als ich ein wolf war

[Thomas Milser]

als ich ein wolf war

[align=justify]deine bedenken kannst du vorne in der diele aufhängen sagte sie jetzt. da müsste noch ein haken freisein. ich klopfte die wand nach hohlstellen ab. was benutzt du für dübel fragte ich. spreizdruckfreie sagte sie ich will nicht noch mehr spannung erzeugen. zum glück hast du niedervolt sagte ich da kann man keinen gewischt kriegen. sie holte einen lappen. schmeißt du immer so schnell dein glas um fragte sie. nur wenn es vor aufregung schon fast leer ist sagte ich. bier macht keine weinflecken sagte sie. nein sagte ich aber weinflecken machen salzränder. in den teppich fragte sie. nein aufs revers. wann hast du das letzte mal geheult fragte sie. als ich ein wolf war. magst du rohes fleisch fragte sie. hab mal von einem gehört der hats mit nem klumpen hack getrieben. 50 kilo. keine ahnung ob das gewürzt war. wahrscheinlich hat er nicht genug salz drangemacht sagte ich. aber keine schlechte sache wenn man seinen partner danach auffressen kann was. ihre fangbeine streckten sich und knirschten. du hast sehr akkurat tapeziert sagte ich und das grün gefällt mir. das nimmt mir das gefühl von mauern umgeben zu sein sagte sie. ist dafür blau nicht besser fragte ich und weiß ein insekt überhaupt ob es drinnen ist oder draußen. wenn das haus aus papier ist sagte sie nein. ich faltete eine zigarette. als was willst du nochmal auf die welt kommen fragte sie. als rochen sagte ich, die können fliegen und tauchen gleichzeitig. willst du schonmal üben fragte sie.[/align]



*Zeile 1: ich stellte auch direkt meine lastkähne darunter und legte die sorgen ordentlich zusammengefaltet auf die kommode.
ausgetauscht gegen:
ich klopfte die wand nach hohlstellen ab.

*Zeile 7: bis es stank. dann musste er zum metzger neues holen.
vorübergehend ersatzlos gestrichen als Tribut an die Hackverächter :o)

[DonKju]

da treib ich hilflos hin und her und suche verzweifelt den halt doch um mich rum nur wegschwimmende worte vielleicht sollte ich meinen verstand mal wieder ölen und bukowski und burroughs lesen vielleicht irgendwann komm' ich dahinter hahaha sonntags nachmittags von bilbo grüße auf die kurzprosa verfasst nur hobbit nie wolf nie rochen sein wollend irgendwann analogie hesses steppen"wolf"

[Thomas Milser]

"da treib ich hilflos hin und her und suche verzweifelt den halt"

Das ist genau das Problem, Bilbo. Man muss gelegentlich mal einen Punkt machen :o)

[DonKju]

hi tom, danke für den hinweis. werde bei einem zweiten durchlauf versuchen, bezugs-punkte zu setzen.

gruß bilbo

[Thomas Milser]

Ne, mal im Ernst: Der Text hier issen Experiment. Ich bin auch noch nicht sicher, ob die spärliche Interpunktion funktioniert. Zumal in Verbindung mit der Kleinschrift. Evtl. ändere ich letztere nochmal in Normalschrift.

Für mich liest es sich flüssig (irgendwie 'Echtzeit'), aber ich bin ja kein Maßstab. (<befangen)

Tom

edit: ... und überlege, ob es in der Gegenwartsform nicht noch flotter daherkäme ...

[Trixie]

Also, ich konnte es gut lesen, ohne abzusetzen. Wenn es ich "Echtzeit" ist, sollten doch aber die Fragen schon mit Fragezeichen sein oder nicht? Die Kleinschrift hat mich gar nicht gestört. Vielleicht, weil ich selbst auch oft so schreibe (also alles klein). Mir gefällt das, ich halte es für ein gelungenes Experiment. Es wirkt wie ein Traum, vielleicht ein Tagtraum, ein Wunscherlebnis, ein Vermisch aus Realität und Weitergedachtem. Unreal, aber vorstellbar und verständlich auf eine skurrile Art und Weise - als hätte das jeder schon mal erlebt, aber anders.
Mir gefallen die schon oft gehörten Bilder "Lass die Sorgen vor der Tür" in diesem Zusammenhang trotzdem, denn das Gesamtbild ist so ungewöhnlich, dass es gerade richtig ist.

Das von mir soweit.

Gruß
Trix

[Mucki]

Hi Tom,

ich finde den Text herrlich skurril. Und ja, im Präsens würde er noch besser rüberkommen, glaube ich.
Die fehlende Interpunktion stört mich überhaupt nicht, auch die Kleinschreibung nicht.
Gelungen!
Saludos
Mucki

[Thomas Milser]

Hallo Ihr Hübschen :o)

Ich lese bei Euch beiden das Wörtchen 'skurril', und ich weiß nicht genau, wie ich das einordnen soll.
Das Wörtchen ist ja recht 'in' und wird für Vielerlei gebraucht.

