Ein möglicher Anfang
Verfasst: 07.02.2008, 13:08
Ein möglicher Anfang
D
D
Literatur (weder vo nunten noch von oben)
Genau so! Das ist gemein! Im Bett kriegt man die genialsten Sätze, die besten Ploteinfälle und Prämissen zusammen und dann? Mist!Der erste Satz ist leicht. Man liegt im Bett und hat ihn, hat sogar mehrere, und gleich einen ganzen Ab-Satz. Sobald man aufsteht, ist er natürlich weg, sind alle Sätze weg, bis neue kommen, andere, nie genau die, die man gerade eben noch als absolut richtig gewusst hat, damals, morgens oder mittags oder abends, im Bett. Was im Kopf ist, was im Bett bleibt, zählt nicht.
Ich würde nicht "raus" reden zum Leser.Das hier wird keine Problemgeschichte, erwartet euch bitte nichts Großartiges, nichts Bahnbrechendes, keine Sozialstudie und keine Erneuerung der Literatur (weder von unten noch von oben).
würde ich streichen.Es wird vermutlich eher eine weitere all der nichtnotwendigen Geschichten jener Nach-Nachkriegsgeneration, der auch die Schreiberin angehört – eine Geschichte also, die eigentlich keine rechte Berechtigung
das finde ich nicht so gelungen, Klara, denn dass man es gut hatte, ist kein Grund nicht zu schreiben. Und Schreiben hat mit hohem Ross nix zu tun, finde ich.ja, sie hat rundheraus gesagt überhaupt keinen Grund, sich zu beklagen oder gar aufs hohe Ross zu schwingen und tut es auch nicht.
Zitat:ja, sie hat rundheraus gesagt überhaupt keinen Grund, sich zu beklagen oder gar aufs hohe Ross zu schwingen und tut es auch nicht.
das finde ich nicht so gelungen, Klara, denn dass man es gut hatte, ist kein Grund nicht zu schreiben. Und Schreiben hat mit hohem Ross nix zu tun, finde ich.
überhaupt keinen Grund, sich zu beklagen oder gar aufs hohe Ross zu schwingen und tut es auch nicht.
überhaupt keinen Grund, sich zu beklagen odergar aufs hohe Ross zu schwingen und tut es auch nicht.
Aber was für einen Grund braucht man, um zu erzählen? Reicht als Grund aus, dass man über eine Charaktereigenschaft berichten möchte (wir könnten auch schreiben „genetischer Defekt“, „Grundeinstellung“, „Schicksal“, „biologische Konstante“ etc., und all das und noch mehr werden wir sicherlich auch in Kürze behaupten, sobald wir zur Sache kommen), eine Eigenschaft, die nach gängiger Moralvorstellung nicht ganz einwandfrei ist, und die einige unterhaltsame Begebenheiten und gesellschaftsphilosophisch relevante Fragen nach sich zieht (mal abgesehen von Zweifeln, Zaudern und Zagen)?
Aber was für einen Grund braucht man, um zu erzählen? Reicht als Grund aus, dass man über eine Charaktereigenschaft berichten möchte (wir könnten auch schreiben „genetischer Defekt“, „Grundeinstellung“, „Schicksal“, „biologische Konstante“ etc., und all das und noch mehr werden wir sicherlich auch in Kürze behaupten, sobald wir zur Sache kommen), eine Eigenschaft, die nach gängiger Moralvorstellung nicht ganz einwandfrei ist, und die einige unterhaltsame Begebenheiten und gesellschaftsphilosophisch relevante Fragen nach sich zieht (mal abgesehen von Zweifeln, Zaudern und Zagen)?
Warum sitzt die Erzählerin auf einem hohen Ross? Und wenn ja: Was wäre schlecht daran? Vielleicht soll sie gar nicht "sympathisch" rüberkommen. (Ich bin mir selbst noch nicht sicher.)
Also weiß man schon an dieser Stelle, dass es nicht um die tatsächliche Überzeugung der Autorin geht, dass sie ihre Geschichte entschuldigen müsste, sondern um die unterstellte engsichtige Erwartungshaltung des Lesers.
Soll sich der Leser mit der Prot. identifizieren, sich zumindest offen auf ihr Erzähltes einlassen können, oder soll er auf Distanz gehen und eine kritische Gegenposition beziehen?
Geht es darum, dass du Verständnis (Verstehen) ermöglichen möchtest oder Ablehnung verstärken?