die puppe oder Sambucus nigra
Verfasst: 19.10.2008, 21:14
die puppe oder Sambucus nigra
I. Gottesgabe
Beeren. Er lief an kleinen Sträuchern vorbei. In fremden Gärten. Sammelte Holunderbeeren. Schwarze Holunderbeeren. Er mochte sie. „Mit der einen Hand pflücken, in der anderen halten“, sagte er sich. So ging Theodor vorbei an manchem. Dieses Gefühl tat ihm gut. Eine Handvoll, er war zufrieden. Ohne einen Grund eine Beere nach der anderen zu werfen. Einfach so. „So einfach“, dachte er sich. Zu laufen. Im Gras. Holunderbeeren in der Hand, zu werfen. Zu ahnen wie sie im Gras verschwinden. Immer weniger auf der Hand.
Ted war blind. Er erzählte nie etwas darüber wie es passiert, denn es passierte ohne Zweifel mitten im Leben. Ted war einfach blind, alle wusste davon, keiner fragte wieso. Zu oft fragte keiner.
„Ich bin ein Illusion des Schicksals.“, meinte Theodor. Doch es war nicht so gemeint. Als die Sonne immer größer wurde, doch die Nacht immer länger, verkroch sich Ted unter seiner Decke. Die Vergangenheit kam immer näher. Seine Blindheit war der andauernde Zeuge, des Geschehenen. Ted wollte eine Illusion sein, doch alles war viel zu real. Er fühlte die Angst nicht vergessen zu können. Sie bestimmte sein Leben.
Die Holunderbeeren waren die Therapie dagegen.
II. die blume
einige wochen nach der schwangerschaft. das kind war nicht mehr bei ihr. sie konnte es nicht ertragen. jedes mal als sie in die augen ihres kindes schaute, sah sie die augen ihres peinigers. zaira musste es weggeben. eines wusste sie, ihr kind war gut aufgehoben. zaira lebte nun vor sich hin. sie brauchte geld. ohne geld kann man nicht leben. das lernte sie früh, zu früh. geld ist die wahre massenvernichtungswaffe. alle nehmen teil daran.
zaira wollte einige unbrauchbare, aber auch brauchbare sachen auf dem flohmarkt verkaufen. sie fand eine puppe. die puppe die zaira ihrem kind kaufte. damals kein geld, um ein leib brot zu kaufen. doch eine puppe kaufte sie. eigentlich nicht zu verkaufen, dass einzige was vom einzigen kind übrig blieb. aber sie war noch was wert, sagte sich zaira, etwas mehr als erinnerung, vielleicht etwas zum essen.
zaira war eine zarte frau gewesen. sagte nicht viel, konnte ohne worte leben. wer sie berührte wurde in einen bann gezogen. geheimnisvoll, anziehend etc. etc. dies war sie, bis es passierte.
jetzt war sie älter, vielleicht reifer, aber auch schwächer.
zaira hatte nicht mehr viel zeit.
III. Konfrontation
Es war einer der Großen. Einmal im Jahr veranstaltet. Von überall kamen die Massen. Ted war auch da. Er kam sehr gut zurecht, auf dem Flohmarkt, wie ein Sehender. Aber wirklich interessierte ihn nichts. Er blieb.
Am Abend, viele packten zusammen. Ted war müde, als Blinder war es anstrengend zu laufen. In Richtung Wohnung ging er. Am letzten Stand noch kurz stehen bleiben wollte er, fragte, ob er noch etwas kaufen könne. Zaira antwortete nicht, drückte ihm die Puppe in die Hand. Ted zahlte, gab ihr einige Holunderbeeren, die er noch in der Tasche hatte, sagte: „Die bringen Glück.“ Dann verschwand seine Gestalt, im Licht der aufleuchtenden Laternen, mit der Puppe unterm Arm.
Zaira flossen zwei oder drei Tränen. Sie kannte Theodor zu gut. Sie weinte, als sie an Ted dachte, den Vater ihres Kindes.
IV. Die Fesselnde
Rebeccah hatte ein ganz normales Leben. So wie man es sich wünschte. Wohlhabende Eltern. Gute Schulbildung. Viele Freunde. Natürlich die Schönheit nicht zu vergessen. Rebeccah war sogar zu schön, um als normal bezeichnet zu werden. Aber sie war es. Nichts in ihrem Leben passte nicht zusammen. Alles war in wunderbare Ordnung. Sogar ihre Weltanschauung war perfekt. Soweit es eine perfekte Weltanschauung gibt.
Rebeccah war unschuldig. Sie hatte nie etwas schlechtes getan, sie wünschte auch niemandem etwas schlechtes. Sie glaubte sogar an Gott, betete jeden Abend, trug ein Kreuz um den Hals, vielleicht ein Davidstern oder einen Halbmond. Was spielte das schon für eine Rolle. Religion ist eine Einbahnstraße mit Halteverbot. Doch Rebeccah blieb stehen.
Es geschah nichts, bis das Paket kam.
Darin eine Puppe, einige Holunderbeeren.
V. Utopie
Rebeccah besuchte oft das Grab ihrer Eltern. Ein einfaches Grab, nur ein Stein, vielleicht sogar ein Stein. Theodor und Zaira lagen nebeneinander unter der Erde. Wieder vereint. Nach Jahren von Hass, doch am Ende siegte die Liebe zur Tochter. Sie vergab ihnen.