Zum einen heißt skurril ja 'merkwürdig, verschroben', zu anderen 'possenhaft'. Gemäß letzterem, also der 'Posse', wäre es eine (anspruchslose) derbe Kommödie. Mit beidem könnte ich leben :o)

Schön finde ich Trix' 'Vermisch aus Realem und Weitergedachtem'. Es handelt sich in der Tat um einen meiner wenigen rein fiktiven Texte. Dass die (fehlenden) Fragezeichen etwas mit der 'Echtzeit' zu tun haben, finde ich allerdings nicht.

Mucki: Mit der Erzählzeit bin ich noch unentschlossen. Habs gerade mal für mich im Präsens geschrieben; sieht mir irgendwie zu glatt aus. Warum, weiß ich selber (noch) nicht. Schaunwermal, das muss ein bisschen abhängen ...

Danke fürs Lesen

Tom.

[Mucki]

Hi Tom,

also, mit "skurril" meine ich bizarr/eigenwillig und das in durchaus positivem Sinne ,-)
Jou, lass mal abhängen. Ich habs mir mal im Präsens laut vorgelesen und irgendwie isses dadurch dichter an mir dran, keene Ahnung warum, ist halt so mein Bauchgefühl.
Saludos
Mucki

[leonie]

Hi Tom,

also, ich mag das sehr. Der skurrile Text überlagert einen "Subtext". Und deshalb knistert er gewaltig.
Den Teil über das Hack finde ich in dem sonst nur Angedeuteten fast ein wenig zu ausgeführt.

Könnte man das nicht noch weglassen:

dann musste er zum metzger neues holen. keine ahnung ob das gewürzt war.

ebenso diesen Satz, den finde ich zu direkt:

aber keine schlechte sache wenn man seinen partner danach auffressen kann was.


Es kommen ja noch die Fangbeine und die Insekten-Passage. Das reicht völlig fürs Verständnis aus.

Ansonsten: Macht Appetit auf mehr!

Liebe Grüße

leonie

[Thomas Milser]

Hallo Leute, melde mich live aus Paddys Pub!
Die Gäste gucken schön blöd, weil ich vom Notebook nicht wegkomme ... und jetzt auch noch hinter der Theke an dem Wirt seinen Rechner sitze ... ist mir aber wurscht ...

Zur Tempusfrage:
Ich bin inzwischen sicher, dass die Vergangenheitsform die richtige ist. Das Nacherzählende gefällt mir bedeutend besser als das Dabeisein. Ich hab das intuitiv so geschrieben, und das ist meistens der richtige Gedanke, der aus dem Bauch kommt.

Zu Leo:
Das sind ganz neue Aspekte, die mir unterschwellig auch schon aufgefallen sind. Beleuchtenswert allemale, aber meine Barschaft reicht nicht aus, um das hier abschließend am Tresen zu klären.

Ich gebe dann mal wieder ab an meinen Lieblingswirt, der guckt schon, weil ich seinen Rechner voll Asche mache ... und lacht ...

Bis neulich,
Paddy: Einen Obstler aufs Haus!

Tom.

[Thomas Milser]

Wieder zuhause.

Leo:

Habe gerade nochmal (wie oft schon heute?) die erzählenden (längeren) Teile auf ihre Funktion innerhalb des Textes untersucht . Ebenso wie die Sätze, die keine direkte Rede sind.

Komme zu dem (vorläufigen) Schluss:

Ohne diese wäre der Text zu schnell, zu vorhersehbar, zu uniform.

'Skurril' bedeutet merkwürdig, also merk-würdig, insofern bleibe ich erstmal in dieser Version.

Und deshalb knistert er gewaltig.

Ja, ne? Finde ich auch ...

Tom.

[Thomas Milser]

aber keine schlechte sache wenn man seinen partner danach auffressen kann was.

Leo, wenn ich ehrlich bin: Ich liebe diesen Satz. Zumal nicht klar wird, wer von beiden den spricht ...

Und dieses Fragewort einfach am Ende vom Satz, ohne erklärendes Schriftzeichen ...

doch ... je länger ich draufguck, desto mehr mag ich das ...

aber es ist voll spannend, eure (deine) Gedanken mal durchzuspinnen ...
Gute Reflexion ... Ich liebe dieses Forum!


Tom

[Thomas Milser]

Und noch ein Dank an Madame smile, die mir neulich schrob, er (ein andererText) eigne sich viel besser für die ausgeschriebene Form. Bei jenem wurd' nix raus, bei diesem schon.

Ich fühl mich dann mal davon inspiriert, wenn's Recht ist?

Tom