Sätzen schon wieder nicht richtig hinbekommen.
Sethe hat geschrieben:(Allerdings ist durch diese Textbesprechung (und auch durch andere Besprechungen) jetzt doch mein Mut, hier doch mal einen Prosa-Text (wenn ich etwas schreibe, dann nur über alltägliche Situationen) einzustellen, auf Minus 100 gesunken.)
Der Duft frischer Brötchen wird durch die eine Wolke aus dem Frisörladen nebenan verdrängt. Ein Geruch entsteigt Aus der geöffneten Tür entsteigt ein Geruch, der nur dauergewellten Haaren entstammen kann <- das gefällt mir nicht. Vielleicht eher ... Tür: Dauerwellentinktur. Donauwelle beim Bäcker, Dauerwelle beim Frisör.
Zwei Angestellte des Salons Personen, offenbar Bedienungspersonal aus dem Salon,stehen rauchend auf dem Trottoir. Ich liebe das Wort Trottoir!
Weiter in Richtung Bilker Bahnhof. Es ist früh. Straßenbahnen fahren noch selten, es sind kaum erst wenige Autos unterwegs. , denn es ist früh.
Neue Zeile. Die Stadt reibt sich die Augen, an diesem einem Samstag. um Achtuhrdreißig. <- das würde ich ersatzlos streichen. Die Sonne scheint, und oh Wunder, die Luft in Düsseldorf ist noch seidig-leicht, wie sonst nur an einem jungen Sommermorgen auf dem Land.
Neue Zeile. Nach zehn Minuten habe ich die „Flora“ erreicht. Ein winziger Park, der so klein ist, dass in dem ich mindestens 5 fünf wenn nicht 6 sechs Runden drehen muss, um auf meine Stunde Bewegung zu kommen, das Stück an der Straße entlang hin und zurück einberechnet. <- das gefällt mir auch nicht recht.
Die Enten und Wasserhühner, die die noch stillen Wege bevölkern, schrecken zeternd hoch und flüchten vor mir. Ich ziehe meine Kreise, vorbei an ihnen um den kleinen Teich. Auf zwei Bänken zwischen ihren Piselotten sitzen Penner, die offensichtlich dort übernachtet haben. Einer rülpst laut <- unnötig, ist klar.
Bei der nächsten Runde sehe ich, wie ein Mann, den Inhalt aus einer Schnapsflasche in eine Colaflasche umfüllt.
Neue Zeile. Bei einer meiner nächsten Runden sehe ich dann halb verdeckt von Büschen einen jungen Mann mit heruntergelassenen Hosen, der versucht dabei ist, sich einen Schuss zusetzen. Er erschrickt Als ich mich räuspere, erschrickt er. Ich schaue schnell weg.
Einfach zudröhnen, vergessen wollen die „Übriggebliebenen“ im Park, oder sollte ich besser sagen die „Am Rande unserer Gesellschaft“? <- ich würde das streichen, das führt weg von der reinen Beobachtung und ist eine Klischeefalle. Ich finde, es macht die Betrachtung kaputt.Der Leser weiß das nämlich und auch, was du meinst mit der lediglichen Beschreibung der Umstände.
Absatz.
Mir reicht es , ich habe genug gesehen. Wie viele Runden ich gelaufen bin, weiß ich nicht. , aber Ich mache mich auf den Rückweg, kaufe beim Bäcker Brötchen. Ein friedlicher <- würde ich streichen, denn er ist nur zum Teil friedlich, wie die Beobachtungen im Park ja zeigen! Das LI ist ja nicht so oberflächlich, das du mir hier zeigst. Zumindest lese ich das nicht heraus, also würde ich nicht aus der neutralen Beschreibung herausfallen. Morgen in der Großstadt, ich weiß, dass mir das Frühstück schmecken wird.
Klara hat geschrieben:diesen Text finde ich nicht gelungen.