Rebeccah besuchte oft das Grab ihrer Eltern. Immer noch hoffend auf eine besser Welt.
I. Gottesgabe
Beeren. Er lief an kleinen Sträuchern vorbei. In fremden Gärten. Sammelte Holunderbeeren. Schwarze Holunderbeeren. Er mochte sie. „Mit der einen Hand pflücken, in der anderen halten“, sagte er sich. So ging Theodor vorbei an manchem. Dieses Gefühl tat ihm gut. Eine Handvoll, er war zufrieden. Ohne einen Grund eine Beere nach der anderen zu werfen. Einfach so. „So einfach“, dachte er sich. Zu laufen. Im Gras. Holunderbeeren in der Hand, zu werfen. Zu ahnen wie sie im Gras verschwinden. Immer weniger auf der Hand.
Ted war blind. Er erzählte nie etwas darüber wie es passiert, denn es passierte ohne Zweifel mitten im Leben. Ted war einfach blind, alle wusste davon, keiner fragte wieso. Zu oft fragte keiner.
„Ich bin ein Illusion des Schicksals.“, meinte Theodor. Doch es war nicht so gemeint. Als die Sonne immer größer wurde, doch die Nacht immer länger, verkroch sich Ted unter seiner Decke. Die Vergangenheit kam immer näher. Seine Blindheit war der andauernde Zeuge, des Geschehenen. Ted wollte eine Illusion sein, doch alles war viel zu real. Er fühlte die Angst nicht vergessen zu können. Sie bestimmte sein Leben.
Die Holunderbeeren waren die Therapie dagegen.
II. die blume
einige wochen nach der schwangerschaft. das kind war nicht mehr bei ihr. sie konnte es nicht ertragen. jedes mal als sie in die augen ihres kindes schaute, sah sie die augen ihres peinigers. zaira musste es weggeben. eines wusste sie, ihr kind war gut aufgehoben. zaira lebte nun vor sich hin. sie brauchte geld. ohne geld kann man nicht leben. das lernte sie früh, zu früh. geld ist die wahre massenvernichtungswaffe. alle nehmen teil daran.
zaira wollte einige unbrauchbare, aber auch brauchbare sachen auf dem flohmarkt verkaufen. sie fand eine puppe. die puppe die zaira ihrem kind kaufte. damals kein geld, um ein leib brot zu kaufen. doch eine puppe kaufte sie. eigentlich nicht zu verkaufen, dass einzige was vom einzigen kind übrig blieb. aber sie war noch was wert, sagte sich zaira, etwas mehr als erinnerung, vielleicht etwas zum essen.
zaira war eine zarte frau gewesen. sagte nicht viel, konnte ohne worte leben. wer sie berührte wurde in einen bann gezogen. geheimnisvoll, anziehend etc. etc. dies war sie, bis es passierte.
jetzt war sie älter, vielleicht reifer, aber auch schwächer.
zaira hatte nicht mehr viel zeit.
III. Konfrontation
Es war einer der Großen. Einmal im Jahr veranstaltet. Von überall kamen die Massen. Ted war auch da. Er kam sehr gut zurecht, auf dem Flohmarkt, wie ein Sehender. Aber wirklich interessierte ihn nichts. Er blieb.
Am Abend, viele packten zusammen. Ted war müde, als Blinder war es anstrengend zu laufen. In Richtung Wohnung ging er. Am letzten Stand noch kurz stehen bleiben wollte er, fragte, ob er noch etwas kaufen könne. Zaira antwortete nicht, drückte ihm die Puppe in die Hand. Ted zahlte, gab ihr einige Holunderbeeren, die er noch in der Tasche hatte, sagte: „Die bringen Glück.“ Dann verschwand seine Gestalt, im Licht der aufleuchtenden Laternen, mit der Puppe unterm Arm.
Zaira flossen zwei oder drei Tränen. Sie kannte Theodor zu gut. Sie weinte, als sie an Ted dachte, den Vater ihres Kindes.
IV. Die Fesselnde
Rebeccah hatte ein ganz normales Leben. So wie man es sich wünschte. Wohlhabende Eltern. Gute Schulbildung. Viele Freunde. Natürlich die Schönheit nicht zu vergessen. Rebeccah war sogar zu schön, um als normal bezeichnet zu werden. Aber sie war es. Nichts in ihrem Leben passte nicht zusammen. Alles war in wunderbare Ordnung. Sogar ihre Weltanschauung war perfekt. Soweit es eine perfekte Weltanschauung gibt.
Rebeccah war unschuldig. Sie hatte nie etwas schlechtes getan, sie wünschte auch niemandem etwas schlechtes. Sie glaubte sogar an Gott, betete jeden Abend, trug ein Kreuz um den Hals, vielleicht ein Davidstern oder einen Halbmond. Was spielte das schon für eine Rolle. Religion ist eine Einbahnstraße mit Halteverbot. Doch Rebeccah blieb stehen.
Es geschah nichts, bis das Paket kam.
Darin eine Puppe, einige Holunderbeeren.
V. Utopie
Rebeccah besuchte oft das Grab ihrer Eltern. Ein einfaches Grab, nur ein Stein, vielleicht sogar ein Stein. Theodor und Zaira lagen nebeneinander unter der Erde. Wieder vereint. Nach Jahren von Hass, doch am Ende siegte die Liebe zur Tochter. Sie vergab ihnen.
Rebeccah besuchte oft das Grab ihrer Eltern. Immer noch hoffend auf eine besser Welt.