Ulrike

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Klara
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Beitragvon Klara » 26.09.2008, 14:25

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Sethe
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Beitragvon Sethe » 26.09.2008, 17:35

Hallo Klara,

:hand0051: .
Ein großartiger Text.


Nur zwei Anmerkungen von mir:

Aber ich finde, dass ich mich nicht rechtfertigen muss, wenn ich mir Gedanken über Ulrike Meinhof mache,...


Ebend. Genau. Richtig.

Also bin ich der Meinung, daß Du alle Passagen, in denen Du dich doch rechtfertigst - dieser Satz ist ja auch schon eine- aus dem Text streichen kannst. (Einschließlich des kursiv geschriebenen ersten Satzes).

Oder dies hier zum Beispiel:
Man wird mir entgegenhalten, dass ich mir zu viele Gedanken um die Täter mache und zu wenig von den Opfern spreche


Deine Auseiandersetzung, Deine Gedanken sind so gut dargelegt, daß es der Text in keinster Weise nötig hat, daß Du darauf hinweist, daß Du dich nicht rechtfertigten mußt.

Als zweite Anmerkung frage ich Dich, ob Du es in Erägung gezogen hast, oder noch machts, die persönliche Anrede an Ulrike - also immer wenn im Text du, deine etc. steht- dieses Du, Deine groß zu schreiben?

viele Grüße
Sethe
Was ich tu, das tu ich, was ich tat, das wollte ich tun.
(aus: "Ich schließe mich selbst ein" von Joyce Carol Oates)

Yorick

Beitragvon Yorick » 26.09.2008, 22:29

>> Der folgende Text ist keine Satire, nix Humoriges und auch keine Glosse.

Mir scheint er eine Gedankensammlung zu sein, Notizen, Ideen, Abzweigungen, Betroffenheit, Berührtheit, Angedachtes, Persönliches, Gefühltes, Vermischtes.

Mit dem erklärten Vorsatz bedingungsloser Subjekttivität (womit sich per se alle Gedanken und Gefühlsregungen erklären lassen bzw. unantastbar sind)

Aus dieser Unantastbarkeit entsteht eine Beliebigkeit, der man folgen kann oder auch nicht. Realität wird Fiktion, Fiktion wird Realität. Deutscher Herbst in Mittelerde.

Ich habe viel Betroffenheit in diesem Text wahrgenommen. Und eine positionierte Nähe zu "Ulrike", welche auf mich befremdlich wirkte. Gelinde gesprochen.

Soweit meine Wahrnehmung dazu.

Grüße,
Yorick.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 27.09.2008, 00:41

Hi Klara,

auf deine sehr persönlichen Gedanken/Eindrücke lässt sich nicht antworten. Aber deine Zeilen regen mich dazu an, mir den Film anzuschauen.
Saludos
Mucki

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Sethe
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Beitragvon Sethe » 27.09.2008, 14:50

Gabriella/Mucki
auf deine sehr persönlichen Gedanken/Eindrücke lässt sich nicht antworten.


Warum?

Ich sehe das anders. Natürlich kann man auf den Text von Klara antworten.
Jedes Gedicht, jeder Prosatext hier entstand doch wohl auch aus persönlichen Gedanken und Eindrücken, und darauf wird doch auch reagiert.
Also warum nicht auf diesen Text, der sich mit einem gesellschaftlichen politischen Thema in einer persönlichen Form beschäftigt und versucht sich dem komplexen Thema auf der persönlichen Ebene anzunähern.
Gibt es dazu nichts zu sagen? Von Inhalt her, aber auch vom Form, vom Aufbau, vom Stil her?

Es stellt sich doch auch die Frage, ob die von Klara gewählte Form dazu geeignet ist, dieses Thema der deutschen Geschichte aufzugreifen und sich damit auseinanderzusetzen.
Ich finde es ist eine Möglichkeit, sich diesem Thema zu nähern.

In vielen Punkten spiegelt der Text meine eigenen Gedanken zu dem Thema wieder. Bei einigen Stellen regte sich bei mir Widerspruch. Ich muß aber den Text inhaltlich nochmals genauer durchlesen.