Klara hat geschrieben:Was will uns - mit Verlaub - die Schreiberin damit sagen? Was Eigenes? Was Neues? Was Interessantes? Dass ich darauf keine Antwort finde (und den Eindruck erhalte, hier stellt sich eine Person aus, aber kein Text), ist aber nur ein Grund für meine Meinung.
Klara hat geschrieben:Aus der geöffneten Tür entsteigt ein Geruch, der nur dauergewellten Haaren entstammen kann.
"entsteigt ein Geruch"... äh?
Klara hat geschrieben:Zwei Personen, offenbar Bedienungspersonal aus dem Salon, stehen rauchend auf dem Trottoir.
Wiederholung Personen, Personal, bürokratische Ausdrucksweise (warum Personen?? Wer ist das? Wie sehen sie aus? Warum erregen sie das Interesse des erzählenden Ichs?)
Klara hat geschrieben:Weiter in Richtung Bilker Bahnhof. Straßenbahnen fahren noch selten, es sind erst wenige Autos unterwegs, denn es ist früh.
Ungeschicktes, weil unnötiges "denn".
Klara hat geschrieben:]quote]Die Stadt reibt sich die Augen, an einem Samstag um Achtuhrdreißig.
Die genaue Uhrzeit, und auch noch in Digitalanzeige, wäre in einem Polizeiprotokoll angebrachter als in einer literarischen Impression.
Klara hat geschrieben:Die Sonne scheint, und oh Wunder, die Luft in Düsseldorf ist noch seidig-leicht, wie sonst nur an einem jungen Sommermorgen auf dem Land.
"oh Wunder" - der ironische Beiklang mag nicht recht zum Rest des Textes passen.
Klara hat geschrieben:Nach zehn Minuten habe ich die „Flora“ erreicht. Ein winziger Park, in dem ich mindestens 5 wenn nicht 6 Runden drehen muss um auf meine Stunde Bewegung zu kommen, das Stück an der Straße entlang hin und zurück einberechnet.
Schon wieder so bürokratisch, rechnend. Mich würde als Leserin eher interessieren: Warum muss jemand "auf seine Stunde Bewegung kommen"? Verordnung des Arztes?
Klara hat geschrieben:Die Enten und Wasserhühner, die die noch stillen Wege bevölkern, schrecken zeternd hoch und flüchten vor mir.
"bevölkern" wirkt steif. Besser: Die Enten und Wasserhühner auf den Wegen... Außerdem können die Wege schwerlich "still" sein, wenn da Tiere zetern.
Klara hat geschrieben:Bei der nächsten Runde sehe ich wie ein Mann, den Inhalt aus einer Schnapsflasche in eine Colaflasche umfüllt. Bei einer meiner nächsten Runden
Wiederholung "nächste Runde", außerdem seltsamer Ausdruck: Das Rundendrehen kommt einem zwanghaft vor.
Klara hat geschrieben:Einfach zudröhnen, vergessen wollen die „Übriggebliebenen“ im Park, oder sollte ich besser sagen die „Am Rande unserer Gesellschaft“?
Zu wem spricht das Ich? Wen fragt es? Und woher weiß es, welche Motive jemand zum Drücken hat? Und ob es je dieselben sind?
Klara hat geschrieben:Mir reicht es, ich habe genug gesehen.
redundant
Klara hat geschrieben:Wie viele Runden ich gelaufen bin weiß ich nicht, aber ich mache mich auf den Rückweg kaufe beim Bäcker Brötchen. Ein friedlicher Morgen in der Großstadt, ich weiß, dass mir das Frühstück schmecken wird.
Ein zynischer Schluss, der mir übel aufstößt.
Aus der geöffneten Tür entsteigt ein Geruch, der nur dauergewellten Haaren entstammen kann.
Zwei Personen, offenbar Bedienungspersonal aus dem Salon, stehen rauchend auf dem Trottoir.