Das von Klara angesprochene Thema ist meiner Meinung nach ein Kapitel der deutschen Geschichte welches noch nicht besonders gut aufgearbeitet wurde.
Ich war zum Zeitpunkt der Schleyer Entführung, Mogadischu und all den anderen Ereignissen gerade mal 10 Jahre alt.
In meiner Schulzeit wurde dieses Thema überhaupt nicht behandelt. Ich kann mich noch gut an die Titelbilder des "Stern" aus dieser Zeit erinnern, an die Fahndungsplakate, an die Berichterstattung in den Medien. Aber warum, wieso die Täter zu Tätern wurden, darüber wurde und wird auch noch nicht besonders viel geschrieben und berichtet.
Erst sehr viel später habe ich z.B. durch einen Fernsehbericht erfahren, daß Ulrike Meinhof Mutter war. Vieles erfährt man jetzt erst, und vieles dürfte überhaupt noch nicht eindeutig geklärt sein.

Über jeden Text, jeden Bericht über dieses Thema bin ich geradezu dankbar.
Um die eigene Meinung, die eigene Position zu diesem Thema, auch und gerade zu Ulrike Meinhof weiter entwickeln zu können.
Sei es als reiner Sachbericht, oder in der Form, die Klara gewählt hat.

Politische Literatur ist doch nun nichts neues, aber warum diese Sprachlosigkeit (wie auch schon beim Palin Text), wenn diese auf einer persönlichen Ebene mal nicht als Lyrik daher kommt?

viele Grüße
Sethe
Was ich tu, das tu ich, was ich tat, das wollte ich tun.

(aus: "Ich schließe mich selbst ein" von Joyce Carol Oates)

Mucki
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Beitragvon Mucki » 27.09.2008, 15:26

Hi Sethe, hi Kara,
Sethe hat geschrieben:Zitat:
Gabriella/Mucki
auf deine sehr persönlichen Gedanken/Eindrücke lässt sich nicht antworten.

Warum?

Ich hätte hier eher schreiben sollen: Ich kann nicht darauf antworten, weil ich dieses Thema aus einer anderen Perspektive sehe. (Deshalb will ich mir den Film anschauen)
Sethe hat geschrieben:Über jeden Text, jeden Bericht über dieses Thema bin ich geradezu dankbar.
Um die eigene Meinung, die eigene Position zu diesem Thema ...

Nun, auch wenn die Umstände zum Attentat auf Herrhausen bis heute nicht geklärt sind, so waren sie 1989 ganz klar der RAF zugeordnet, aufgrund des Bekennerschreibens.
Ich habe diesen Tag, bzw. diesen späten Abend und die Nacht sehr intensiv miterlebt, weil Herrhausen mein oberster Chef war. Ich hatte ihn kennengelernt als einen sehr sympathischen und bodenständigen Menschen. Keiner von diesen typischen, abgehobenen Bankern, sondern ein Visionär, der vieles vorhatte, die Dinge mit ganz anderen Augen sah, und ein ausgesprochen charismatischer Mensch war, der mich sehr beeindruckte. Ich arbeitete damals bei der Deutschen Bank in Frankfurt, saß abends spät noch in meinem Büro und hörte Radio, als die Nachricht über das Attentat kam. Ich werde diesen Abend niemals vergessen. Einer der Vorstände kam in mein Zimmer gerannt und riss mir das Radio weg. Aus irgendeinem Grund hatte nur ich ein Radio dort.
Wir alle und auch ich waren total geschockt, konnten nicht glauben, was geschehen war. Es war das erste Mal, dass mich ein Attentat so "nah" tangierte, versteht ihr?
Aufgrund von Straßensperren und überall Polizei, kam ich in dieser Nacht erst gegen 24.00 Uhr nach Hause.
Um es kurz zu machen: Das Ganze ging mir ziemlich an die Nieren und diese Nacht brannte sich in mein Gedächtnis ein.
Deshalb fällt es mir schwer, zu diesem Text etwas zu schreiben, versteht ihr?
Saludos
Mucki

Klara
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Beitragvon Klara » 29.09.2008, 08:21

Hallo,
danke fürs Lesen!

Sethe, freut mich sehr, dass du damit etwas anfangen kannst, denn ich wusste nicht, ob so eine Art des Umgangs mit dem Thema überhaupt Adressaten über meine eigene (Selbst)Rezeption hinaus hat. Ich habe über deine Vorschläge nachgedacht - Rechtfertigungen zu streichen, Du-Anrede wie im Brief groß zu schreiben. Mit der Anrede bin ich sicher: Die muss klein bleiben. Sonst ragt dieses Du immer so groß heraus, das möchte ich nicht. Es ist ein eher kleinlautes Du, eines, das sich nicht sicher ist, ob es sein darf.

Bei deinem zweiten Vorschlag grüble ich noch... ich kann mich glaub ich nicht dazu überwinden, weil ich nicht so viel Traute habe - ich fühle mich darin in gewisser Weise bestätigt, nachdem Mucki ihre ganz persönlichen Erfahrungen mit der RAF geschildert hat... °grusel°

Ich meine, der größte strategische Fehler der RAF war, sich auf Personen zu kaprizieren, als könne man damit ein System töten. Die Hilflosigkeit mit Gewehren sozusagen. Denn das Unrecht ist ja systematisch, und jeder ist Teil dieses Systems.

Yorick: Danke für deinen Kommentar. Mir scheint, du verwechselst die Ebenen. Wenn ein Text politisch nicht mit deinen Anschauungen übereinstimmt, sollte man ihn deshalb nicht in Bezug auf das Technische (Schreiberische) angreifen.
Mir scheint er eine Gedankensammlung zu sein, Notizen, Ideen, Abzweigungen, Betroffenheit, Berührtheit, Angedachtes, Persönliches, Gefühltes, Vermischtes.

Das sehe ich anders, ich bin im Gegenteil eher ungewöhnlich überzeugt von diesem Text, was den Aufbau und den Zusammenhalt und den Ton betrifft. Das kann man mögen oder nicht mögen, aber eine Gedankenansammlung...?? Oder anders gefragt: Warum nicht? Was stört dich daran? Ich bin niemand, der so stolze Antworten geben mag, ich frage eher.

Mit dem erklärten Vorsatz bedingungsloser Subjekttivität (womit sich per se alle Gedanken und Gefühlsregungen erklären lassen bzw. unantastbar sind)

Nun, das ist ein legitimes und nicht nur von mir benutztes Mittel des Ausdrucks. Das Besserwisserische überlasse ich mit Vergnügen (oder auch Missvergnügen einem jungdummen Bayerischer-Rundfunk-Kommentator in den Tagesthemen ,-)

Aus dieser Unantastbarkeit entsteht eine Beliebigkeit, der man folgen kann oder auch nicht. Realität wird Fiktion, Fiktion wird Realität. Deutscher Herbst in Mittelerde.

Ich sehe die Unantastbarkeit nicht - finde im Gegenteil, man macht sich mit Subjektivität viel angreifbarer als mit behaupteter Objektivität. Ich sehe auch keine Mittelerde (ist das Herr der Ringe? Ich lese keine Fantasy.)
Ich habe viel Betroffenheit in diesem Text wahrgenommen. Und eine positionierte Nähe zu "Ulrike", welche auf mich befremdlich wirkte. Gelinde gesprochen.

Warum?

Gabriella, das ist erschütternd, was du schreibst. Ich finde, gerade deine Perspektive höchst interessant - und eben gerade keine Begründung dafür, nichts zu sagen. Wenn ich mich richtig erinnere, geht das Herrhausen-ATtentat auf die "dritte Generation" der RAF zurück, also die völlig fanatisierten. Die "erste Generation" hat ja im Grund, meine ich, nicht mal den Anschlag auf Springer gebilligt, weil dabei "unbeteiligte" Menschen verletzt wurden, und auch die Entführung der Lufthansa-Maschine wäre ihnen, hätten sie selbst geplant, nicht ins Konzept gekommen, weil zu viele "Unschuldige" dabei gefährdet waren. (Es war dann ja auch verdammt knapp...)