Straßenbahnen fahren noch selten, es sind erst wenige Autos unterwegs, denn es ist früh. Die Stadt reibt sich die Augen, an einem Samstag um Achtuhrdreißig.
Bei der nächsten Runde sehe ich wie ein Mann, den Inhalt aus einer Schnapsflasche in eine Colaflasche umfüllt.
Er erschrickt als ich mich räuspere
Einfach zudröhnen, vergessen wollen die „Übriggebliebenen“ im Park, oder sollte ich besser sagen die „Am Rande unserer Gesellschaft“?
annette hat geschrieben:Aus der geöffneten Tür entsteigt ein Geruch, der nur dauergewellten Haaren entstammen kann.
Ich würde den Geruch den Haaren entsteigen lassen (wegen der Richtung des Verbs):
„Aus der geöffneten Tür quillt ein Geruch, wie er nur dauergewellten Haaren entsteigen kann.“
annette hat geschrieben:Zwei Personen, offenbar Bedienungspersonal aus dem Salon, stehen rauchend auf dem Trottoir.
Die Personen würde ich auch etwas anschaulicher machen (sind mit "Bedienungspersonal aus dem Salon" Frisöre gemeint?): Dann vielleicht so etwas wie „Zwei der Haarkünstler“ oder wenigstens irgendeine griffige Anmerkung zu ihrem Äußerlichen.
annette hat geschrieben:„Trottoir“ finde ich völlig okay.
annette hat geschrieben:Straßenbahnen fahren noch selten, es sind erst wenige Autos unterwegs, denn es ist früh. Die Stadt reibt sich die Augen, an einem Samstag um Achtuhrdreißig.
Den Abschnitt würde ich etwas verdichten. Zum Beispiel:
„Eine einzige Straßenbahn begegnet mir und nur wenige Autos: Die Stadt reibt sich noch die Augen, samstags um halb neun.“
annette hat geschrieben:Aus „oh Wunder“ würde ich etwas wie „ungewohnter Weise“ machen:
„Die Sonne scheint, und die Luft in Düsseldorf ist ganz ungewohnter Weise noch seidig-leicht, wie sonst nur an einem jungen Sommermorgen auf dem Land.“
annette hat geschrieben:Bei der nächsten Runde sehe ich wie ein Mann, den Inhalt aus einer Schnapsflasche in eine Colaflasche umfüllt.
Komma hinter Mann weg, dafür eins hinter ich.
annette hat geschrieben:Er erschrickt als ich mich räuspere
Komma hinter erschrickt.
annette hat geschrieben:Einfach zudröhnen, vergessen wollen die „Übriggebliebenen“ im Park, oder sollte ich besser sagen die „Am Rande unserer Gesellschaft“?
Der Satz kommt mir zu sehr mit dem Zeigefinger daher, aber zu bieder für Satire. Ich denke, es soll darauf hinauslaufen, dass das Ich den „Übriggebliebenen“ vorwirft, sie wollten der Wirklichkeit entfliehen, und dann flieht es selbst ganz schnell wieder zu seinem Frühstück. Du zeichnest mit dem Ich jemanden, der nur die Oberflächen sieht und sich dann auf Klischees zurückzieht.
Daher würde ich zB schreiben:
"Meinen die denn, sie könnten sich der Realität entziehen? Sich wegbeamen und alles um sie herum vergessen?"
Gerda Jäger hat geschrieben:Walking downtown
Ich schaue schnell weg.
Meinen die denn, sie könnten sich der Realität entziehen? Sich wegbeamen und alles um sie herum vergessen, jene „Übriggebliebenen“ im Park? Sind diese Armseligen am Rande unserer Gesellschaft dazu verdammt sich zu verstecken, dieses Nischendasein zu führen?
(...)
Damit gehe zur Tagesordnung über, weiche den dunklen Gedanken aus.
Ein „friedlicher“ Morgen in der Großstadt. [b]Jetzt freue ich mich auf mein Frühstück.