Ich habe diesen Tag, bzw. diesen späten Abend und die Nacht sehr intensiv miterlebt, weil Herrhausen mein oberster Chef war. Ich hatte ihn kennengelernt als einen sehr sympathischen und bodenständigen Menschen. Keiner von diesen typischen, abgehobenen Bankern, sondern ein Visionär, der vieles vorhatte, die Dinge mit ganz anderen Augen sah, und ein ausgesprochen charismatischer Mensch war, der mich sehr beeindruckte.
Das finde ich spannend! Welche Visionen hatte er?

Ich möchte hier nicht missverstanden werden (Sorry, Sethe, wenn ich mich schon wieder in vorauseilendem Gehorsam rechtfertige ,-)): Ich finde es grundfalsch - in ethischer, menschlicher, praktischer und meinetwegen auch religiöser Hinsicht - dass ein Mensch sich zum Richter über andere Menschen machen sollte aufgrund einer Theorie der Weltrettung. In diesem Punkt berühren extrem links und extrem rechts sich dann nämlich auch gefährlich schnell (sicher kein absoluter Zufall, das z. B. RAF-Anwalt Mahler später rechtsextreme Thesen vertreten hat und noch vertritt, interessant auch der Schwenk eines Konkret-linken Bürgerlichen Röhl zum Neoliberalen...). Die Frage wäre doch eher. Wie wäre Widerstand gegen Unrecht möglich, der sich nicht selbst ins Unrecht setzt? Wenn Menschen sich zum Gott machen - egal erstmal mit welcher eingebildeten Begründung -, geht das immer schief. Und die Manager in großen Investmentfirmen, die die Finanzkrise mit verursacht haben, gehören in ihrer Selbstherrlichkeit, Arroganz, Gier und Verachtung, indem sie ihre Spiellust und Gewinnsucht über alle Werte stellen und ihre Intelligenz nur für sich selbst nutzen, auch zu solchen, die sich zu Gott machen. Sie richten eine Menge Schaden an - und werden selten zur Verantwortung gezogen. Oder gar nicht. Nur minimal. Es ist eben alles nicht so einfach, schon gar nicht schwarz-weiß.

Klara

Mucki
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Beitragvon Mucki » 29.09.2008, 13:04

Hi Klara,
Klara hat geschrieben:Das finde ich spannend! Welche Visionen hatte er?

Er wollte z.B. weg vom "Großbankentum", von diesen monopolistischen Konglomeraten. Nicht mehr andere Firmen einfach kaufen, sondern selbst aufbauen, etwas erschaffen, vom ersten Stein an. Die Deutsche Bank Lebensversicherung z.B. war sein "Baby" sozusagen. Gegen alle Widerstände, setzte er sich durch und gründete sie, obwohl seine gierigen Kollegen lieber eine Lebensversicherung kaufen wollten. Er wollte "machen" und nicht erkaufen. Er war ein Mensch, den man anfassen konnte, den man in der Kantine antraf, wo auch die anderen Angestellten zu Mittag aßen. Er war eben nicht "unantastbar" wie seine Kollegen, ganz im Gegenteil.
Ich weiß noch, wie ich in einer Betriebsversammlung seinen Nachfolger am Mikrofon "angriff". Und dieser war genau der Typ Banker, den ich hasste, das genaue Gegenteil von Herrhausen. Natürlich redete er sich mit seiner Rhetorik heraus, ging nie konkret auf meine Fragen ein. Doch ich bohrte nach und durch Informationen, die mir durch andere zugesteckt worden waren, musste er hier und da dann doch kleine Zugeständnisse machen. Aber er und seine Nachfolger verkörperten genau all das, was Herrhausen eben nicht war. Herrhausen spielte oder kokettierte nicht mit seiner zweifelsohne sehr großen Macht, sondern wollte sie in Kleinbetrieben an der richtigen Stelle einsetzen. All das ist mit ihm gestorben. Heute ist die Deutsche Bank zu dem geworden, was er verhindern wollte. Es ist zum K...
Saludos
Mucki

Yorick

Beitragvon Yorick » 01.10.2008, 21:19

Hallo Klara,

Mir scheint, du verwechselst die Ebenen. Wenn ein Text politisch nicht mit deinen Anschauungen übereinstimmt, sollte man ihn deshalb nicht in Bezug auf das Technische (Schreiberische) angreifen.


Das tue ich nicht, und auch in meinem Beitrag lässt sich nicht der geringste Anhaltspunkt dafür finden (oder könnest du mir das an einem Beispiel zeigen?).

Grüße,
Yorick.

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Sethe
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Beitragvon Sethe » 04.10.2008, 18:16

Hallo Klara,

es fehlt noch eien Rückmeldung von mir. ;- )

Daß mit dem "du" nicht großschreiben, finde ich jetzt, wo Du es erklärt hast, tatsächlich besser, als diese persönliche Anrede großzuschreiben. Es ist schon erstaunlich, wieviel die Groß- und Kleinschreibung bewirken kann.

Ich muß noch mal auf die Rechtfertigung zurückkommen. Keine Traute? Wer von den ach so großen literatischen, politischen Stimmen in diesem unserem Lande hatte bis jetzt die Traute dieses Thema so anzugehen, wie Du es gemacht hast? Nicht viele. Zumindest fällt mir adhoc und auch noch nach einigem Nachdenken niemand ein. (Mir fällt nur dieses Theaterstück ein, allerdings nicht der Titel).

Wie wäre es, wenn Du die betreffenden Passagen in einem eher neutralen Perpektive schreibst?

Klara:
Man wird mir entgegenhalten, dass ich mir zu viele Gedanken um die Täter mache und zu wenig von den Opfern spreche. Diese Fragestellung ist ja aber, mit Verlaub, hier gar nicht beabsichtigt. Wenn ein Irrsinn geschah, muss man doch schauen, was und wer Verursacher sind. Man muss nach dem Warum fragen dürfen. Ich weiß: Den Toten ist es egal, auf Grund welcher Überzeugung sie sterben mussten. Aber es dürfte doch wohl klar sein, dass ich – wie jeder vernünftige, fühlende Mensch – schrecklich finde, wie viel Leid geschah. Das setze ich hier als selbstverständlich voraus.


So in der Art vielleicht:
Es läßt sich dieser Betrachtung entgegenhalten, daß hier zu viele Gedanken um die Täter gemacht werden und zu wenig von den Opfern gesprochen wird. Diese Fragestellung ist hier aber gar nicht beabsichtigt. Wenn ein Irrsinn geschah, muß geschaut werden, was und wer die Verursacher sind.
Es muß nach dem Warum gefragt werden dürfen. Den Toten ist es egal, auf welcher Grundlage welcher Überzeugungen sie sterben mußten. Aber es dürfte doch wohl klar sein, daß jeder vernünftig, fühlende Mensch es schrecklich findet, wie viel Leid geschah. Dies ist eine Selbstverständlichkeit.

Aber ich finde, dass ich mich nicht rechtfertigen muss, wenn ich mir Gedanken über Ulrike Meinhof mache


Diesen Einschub braucht der Text eigentlich garnicht. Denn vorher hast Du (ich meine Deine Fassung) ja schon erklärt, warum und wieso.

Deine Aussage ist doch u.a., man muß doch Fragen stellen, nach dem Warum fragen dürfen. Ich sage, man muß nicht nur dürfen, man muß ganz eindeutig nach dem Warum fragen müssen. Deshalb ist auch meiner Meinung nach keine direkte Ich-Rechtfertigung in dem Text notwendig.

Nachwievor, ein super Text von Dir, ob nun mit oder ohne Passagen einer Rechtfertigung.

viele Grüße
Sethe
Was ich tu, das tu ich, was ich tat, das wollte ich tun.

(aus: "Ich schließe mich selbst ein" von Joyce Carol Oates)


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